• aka


    Auf Strohpuppen schießt es sich gut, vor allem, wenn man sie selbst aufstellt. Daß der DFB in Nazi-Machenschaften verstrickt war, ist zweifellos richtig, aber das tut in diesem Fall nichts zur Sache. Wieso muß denn SED-Unrecht mit zuvor begangenem Nazi-Unrecht begründet werden? Und ob jeder große und kleine Fußballverein ein Hort der aggressivsten, imperialistischsten Kräfte des Monopolkapitals war? Na ja ... :naja: Mit der Allzweckwaffe "Antifaschismus" ließ sich in der SBZ bzw. DDR ja allerhand durchsetzen - ob das aber in allen Fällen rechtmäßig war, darf doch wohl bezweifelt werden.


    Wenn ich Dich richtig verstehe, soll hier 1989/90 im Vereinsbereich also Vergleichbares abgelaufen sein wie Ende der 40er Jahre. Vielleicht hast Du es ja so erlebt; ich sehe die Sache jedenfalls anders. Die Wiederbelebung des Vereinswesens (das es in der DDR nicht gab) lief ja nicht gemäß Staats- und Parteidirigismus ab, sondern aufgrund veränderter wirtschaftlicher und rechtlicher Gegebenheiten. Eine Leistungssport-BSG kann sich heutzutage leider nicht jedes Unternehmen leisten (außer vielleicht Bayer und VW). Klar hätte der VfB Leipzig auch als 1. FC Lok weitermachen bzw. neu anfangen können. Verboten hat's jedefalls niemand! Ob der Name "Lokomotive" aber der Sponsorensuche (vor allem unter neuangesiedelten Unternehmen) auf Dauer dienlich gewesen wäre, bezweifle ich. Zumal eben in diesem Fall der Rückgriff auf die VfB-Tradition einigermaßen nahe lag. Außerdem wurde gewissen "Dauerwessis" gleich klar gemacht, daß auch schon vor 1945 erfolgreicher Fußball in Leipzig gespielt wurde, ebenso wie danach. Ja, tatsächlich, der VfB Leipzig darf die Lok-Erfolge in der Vereinsstatistik aufführen - also wurde wohl doch nicht alles, was an DDR erinnert, vernichtet ... :wink:


    Bezüglich der osteuropäischen Staaten sprach ich lediglich von "anderswo im Ostblock" und "den meisten Vereinen", wobei ich letzteres gern zurückziehe und das Gegenteil behaupte. Mir fielen nur auf Anhieb die tschechischen Fußballjahrbücher ein, wo z. B. Slavias oder Spartas Titelsammlungen nicht erst bei 1946 losgingen, sondern selbstverständlich die ganze Vereinshistorie umfaßten. Daß so etwas in der DDR nicht möglich war, hat jedenfalls wenig mit vormaligen Nazi-Machenschaften des DFB zu tun. Meine ich zumindest.

    Wie der Wind auch weht, wie die Dünung geht, unsre Kogge liegt gut in der See!

  • Die SED hat die Vereine nicht verboten, die DDR schon gar nicht. Die Vereine wurden auf Grund eines Beschlußes der Alliierten 1945 aufgelöst. Jawohl, als Teil einer Organisation, die sich nur zu gerne in den Dienst des Naziapperates stellen ließ. Zuerst wurden sie in der amerikanischen Besatzungszone wieder zugelassen, später dann in der britischen und französischen (mit Ausnahmen: Kaiserslautern, Neunkirchen und Saarbrücken bspw. traten meines Wissens nicht wieder unter ihrem Vorkriegsnamen an). In der sowjetischen Besatzungszone blieb das Verbot bestehen. Dieses Verbot aber der DDR bzw. der SED unterjubeln zu wollen, ist historisch nicht korrekt. Ich kann hier absolut kein "SED-Unrecht" sehen.


    Das nach Gründung der DDR diese im Bereich Sportorganisation einen anderen Weg als den des Vereinswesens ging, ist mir bekannt. Was aber ist daran moralisch verwerflich oder sogar "Unrecht"?

