Toni Petrina, unser aller Freikarten-König von Berlin, hatte mal wieder gerufen und die von ihm präsidierte „AG der Regional- und Oberligavereine des BFV“ führte das traditionelle Hallen-Turnier in der Sporthalle Charlottenburg (vulgo „Sömmeringhalle“) durch. Vielleicht noch am bisherigen Ort, denn ohne jeden Zweifel ist die Sporthalle am Weißenseer Weg weitaus geeigneter, die Interessen der AG umzusetzen – dazu im anschließenden Text mehr.
Honoriert werden muss auf jeden Fall, dass zu diesem Turnier auch Hertha BSC wieder dabei war, nachdem man es über viele Jahre oft vorgezogen hatte, sich vornehm zurückzuhalten. Dazu die Regionalligisten von Türkiyemspor und das good-will-Team des 1. FC Union ... die Köpenicker schicken schon fast traditionell ihre leicht gepimte „Zweete“.
Diese drei Teams spielten nach der durch den BFCer Jörn Lenz seinerzeit durchgeführten Auslosung (unter präsidialer BFV-Aufsicht) zusammen mit dem Spandauer SV und Titelverteidiger Tennis Borussia Berlin in Gruppe A, der offensichtlichen „Todesgruppe“.
Gruppe B war da anscheinend mit dem Verbandsliga-Turnier-Sieger Eintracht Mahlsdorf, Oberliga-Abstiegskandidat BFC Preußen, Fusionskandidat BAK (am Rande des Turniers versuchte BAK-Finanzier Mehmet Ali Han den Präsidenten von Galatasaray Spandau, Serdar Kaya, von seinen hehren Absichten zu überzeugen), dem „Jugendclub“ LFC Berlin und dem mit dem dritten Spieltermin in drei Tagen ausgelaugten Reinickendorfer Füchsen vermeintlich leichter ...
Es sei festgestellt, dass in beiden Gruppen interessanter und teilweise auch erstklassiger Hallenfußball gespielt worden ist. Interessant war aber doch das etwas abtauchende Auftreten von Titelverteidiger TeBe in Gruppe A und die nach einer anfänglich desolaten Leistung gegen den LFC doch konsequent besser werdende Leistung der Reinickendorfer Füchse in der Gruppe B.
Erwähnt sei auch das nicht dem schlechten Oberliga-Tabellenplatz entsprechende Wirken der schwarz-weißen Preußen in Gruppe B und der lautstark unterstützte Kampf der hoch motivierten Unioner in Gruppe A.
Bemerkenswert die dabei höchst unkonventionelle Unterstützung beispielsweise von vorwiegend jugendlich verqueren Fans aus dem Union-Block. Dort bemühte man auch bestimmte sexuelle Richtungen, um den Gegner zu diffamieren.
Und zum Ende der Partie Union vs. Hertha BSC schallte es dann nach einem kleinen Geplänkel von Rang zu Rang auf einmal lautstark „Alle Juden sind Schweine“ aus dem Union-Block in Richtung TeBe ... durch den musikalisch-sensiblen Turnier-Beschaller der Halle in den letzten 60 Sekunden der Partie mit der passenden Melodie noch höchst trefflich unterstützt.
Angesichts der von den Fußballverbänden verabschiedeten Repressalien für rassistische oder gewaltverherrlichende „Sprüche“ fragte der Autor da natürlich beim zuständigen BFV-Vorstandsmitglied Gerd Liesegang nach. Von diesem wird ja auch die Maxime propagiert: „Hinhören, Zivilcourage zeigen, eingreifen“!
Bei der Liesegang‘schen Antwort - der TeBe-Vorstandsvorsitzender Mario Weinkauf saß in Hörweite daneben – verschlug es einem aber fast die Sprache: „Ich habe nichts gehört – da höre ich auch nicht hin – mich interessiert hier nur der Fußball!“
Kaum verwunderlich, dass später die Version kursierte, man habe ja doch wohl nur „Alle Bullen sind Schweine!“ gehört. Kaum weniger anrüchig, aber wohl eher geeignet, die sonst so gerne angeworfene BFV-Juristerei im Tiefschlaf zu belassen.
Als später die homophoben Rufe zum Ende der Partie Union vs. TeBe wieder erschallten und zum Sturm der Unioner auf das Parkett auch die Juden-Rufe erneut aufkamen, griff dann Hallensprecher Rolf Achenbach (Hertha BSC) wenigstens mit einem vorsichtigen Mikrofon-„DuDuDu“ ein.
Sportlich setzten sich in Gruppe A die beiden Regionalligisten Türkiyemspor Berlin und die U23 von Hertha BSC in der Vorrunde durch. In Gruppe B fanden sich am Ende der Vorrunde die beiden sicherlich technisch besten Teams vom LFC Berlin und der Reinickendorfer Füchse ganz vorne.
Das erste Halbfinale zwischen Türkiyemspor und dem LFC war eine ziemlich sichere Sache für die Kreuzberger, die den LFC knapp, aber trotzdem überlegen mit 1:0 aus den Finalträumen kickten.
In der zweiten Halbfinalbegegnung kam es zur Wiederauflage aus dem vergangenen Jahr: Die vor Jahresfrist unterlegene Hertha nahm diesmal nach hartem Kampf gegen die Reinickendorfer Füchse Revanche und schaffte dabei erst Sekunden vor Schluss den glücklichen 1:0-Siegtreffer.
Im Halbfinale per Neunmeter-Schießen hatte danach der LFC Berlin gegen die immer stärker auftretenden Reinickendorfer Füchse keine Chance und unterlag mit 4:1.
Das Finale war anschließend für den Nachwuchs von Hertha BSC gegen müde wirkende Türkiyemspor-Spieler mit 3:0 eine sichere Angelegenheit und man nahm als durchgehend ungeschlagene Mannschaft verdient den Sieger-Pokal in Empfang. Die Fair Play-Trophy ging an Eintracht Mahlsdorf, als bester Torwart und bester Spieler wurden Mitglieder von Türkiyemspor ausgezeichnet und den Pokal für den Torschützenkönig nahm ein Mitglied des LFC Berlin entgegen.
Ende gut, aber nicht alles gut. Grundsätzlich muss die Entscheidung für die Sömmeringhalle überdacht werden – mit der Sporthalle am Weißenseer Weg steht eine erprobte und weitaus geeignetere Halle zur Verfügung. Bis hin zu fast schon als ideal zu bezeichnenden Möglichkeiten zur getrennten und kontrollierten Platzierung unterschiedlicher Fan-Gruppen.
Dort hätte die veranstaltende AG mit ihrem derzeit eher als Bremser auftretenden Vorsitzenden Toni Petrina in klammen Zeiten finanziell auch weitaus bessere Entwicklungsmöglichkeiten, z. B. könnte man dort zusätzlich aus einem selbst verantworteten und professionell vergebenen Catering zusätzliche Finanzmittel erwirtschaften. In der Sömmeringhalle gibt es bei dem Thema nur eine lange Nase!
Auch die Attraktivität eines für potentielle Sponsoren wichtigen VIP-Bereiches darf dabei nicht unterschätzt werden. Der peinlich lieblose und beinahe schon als armselig zu bezeichnende VIP-Bereich in der Sömmeringhalle sollte ein für alle Male in der Versenkung der Vergessenheit verschwinden ... obwohl auch ich selbst dort zu den (nicht nur) anfangs Pappteller-losen und Senf-freien Würstchen gegriffen habe ...