Tragen Fussballvereine bald Unternehmensnamen?

  • Auf dem Ende dieser Woche stattfindenden DFB - Bundestag wird auch ein Antrag des Sächsischen Fussballverbandes behandelt, der den Landesverbänden die selbständige Entscheidung darüber geben soll, ob die Vereine in ihren Ligen auch Firmen-Namen zusätzlich zu dem Vereinsnamen tragen dürfen.


    Der Antrag ist im Antragsheft unter Antrag Nr. 38 zu finden.


    Derzeit gibt es etliche Spielklassen und Landespokale, die nach einem Geldgeber genannt sind. Auch sind z.B. in Frankfurt a.M. alle Amateurklassen von Kia gespoensert.


    Was haltet ihr davon?
    Ich selber befürchte, dass dann österreichische Sitten eintreten und man sich alle paar Jahre einen neuen Vereinsnamen merken muss, so wie es derzeit schon bei einigen Fussballstadien (z.B. Volksparkstadion in Hamburg) ist.
    Auch verstehe ich nicht, wie dann noch verhindert werden soll, dass ein Unternehmen mehr als 49,5 % des Vereins übernimmt.

    100% Anti DFB
    100% für den "modernen" Amateurfussball!


  • Auch verstehe ich nicht, wie dann noch verhindert werden soll, dass ein Unternehmen mehr als 49,5 % des Vereins übernimmt.



    Wieso sollte das nicht funktionieren, wenn es als Lizensvorgabe fixiert wird? :gruebel: Oder beachte ich da jetzt irgendetwas nicht?


    Auch könnten Vereine selber solchen Paragraphen in der Satzung haben, der es verbietet mehr als 50,05 oder halt 51% % Vereinsaktien zu veräußern. Ich denke da gibt es Möglichkeiten solchen Zuständen den Riegel vorzuschieben.



    Ansonsten bin ich bei deiner Thematik sehr gespaltener Meinung. Gerade der Namensverkauf des Volksparkstadions, hat den HSV und ich denke nen Haufen anderer Vereine auch, vor größerem Schaden bewahrt. Durch die Partnerschaften konnten finanzielle Möglichkeiten verbessert werden und im Verein gehts wieder aufwärts. Volksparkstadion ist für den Fan immer noch ein Begriff.
    Ich sehe eigentlich keinen Schaden am HSV, sondern mehr die Vorteile die der Verkauf gebracht hat.

    Mir doch egal wer dein Vater ist, wenn ich hier angle wird nicht über`s Wasser gelaufen !


  • Ich zitiere mal aus dem pdf-Dokument, Seite 65 und 66:



    Antrag Nr. 38 Betreff: § 15 der DFB-Satzung
    Antragsteller: Sächsischer Fußball-Verband


    Antrag:
    Der DFB-Bundestag möge beschließen, § 15 Nrn.2. und 5. der DFB-Satzung zu ergänzen:


    § 15
    Namen der Mitglieder
    1. Die Vereine sind als Mitglieder der Mitgliedsverbände die Träger des Fußballsports.
    Die Vereinsnamen haben dieser Bedeutung zu entsprechen.
    2. Änderungen, Ergänzungen oder Neugebungen von Vereinsnamen und Vereinszeichen
    zum Zweck der Werbung sind unzulässig.
    Die Landesverbände können für
    Die Umbenennung bedarf der Zustimmung des zuständigen Landesverbandes,
    die nur erteilt werden kann, wenn der Name eines Sponsors als Ergänzung des
    Vereinsnamens für einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren angenommen
    werden soll. Nr. 1. ist zu beachten. § 3 des Teils B. der allgemeinverbindlichen
    Vorschriften über die Beschaffenheit und Ausgestaltung der Spielkleidung gilt
    entsprechend.
    Die Nutzung der der Werbung dienenden Ergänzung des Vereinsnamens in den
    Lizenzligen, den DFB-Spielklassen und der 5. Spielklassenebene ist unzulässig.
    (Nrn. 3. und 4. unverändert)
    5. Die Bestimmungen der Nrn. 1., 2. Absatz 1 und Nr. 4. gelten für die Tochtergesellschaften
    der Lizenzligen, der 3. Liga und der Regionalliga entsprechend. Der Name
    der Tochtergesellschaft muss den Namen des Muttervereins enthalten.