  • Zitat

    Original von aka
    Die SED hat die Vereine nicht verboten, die DDR schon gar nicht. Die Vereine wurden auf Grund eines Beschlußes der Alliierten 1945 aufgelöst. (...) In der sowjetischen Besatzungszone blieb das Verbot bestehen. Dieses Verbot aber der DDR bzw. der SED unterjubeln zu wollen, ist historisch nicht korrekt. Ich kann hier absolut kein "SED-Unrecht" sehen.


    In Gesamt-Berlin wurden die Vereine meines Wissens 1949 wieder zugelassen, wenn auch unter Kontrolle der SED, die ja bekanntlich das alleinige Sagen hatte ( unter Kontrolle der Sowjets ).
    Der SC Union 06 Oberschöneweide hiess von 1945 bis 1949 SG Oberschöneweide und danach SG Union Oberschöneweide. 1951 wurde daraus dann Motor Oberschöneweide, was garantiert eine Entscheidung unter Ulbrichts Leitung war, der ja durch seinen harten Kurs auch den Aufstand am 17. Juni 53 zu verantworten hatte. Die Sowjets hielten sich zu dieser Zeit aus der DDR-Innenpolitik eher raus, was nicht heisst, dass sie keinen Einfluss mehr hatten. Dieser "Kleinkram" wie Sportpolitik lag in den Händen der SED und das bis zu ihrem Untergang 1989. Verantwortlich für die zivilen Sportcklubs waren die jeweiligen SED-Bezirksfürsten bzw. deren Sportbeauftragte. Trainerentlassungen wurden auch dort vorgenommen, die Verein durften vielleicht mitreden aber nichts entscheiden.


    Die DDR gehörte der SED. Und deshalb ist sie auch an allem schuld, ausser am Mauerbau... :biggrin:

  • Zitat

    Original von KrassUnion
    In Gesamt-Berlin wurden die Vereine meines Wissens 1949 wieder zugelassen, wenn auch unter Kontrolle der SED, die ja bekanntlich das alleinige Sagen hatte ( unter Kontrolle der Sowjets ).


    Das alleinige Sagen hatten sie wohl bloß in der SBZ, in Westberlin haben die schon ihr eigenes Ding gemacht.


    Zitat

    Original von KrassUnion
    Der SC Union 06 Oberschöneweide hiess von 1945 bis 1949 SG Oberschöneweide und danach SG Union Oberschöneweide. 1951 wurde daraus dann Motor Oberschöneweide, was garantiert eine Entscheidung unter Ulbrichts Leitung war, der ja durch seinen harten Kurs auch den Aufstand am 17. Juni 53 zu verantworten hatte.


    Ob das "garantiert" eine Entscheidung unter Ulbrichts Leitung war, bezweifle ich. Zumindest eine direkte Einflußnahme. Da Ulbricht der Boß vom Ganzen war, ist eine Leitung aber auch nicht kategorisch auszuschließen. Paradoxerweise hat der 17.Juni Ulbricht gerettet.
    Wo damals direkt eingegriffen wurde, das betraf gerade Union. Für die Saison 1950/51 erhielten Union Oberschöneweide und VfB Pankow ohne sportliche Qualifikation die OL-Zugehörigkeit. Schließlich mußte das politische und kulturelle Zentrum der DDR Erstligafußball spielen. Beide Vereine stiegen sportlich ab, durften aber, nachdem beide ertse Mannschaften in den Westen geflüchtet waren, als Motor Oberschöneweide bzw. Einheit Pankow ein weiteres Jahr erstklassig spielen. Solche Dirigismen waren aber nicht DDR-typisch, die "Frontstadt Freies Berlin" (Westberlin) erhielt nach Herthas Zwangsabstieg 1965 ebenfalls ihren Erstligisten ohne sportliche Qualifikation: Tasmania.


