Ich wüsste nicht, wo ich das Wort Tradition, im besten Falle noch korrelativ zu Geld, überhaupt in die Argumentation eingebracht haben sollte.
Falls es mißverständlich war, was ich meinte mit "ich verstehe die Motivation der einzelnen Parteien", dann werde ich das nochmals präzisieren: ich verstehe die Motivation der einzelnen Parteien. An Stelle eines eher wenig erfolgreichen allenfalls regional bedeutsamen Vereins ist es selbstverständlich reizvoll, statt Metzgermeister Müller eben gleich einen global Player einzuladen und die Umstrukturierung etwas zu beschleunigen. Ort, Vereinsname, Farben, vielleicht sogar die Sportart, das ist doch in den USA und deren Franchise-Kultur durchaus erprobt und sorgt für volle Hallen/Stadien und sehr guten Sport (bis auf Fußball...aber das ist bestimmt nur ein großer Zufall). Alles verzeihlich, verständlich und "normal". Ich hielte es zwar im Sinne des Großen, Ganzen und Schönen für erstrebenswerter, mit Kontinuität, besonnenem Handeln auf allen Ebenen und vielen richtigen Entscheidungen auf sportlicher Ebene plus etwas Glück Erfolg zu haben, was vielleicht am ehesten in Richtung "Tradition" gehen würde, aber die Chance, dass ein mittelmäßiger Fünftligist mit dieser Maxime irgendwann im Profifußball spielt, ist natürlich nicht besonders hoch und der Weg steinig. Ob das ohne RB in Markranstädt überhaupt möglich wäre, weiß ich nicht einmal, tut aber wohl auch wenig zur Sache.
Möglicherweise ist Erfolg ab einer bestimmten Ebene nur noch über Modelle wie RB erreichbar, das ist zwar nach meinem fast schon überromantischen Verständnis keine allzu reizvolle Aussicht, aber zum Glück geht es ja nicht immer nach mir. Ich sehe jedoch in meiner kleinen naiven Welt einen konzeptuellen Unterschied zwischen RB L.E. und Hoffenheim, Wolfsburg, Leverkusen etc., und mir würde es noch nicht einmal einfallen, das konkret zu kritisieren. Den kleinen Artikel habe ich übrigens im Vorbeigehen geschrieben und ganz viele bestimmt supidupiwichtige Zwinkersmileys nicht gesetzt und ne journalistische Glanzleistung war es beileibe auch nicht, das ist mir bewußt. Ich finde Profifußball aus sportlich-ästhetischen Gründen auch gut und schaue ihn mir gern an. Als ich unlängst bei Wolfsburg - Leverkusen im Stadion weilte, habe ich mich sehr amüsiert, und die beschworene "Tradition" lenkte auch glücklicherweise vom Spiel nicht allzu sehr ab... Im Endeffekt ist mir das ohnehin egal, was da in Leipzig passiert, mir persönlich ist es aber beispielsweise ganz recht, dass ISP bei Union nicht mehr mitmischt, nicht nur weil irgendeine angebliche Stasiverwicklung dazu geführt hat oder weil ISP sowieso den immensen Zahlungen nicht nachgekommen wäre, sondern weil sich sehr schnell zeigte, wie viel Einfluss ein großkalibriger Geldgeber auf "seinen" Verein nehmen will. Dass, wer Geld bezahlt, dafür auch etwas bekommen soll, ist klar. Aber offene Einflussnahme auf Sportliches etwa (ob und wie das bei RB ist, entzieht sich meiner Kenntnis), gehen dann für mich persönlich (!) zu weit, die Vereinsfarben find ich eigentlich auch ganz hübsch und an einen 1. ISP Union Abu Dhabi hätte ich mich auch so schnell nicht gewöhnen können. Andere vielleicht, und die sind vielleicht zahlungswilliger oder -fähiger als ich und dann könnte ich irgendwann endlich wieder häufiger in die Oper oder etwas anderes schönes mit meiner Zeit angefangen.
Wenn Sie der Meinung sind, das wäre alles völlig üblich und nur etwas transponiert, was dort bei Leipzig passiert, bitte. Ich habe noch nicht einmal eine großartige Meinung dazu und endlos streiten will ich mich über so etwas nach meinem Dafürhalten eher Unwichtiges auch nicht. Auf den unbedarften Betrachter, in diesem Fall mich, wirkt die Markranstädter Schule allerdings etwas ... nunja ... ungehobelt. Aber man kann auch ambitioniert und zielstrebig sagen, das liegt im Auge des Betrachters.
Von der ablenkenden (üblich???) und meine These bestätigenden Einleitung ihrerseits nehme ich Notiz und verwende einmal Ihr warum auch immer so beliebtes Stilmittel: Lach. Wenn dies im Verständnis eines Mods, bsp Ihnen, zu persönlich war, bitte sperren. Ich verspräche allerdings, weiterhin zu versuchen, so fair, höflich und wenig anmaßend zu sein wie möglich.