Respekt an Rainer für alles, was er bisher für Fans und Verein erreicht und erstritten hat !!!
Heute war er im Innenausschuss - allerdings erst, nachdem Glietsch & Co. ihre Version verbeiten durften - und nahm zu den Vorfällen am 21.08. Stellung.
Hier zu finden: www.bfcdynamo.de
Rainers Anmerkungen im Ausschuß
verfasst von BFC Online , Berlin, 29.08.2005, 14:51 Uhr
Anmerkungen zum „Jeton“-Einsatz der Polizei vom 21. August 2005
1. Vorgeschichte
Herr Prof. Dr. Knape hat in einem Interview mit dem Berliner Kurier, das am 19.08. (Donnerstag vor dem Spiel) abgedruckt wurde, folgende Bemerkung gemacht:
Zitat:
„…Kurier: Was wissen Sie von der "Gegenseite"?
Prof. Dr.Knape: Es gibt zahlreiche Ankündigungen von Gewalt. Am Tag zuvor findet ja auch noch ein europäisches Fußball-Turnier der Hooligans mit 47 Teams statt. Wir wissen, dass einige testen wollen, wie weit man mit der Polizei gehen kann. Aber wir sind gut vorbereitet. " Zitat Ende. Bezüglich dieser Aussage im Kurier habe ich den Präsidenten des BFC, Mario Weinkauf, mit einer Mail vom 18. August informiert, dass man diese Aussage so nicht stehen lassen kann. Grund: Die Mehrzahl der Teams beim Turnier ist/war mit friedlichen Fans und nicht komplett mit Fans der Kat C bestückt. Es waren 5 – 6 Teams, die man der Szene zuordnen kann. Mario Weinkauf hat daraufhin Herrn Ltd. PD Prof. Knape mit einer Mail vom 19.08. (10.04 Uhr) entsprechend informiert, ohne eine Antwort zu erhalten. Der normale Zeitungsleser konnte nach diesem Interview davon ausgehen, dass dort 47 Mannschaften spielen, die ausschließlich zur sogenannten „Kategorie C“ zu zählen sind. Da sich Herr Knape und seine Einsatzleitung aber sicherlich im Vorfeld auf das Derbywochenende vorbereitet und alle polizeibekannten Erkenntnisse u.a. der EGH (Einsatzgruppe Hooligan) gesammelt und gesichtet haben, hätte er wissen müssen, dass…
- das Fanturnier ein Gedenkturnier für einen 1990 in Leipzig von der Polizei erschossenen BFC-Fan (nicht Hooligan!) ist.
- das Fanturnier und die nachfolgende Party lange vor bekannt und weit vor der Spielansetzungen der aktuellen Oberligasaison geplant und terminiert wurde. Das Turnier wurde am 15. Juni 2005 beantragt, der Spielplan der Oberliga kam Wochen später!
- das Fanturnier zum wiederholten Male stattfindet, was einen Bezug zum Derby 1. FC Union vs. BFC Dynamo noch zusätzlich widerlegt.
- an dem Fanturnier BFC-Fans und -Freunde aller Kategorien teilnehmen, wobei durch Informationen seitens der Vereinsführung an die Polizei und durch Kenntnis der EGH, die ja das Fanturnier in den Vorjahren observiert hat, ganz eindeutig war, dass der Anteil von Fans der Kategorien B und C eindeutig in der Minderheit war und auch im laufenden Jahr sein würde.