    Zitat

    Original von KrassUnion
    Die Sowjets hielten sich zu dieser Zeit aus der DDR-Innenpolitik eher raus, was nicht heisst, dass sie keinen Einfluss mehr hatten. Dieser "Kleinkram" wie Sportpolitik lag in den Händen der SED und das bis zu ihrem Untergang 1989.


    Das stimmt sicher, trotzdem bleibt das Verbot der bürgerlichen Vereine eine Entscheidung der allierten, welches die SED und die DDR nie aussprachen, allerdings auch nie wieder aufgehoben haben.


    Zitat

    Original von KrassUnion
    Verantwortlich für die zivilen Sportcklubs waren die jeweiligen SED-Bezirksfürsten bzw. deren Sportbeauftragte. Trainerentlassungen wurden auch dort vorgenommen, die Verein durften vielleicht mitreden aber nichts entscheiden.


    Das stimt nicht. Hier muß man klar zwischen Sportclubs (im Fußball 1954-1965/66) und Fußballclubs (ab 1965/66) entscheiden. Die Sportclubs, die einen Beinamen (wie Dynamo, Vorwärts, Einheit, Motor, Aktivist etc.) hatten, unterstanden der jeweiligen Sportvereinigung. Die regionalen Sportclubs, deren name nur aus dem Kürzel "SC" und dem Städtenamen bestand (ab ca. 1961 z.B. SC Cottbus, SC Frankfurt, SC Potsdam) unterstanden in der Tat dem Bezirk. In beiden Fällen ist eine Doppelfunktion von SED- und Sport-Funktionären natürlich nicht auszuschließen. In den Fußballklubs als Leistungszentren war eine direkte Einflußnahme der Bezirks"fürsten" als regionales Aushängeschild wirklich recht stark.

  • @ Fischkopp Habe deinen letzen Beitrag (vom 17.09.03) leider erst jetzt gelesen. 100% Zustimmung für die Nichtvergleichbarkeit der Situationen von 1945/46 mit denen von 1989/90!


    Und die Frage, ob die Verbote nun damals von der SED selbst ausgesprochen wurden oder nicht, ist im Ergebnis nicht von Belang: Als die SED die Möglichkeit zum agieren hatte, blieb das Unrecht bestehen. Passte das doch hervorragend in das sozialistische Grundbild. Insofern halte ich die Bezeichnung "SED-Unrecht" auch nicht für unangemessen.

  • Zitat

    Original von aka
    So kann man sich sein schlichtes Weltbild ntürlich auch zusammenzimmern. Alles, was mit DDR und SED zu tun hatte, war grundsätzlich Unrecht. :lach:


    Na ja, noch platter geht's wohl nicht?

  • Zitat

    Original von aka


    Das alleinige Sagen hatten sie wohl bloß in der SBZ, in Westberlin haben die schon ihr eigenes Ding gemacht.


    Der Einflussbereich der SED erstreckte sich natürlich nur auf den Ostsektor, hab mich wohl etwas falsch ausgedrückt.


    Trotzdem hat die DDR-Führung ( also die SED ), die alten Vereine nicht wieder zugelassen und die Reste sogar weiter zerschlagen. Im Osten wurden die Vereine enteignet ( Union z.B. hatte ja ein eigenes Stadion ), im Westen konnte sie ihren Besitz behalten.


    Zitat

    Original von aka
    (...) Wo damals direkt eingegriffen wurde, das betraf gerade Union. Für die Saison 1950/51 erhielten Union Oberschöneweide und VfB Pankow ohne sportliche Qualifikation die OL-Zugehörigkeit. Schließlich mußte das politische und kulturelle Zentrum der DDR Erstligafußball spielen. Beide Vereine stiegen sportlich ab, durften aber, nachdem beide ertse Mannschaften in den Westen geflüchtet waren, als Motor Oberschöneweide bzw. Einheit Pankow ein weiteres Jahr erstklassig spielen. Solche Dirigismen waren aber nicht DDR-typisch, die "Frontstadt Freies Berlin" (Westberlin) erhielt nach Herthas Zwangsabstieg 1965 ebenfalls ihren Erstligisten ohne sportliche Qualifikation: Tasmania.


