Original von BRB-Jörg
@ mesh: Auch wenn ich mich nicht mehr äußern wollte, tue ich es nochmal. Wir drehen uns hier im Kreise, und es prallen Welten aufeinander, die nicht zusammenkommen werden. Vielleicht sollte man diese Erkenntnis einfach mal als gegeben nehmen, dann hört auch das ständige Überzeugen-Wollen und Indoktrinieren auf.
Die Krux ist eins: Die eine Seite sagt, dass jegliche politische Extreme - in diesem Fall links und rechts - abzulehnen sind und die eine Seite nicht besser ist, als die andere. Die andere Seite rechtfertigt das linke Extrem damit, dass der Kampf gegen das andere Extrem ein Muss eines jeden Demokraten ist. Dies sieht die andere Seite, für die beide Extreme gleich schlimm sind - nicht ein.
Meine Meinung: Liebe Nulldreier und "Linke", bitte akzeptiert einfach die Meinung der anderen Seite. Ihr steht links und deshalb dem anderen Extrem ablehnend gegenüber. Aber nicht jeder steht links. Und für Leute, die eben eher "Mitte" sind, sind beide Extreme abschreckend, da sie sich durch Intoleranz, Sturheit und der Akzeptanz von Gewalt als Mittel zur Durchsetzung ihrer Ziele auszeichnen. Und das wird eben von der Mehrheit der "Mitte" abgelehnt, egal aus welchem Grunde die linke Seite z.B. Gewalt gegen Rechts als gerechtfertigt ansieht. Wenn jemand aus der "Mitte" sich dann gegen linke Gewalt ausspricht, dann unterstellt die linke Seite demjenigen oftmals, dass er die Dinge, die die linke Seite bekämpft, nicht als bekämpfenswert beurteilt. Dies ist aber in vielen Fällen nicht richtig. Denn in Sachen Kampf gegen Rassismus ist sich hier die absolute Mehrheit vermutlich einig. Rassismus ist eine Form von Intoleranz, die bekämpft werden muss. Aber es gibt eben auch andere Formen von Intoleranz. Und die gibt es auch auf der linken Seite. Was wird denn alles schon als "rechts" eingestuft? Als rechts bzw. rechtsextrem gilt doch schon, wenn sich jemand zu Deutschland bekennt. Als rechts bzw. als übersteigerte, neue und beängstigende Form des Nationalismus galt es für viele "Linke" doch schon, als sich während der WM viele Leute aus Stolz auf die deutsche Nationalmannschaft mit den schwarz-rot-goldenen Farben geschmückt haben. Als rechts gilt die nordische Mythologie, als rechts gilt jeder, der meint, dass es in Deutschland Probleme mit bestimmten ethnischen Gruppen gibt. Dies sind Eure Standpunkte. Aber dies sind nicht die Standpunkte der "Mitte". Werdet Euch erstmal darüber klar. Werdet Euch drüber klar, dass es andere Sichtweisen gibt und vieles, dass was Ihr tut, einfach nur abschreckend auf andere wirkt. Dass Ihr in Vielem gar nicht mal weit von der Meinung der "Mitte" entfernt seid, sondern dieses nur komplett anders, intolerant und radikal vertretet und auch dementsprechend - zur Not mit Gewalt - versucht, durchzusetzen. Dies wirkt nun mal auf viele Leute befremdlich. Und durch diese Radikalität stellt sich die linksextreme Seite immer wieder selbst ins Abseits. Ist es dann noch ein Wunder, dass die Meinung vorherrscht, dass beide Extreme genauso schlimm sind? Sicherlich, wenn ich mir als jemand, der sich politisch eher "Mitte" bezeichnet (nicht neutral!), beide Ideologien anschaue und sehe, wofür sie stehen, dann ist mir die linke Seite lieber als die rechte. Aber wenn die Meinungen extrem werden, sind sie gefährlich - und das auch auf der Seite, von der ich eben noch sagte, dass sie mir näher steht als die andere. Die Antifa hat genügend Leute verprügelt oder zu Unrecht demagogiert, die RAF hat zahlreichen Menschen das Leben gekostet, und in velen Ländern gab es unter dem Banner des Sozialismus bzw. Kommunismus viel Unrecht. All dies trifft auch auf die rechte Seite zu. Immer noch werden Ausländer in bestimmten Gegenden Deutschlands gejagt, es gab einige faschistische Diktaturen und zwei Weltkriege. Ich mag nicht in Opferzahlen vergleichen, welche Seite schlimmer und welche weniger schlimm war. Aber eins steht für mich fest: Beide Extreme haben genügend Blut an ihren Händen.