- die auswärtigen und ausländischen Gäste des Turniers ebenfalls zum wiederholten Mal an dem Turnier teilnehmen und keineswegs wegen des Union-Spiel`s anreisen würden. Die meisten der entsprechenden Zusagen kamen von den auswärtigen Mannschaften noch lange vor dem später anberaumten Termin! Die Polizei hätte die Möglichkeit gehabt, zu intervenieren und das Turnier abzusagen, denn zeitgleich fand auf dem Gelände die Eröffnungsfeier der Berliner Eisbären und die Fußball-EM der „Bunten Liga“ statt. Das muss der Polizei bekannt gewesen sein. Der teilweise geäußerte Vorwurf, dass auch Fans der Kat. B und C zu den Organisatoren und Teilnehmern des Fanturniers gehören, und damit die eindeutige Distanzierung des Vereins und Vereinsführung von Gewalttätigkeiten nicht gegeben bzw., wenn erfolgt, dann nicht glaubwürdig ist, zeugt von der offenbaren Unkenntnis dieser Stimmen. Namhafte und szenekundige Fanforscher – exemplarisch sei hier mal Hr. Pilz genannt – , aber auch Politiker fordern seit Jahren die Vereine zur Integration aller Fangruppen in die Vereinsgeschehnisse auf, um die Gewaltbereitschaft zu mindern. Wenn so etwas dann – wie im vorliegenden Fall durch den BFC Dynamo – von einem Verein praktiziert wird, darf das natürlich nicht dazu führen, dass alle Fans des Vereins von der Polizei kriminalisiert und als gewalttätig diffamiert werden. Die dadurch vermittelte Ignoranz und Inakzeptanz der Öffentlichkeit gegenüber Fußballfans führt dann eher zu einer Isolation der Fans innerhalb der Gesellschaft und damit teilweise zu einem Erstarken der Szene außerhalb gesellschaftlicher und rechtsstaatlicher Normen.
Die Vorkommnisse im Rahmen der Erstürmung der Diskothek „Jeton“ und die daraus zu erwartenden Schlagzeilen in der Presse, lassen die Vermutung aufkommen, dass Herr Prof. Knape, der zum Zeitpunkt des Interviews bereits von der bevorstehenden Durchsuchung des „Jetons“ wusste, mit seinen wissentlichen Falschaussagen gezielt die Öffentlichkeit auf kommenden Schlagzeilen vorbereiten und einseitig beeinflussen wollte. Allein die Terminierung des Oberligaspiels auf den 21. August, also dem Wochenende des Fanturniers, lässt vermuten, dass man Ausschreitungen bzw. die Angst vor solchen bewusst in Kauf nehmen würde, um massive Polizei-Aktionen im Vorfeld, während und im Anschluss des Spiels zu rechtfertigen. Bekräftigt wird diese Vermutung durch die Tatsache, dass man ein weiteres Punktspiel (TeBe - BFC, 14. Oktober, 19:30 Uhr) gegen alle sonstigen Gewohnheiten auf die risikobehafteten Abendstunden terminiert hat. Bei Abendspielen gegen TeBe im Mommsenstadion ist es sowohl im Pokal gegen den 1.FCUnion, als auch in der letzten Oberligasaison gegen den BFC zu kleineren Ausschreitungen mit der Polizei gekommen, bei der auch schlichtend eingreifende und eindeutig identifizierbare Offizielle des BFC von der Polizei verprügelt wurden. Auffallend ist außerdem, dass beim Oberligapunktspiel SV Yesilyurt - BFC, das merkwürdigerweise ebenfalls in den Abendstunden stattfand, scheinbar besonders unerfahrene Polizeikräfte und eine erkennbar orientierungslose und offenbar überforderte Einsatzleitung eingesetzt wurden. Die anschließenden Ausschreitungen und die daraus hervorgegangenen, verletzten Polizeibeamten wurden u.a. im Vorfeld und im Nachgang als Grund für das harte Vorgehen vom 21. August herangezogen und von der Polizei der Öffentlichkeit kommuniziert.
2. Grund des „Jeton“-Einsatzes
Die im Anschluss an das Gedenkturnier stattfindende Feier in der Diskothek „Jeton“ war als Abschlussfeier für Teilnehmer und Helfer des Turniers gedacht und entsprechend angemeldet. Die Räumlichkeiten wurden sogar von Beamten der EGH abgenommen. Ich selber war beim Fanturnier den Tag über als Schiedsrichter tätig und als solcher für den Abend eingeladen. Zum Zeitpunkt der Razzia befand sich in den angemieteten Räumen der Diskothek der gleiche Personen-kreis wie im Vorjahr > also Personen die am Turnier als Spieler, Organisatoren, Helfer oder Zuschauer teilgenommen haben. Dies lässt sich durch den „Besuch“ von Beamten der EGH sowohl im Vorjahr als auch vor der Razzia bestätigen. Vermutungen hinsichtlich eines Verrats der Razzia durch einen Polizeibeamten, welcher dazu führte, dass ein Teil der eigentlichen Zielpersonen nicht anwesend waren, werden damit mehr als eindeutig widerlegt.