    Union Ob und der VfB Pankow spielten vorher in der West-Berliner Stadtliga und konnten sich garnicht für die DDR-Oberliga qualifizieren. Alle Oberligavereine wurden bei der Gründung dieser Liga gesetzt, was man auch noch einigermassen nachvollziehen kann.
    In der Saison 51/52 wurde dann aber wild umbenannt, manipuliert und geschoben.
    Union Ob musste in die Bezirksliga ( 3. Liga ) absteigen und weit ab von der "Alten Försterei", am Rande Berlins spielen. Den Oberligaplatz, das Stadion und die Spieler bekam der neu gegründete Verein Motor Oberschöneweide. Bei der Umwandlung von VfB Pankow in Einheit Pankow dürfte es ähnlich abgelaufen sein.



    Zitat

    Original von aka


    Das stimt nicht. Hier muß man klar zwischen Sportclubs (im Fußball 1954-1965/66) und Fußballclubs (ab 1965/66) entscheiden. Die Sportclubs, die einen Beinamen (wie Dynamo, Vorwärts, Einheit, Motor, Aktivist etc.) hatten, unterstanden der jeweiligen Sportvereinigung. Die regionalen Sportclubs, deren name nur aus dem Kürzel "SC" und dem Städtenamen bestand (ab ca. 1961 z.B. SC Cottbus, SC Frankfurt, SC Potsdam) unterstanden in der Tat dem Bezirk. In beiden Fällen ist eine Doppelfunktion von SED- und Sport-Funktionären natürlich nicht auszuschließen. In den Fußballklubs als Leistungszentren war eine direkte Einflußnahme der Bezirks"fürsten" als regionales Aushängeschild wirklich recht stark.


    Dass die Bezirksparteileitungen nur für einige Clubs zuständig waren, wusste ich nicht, mir waren nur einige Beispiele bekannt ( wie zum Beispiel die Entlassung von Heinz Werner bei Hansa Rostock ) und ich dachte, dass es allgemein so war.



    Fakt ist jedenfalls, dass in der DDR innenpolitisch einzig und alleine die SED das Sagen hatte, egal welche Entscheidungen getroffen wurden. Da gibt es nichts zu beschönigen.


    Und wenn ich den Spruch höre:"Es war nicht alles schlecht in der DDR" fällt mir immer nur das Ampelmännchen ein...

  • thema ist zwar ein bißchen alt, aber ich will nochmal das Problem des FC sachsen und dem SV Nordwest aufgreifen.
    Beide heutigen Vereine sind direkte Nachfolger von Tura 1899 Leipzig
    Bei NW sieht es wie folgt aus:
    Gründung:
    30. August 1899
    Britannia 1899 Leipzig


    10. Dezember 1919
    aus Britannia und FC Hertha 05 Hohenzollern wird der Leipziger SV 1899


    14. November 1938
    aus dem Leipziger SV 1899 und SV Tura 1932 wird SV Tura 1899 Leipzig


    Frühjahr 1944
    Tura 1899 Leipzig und SpVgg Leipzig bilden eine Kriegsspielgemeinschaft: KSG Tura/SpVgg


    1. Januar 1946
    Verein wird auf Befehl der Alliierten Kontrollmächte aufgelöst


    Januar 1946
    Sportgemeinschaft Leutzsch (SG Leutzsch)


    31. März 1949
    Zusammenschluss der Ligamannschaften der "SG Leutzsch", "SG Lindenau-Hafen", "SG Lindenau-Aue", "SG Leipzig-Mitte" und "SG Böhlitz-Ehrenberg" als "Zentrale Sportgemeinschaft Industrie Leipzig" (ZSG Industrie Leipzig)


