Fahr Bus und Bahn, aber nicht heute !

  • Lokführer vergrätzen Hafenarbeiter
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,517859,00.html


    Ich arbeite auch im Hafen. Es ist zwar "nur" der Binnenhafen Magdeburg, aber die Auswirkungen des Streiks werden auch für uns immer komplizierter. Und wer denkt ab Samstag um 02:00 Uhr läuft alles erstmal wieder normal, der hat keine Ahnung. Das dauert Wochen und Monate, diesen Rückstand auf zu holen.
    Wer als Schichtbrot mit 1-2% Lohnzuwachs (wenn überhaupt) zufrieden zu sein hat, der kann über die Forderungen der GDL doch nur milde lächeln. Und das ich als Lokführer nicht unbedingt von Mo.-Fr. pünktlich um 16:30 zu Hause bin und das Familienwochenende geniessen kann, hab ich doch vorher gewusst.
    Bin absolut nicht gegen gut begründeten Arbeitskampf, inclusive auch unbefristeter Streiks. Doch speziell die Hauptforderung der Herren-Lokführergewerkschaft halte ich für masslos.
    Ein eigener Tarifvertrag nur für das Fahrpersonal? Wo soll denn das hinführen?
    Die fahren ohne all die anderen Eisenbahner doch nicht einen Meter :!:
    Aber wer sich nur ein klein wenig in der Materie auskennt, weiss um den Standesdünkel der da mitschwingt.

    Ich habe mich doch nicht Jahrmillionen der Evolution an die Spitze der Nahrungspyramide gekämpft, um mir dann eine Salatplatte zu bestellen. H. Lehre

    Einmal editiert, zuletzt von Lumpi ()

  • Doch speziell die Hauptforderung der Herren-Lokführergewerkschaft halte ich für masslos.
    Ein eigener Tarifvertrag nur für das Fahrpersonal? Wo soll denn das hinführen?


    Zu einer Gewerkschaftsreform?! Die ist nämlich auch schon lange überfällig. Die Solidargemeinschaft exestiert doch nur noch auf dem Papier,in der Realität hat sie sich längst erledigt. Dafür sind die großen Gewerkschaften viel zu nahe an die verschiedensten Vorstände herangerückt und verfolgen auch bloß noch ihre eigenen Machtinteressen. Das der "Aufstand" der kleinen GDL weder Politik noch Wirtschaft schmeckt,sieht man am besten bei den massenweisen Aussagen das die Volkswirtschaft angeblich darunter leidet und der Wirtschaftsaufschwung ins Stocken gerät. Ich persönlich finde es gut,mit welcher Konsquenz die Lokführer ihr Ding durchziehen.Das kann u.U. ein Signal für die anderen Gewerkschaften sein, das die Zeit reif ist,seinen Mitgliedern richtig gute Tarifabschlüsse zu sichern wenn man nur hart bleibt.

    Bei jeder Streitfrage gibt es zwei Standpunkte: meinen und den falschen.


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  • Wer immer noch nicht verstanden hat, dass es um das grundsätzliche Aufbegehren der unterbezahlten arbeitenden Bevölkerung gegen die industriellen Wirtschaftsunternehmen geht, hat anscheinend in Heimatkunde geschlafen!


    Die fehlende Solidarität innerhalb unseres Landes zwischen Studenten, Gewerkschaftern, Rentnern und Arbeitenden ist in meinen Augen unverständlich und wäre beispielsweise inm Nachbarland Frankreich undenkbar.


    Aussage wie: " Ich komme zu spät zur Arbeit." und "Warum sollen die mehr bekommen, wenn mein Lohn nicht auch erhöht wird." zeugen von Kurzsichtigkeit und minderem geistigen Auffassungsvermögen!