Eine Prüfung und vor allem Berücksichtigung der Erkenntnisse der EGH hätte dazu führen müssen, dass folgende Prämissen auf Seiten der Einsatzleitung bekannt sind:
- Die momentan noch aktiven Hooligans des BFC, also diejenigen, die an einschlägigen Schlägereien in Deutschland bzw. im Rahmen von Länderspielen der Deutschen Nationalmannschaft beteiligt sind, hatten an dem anstehenden Oberligaspiel kein gewaltbezogenes Interesse, da sie trotz aller fußballerischen Rivalität mit den entsprechenden Hooligans des FC Union kooperieren. Ein Gewaltpotential von dieser Gruppierung war also für DIESEN Spieltag nicht gegeben. Zudem war bekannt, dass dieser Personenkreis nicht an der Feier im Jeton teilnehmen würde.
- Die lose Gruppierung, die beim BFC (und bei der EGH!!) unter dem Namen „Frd3.Hz“ bekannt ist, war seit Jahren an keinen Ausschreitungen beteiligt und hat ebenfalls im Vorfeld keinerlei Ambitionen gezeigt, im Rahmen des Union- Spiels Gewalttätigkeiten auszuführen, geschweige denn beabsichtigt entsprechende Aktionen generalstabsmäßig im Vorfeld zu planen bzw. planen zu wollen. Es handelt sich dabei vielmehr um Personen, die EHEMALS der Hooligan-Szene angehörten und vereinzelt allerhöchstens ein passives Gewaltpotenzial darstellen, sich also nach einem zuvor erfolgten gewalttätigen Angriff durch gegnerische Fans zur Wehr setzen würden.
An Ausschreitungen mit der Polizei haben auch diese Personen kein Interesse, da sie die drohenden, strafrechtlichen Konsequenzen fürchten – sie sind der EGH namentlich bekannt und lassen sich dadurch leicht identifizieren – und inzwischen eine gewisse soziale Verantwortung haben. Sie sind häufig familiär gebunden und gehen fast ausnahmslos einer geregelten Beschäftigung nach.
- Die Einzigen, die an diesem Tage ein potenzielles Risiko darstellten, waren Angehörige des verhältnismäßig kleinen, gewaltbereiten Teils der "normalen" Zuschauerszene. Dabei handelt es sich um einen unorganisierten und teilweise jüngeren Personenkreis, der auch für die Pöbeleien und Ausschreitungen der letzten Jahre verantwortlich ist. Beispielhaft seien hier die Schlägereien mit der Polizei im Rahmen der Oberligaspiele TeBe - BFC und Yesilyurt – BFC, aber auch Gewalttätigkeiten auf der „Biermeile“ genannt. Das von denen nur wenige im „Jeton“ anwesend sein würden, war sowohl der Polizei als auch speziell der EGH bekannt, genauso wie die Tatsache, dass seitens dieser Gruppe keine Ausschreitungen geplant, sondern spontan waren und ggf. auch sein würden.
Die Einsatzleitung wusste also im Vorfeld, welches Gewaltpotenzial zu erwarten ist. Der Grund und vor allem die Art der Razzia im „Jeton“ ist daher nicht nachvollziehbar. Es kann folglich vermutet werden, dass die Fakten intern bewusst falsch dargestellt wurden, um sowohl dem Untersuchungsrichter, als auch auswärtigen Polizeiführern (z.B. des SEK-Niedersachsen) die Notwendigkeit als auch die Vorgehensweise des Einsatzes nahe zu legen.
Neben den Grund und der Art ist auch das Resultat der Razzia mehr als fraglich. Aus den o.g. polizeibekannten Fakten wird deutlich, dass durch die Aktion das Gewaltpotential der BFC- Fans bei dem Oberligaspiel in keinster Weise verringert wurde. Das nun kommunizierte Argument, dass es während des Spiels u.a. auf Grund der nächtlichen Razzia nicht zu Ausschreitungen und Schlägereien während des Spiels kam, ist daher falsch und maximal der Polizeipräsenz am Spielort zu verdanken.