    1. April 1949
    Abspaltung von der ZSG Industrie Leipzig als "Zentrale Sportgemeinschaft Industrie Leipzig Abteilung Leutzsch"


    1950
    Umbenennung in BSG Stahl Nordwest Leipzig


    1952
    Umbenennung in BSG Motor Nordwest Leipzig


    1953
    Umbenennung in BSG Stahl Nordwest Leipzig


    1989
    Umbenennung in SV Nordwest Leipzig


    28. Februar 1990
    Umbenennung in SV Oertzen Leipzig


    18. August 1994
    Umbenennung in SV Leipzig Nordwest (18.8. -Beschluss; 1.1.95 in Kraft getreten)



    Augenmerk liegt dabei auf dem 1.April 49
    Bei fragen melden

  • @Fischkopp...du hast vollkommen recht mit deiner Aussage zum VfB und LOK.Der Verein blieb immer bestehen und war auch in Probstheida zuhause.Nach der Wende dachte man aber,das der Name 1.FC Lokomotive eher hinderlich sei in dem neuen goldenen Westen.Also wars wieder der VfB,jetzt halt wieder LOK.Wie sich die Zeiten doch so ändern :!:Mit beiden Namen hatte man große Erfolge feiern können,so das mir ein VfB Lok Leipzig am besten gefallen hätte.Aber das ging ja leider nicht.Oder wollte keiner.

    In dieser schönen Stadt, ist kein Platz, für nullende Bullen aus Österreich !

  • Also wir haben letztes Jahr 100 Jahre VFC gefeiert - wie ich finde, völlig zu recht. Auch wenn der Verein nach dem Krieg durch die Russen "abgewickelt" wurde. Das mag vereinsrechtlich anders sein, aber ideell blieb der VFC bei den Plauenern am Leben und die Rückbennung der "WEMA" in VFC war 1990 nur logisch.


    Näheres hier

  • Bei uns am Ort war es weniger 'SED-Unrecht' als ständig vorrauseilender Gehorsam und praktische Zwänge.


    SV Preussen09 Eberswalde löste sich schon defacto im Krieg auf, da fast alle Mitglieder eingezogen waren und der Sportplatz zu Kleingärten umfunktioniert wurde und die Nachwuchsarbeit von einer Hitlerjugendmannschaft 'abgenommen' wurde. Nach dem Krieg, wagte es keiner den Verein mit dem Namen wieder anzumelden, stand der Begriff 'Preussen' (aus damaliger Sicht) ausschließlich für Militarismus und unbedingten Gehorsam, was natürlich ansich schon unpopulär war unmittelbar nach dem Krieg. Die historische Anknüpfung zur späteren SG Eberswalde-Nord ergab sich nur dadurch, das sich alle überlebenden Preussen-Spieler dort wieder einfanden.
    Spätere Umbenennungen in ZSG (47-52) , BSG Stahl (1950-53) und BSG Motor (ab 53) waren dann reine Verwaltungsakte des DDR Sportsystems in dem natürlich die SED das Sagen hatte.


    Der FC Britania 1912 Eberswalde nannte sich schon 1933 in Eberswalder SV 1912 um (wie eigentlich alle Vereine die 'Britania' hießen). Eine direkte Anordnung von NS Seite exixtierte zwar nicht, aber es existierte damals (spätestens nach dem Reichstagsbrand) auch kein Schneid den alten Namen zu verteidigen, weil er als 'undeutsch' angesehen wurde und Versteifungen im rechten Arm damals allgemein Hip waren.
    Schon im Krieg wurde die Mannschaft mit der Betriebsmannschaft vom RAW aus reiner Personalnot vereinigt und blieb so über 45 hinaus immer die 'Eisenbahnermannschaft' obwohl der Name immer mal gewechselt hat und dem DDR System angepasst wurde (46-49 SG Eberswalde-Süd, 49-52 BSG Flügelrad Eberswalde, ab 52 BSG Lok Eberswalde).