    Begründung:
    Unterklassige Vereine sind zunehmend nur durch die Hilfe und Unterstützung von Sponsoren
    lebensfähig. Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Sponsoren wird einerseits
    schwieriger, andererseits stellt die Sponsorengewinnung die Finanzierungsgrundlage
    sehr vieler unterklassiger Vereine dar. Die finanzielle Absicherung des Spielbetriebes ist
    ohne Sponsoren fast unmöglich geworden. Eine wirkungsvolle Gegenleistung kann dem
    Sponsor kaum erbracht werden. Deshalb drückt eine Verbindung von Verein und Sponsor
    im Vereinsnamen eine enge Partnerschaft aus. Die Bereitschaft von Sponsoren, sich für
    einen Verein zu engagieren, würde zunehmen, wenn ihr Unternehmen in der Öffentlichkeit
    wirksamer dargestellt werden könnte.
    Voraussetzung ist, dass der bestehende Vereinsname bestehen bleibt und nur durch die
    Aufnahme eines Sponsors für mindestens fünf Jahre für Vereine der Landesliga und
    unterhalb der Landesliga ergänzt werden kann.
    Da es innerhalb des DFV der DDR möglich war, den Namen eines Trägerbetriebes einer
    Betriebssportgemeinschaft in den Vereinsnamen aufzunehmen, würde die Tradition eine
    solche Namensgebung nicht ausschließen.
    Gerade auf dem Gebiet der neuen Bundesländer sind in den zurückliegenden Jahren in
    Verbindung zwischen Verein und Sponsor zahlreiche Partnerschaften entstanden, die
    ihren sichtbaren Ausdruck in einer Aufnahme des Sponsors in den Vereinsnamen finden
    würden. Die Schaffung der Möglichkeit der Aufnahme des Namens eines Kleinunternehmers
    in den Vereinsnamen würde für diese Unternehmensgruppe den Weg öffnen,
    sich als Sponsor zu engagieren.
    Die Vereine im Osten Deutschlands haben nicht die Chance, Großunternehmen als Sponsor
    zu gewinnen, da diese mit ihrem Sitz im Westen unserer Republik angesiedelt sind.



    Hier geht es aber nur um Vereine, die mit ihren Mannschaften ausschließlich
    am Spielbetrieb unterhalb der 5. Spielklassenebene teilnehmen...

  • Gab es da nicht gestern das EU-Urteil zum VW-Gesetz?! Dort wurde genau so eine Begrenzung gekippt und da Fußballvereine ja schon wie Wirt.Unternehemen behandelt werden, könnte es da zu Problemen kommen.


    Willkommen dem 1.FC Kinowelt Union und Sachsen Kinowelt Leipzig - Ne, soetwas will ich nicht haben :thumbdown:

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    Es ist ein Brauch von Alters her, wer Sorgen hat, hat auch Likör.

  • Wieso sollte das nicht funktionieren, wenn es als Lizensvorgabe fixiert wird? :gruebel: Oder beachte ich da jetzt irgendetwas nicht?


    Auch könnten Vereine selber solchen Paragraphen in der Satzung haben, der es verbietet mehr als 50,05 oder halt 51% % Vereinsaktien zu veräußern. Ich denke da gibt es Möglichkeiten solchen Zuständen den Riegel vorzuschieben.


    Wer kann sich aber schon sicher sein, ob z.B. der 1. FC Union die-fans.de Berlin nicht doch intern auch von www.die-fans.de beherrscht wird? Lizenzvorgaben, die es in den betreffenden Ligen aber nicht gibt, helfen da auch nicht weiter.


    RedWhite:
    Macht es den Vorschlag besser weil es nur um Vereine geht, die unterhalb der neuen 5. Liga spielen? Auch wenn man über 5 Jahre einen Namen halten muss, dürfte ein Namenswechsel häufig sein. Und was mit dem Namen des Vereins bei einer Insolvenz des namensgebenden Unternehmens passiert möchte ich mir gar nicht ausmalen. Dann muss der Verein evtl. sogar noch 3 Jahre einen Namen tragen, denn es nicht mehr gibt und dafür auf Geld verzichten.