  • Schade, dass Du Dich offensichtlich nicht richtig informiert hast, bevor Du hier reinschreibst. Wie viele eben... Okay, vieles kann man nicht wissen. Ich hatte mich in dem "Vorgänger-Thread" "Warnstreiks bei der Bahn" schonmal ausführlicher dazu geäußert. Ich bin selbst Lokführer und Mitglied der GdL. Deshalb nochmal einiges dazu:


    Fakt ist, wir wollen einen eigenen Tarifvertrag ! Warum ? Ganz einfach: Die Lokführer sind eine kleine Berufsgruppe im Unternehmen DB AG, die ganz spezielle Arbeitsbedingungen haben - nicht zu vergleichen mit den anderen Arbeitnehmern im Unternehmen. Diese Dinge wollten wir immer auch in den vergangenen Jahren bei anstehenden Tarifverhandlungen geregelt haben, sind aber immer gescheitert, weil die Transnet darauf letztlich nicht eingegangen ist. Die haben einfach über unsere Köpfe hinweg entschieden. Klar, die Mehrheit der Eisenbahner (und hier fast alle, die keine Lokführer sind) scheren sich doch einen Dreck um die Probleme der Lokführer ! Höhepunkt des Ganzen war das Jahr 2002, als der Vorstand dem Fahrpersonal der Sparte DB Regio AG (zu der auch ich gehöre) einen so genannten "Regio Ergänzungstarifvertrag" aufs Auge drücken wollte. Soviel übrigens zum Thema "Solidarität" unter den Eisenbahnern bei der aktuellen Diskussion. Dieser TV war nur für den Regionalverkehrsbereich bestimmt und sollte massive Verschlechterungen bei der Anrechnung von Arbeitszeit beinhalten, die letztlich 18 Zusatz-Schichten ohne Lohnausgleich bedeutet hätte. Als Begründung wurde der Fortbestand der Wettbewerbsfähigkeit angeführt, weil man sonst keine Ausschreibungen gegen Privatunternehmen (Arriva, Veolia etc.) mehr gewinnen würde. Transnet/GdBA hatten diesen TV bereits unterschrieben, nur Dank des Widerstands der GdL konnte dies verhindert werden. Daran sieht man doch, wie sich die Transnet für ihr Fahrpersonal einsetzt ! Übrigens werden heute auch ohne diesen RegioErgänzungsTV Ausschreibungen von der DB gewonnen.


    Nun zu den Arbeitsbedingungen: Die dämlichste Aussage, die ich immer höre, ist "Die haben sich doch den Beruf selbst ausgesucht...". Klar habe ich mir den selbst ausgesucht und ich bin Lokführer aus Überzeugung und mache den Beruf immernoch gern. Fakt ist aber auch, dass die Bedingungen seit meinem Beruftsantritt und der Bahnreform schlechter geworden sind. Für das gleiche Gehalt habe ich in der Zwischenzeit auf einen Urlaubstag verzichten müssen und habe mittlerweile (offiziell) eine 41-, statt einer 38-Stunden-Woche. Insgesamt hat der Lokführer seit Beginn der Bahnreform seine Produktivität immens gesteigert. Es gibt zwei Zahlen, die ich mal gelesen habe: 156 und 211%. Keine Ahnung, welche jetzt da stimmt. Zum einen kommt diese Produktivität mittlerweile zustande, weil wir Aufgaben übernommen haben, für die früher ein separater Mitarbeiter da war (un der eingespart wurde), zum anderen sind die Schichten und Dienstpläne immer straffer und familienunfreundlicher gestaltet worden. Hatte man früher z.B. in so ziemlich jeder Schicht eine Pause mit Erholwert (heißt, man verbringt seine Pause einem Raum, in dem man einen Kaffeeautomaten und z.B. keinen Kundenkontakt hat), kommt man heutzutage oftmals garnicht mehr von der Lok runter. Bei uns gibts Schichten, da kommt man 5 Stunden nicht vom Fahrzeug runter, um mal pinkeln zu gehen. Lumpi , Du hast angeführt, dass man vorher wusste, dass man nicht immer das Familienwochenende genießen kann... Richtig, aber ein Lokführer hat auch ab und zu darauf ein Anrecht. Ich habe fast alle 2 Wochen ein freies Wochenende. Es gab mal die Vereinbarung, dass ein freies WE heißt: Freitag bis spätestens 18 Uhr Dienstende, Montag frühestens 6 Uhr Dienstbeginn. Wie sieht es inzwischen oft aus ? In der Nacht von Freitag auf Samstag um 1 Uhr Feierabend, Montag um 03:30 Uhr Dienstbeginn. Und sowas wird dann von unserem Betriebsrat (der in unserem Betrieb Transnet-geführt ist) abgesegnet. Von planmäßigen Übergängen (Zeit von Dienstende, bis -beginn), die 9 Stunden betragen, rede ich garnicht. Mit all diesen geschilderten Dingen haben Verwaltungsmitarbeiter, Werkstattpersonale (haben ja geregelten Schichtdienst) etc. nix am Hut. Und deshalb kann man unsere nicht mit ihrer Arbeit vergleichen.