3. Verhältnismäßigkeit des „Jeton“- Einsatz’
Auf Grundlage der vorher bekannten und sich im Nachhinein bestätigten Fakten hätte der an sich schon fragwürdige Einsatz auch völlig friedlich, aber mit dem selben Resultat ablaufen können. Die Beamten der EGH, die ja zuvor in der Diskothek waren oder auch andere Polizeibeamte hätten den Anwesenden mitteilen, können, dass das Gebäude von einer Hundertschaft Bereitschaftspolizei umstellt und eine Durchsuchung erforderlich und richterlich angeordnet sei. Die Anwesenden wären der Aufforderung anstandslos nachgekommen, weil sie nicht auf eine Konfrontation mit der Polizei aus waren. Nach einem anstrengenden Turniertag und einer langen Feier, die bereits auf dem Turniergelände begann, freuten sich die meisten Anwesenden auf das bevorstehende Fußballderby und wollten sich einen Besuch im Stadion sicherlich nicht durch Ausschreitungen mit der Polizei in Vorfeld verderben.
Das Vorgehen der Polizei in dieser Nacht wird durch die vorliegenden Aussagen von anwesenden und betroffenen BFC-Fans und normalen Discobesuchern hinreichend und glaubwürdig dargestellt und kann nur als völlig überzogen und jenseits jeglicher Rechtsstaatlichkeit bezeichnet werden. Mir liegen bislang 63 Gedächtnisprotokolle vor. Diese wurden unabhängig voneinander geschrieben und doch klingen diese Protokolle alle gleich, da jeder irgendwie das Gleiche erlebte.
Selbst wenn die Gründe für die Erstürmung gegeben gewesen wären, müssen sich auch und besonders Polizeikräfte an die rechtlichen Vorgaben halten. Körperverletzung, Misshandlungen und Erniedrigungen von spätestens durch die Fesselungen wehrlosen Personen sind unentschuldbar. Wenn Zielpersonen durch Irritationskörper paralysiert und in wenigen Augenblicken überwältigt sind, muss jede Handlung, die über ein Bewachen hinausgeht, unterbleiben. Bereits die körperlichen Angriffe auf die überraschten Fans und Gäste, die keine Bestrebungen zeigten, Gewalt gegen die Beamten anzuwenden, sind nicht verhältnismäßig. Besonders da gezielt auf Kopf und Arme geschlagen wurde, anstatt wie üblich auf Torso und Oberschenkel.
Bedenkenswert ist auch, dass besonders die ausländischen Turniergäste massiv angegriffen und misshandelt wurden und ein schwedischer Fan schwarzer Hautfarbe zu den am schwersten Verletzten gehört. Insbesondere diese teilweise über den Flughafen anreisenden Fans wurden bereits dort kontrolliert und namentlich erfasst. Ob für Geiselbefreiungen und Anti-Terroreinsätze ausgebildete Spezialeinheiten das richtige Mittel gegen Fußballfans sind, ist nach den Geschehnissen mehr als fraglich.
4. Nachgang – der „Jeton“-Einsatz in der Öffentlichkeit
Die Polizei versucht im Nachgang den Grund und die Art des Einsatzes als gerechtfertigt darzustellen, weicht aber von Tag zu Tag mehr von der zuerst präsentierten Version der Hergangs ab. Es tauchen ständig neue und meist fragwürdige Fakten und Darstellungen auf.
In den allerersten Presse-Berichten am Sonntag hieß es noch, die Polizei musste kurzfristig einschreiten, weil es im/am Jeton zu Ausschreitungen zwischen rivalisierenden Fans kam. (VOX-Nachrichten im TV, 21.08.2005). Diese Darstellung wurde auch von den anwesenden Polizei-Pressemitarbeitern nach der Pressekonferenz zum Spiel 1. FC Union vs. BFC Dynamo auf Anfrage immer wieder nachdrücklich bestätigt.
Als am Sonntagabend dann heraus kam, dass SEK`s aus 3 Bundesländern dabei waren (u.a. aus Niedersachsen) und es wurde zugegeben, dass die ganze Aktion von langer Hand geplant war. Man wollte Planungen für Ausschreitungen verhindern und - um das Ganze noch zu dramatisieren - Waffen konfiszieren.
Über den letzten Punkt kann jeder, der sich mit der Fußballszene in Deutschland. ein wenig beschäftigt (also hoffentlich auch die Polizei!!), nur den Kopf schütteln.
Es wurde seitens der Polizei kommuniziert, die angewendete Härte sei erforderlich gewesen, da die Beamten massiv angegriffen wurden und es zu langwierigen Ausschreitungen kam. Von einem Maulwurf in der EGH war da noch nicht die Rede.