    100% Anti DFB
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  • Ich seh es kommen, wäre typisch Profifußball.


    PS: Sehe es wie dastalent. Ligen- und Pokalumbenennungen find ich okay, genau wie die von Stadiennahmen. Bei Vereinsnamen (a lá SC interwetten.com) hab ich Bauchschmerzen. Es wird aber mittelfristig nicht zu verhindern sein.

  • An Stadion- und Ligenumbennung hab ich mich ebenfalls bereits gewohnt bzw aufgrund des wirtschaftlichen Faktors in Kauf genommen.
    Vereinsnamen sollten "heilig" bleiben.
    Früher oder später wird es aber sicherlich so kommen, dass auch diese an Sponsoren vergeben werden.
    Aber ob sich unterhalb der fünften Liga soviele Sponsoren finden werden die einem Verein ihren "Stempel" aufdrücken wollen, möchte ich bezweifeln. Es sei denn der Verein soll mit alles Macht nach oben gebracht werden um dann den Werbeeffekt zu haben. Nur wird diese Art von Werbung die meisten Fans wahrscheinlich eher abschrecken, als dass sie sich der Firma zuwenden.

    Deine Mudder is so fett, die isst Meloneneis mit ganzen Früchten !!

  • Aber ob sich unterhalb der fünften Liga soviele Sponsoren finden werden die einem Verein ihren "Stempel" aufdrücken wollen, möchte ich bezweifeln. Es sei denn der Verein soll mit alles Macht nach oben gebracht werden um dann den Werbeeffekt zu haben.


    Doch, da werden sich einige finden. Aber mit aller Macht nach oben geht ja lt. Antrag nicht, da der Sponsorenname ab der 5. Spielklassenebene nicht mehr auftauchen darf. Der Hintergedanke hierbei ist glaube ich etwas weniger dramatisch und seelenverkäuferisch, als die meisten annehmen. Es soll halt für mittelständische Sponsoren attraktiver werden, sich beim Fußball in der Region zu engagieren und somit mehr Gelder für die Vereine, Jugendförderung usw. zu gewinnen, was ja wiederum der Attraktivität strukturschwacher Gebiete zugute kommt. Das hat nichts mit "Hoppenheim" oder RotStier Salzburg zu tun.


    Fraglich ist natürlich, ob damit nicht der erste Schritt auf einem Weg begangen und das früher oder später weiter oben auch praktiziert wird.

  • Der Antrag ist m.E. vollkommen sinnfrei. Für die paar Euro, die ein Sponsor für den Namen eines sechsklassigen Vereins springen lassen wird, so einen Terz zu machen... :sleeping: Und sobald er mal aufsteigt, muss er den Namen wieder ablegen. Toll.


    Edit - aus der LVZ: "Fraglich ist, ob der Antrag durchgeht. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat nur ein geringes Interesse an einer Öffnung der Namensrechte. Viel mehr soll es weiter eine einheitliche Linie vom Profi- bis in den Amateurbereich geben. Auch bei Vorgesprächen unter den Landesverbänden zeichneten sich nach Reichenbachs Aussage keine Mehrheiten für die Annahme des Antrages ab. So ist durch-aus noch ein kurzfristiges Zurückziehen des sächsischen Antrages möglich.
    Reichenbach unterstrich, dass es sich bei dem SFV-Anliegen ausschließlich um den eigenen Entscheidungsraum von der Landesliga abwärts handelt. Ambitionen des Oberliga-Vereins FC Sachsen Leipzig, der mit einem Energy-Drink-Hersteller in Verbindung gebracht wird, werden vom SFV nicht vertreten. "

  • @ Theo: wobei grad das Beispiel Hoffenheim hier nicht richtig ist. Er hat den Verein übernommen ohne ihn umbenennen zu wollen. Hat nen modernes Stadion und ne tolle Infrastruktur geschaffen und den Verein mit seinem Geld nach oben geführt. (Und die Umbenennung des Stadions war ja auch nicht seine Idee, sonst hätte es wohl eher SAP-Stadion geheißen).


