Auf Strohpuppen schießt es sich gut, vor allem, wenn man sie selbst aufstellt. Daß der DFB in Nazi-Machenschaften verstrickt war, ist zweifellos richtig, aber das tut in diesem Fall nichts zur Sache. Wieso muß denn SED-Unrecht mit zuvor begangenem Nazi-Unrecht begründet werden? Und ob jeder große und kleine Fußballverein ein Hort der aggressivsten, imperialistischsten Kräfte des Monopolkapitals war? Na ja ... :naja: Mit der Allzweckwaffe "Antifaschismus" ließ sich in der SBZ bzw. DDR ja allerhand durchsetzen - ob das aber in allen Fällen rechtmäßig war, darf doch wohl bezweifelt werden.
Wenn ich Dich richtig verstehe, soll hier 1989/90 im Vereinsbereich also Vergleichbares abgelaufen sein wie Ende der 40er Jahre. Vielleicht hast Du es ja so erlebt; ich sehe die Sache jedenfalls anders. Die Wiederbelebung des Vereinswesens (das es in der DDR nicht gab) lief ja nicht gemäß Staats- und Parteidirigismus ab, sondern aufgrund veränderter wirtschaftlicher und rechtlicher Gegebenheiten. Eine Leistungssport-BSG kann sich heutzutage leider nicht jedes Unternehmen leisten (außer vielleicht Bayer und VW). Klar hätte der VfB Leipzig auch als 1. FC Lok weitermachen bzw. neu anfangen können. Verboten hat's jedefalls niemand! Ob der Name "Lokomotive" aber der Sponsorensuche (vor allem unter neuangesiedelten Unternehmen) auf Dauer dienlich gewesen wäre, bezweifle ich. Zumal eben in diesem Fall der Rückgriff auf die VfB-Tradition einigermaßen nahe lag. Außerdem wurde gewissen "Dauerwessis" gleich klar gemacht, daß auch schon vor 1945 erfolgreicher Fußball in Leipzig gespielt wurde, ebenso wie danach. Ja, tatsächlich, der VfB Leipzig darf die Lok-Erfolge in der Vereinsstatistik aufführen - also wurde wohl doch nicht alles, was an DDR erinnert, vernichtet ... :wink:
Bezüglich der osteuropäischen Staaten sprach ich lediglich von "anderswo im Ostblock" und "den meisten Vereinen", wobei ich letzteres gern zurückziehe und das Gegenteil behaupte. Mir fielen nur auf Anhieb die tschechischen Fußballjahrbücher ein, wo z. B. Slavias oder Spartas Titelsammlungen nicht erst bei 1946 losgingen, sondern selbstverständlich die ganze Vereinshistorie umfaßten. Daß so etwas in der DDR nicht möglich war, hat jedenfalls wenig mit vormaligen Nazi-Machenschaften des DFB zu tun. Meine ich zumindest.