Am Dienstag wurde in einer Pressekonferenz erklärt, dass es doch keine Gegenwehr von den Fans gab. Die ersten Meldungen beruhten laut PP Glietsch im Rahmen einer Pressekonferenz auf „Missverständnissen und Kommunikationsproblemen“. Die angewendete Härte war erforderlich weil man Angriffen auf Beamte vorbeugen wollte. Waffen seien nicht gefunden worden, da die Fans zuvor von einem Beamten der EGH gewarnt worden seien. Also ließen diese die Waffen zuhause und haben sich dann unbewaffnet ins „Jeton“ begeben und gefeiert, um sich dann gezielt festnehmen zu lassen. Dass dem nicht so ist, wird im Absatz 2.2 beschrieben.
Die Geschichte mit dem Maulwurf auf Seiten der EGH wird im Laufe der Woche immer mehr aufgebauscht. Der Beamte hatte Drogen- und Geldprobleme und hat daher Informationen gegen Kokain und Geld getauscht. Auch Razzien seien verraten worden. Ob dabei auch die Razzia vom Sonntag war, wird nicht erwähnt, aber suggeriert. Dass die EGH aber angeblich wegen dem vermuteten Maulwurf, gegen den sich zufällig gerade jetzt die Verdachtsmomente erhärten, nichts von der Razzia wusste, ist ein eindeutiger Widerspruch.
Was hat denn ein korrupter Polizist, der Razzien (aber halt nicht die der Nacht vom 20. auf 21. August) verraten haben soll, mit der Erstürmung des „Jeton“ und den Misshandlungen zu tun? Da wird gezielt eine Geschichte aufgebauscht und ein Sündenbock in der Öffentlichkeit präsentiert, um von den eigentlichen Geschehnissen des 21. August abzulenken.
Besonders die Ausführungen von Prof. Knape in der Berliner Abendschau waren mehr als bezeichnend. Da wurde versucht, dem gemeinen Zuschauer zu vermitteln, dass sich ja im „Jeton“ der harte Kern der BFC- Schlägerszene aufgehalten hat und daher das Vorgehen in seiner Form gerechtfertigt war - unabhängig davon, ob dort nun tatsächlich Straftaten verübt wurden. Nach dem Moto "Bei diesen Typen, kann und darf man auch mal zulangen". Das Herr Prof. Knape dabei bewusst die Aufgaben von Exekutive UND Judikative an sich reißt, ist schon merkwürdig.
Die Polizei ist einzig und allein für die Einhaltung der Gesetze zuständig, für Verurteilung und Bestrafung jedoch die Justiz. Das körperliche Bestrafung nicht Teil der in Deutschland erlaubten Bestrafung ist, kommt noch erschwerend hinzu, vor allem ohne Verurteilung. Selbst wenn dort nur Straftäter anwesend gewesen wären, kann man die doch nicht mal eben so „zusammenlegen“.
Folgende Überlegungen bleiben als Resumee:
Entweder...
- Die Erkenntnisse der EGH lagen der Einsatzleitung nicht vor, was zu einer völligen Fehleinschätzung der Fanszene um den BFC Dynamo führte. Es wurden falsche Konsequenzen gezogen und Polizeiaktionen angeordnet, die nicht zweckdienlich waren. Vor diesem Hintergrund gibt es wohl ein massives, internes Kommunikationsproblem.
oder
- Die Erkenntnisse der EGH lagen der Einsatzleitung zwar vor, wurden aber dort bewusst ignoriert. Es wurden Polizeiaktionen angeordnet, die nicht zweckdienlich waren und nur durchgeführt wurden, um der Öffentlichkeit und vorgesetzten Stellen die Durchsetzungskraft (besonders im Hinblick auf die WM 2006) zu demonstrieren.
Keiner der 2 zuvor genannten Punkte entschuldigt die am 21. August angewendete Brutalität der Polizeikräfte.
Durch das plötzliche Auftauchen der „Maulwurf“-Geschichte ergibt sich natürlich für die Polizei noch folgende hypothetische Rückzugsebene:
Durch die undichte Stelle in der EGH war die Vertrauenswürdigkeit der ganzen Abteilung und ihrer Erkenntnisse nicht gesichert. Die Einsatzleitung konnte sich daher nicht auf diese verlassen, musste vom schlimmsten Fall ausgehen und hat daher die massive Erstürmung befohlen. Das sich viele angenommene Fakten im Nachhinein als falsch erwiesen haben, ist tragisch.
