Leere Ränge, keine Einnahmen, kaum Stimmung. So sieht es in den deutschen Stadien aus, wenn die Zweitvertretungen der Bundes- und Zweitligisten zu den Punktspielen erscheinen. Und das seit Jahren. Wen interessiert es, wenn Cottbus II oder Wolfsburg II auf der Lohmühle auflaufen? Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist das Thema längst bekannt. Aber Gegenmaßnahmen wurden bisher nicht eingeleitet.
Das könnte sich jetzt ändern. Vielleicht schon zur Saison 2010/11. Beim Staffeltag der Regionalliga Nord am vergangenen Donnerstag in Berlin referierte der DFB-Spielausschussvorsitzende Heinz-Leopold Schneider über die „ungeliebten Reserveteams“ in der Dritten Liga und in den drei Vierten Ligen. 25 Klubs haben sich dort inzwischen „eingenistet“.
„Das ist eindeutig zu viel“, betonte Schneider gegenüber den LN. „Wir kennen die Sorgen und Nöte besonders der Traditionsvereine. Wir müssen in absehbarer Zeit Korrekturen vornehmen.“ Der Bochumer, der auf dem DFB-Bundestag 2007 die Nachfolge von Hermann Selbherr antrat, hatte vor vier Tagen ein dreistündiges Gespräch mit DFB-Präsident Theo Zwanziger. „Er teilt die Auffassung, dass eine Änderung dringend notwendig ist. Aber es ist ein sensibles Thema. Denn die Profiklubs haben Mitspracherecht.“
Der Spielausschuss hat in einem 48 Seiten umfassenden Papier, das der Öffentlichkeit noch nicht zugängig gemacht werden soll, verschiedene Vorschläge unterbreitet. Eine Option, die auch früher schon diskutiert worden war, ist die Ausgliederung der Reserve-Teams der Profi-Klubs in eine eigene Spielrunde. Bereits im Januar hatte sich DFB- Vize Hermann Korfmacher dazu geäußert: „Wir werden die Frage, ob die Regionalligen bis zu 22 dieser Teams verkraften, aufgreifen, um die Wirtschaftlichkeit besser zu gestalten. Dabei wollen wir auch die Frage einer eigenen Spielrunde grundsätzlich untersuchen.“ Schneider steht diesem Vorschlag jedoch skeptisch gegenüber: „Sie wurde schon dreimal gestartet und dreimal nicht zu Ende geführt.“
Bei allen angestrebten Veränderungen ist dem Spielausschuss klar, dass dadurch die Nachwuchsförderung nicht behindert oder abgebrochen werden darf. „Der Aufbau der Leistungszentren, die sportbetonten Schulen, die A- und B-Jugend- Bundesligen sind gut. Das soll erhalten bleiben. So wurden auch die Erfolge der U17-, U19- und U21-Nationalteams möglich“, weiß Schneider. „Wenn aber ein Bundesliga-Reserveteam mit einem Durchschnittsalter von 23,2 Jahren antritt, dann hat das mit Nachwuchsförderung wenig zu tun.“ Ein Seitenhieb an den VfL Bochum. Der Schnitt bei den Zweitvertretungen sollte seiner Meinung nach zwischen 20,5 und 21,8 Jahren liegen.
Ein besonderes Lob sprach Schneider dem VfB Lübeck in Sachen Einsatz von Nachwuchsspielern aus. Die Grünweißen stehen in der Statistik, die der Spielausschuss angefertigt hat, mit Abstand an erster Stelle. Dass Durchschnittsalter – ohne Dietmar Hirsch – betrug 21,23 Jahre. „Das ist vorbildlich“, sagt Schneider. „Auch wenn sich der Verein aus der finanziellen Not heraus keine teuren Spieler, die meist älter sind, leisten kann.“
Schneider steht hinter dem VfB und den anderen Traditionsteams. Genauso wie Theo Zwanziger. Es hat den Anschein, als wenn sich in Sachen Zweitvertretungen bald etwas ändern wird.
Von Peter-Wulf Dietrich
(Lübecker Nachrichten)
Na mal sehen was sich die DFB-Oberen da für ne "glorreiche Idee" einfallen lassen ...