    Genau so ein Engagement wünschen sich viele Clubs. Okay, das Beispiel Hoffenheim ist extrem. Aber verwerflich ist daran gar nichts.

  • Meine Prognose: Die Vereinsumbenennung im Profifußball wird kommen, früher oder später. Dies erfolgt ähnlich der Stadionumbenennung. Zuerst erfolgt eine Umbenennung bei einem Verein mit weniger emotionalen Pathos. Bei der Stadionfrage war es die Werkself Leverkusen, diesmal könnte es Wolfsburg (in VW Wolfsburg) sein. Dann wird ein angeschlagener Bundesligist dem Beispiel folgen. Bei der Stadionumbenennung war es der HSV. Die Begründung: Nur so kann man finanziell überleben. Dabei muß man sich die möglichen, finanziellen Dimensionen vor Augen führen. Der Vereinsname wird um ein vielfaches mehr in den Medien genannt als der Stadionname. Dementsprechend kann man mit Mehreinnahmen kalkulieren, die den Etat des FC Hansa bei weitem übertreffen können. Verlockungen, die nur zu einem Ergebnis führen können, der Umbenennung von Profivereinen. Ob diese allerdings angenommen werden, entscheidet dann der Konsument (Fan) mit weiterem Interesse für den Verein. Ich glaube, es wird bleiben, wenn die Zeit gekommen ist.


  • ohne Hopp wäre Hoffenheim auch nicht hochgekommen.


    Das ist richtig, aber das hat mit dem Thema an sich ja nichts zu tun. Welcher Verein der oberen Ligen wäre überhaupt ohne Sponsoren dort, wo er jetzt steht.


    Ansonsten Zustimmung zum Beitrag vom talent. Sowas könnte ich mir vorstellen, und in der Art ist es ja längst üblich.

  • Ich denke auch das es auf die AG`s hinauslaufen wird. Da drehen jetzt schon einige Vereine am Rad um die Vorraussetzungen zu erfüllen. Bin wie gesagt skeptisch, aber nicht grundsätzlich ablehnend dem gegenüber, da es paar gute Gründe gibt diesen Weg zu gehen.

    Mir doch egal wer dein Vater ist, wenn ich hier angle wird nicht über`s Wasser gelaufen !

  • @ dastalent71
    In England sind es hauptsächlich sehr wohlhabende Privatleute, die ihr eigenes Geld reinbuttern. Dann ist es nicht verwunderlich, wenn sie ein bißchen mitreden wollen. ;)


    Außerdem gibt es schon jetzt genug Firmen, die was sagen wollen: Trikotsponsor, Stadionsponsor, Kreditinstitute etc. Da fällt ein weiterer Geldgeber gar nicht auf. Naja, wir werden sehen. Meine Erfahrung sagt mir, wo Geld zu machen ist, wird es gemacht. Der Kunde wird sich schon daran gewöhnen. Außerdem ist es ja egal, wie der Verein offiziell heißt, im Herzen bleibt er immer... und so weiter.

  • Ich denke auch das es auf die AG`s hinauslaufen wird. Da drehen jetzt schon einige Vereine am Rad um die Vorraussetzungen zu erfüllen. Bin wie gesagt skeptisch, aber nicht grundsätzlich ablehnend dem gegenüber, da es paar gute Gründe gibt diesen Weg zu gehen.


    Nun, bei einigen Vereinen ist es längst Realität. Kann es aber so stehen lassen, wie Du schreibst. Für die Vereine an sich ist eine AG bzw. eine KGaA ein gutes Geschäftsmodell, grad wenn es um Kohle geht. Nur der Einfluss der Basis wird dann halt automatisch weniger. Es sei denn, alle Mitglieder wären Aktionäre im Umfang ihrer Mitgliedsbeiträge, aber das ist ein anderes Thema. Generell finde ich es aber trotzdem gut, dass grad der HSV, der in Sachen Stadionnamen ja noch Vorreiter war, noch keine GmbH oder AG als Geschäftsform zu stehen hat, sondern immer noch der gute, alte eingetragene Verein ist.