    Nun noch zu dem leidigen Thema 31% mehr Lohn. Diese Forderung ist so nie von der GdL gestellt worden. Das war reine Propaganda vom Arbeitgeber, um die Dummen dieses Landes gegen die Lokführer aufzuhetzen. Und das ist ja zum Teil gelungen. Das Grundgehalt soll laut Entwurf des eigenständigen TV um 31% angehoben werden, aber dafür sollen Urlaubsgeld und eine ganze Reihe an Zulagen gestrichen werden. Gerade bei den Zulagen sieht heutzutage keiner mehr richtig durch und das sollte damit entflechtet werden. Außerdem wird dadurch mehr Geld auf die Rente angerechnet (Zulagen kommen nämlich nicht auf die Rente) und wenn man mal länger krank ist oder Urlaub hat, schlägt sich das nicht gleich auf den Lohn nieder.


    Darüber hinaus soll der neue TV eine Staffelung besitzen, der Berufserfahrung und Unternehmenzugehörigkeit belohnt. Ich denke, sowas ist nicht unüblich in großen Firmen. Bisher bekommt man als Lokführer eine Gehaltsstufe, die man bis zur Rente behält. Außerdem würden dann auch endlich zusätzliche Engagements vernünftig belohnt, wenn man z.B. als Ausbildungslokführer im Einsatz ist. Dafür soll es dann auch eine eigene Entgelttabelle geben.


    Ich hoffe, hiermit einen Beitrag dazu geleistet zu haben, für unsere Streiks Verständnis zu entwickeln. Weitere Fragen beantworte ich gerne, solange es sachlich zugeht. :halloatall:

  • Armeefußballer ich habe Verständniss für Eure Sache und bin der Meinung das noch viel mehr Branchen streiken müßten. Allerdings muß ich bemängeln das die GDL sehr populistisch auftritt und damit anderen direkte Schläge ("unwürdiger Lohn") ins Gesicht verteilt. Eine andere Strategie wäre angebrachter.



    Ich bin übrigens Verdi vertreten, mußte auf 4 Urlaubstage verzichten, meine Sonntags - Feiertags und Nachtzuschläge wurden um 5% gekürzt + kein Weihnachtsgeld mehr - für 5 Cent brutto mehr die Stunde.

    Mir doch egal wer dein Vater ist, wenn ich hier angle wird nicht über`s Wasser gelaufen !

  • Armeefußballer ich habe Verständniss für Eure Sache und bin der Meinung das noch viel mehr Branchen streiken müßten. Allerdings muß ich bemängeln das die GDL sehr populistisch auftritt und damit anderen direkte Schläge ("unwürdiger Lohn") ins Gesicht verteilt. Eine andere Strategie wäre angebrachter.



    Ich bin übrigens Verdi vertreten, mußte auf 4 Urlaubstage verzichten, meine Sonntags - Feiertags und Nachtzuschläge wurden um 5% gekürzt + kein Weihnachtsgeld mehr - für 5 Cent brutto mehr die Stunde.


    Naja, der Verdi-Chef hat uns ja auch nicht gerade den Rücken gestärkt... ;( Ja, über die Strategie der GdL kann man streiten. Finde es z.B. auch nicht so toll, dass man jetzt schonwieder die Rückkehr an den Verhandlungstisch der DB von einer zweistelligen Prozentzahl Lohnsteigerung abhängig macht, wo sich doch jetzt wohl abzeichnet, dass man unsere Eingangsforderung (eigenständiger TV) erfüllen will. Ist zwar bisher noch nicht offiziell bestätigt worden, aber ich hoffe mal, dass es morgen passieren wird.


    Mal was anderes: Kannst Du mir noch ein oder zwei Hefte vom Spiel Babelsberg II - Viktoria Frankfurt von vor ein paar Wochen besorgen ? Geld bekommst natürlich. Kannst mir ja eine PN schreiben.