    Nach der Wende ist bei Motor der Name aus reiner Bequemlichkeit bestehen geblieben. Eine Namensänderung (Preussen oder sonstwas) hätte Geld gekostet und die vereinsinterne Bequemlichkeit gestört, was keiner wollte. Die Namenszusätze (BSG in SV und SV in FV) sind wegen Trennung vom Kranbau und der Abtrennung der Fußballabteilung (eigene Sponsoren) gemacht worden und außerhalb kaum wahrgenommen worden. Lok hat sich im Zuge der allgemeinen Schleifung der 'DDR-Namen' in der Wendezeit in ESV Eberswalde umgenannt. Nach der Abtrennung des Fußballs aus dem Gesamtverein, hatten sie aber doch wieder ostalgische Gefühle und entschieden sich für FSV Lok Eberswalde.


    Das Motor früher mal Preussen09 und Lok mal Britania 1912 hieß, ist heute fast völlig unbekannt. Irgendwelche Rückbenennungen wären daher genauso sinnlos als wenn man wieder völlig neue Namen aus dem Hut zaubern würde. Jedenfalls hantieren sie bei festlichen Anlässen bei Motor gerne mit der Jahreszahl 1909, ob das nun historisch korekt ist oder nicht interessiert keinen da der Verein in Eberswalde ja so schon kaum einen interessiert.

    Which side are you on?
    Will you be a lousy scab or will you be a man?
    Don't scab for the bosses don't listen to their lies
    us poor folks haven't got a chance unless we organize.

  • Zitat

    Original von aka
    Wo damals direkt eingegriffen wurde, das betraf gerade Union. Für die Saison 1950/51 erhielten Union Oberschöneweide und VfB Pankow ohne sportliche Qualifikation die OL-Zugehörigkeit. Schließlich mußte das politische und kulturelle Zentrum der DDR Erstligafußball spielen. Beide Vereine stiegen sportlich ab, durften aber, nachdem beide ertse Mannschaften in den Westen geflüchtet waren, als Motor Oberschöneweide bzw. Einheit Pankow ein weiteres Jahr erstklassig spielen.


    Und so wird die Geschichte verändert und aus einer Benachteilung ein Vorteil gemacht. Die Freude bei beiden Vereinen darüber in der Oberliga mitspielen zu dürfen, war so groß, dass die Spieler beider Vereine und Funktionäre in den Westen flüchteten und die Vereine neu gründeten. Tennis Borussia hatte Glück, dass sie wegen des zerstörten Polizei-Stadions schon früher in den Westen gingen, ansonsten wäre es wohl die BSG Tennisschläger geworden. :biggrin:


    In Pankow hat die Wiedervereinigung schon kurz nach der Maueröffnung stattgefunden und auch bei Union gab es Bestrebungen spätestens bis zum 100-jährigen Bestehen im Jahr 2006 das DDR-Unrecht rückgängig zu machen und die beiden Vereine wieder zusammen zu schließen, die aber auf Grund der zahlreichen anderen Probleme erstmal in den Hintergrund gerückt sind.

  • Zitat

    Original von aka
    Die SED hat die Vereine nicht verboten, die DDR schon gar nicht. Die Vereine wurden auf Grund eines Beschlußes der Alliierten 1945 aufgelöst. Jawohl, als Teil einer Organisation, die sich nur zu gerne in den Dienst des Naziapperates stellen ließ. Zuerst wurden sie in der amerikanischen Besatzungszone wieder zugelassen, später dann in der britischen und französischen (mit Ausnahmen: Kaiserslautern, Neunkirchen und Saarbrücken bspw. traten meines Wissens nicht wieder unter ihrem Vorkriegsnamen an). In der sowjetischen Besatzungszone blieb das Verbot bestehen. Dieses Verbot aber der DDR bzw. der SED unterjubeln zu wollen, ist historisch nicht korrekt. Ich kann hier absolut kein "SED-Unrecht" sehen.