Einsatzleiter Prof. Knape hatte den BFC-Präsidenten Mario Weinkauf gebeten, die Mannschaft unbedingt antreten zu lassen, da der BFC Dynamo über eine Spielabsage nachdachte. Kurz vor Spielbeginn hat Prof. Knape dem BFC-Präsidenten sein Ehrenwort gegeben, dass der BFC Dynamo keinen Schaden erleidet, da die Polizei in ihrer Pressemitteilung folgendes erklären wird:
Der Einsatz richtete sich nicht gegen den BFC als Verein, der Einsatz richtete sich nicht gegen die Fans des BFC Dynamo, der Einsatz richtete sich ausschliesslich gegen kriminelle, gewaltbereite Mitglieder aus der Hooliganszene.
Wäre der BFC nicht angetreten, wäre die Rechtfertigung des Einsatzes seitens der Polizei geplatzt. Die Polizeimitteilung sah dann aber anders aus:
Dem Ansehen des Vereines und seiner Fans wurde erheblicher und schwerer Schaden zugeführt. Die Polizei und insbesondere der Einsatzleiter Prof. Knape wurden zu jeder Zeit über die Details des Turniers durch die Organisationsleitung proaktiv informiert.
Anmerkungen zum Beschluß:
Der Durchsuchungsbeschluss vom 18. August 2005 beruht auf einem Antrag des Polizeipräsidenten vom 17. August 2005. Die Polizei hat folglich eine Beschlussvorlage eingereicht, die der Richter dann nach einer Prüfung unterschrieben hat. Diese Beschlussvorlage basiert angeblich auf Erkenntnissen der Polizei, es wurden aber im gesamten Beschluss falsche Ansatzpunkte und Gründe genannt.
Seite 1:
Der Beschluss erging für alle 3 Etagen des „Jeton“, obwohl der Polizei bekannt war, dass die Feier nur in einer Etage stattfindet und die anderen 2 Etagen für den normalen Betrieb mit normale Gästen genutzt wird.
Es findet sich folgender Grund für den Beschluss:
„Am Abend des 20. 08. 05 soll bis in die frühen Morgenstunden des folgenden Tages eine Feier von Hooligans der Kat. B und C des BFC und befreundeter Gruppen stattfinden.“ Das dies eben keine „Hool-Feier“ war, ist bereits in „Anmerkungen zum Jeton“ beschrieben und war der Polizei bekannt.
Dass sich in der Disco mehrheitlich normale Gäste ohne Fußballbezug aufhalten würden, bleibt unerwähnt.
Dem Richter wurde also suggeriert, dass dort auf allen 3 Etagen nur Hooligans feiern. Tatsächlich gab es – und das war der Polizei bekannt - eine Feier von Fans aller Kategorien in einer Etage.
Nur 20 - 30 Personen der angetroffenen Partygäste (also ca. 5% von der Gesamtbesucherzahl der Disco) waren später tatsächlich den Kat. B und C zuzuordnen.
Seite 2:
In den ersten drei Absätzen wird das Thema Hooligans ohne konkreten Sachbezug zum „Jeton“ dargelegt.
Im vierten Absatz wird dann noch einmal erwähnt, dass sich bei der Feier nahezu ausschließlich gewaltorientierte Personen aufhalten. Belegt werden soll dies durch Szeneerkenntnisse, Infos des BFC, der Anmeldung des Veranstalters der Feier und durch „...Erfahrungen der vergangen Jahre in Verbindung mit konkreten Ereignissen, die unmittelbar im Zusammenhang mit der Feier stehen:“
Die Erkenntnisse der Polizei und spez. der EGH müssten aber beweisen, dass dort Fans aller Kat. anwesend sein würden (siehe: „Anmerkungen zum Jeton).
Der Verein hat der Polizei mitgeteilt, dass nur 5 oder 6 der 47 am Turnier teilnehmenden Mannschaften aus dem gewaltorientierten Umfeld kommen und entsprechend auch ein ähnliches Verhältnis unter den Besuchern der Feier vorhanden sein würde.
Gleiches gilt für die Veranstalter der Feier.