  • Bei allem Respekt Armeefußballer, irgendwie klingt das für mich nach Jammern auf hohem Niveau!! Ja ihr habt Euch den Job selbst ausgesucht, genau wie die Krankenschwestern, die seit Jahren von Jahr zu Jahr weniger verdienen, über Eure 41 Stunden-Woche nur lachen können, oder frage mal in der Gastronomie nach?? Da gehen Mitarbeiter von mir mit 700€ heim, zahlen davon noch mind. 80€ an die Bahn, damit die dann ab und zu mal den kleinen Mann bestreikt! Lächerlich!! 2 unserer Mitarbeiter durften in den letzten Tagen 1,5 Stunden in Adlershof auf dem Bahnsteig stehen und sich noch dumme Sprüche anhören. Von mir aus bestreikt doch den Güterverkehr, aber diese Protestaktionen im Personenverkehr sind ein Witz! Ja ihr habt die Macht, leider hat/kann/darf eine Krankenschwester diese nie ausüben! Dass sich bei Euch etwas ändern muss, versteht doch jeder, aber dieser Weg ist der falsche und unerträglich!! Langsam müßten doch auch Eure GDL-Vertreter, die in den schönsten Hotels dieser Stadt absteigen und sich dann noch in Suiten upgraden, mit großen Autos zu Verhandlungen fahren lassen, mal checken, dass sich die andere Partei nicht bewegt. Ich werde eine meiner netten Kolleginnen mal den Rat geben, bei der nächsten Rechnungsunterschrift auf dem Hotelbarbeleg Herrn XXXXX die Taxiquittung der letzten Woche zur Auszahlung vorzulegen! Naja Euch noch viel Erfolg, wenn dann, aber mit anderen Mitteln..

  • Einfach mal von leidtragenden Seite aus gesehen:
    Unsereiner macht um 5 Uhr los, setzt sich dann in die regelmäßig nicht geheizte (S-)Bahn die eh nur alle 40 Minuten verkehrt (wohlgemerkt von einem mit 100 Autos besetzten Pendlerparkplatz), wird ggf. je nach Lust und Laune mit akkustisch unverständlichen Durchsagen ver-oder getröstet, wenn z.B. trotz Unterlassungverfügung gestreikt wird. Irgendwann mal auf Arbeit angekommen "freut" man sich dann nach verrichtetem Arbeitstag auf das wahrscheinlich gleiche Szenario. An Streiktagen darf man sich dann oft noch an dummdreisten und inkompetenten Kommentaren von Bahnhofsvorstehern erfreuen. Gegen 19 Uhr (endlich angekommen) knallt man sich dann gleich als erstes vor den PC, um bahn.de zu foltern und das Murmeltier von morgen schon grüßen zu sehen. Achja und das alles für definitiv weniger Lohn in der Tüte als einer von den XXX. Interessiert das irgendjemand ?! Nein ! Soviel zum Thema Solidarität.
    Daher erklärt sich dann auch der "blinde" Hass (absichtlich in Gänsefüßen).

  • Bei allem Respekt Armeefußballer, irgendwie klingt das für mich nach Jammern auf hohem Niveau!! Ja ihr habt Euch den Job selbst ausgesucht, genau wie die Krankenschwestern, die seit Jahren von Jahr zu Jahr weniger verdienen, über Eure 41 Stunden-Woche nur lachen können, oder frage mal in der Gastronomie nach?? Da gehen Mitarbeiter von mir mit 700€ heim, zahlen davon noch mind. 80€ an die Bahn, damit die dann ab und zu mal den kleinen Mann bestreikt! Lächerlich!! 2 unserer Mitarbeiter durften in den letzten Tagen 1,5 Stunden in Adlershof auf dem Bahnsteig stehen und sich noch dumme Sprüche anhören. Von mir aus bestreikt doch den Güterverkehr, aber diese Protestaktionen im Personenverkehr sind ein Witz! Ja ihr habt die Macht, leider hat/kann/darf eine Krankenschwester diese nie ausüben! Dass sich bei Euch etwas ändern muss, versteht doch jeder, aber dieser Weg ist der falsche und unerträglich!! Langsam müßten doch auch Eure GDL-Vertreter, die in den schönsten Hotels dieser Stadt absteigen und sich dann noch in Suiten upgraden, mit großen Autos zu Verhandlungen fahren lassen, mal checken, dass sich die andere Partei nicht bewegt. Ich werde eine meiner netten Kolleginnen mal den Rat geben, bei der nächsten Rechnungsunterschrift auf dem Hotelbarbeleg Herrn XXXXX die Taxiquittung der letzten Woche zur Auszahlung vorzulegen! Naja Euch noch viel Erfolg, wenn dann, aber mit anderen Mitteln..


