Nach der enttäuschenden Hinrunde muss es bei Hertha besser werden, aber wie? Favre setzt auf die Jugend, bringt das den Erfolg? Dazu die dpa:
ZitatAlles anzeigenJugendstil mit Fragezeichen
Hertha BSC hat im Winter kräftig in die Zukunft investiert - um die Gegenwart allerdings gibt es dicke Fragezeichen. Nach einer enttäuschenden Vorrunde und einem insgesamt als Rückschlag einzustufenden Jahr 2007 hat Cheftrainer Favre das Personal-Karussell kräftig gedreht.
Mit dem Brasilianer Raffael (22 Jahre), dem Serben Gojko Kacar (21), dem Bulgaren Waleri Domowtschiski (21) und dem US-Amerikaner Bryan Arguez (19) wurden ausschließlich Jung-Profis verpflichtet - dagegen ist mit dem brasilianischen Nationalspieler Gilberto (31) einer der wenigen auch international erfahrenen Spieler in Richtung Tottenham entschwunden. „Wir haben einen Plan. Eine Mannschaft zu entwickeln, ist ein Prozess“, erklärte der Schweizer Lucien Favre, der immer wieder auf Parallelen zu seinem vorherigen Wirken beim FC Zürich verweist.
Auch dort hatte er den Profi-Kader komplett umgekrempelt, war zunächst kräftig abgestürzt, um langfristig mit zwei Schweizer Meistertiteln belohnt zu werden. In Berlin verfolgt Favre das gleiche Modell: 15 Spieler haben Hertha seit dem vergangenen Sommer verlassen, 14 neue sind schon gekommen. „Lucien Favre hat nicht nur den Mut, junge Spieler einzusetzen, sondern er kann sie auch besser machen“, betonte Manager Dieter Hoeneß, der durch die langfristige Vertragsverlängerung mit Vermarkter Sportfive im Winter neue finanzielle Möglichkeiten in die Hand bekam. Allein 4,5 Millionen Euro gab der Hauptstadtclub für Angreifer Raffael aus, drei Millionen für den in Deutschland unbekannten Kacar.
Über die Erwartungen für die Rückrunde, in die Hertha von Platz 12 aus startet, redet Favre nicht so gerne. „Unsere jungen Spieler brauchen Zeit“, sagte er. „Etwas besser“ solle es nun in der zweiten Halbserie laufen, „ein paar Punkte mehr“ sollen geholt werden. Für Kapitän Arne Friedrich, der wegen einer Achillessehnen-Blessur den Auftakt gegen Eintracht Frankfurt verpasst, spiegelt Platz 12 das derzeitige Leistungsvermögen wider. Zeit für lange Integration der Neuen sei nicht: „Die ersten Spiele sind schon entscheidend.“ Im Herbst hatte Hertha sogar für eine Nacht an der Tabellenspitze gestanden, um später an den Abstiegsrängen zu kratzen.
Wie bereits zum Start in die Hinrunde sind auch jetzt zentrale Teile des Teams eine Baustelle. „Es gibt noch ein paar offene Fragen“, gab Favre nach der 7:0-Generalprobe gegen den Oberligisten Germania Schöneiche gerade im Hinblick auf die Mittelfeld-Besetzung zu. Die Abwehrkette ohne Friedrich steht mit Sofian Chahed, Steve von Bergen, Josip Simunic und Malik Fathi. Nach vorn harmonieren Patrick Ebert, Raffael und Marko Pantelic schon ordentlich miteinander. Dazwischen aber gibt es viele Unklarheiten, zumal sich die Verpflichtung eines Gilberto-Ersatzes (Jacek Krzynowek vom VfL Wolfsburg) offenbar als Hängepartie bis zur letzten Sekunde vor dem Transferschluss erweist. Der Serbe Ljubomir Fejsa wird hingegen laut Hoeneß im Winter nicht kommen. Gegen Schöneiche spielte als einziger Akteur Andreas Schmidt 90 Minuten durch - der ist 34 Jahre alt und eigentlich nur noch als Standby-Profi im Kader.