Um den Bogen zu bekommen: Es gibt viele Leute, die müssen den Kampf für ihre politischen Ideale immer und in jedem Bereich ihres Lebens führen. Diese Leute dulden keinen, der politisch komplett anders ist, im Stadion neben sich. Und es gibt Leute, die haben zwar ihre festen politischen Ansichten, aber diese stellen sie manchmal zurück. Den Leuten ist es scheißegal, ob der, der neben ihnen nen Schal mit den selben Farben trägt, im Leben neben dem Fussball links, rechts, islamistisch oder sonstwas ist. Natürlich vorausgesetzt, er kommt wirklich des Fussballs wegen ins Stadion und nicht, um seine Ideologien zu verbreiten. Ich persönlich zähle mich zur zweiten Kategorie. Ich weiß, dass es bei mir im Fanblock Leute gibt, die PDS wählen, sich zum Teil sogar politisch engagieren. Und ich weiß, dass es Leute gibt, die sich zum rechten Spektrum zählen. Klar kann es sein, dass ich mit einem oder beiden gänzlich anderer Meinung bin. Dass ich ihn auf der Straße nicht mal grüßen würde. Aber es kann auch sein, dass ich über 90 Minuten einfach mal den Sport in den Vordergrund stelle, und mich in diesen 90 Minuten auf das Spiel konzentriere und meine Mannschaft unterstütze und alles andere - meinen Stress auf der Arbeit meinen Liebeskummer, meine Geldsorgen, und auch meine politische Überzeugung - einfach mal für diese Zeit hinter mir lasse. Grad davon lebt doch der Fussball. Von dieser Vielfältigkeit. Davon, dass er alle anzieht - ich kann mich an ein St. Pauli-Plakat aus den frühen 90ern erinnern, da steht nen Punk neben nem Anzugträger, und beide sind in diesen 90 Minuten gleich, weil für Sankt Pauli. Und warum sollte man dies jemandem, der "rechts" ist, nicht zugestehen? Nur weil er politisch anders denkt, darf er doch genauso ins Stadion kommen und sich am Spiel erfreuen. Natürlich nur solange er die Schnauze hält. Aber warum sollen "Rechte" nicht auch zum Fußball gehen dürfen? Durch Eure ewigen Diskussionen und das Ausgrenzen-Wollen bestimmter Gruppen seid Ihr auf dem besten Wege, diese Vielfältigkeit des Fußballs kaputt zu machen.
Noch eins: Nichts gegen ne gepflegte, gesittete politische Diskussion. Die muss ab und zu mal sein. Aber was hier von Zeit zu Zeit stattfindet, ist einfach zum Kotzen. Hier wird von "linker" Seite in unregelmässigen Abständen immer wieder die Moralkeule geschwungen - und jedem, der dagegen ist, wird unterschwellig Zustimmung oder gar Zugehörigkeit zur rechten Seite signalisiert. Ja, es gibt sogar einige User, die fast nur dann auf den Plan treten, wenn es um politische Themen geht. Bei denen man, wenn man mal alle geschriebenen Beiträge durchschaut, sieht, dass es in vielleicht 25% um Fußball geht und in 75% um Politik. Und genau diese Leute sind es, die hier einen großen Teil der Benutzer abschrecken oder einfach nur ankotzen. Denn ob Ihr es hören wollt oder nicht - an erster Stelle geht's hier nicht um Politik, sondern "nur" um Fußball.