    Ja genau das ist der richtige Weg ! Nur weil andere auch schlechte Arbeitsbedingungen haben und unterbezahlt sind, müssen sich auch alle anderen dem Schicksal fügen. Wehe, einer steht auf und wehrt sich. Warum muss man sich immer nach dem richten was schlechter bezahlt ist ??? Ich könnte genauso sagen: Bei VW am Band verdient man mehr als ein Lokführer. Und dort baut man den ganzen Tag nur ein Teil des Autos ein, hat geregelte Schichten (was sicher gesünder ist) und weniger Verantwortung.


    Trotzdem danke für Deine Erfolgswünsche (wenn sie denn ehrlich sind). Aber ohne Arbeitskampf, der anderen weh tut gehts nunmal nicht. Die Partei des Arbeitgebers hätte aber schon viel eher merken müssen, dass die GdL sich ebenfalls nicht bewegt. Hier die Schuld bei der Gewerkschaft zu suchen, ist wohl etwas einfach. Zumal beim Moderatorengespräch mit Geißler und Biedenkopf bereits der eigenständige TV vereinbart wurde. Nur die DB wollte anschließend davon nichts mehr wissen, weil sie garnicht die Absicht hatte, darüber zu verhandeln.

  • Lieber Armeefussballer, vorsicht, vorsicht, ich habe nicht von einem Elend auf das andere verwiesen, sondern wollte Dir nur klar machen, dass die GDL mit ihren Aktionen nicht die trifft, die dann vielleicht über den Sinn und die Zieles des Streikes nachdenken, sondern den der jeden Tag auf die Bahn, ob nun auf regionaler oder nationaler Ebene angewiesen ist! Da Du ein Betroffener bist, hast Du in gewissen Dingen bei dieser Dskussion Vor- aber auch Nachteile, ich ziehe keine Vergleiche, also solltest Du dies auch nicht tun, oder hat der VW-Mitarbeiter der für das Bremsensystem zuständig ist, keine Verantwortung?

  • @Armeefussballer: Du beklagst die, Deiner Ansicht nach, mangelnde Solidarität der übrigen Eisenbahner mit den Lokführern. Wie wäre es den umgekehrt?
    10 Jahre (bis `94) habe ich bei einer grossen Anschlussbahn gearbeitet. Davon gut 5 als Lokführer (BR 106). Zugegeben, nach 8 Stunden war zumeist Schichtschluss, und wir wussten, das, schichtplanbedingt, die nächsten 6 Jahre zu Silvester Nachtdienst ansteht. Doch von besonderer Verantwortung weiss man auch im Rangierbetrieb. Einige Kollegen kamen nicht zuletzt wegen des geregelteren Dienstes von der ehem. DR zu uns, mussten dann u.A. feststellen, das man als Lokführer auch nur einer von vielen ist. Jedenfalls wenn die Hierarchie etwas weniger straff als im Staatsunternehmen Bahn ist. Ein Rangierer ist eben kein Kollege 3. Klasse (Schotterstampfer) u.s.w.
    Mag auch sein, das die von den Medien kolportierte Forderung nach angeblich 31% mehr Lohn für Euch nicht ganz der Realität entspricht, aber so richtig vehement bestritten haben das weder Schell noch Weselsky.
    Ich gönne Euch trotzdem von Herzen jeden Cent oder freien Tag den Ihr mehr rausholt. ;)

    Ich habe mich doch nicht Jahrmillionen der Evolution an die Spitze der Nahrungspyramide gekämpft, um mir dann eine Salatplatte zu bestellen. H. Lehre

  • Lieber Armeefussballer, vorsicht, vorsicht, ich habe nicht von einem Elend auf das andere verwiesen, sondern wollte Dir nur klar machen, dass die GDL mit ihren Aktionen nicht die trifft, die dann vielleicht über den Sinn und die Zieles des Streikes nachdenken, sondern den der jeden Tag auf die Bahn, ob nun auf regionaler oder nationaler Ebene angewiesen ist! Da Du ein Betroffener bist, hast Du in gewissen Dingen bei dieser Dskussion Vor- aber auch Nachteile, ich ziehe keine Vergleiche, also solltest Du dies auch nicht tun, oder hat der VW-Mitarbeiter der für das Bremsensystem zuständig ist, keine Verantwortung?


