Wortgefecht im Casino: Kölmel und Rudi im Clinch
Dresden. Lange hatte man ihn nicht mehr auf der Tribüne gesehen, das Staunen über sein plötzliches Erscheinen war groß. Zumal er sich erst am Vortag still in der Geschäftsstelle angekündigt hatte, als er ganz privat zwei VIP-Karten für sich und seine Prokuristin Bettina Krippendorf orderte. Doch Michael Kölmel ist allemal für Überraschungen gut. Der Chef der kleinen Kinowelt GmbH aus Leipzig, die mal eine große AG war und im feinen München residierte. Der einstige Börsenstar, der mit dem Handel von Filmrechten Millionen machte und verlor, kämpft derzeit an vielen Fronten. An der Pleiße um Mieter für das Zentralstadion, an der Isar gegen die Staatsanwaltschaft, die ihm und manchem seiner Geschäftspartner Untreue und Konkursverschleppung vorwirft, und eben an der Elbe um die Sicherung und Rückzahlung seines rund fünf Millionen Euro schweren Darlehens an Dynamo.
Der einst steinreiche Geschäftsmann braucht längst wieder Kies. Da kommt ihm gelegen, dass die Schwarz-Gelben endlich an die Tür zur Zweiten Liga pochen. Dort kann man bekanntlich was verdienen - Geld, das Dynamo bloß gern für andere Zwecke verwenden möchte als zum Abstottern von gigantischen Altlasten.
Seit Herbst letzten Jahres versucht Präsident Jochen Rudi vergeblich, die in den Darlehensverträgen an Kölmels inzwischen insolvente Firma abgetretenen Vermarktungsrechte zurückzukaufen, die Kölmel kurz vor der Pleite der Sportwelt wiederum an die MB Fußballbeteiligungs- und vermarktungsgesellschaft seines Intimus' Matthias Bick in Herzberg übertrug. Rund 250 000 Euro soll Rudi seinem alten Widersacher Kölmel geboten haben, der ihn einst in der Wilhem-Ära als Aufsichtsratschef entmachtete. Doch Kölmel lehnt ab, er hat schon zu viele schlechte Jahre und Geschäfte hinter sich. Der Wahl-Leipziger scheint vielmehr sauer und versucht offenbar, dem aufmüpfigen Verein auf die Finger zu klopfen. Ohne großes Trara, aber bestimmt. Sein bestes Druckmittel: der noch nicht erklärte Rangrücktritt über seine Darlehen. Den braucht Dynamo für die Lizenz, doch das Papier gibt es nicht zum Nulltarif, wie Kölmel jetzt am Stehtisch des Casinos Rudi & Co. gedroht haben soll. Notfalls wolle er Dynamo in der Oberliga verschwinden lassen, soll er gesagt haben. Das Wort Erpressung machte sogleich die Runde.
Die Dresdner waren not amused: "Der kriegt mich nicht noch mal, wir haben uns vorbereitet", schnaubte Rudi empört, ohne Näheres über die eigene Strategie zu verraten. Aufsichtsratsvize Peter Tauber bestätigte Unstimmigkeiten: "Wenn Herr Kölmel von einer einvernehmlichen Lösung spricht, meint er, wir machen es so, wie er will." Er persönlich fand die Art und Weise des Blitzbesuches von der Pleiße "daneben" und glaubt: "Nach gesundem Menschenverstand ist die Lizenz nicht gefährdet." Nicht nur, weil es sich Kölmel als Kaufmann nicht leisten könne, den Verein abzuschießen. In den Verträgen sei klar geregelt, wann der Rangrücktritt erfolgen müsse. Zudem steht dort drin, dass Dynamo erst zurückzahlen muss, wenn es Gewinn macht. "Und da haben wir noch genügend Verlustvortrag", so Tauber. Man sei erst einmal so verblieben, "dass sich die beiden Anwaltskanzleien weiter unterhalten".
Quelle: DNN