Dem Landesderby ging ein Jubiläumsspiel der 74er Mannschaften des 1. FC Magdeburg und der 74er DDR Nationalmannschaft voraus. Das Spiel endete übrigens 3:3 bei einer Spielzeit von 60 Minuten.
Dieses Spiel war sicherlich ein entscheidender Grund, dass 9.226 Zuschauer (darunter ca. 500 Gästefans) den Weg ins Grubestadion gefunden haben, denn - bei aller Brisanz des Derbys - wären es ansonsten nur ungefähr die Hälfte gewesen: Beide Mannschaften können nicht mehr aufsteigen (der 1. FCM hat keine Lizenz beantragt und Halles Rückstand ist zu groß). Trotzdem war beiden Mannschaften Ehrgeiz und Einsatz anzumerken.
Vor dem Spiel gab es eine schöne Choreographie, die den Magdeburger Fanblock fast vollständig verdeckte: 4 Transparente erinnerten allerdings mehr an die Vergangenheit ("08. Mai 1974 - Paul Seguin hielt den Pokal in den Händen") als die Gegenwart.
Der 1. FC Magdeburg erwischte im Spiel den besseren Start und setzte den Gast mit zwei Chancen in den ersten zehn Minuten bereits unter Druck. Auf Hallenser Seite standen zwei Freistöße: Fährmann verzieht den ersten Freistoß am linken Tor vorbei, aber Krauß machte es aus 25 Metern besser: Ein scharf getretener Aufsetzer überrascht Beer, und der Ball ist drin. Zur Ehrenrettung des Torwartes muss erwähnt werden, dass die Mauer nicht stehen blieb, sondern in alle erdenklichen Richtungen ausschwärmte und damit sich selbst neutralisierte.
Der 1. FC Magdeburg ließ sich jedoch nicht beirren und spielte weiter offensiv. 'N Dombasi fiel im Strafraum, der Elfmeterpfiff blieb allerdings zu recht aus. Kallnik schoß aus wenigen Metern aus zentraler Position über das Tor. Nach einer Ecke von links war Probst, der für den gesperren Kreibich in das Team gerückt war, mit dem Kopf zur Stelle. Die HFC Abwehr sah dabei nicht gut aus, denn der Kopfstoß erfolgte aus einer Spielertraube.
Aufregung gab es danach: Erst blieb 'N Dombasi liegen und wenige Minuten später sein Gegenspieler Georg. Der Schiedsrichter Felix Zwayer (Berlin) und seine Assistenten erkannten weder in der einen noch in der anderen Szene auf eine Tätlichkeit - allerdings geschahen beide Szenen fernab vom Spielgeschehen, so dass auch von mir in beiden Szenen kein Kommentar abgegeben werden kann.
Zurück zum Spiel: Banser läßt auf der rechten Seite die Hallenser Abwehr stehen und spitzelt den Ball auch an Bölke vorbei an den Pfosten. Auf der Gegenseite kommt Eberhardt zum Kopfball, aber der Aufsetzer geht genau auf den Torwart, so dass Beer keine Probleme hat. Gefährlicher dann Banser kurz vor der Pause, als er von rechts an Stelle einer Flanke auf das kurze Eck zielt: Der in der ersten Halbzeit unsicher wirkende Bölke lenkt den Ball an die Unterkante der Latte, und der Linienrichter signalisiert Tor (ähnlich wie beim Wembley Treffer 1966). Krauß reklamiert zwar beim Linienrichter, erhält aber dafür nur die gelbe Karte und das Tor wird anerkannt.
In der zweiten Halbzeit zieht sich der 1. FCM zwar etwas zurück, aber der HFC kann daraus keinen rechten Nutzen ziehen: Der Spielaufbau dauert für eine Mannschaft, die an der Spitze mitspielen will, zu lange. Es fehlt auch sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite ein Flügelflitzer, der für Gefahr sorgt und von der Grundlinie die Mitte flankt. Aus dem Mittelfeld wird hauptsächlich mit Pässen in die Spitze Ofodile gesucht, der jedoch in den meisten Zweikämpfen nur als zweiter Sieger hervorgeht.
Besser macht es die Heimmannschaft: Nachdem Banser sich links durchgesetzt hat (diese Flügelwechsel sollte auch der HFC mal probieren) und auf Woitha auf die rechte Seite paßt, flankt dieser auf den Kopf von 'N Dombasi, der in den Winkel köpft (59. Spielminute). Nach einer Ecke von der rechten Seite zeigt er nochmal seine Kopfballstärke und die Entscheidung ist gefallen (4:1 in der 67. Minute).
Fazit: In dieser Form ist der 1. FC Magdeburg nächste Woche in Plauen ein ernstzunehmender Gegner für die Gastgeber und in der kommenden Saison kann er um den Staffelsieg mitspielen. Für den HFC und seinen Trainer Andreev gibt es noch viel Arbeit, wenn nächstes Jahr um den Aufstieg mitgespielt werden soll. Da der HFC bereits fünf Neuverpflichtungen für nächstes Jahr bekannt gegeben hat, wird deutlich, dass auch die Hallenser Verantwortlichen dem aktuellen Kader nicht die nötige Spielstärke zutrauen.