    Natürlich trifft es in einem Dienstleistungsunternehmen immer direkt den Kunden, wenn Arbeitskampfmaßnahmen durchgeführt werden! Indirekt schädigt es aber eben auch das Unternehmen, allein schon der Imageschaden ist immens. Aber dafür allein der GdL (oder allgemein die Gewerkschaften) die Schuld in die Schuhe zu schieben, ist etwas einfach. Der Arbeitgeber hatte es genauso in der Hand, dieses Chaos zu verhindern. Man darf nie vergessen, dass normalerweise der Arbeitgeber (egal welcher) am längeren Hebel sitzt. Streiks sind dann das letzte Mittel um sich auf Augenhöhe zu begegnen. Warum sollen wir denn ewig unsere berechtigten Interessen immer hinten anstellen, "nur" (und ich meine das wirklich nicht abwertend gegenüber dem Kunden) das alle anderen immer schön zufrieden sind. Wie weit soll das führen ? So wird man als Arbeitnehmer erpeßbar.


    Ein VW-Arbeiter hat sicher in gewissen Dingen ebenfalls eine Verantwortung. Okay, dann hatte ich Deine Argumentation falsch aufgefaßt. Ich wollte auch nur damit ausdrücken, dass ich nichts dafür kann, wenn eine Krankenschwester schlechte Arbeitsbedingungen vorfindet und nicht dolle verdient. Sicherlich hat es mit unseren Streiks solchen Leuten als erstes getroffen, aber s.o. ! Deshalb müssen wir ich doch aber nicht auf unsere Interessen verzichten ! Ich habe schon oft den Spruch gehört: "Was soll denn der Altenpfleger sagen" usw..Wir können doch nicht für die Interessen eines Altenpflegers oder einer Krankenschwester streiken. Da müssen die sich schon selbst solidarisieren und ihre Forderungen durchsetzen. Und eines kannst mir glauben: Ich würde es denen genauso wünschen, dass sie Erfolg haben. Achja, was ich noch vergessen hatte: Nicht nur die Krankenschwestern lächeln müde (im wahrsten Sinne des Wortes :D ) über eine 41-Stunden-Woche. Momentan ist im Lokführerbereich solch ein Personalmangel zu verzeichnen, dass in meiner Dienststelle die maximal zulässige Wochen-Arbeitszeit von 55 Stunden oftmals ausgereizt wird um Züge nicht ausfallen zu lassen. Ist doch auch ein Argument für unsere Forderungen ! Wenn der Beruf so toll ist, kaum verantwortungsvoll (wie manche denken) und dabei noch überbezahlt, warum fehlen dann bundesweit etliche Lokführer bei der DB - gerade in Zeiten, in denen Arbeitsplätze nicht auf der Straße liegen ? Es geht auch ein Stück weit darum, den Beruf wieder attraktiv zu machen. Wir haben keine Lust, bei den momentanen Belastungen, noch vor Renteneintritt die Radieschen von unten zu anzuschauen :nein: .


    Lumpi, ich will keine Solidarität von den anderen Eisenbahnern, wir möchten, dass die speziellen Belastungen eines Lokführers bzw. Zugbegleiters in einem Tarifvertrag entsprechend berücksichtigt werden. Es ist doch normalerweise überall üblich, dass Arbeitnehmer mit besonderen Belastungen oder Leistungen auch besonders behandelt werden. Und nichts anderes erwarte ich für das Fahrpersonal. Es ist schon ein Unterschied, ob jemand von 08:00 Uhr bis 16:00 Uhr im Büro sitzt oder ständig wechselnden, unregelmäßigen Schichtdienst leisten muss. Und selbst das Werkstattpersonal, welches 3-Schicht-System hat, ist mit uns nicht vergleichbar ! Die haben geregelte Schichten mit geregelten Pausen. Wie gesagt, die Transnet hat sich einen Dreck drum gekümmert. Ist auch verständlich, denn vielleicht 80% derer Mitglieder gehören nicht zum Fahrpersonal...