    Das nach Gründung der DDR diese im Bereich Sportorganisation einen anderen Weg als den des Vereinswesens ging, ist mir bekannt. Was aber ist daran moralisch verwerflich oder sogar "Unrecht"?


    Da kann ich nicht ganz folgen! Bei der Namenssuche für den jetzigen FC Schwedt 02 kam wohl heraus, daß der 1. Schwedter Fußballclub, der FC 1920 Schwedt, bis heute nicht aufgelöst ist. Deshalb konnte man den Namen nicht übernehmen. Ist da was übersehen worden ?

    Fußball-Live-Ticker der Landesliga & Landesklasse Nord unterhttp://www.schwedter-sport.de

  • Ich habe festgestellt, dass es in Berlin auch zur DDR-Zeit einige private Sportvereine gab, manche durfte sogar ihre alte Namen von vor 45 beibehalten, wie z.B. Berolina Stralau, Concordia Willhelmsruh, die Sportfreunde Johannisthal, Eiche Köpenick und Sparta Lichtenberg (wurde später auch BSG).
    Einer der erfolgreichsten Privat-Vereine, Lichtenberg 47, gegründet 1947 und 1968 zur BSG mutiert, spielte sogar in der DDR-Liga.

    Gab es das eigentlich auch ausserhalb Berlins? Spontan fällt mir da nur Eintracht Miersdorf (Bezirk Potsdam) ein, welche aber auch in Berliner Ligen spielten.


    Recht seltsam finde ich die Geschichte des Adlershofer BC, die sich 1955 in SG Adlershof umbenennen mussten, aber bis zur Wende Privat blieben.


    In Ost-Berlin konnten ab 1948 viele Vereine wieder unter ihren alten Namen spielen, so auch Union Oberschöneweide (wenn auch aus dem SC ein SG wurde) wieso war das beim Dresdner SC oder VfB Leipzig eigentlich nicht möglich?


    Fragen über Fragen...leider ist dieses Kapitel der DDR-Sportpolitik relativ wenig beleuchtet worden bisher, passte wohl auch nicht in die gängigen Muster, vielleicht kann ja mal jemand etwas zum Thema beitragen.

  • Zitat

    Original von GeneratoDresden
    Bloß gut, das wir als zünftischer Zoneclub keine Probleme mit irgendwelchen Vorkriegstraditionen haben. :D


    Gab es den keinen Polizei/Gestapo-Sportverein deren Tradition ihr fortgeführt habt?

  • Zitat

    Original von KrassUnion


    Gab es den keinen Polizei/Gestapo-Sportverein deren Tradition ihr fortgeführt habt?


    Nein, Dynamo ist eine reine Neugründung. Nach Auflösung der SG Friedrichstadt sollte fix Ersatz her und so wurden aus allen VP-Mannschaften (vor allem Potsdam) die besten Spieler zusammengeholt und nach Dresden verfrachtet. Damit sollte Volkes Seele, welche nach dem Meisterschaftsfinale SG Friedrichstadt - ZSG Horch Zwickau ohnehin mehr als erwünscht aufgewühlt war, beruhigt werden. Dem gleichzeitigen Aufsteiger SG Mickten (BSG Sachsenverlag -> BSG Rotation -> SC Einheit -> FSV Lok) traute man das wohl nicht zu. Als die sich dann doch in der Oberliga festgesetzt hatten, hieß es ein paar Jahre später für die inzwischen unter "Dynamo" spielende Mannschaft (nur die erste Mannschaft) ab in die Fußballprovinz Berlin. Die spielte dort dann unter dem Namen SC Dynamo (später BFC Dynamo), Dynamo Dresden übernahm den Platz des SC DHfK Leipzig nach dessen Auflösung in der DDR-Liga (Zweitklassigkeit) und stieg zwischendurch bis in die Bezirksliga (damals 4. Liga) ab. Der BFC und Dynamo DD entstanden also aus dem gleichen Verein und sind reine DDR-Kreationen ohne Bezug zum Vorkriegsfußball.