Der fünfte Absatz bezieht sich auf den vierten: Es wird dort noch einmal versucht darzulegen, dass an dem Fanturnier nur Hooligans teilnehmen. Es wird geschrieben, dass diese im Rahmen des Turniers körperliche Ausschreitungen verabreden und durchführen. Da tatsächlich nur wenige Hooligans an dem Turnier teilnehmen, die dazu noch alle befreundet sind, brauchen Schlägereien weder verabredet noch durchgeführt werden. Es ist in der Vergangenheit auch nicht zu Ausschreitungen im Rahmen des Turniers gekommen, was aber im vierten Absatz angedeutet wurde.
Absatz 6 befasst sich mit der Rivalität zum 1.FCUnion und dem bevorstehenden Derby.
Seite 3:
In Absatz Zwei wird die Behauptung aufgestellt, dass schottische Hooligans am 17. August das Länderspiel zwischen den NL und Deutschland in Rotterdam besuchen und diesen Besuch auf dem Festland wahrscheinlich zu einem Besuch in Berlin nutzen würden. Damit wird suggeriert, dass die schottischen Turniergäste, die bereits im Vorjahr beim Fanturnier anwesend waren, zu den angeblich nach Rotterdam reisenden Schotten gehören würden.
Dass Schotten überhaupt zu einem Länderspiel zwischen den NL und Deutschland fahren würden, ist für jeden halbwegs Szenekundigen mehr als unwahrscheinlich. Fakt ist, dass die in Berlin im Rahmen des Fanturniers anwesenden Schotten direkt aus Schottland angereist sind und am Freitag, 19. August, in Berlin eintrafen. Da die Flüge schon längerfristig gebucht waren und ein enger Kontakt seitens der Polizei zu deren schottischen Kollegen besteht, war dies auch bekannt. Die Polizei wusste also, dass die Schotten nicht nach Rotterdam und dann nach Berlin fahren würden, hat dies aber in der Beschlussvorlage offensichtlich so dargestellt.
Belegt wird dies durch die Tatsache, dass die Schotten am Freitag, 19. August, am Flughafen von der Polizei erwartet und erkennungsdienstlich behandelt wurden. Offensichtlich wollte man der ganzen Sache ein wenig Dramatik verleihen und um jeden Preis einen Bezug zur internationalen Hooliganszene und zur anstehenden WM 2006 herstellen. Nun folgen völlig realitätsferne Annahmen hinsichtlich gezielter und geplanter Angriffe auf Polizeibeamte, die zwar ohne Fakten jedoch in einer subtilen Art derart präsentiert werden, dass ein szenefremder Außenstehender, wie z.B. ein Richter, auf jeden Fall einen Handlungsbedarf seitens der Polizei erachten muß!
In den letzten Absätzen der Seite wird nun konstruiert, dass all diese Aktionen und Gefahren eng mit der an das Turnier anschließenden Feier im „Jeton“ zusammenhängen, da sie dort generalstabsmäßig geplant werden würden.
Seite 4:
Im Jeton sei auch die letzte Gelegenheit, die Rädelsführer und „wirklichen Funktionsträger“ der angeblich geplanten Ausschreitungen des nächsten Tages festzusetzen, da sie die Veranstaltung „ ...einzeln oder in Kleingruppen verlassen...“, um sich gezielt den polizeilichen Maßnahmen zu entziehen. Weitere Treffpunkte sollen vermieden werden. Ein Zusammentreffen der Beteiligten sei erst wieder an dezentralen Ausschreitungsorten geplant.
Dass man die Feier im Jeton nicht gemeinsam mit 150 Personen verlässt, ist wohl logisch, da die Gäste nach einem anstrengenden Turnier und dem bevorstehenden Derbytag sicherlich größtenteils nach Hause oder in ihre Hotels wollten, um zu schlafen.
Des weiteren war in der gesamten Fanszene (aller Kategorien) bekannt, dass man am nächsten Tag gemeinsam nach Köpenick fahren wollte und sich zuvor an einem zentralen Punkt treffen wollte. Das dies der Polizei bekannt war, wird durch die Tatsache, dass an eben diesem Treffpunkt am nächsten Tag mehrere Einsatzwagen der Polizei standen, bewiesen.
Abschließend wird die Verhältnismäßigkeit des geplanten Einsatzes dargelegt, also z.B. begründet warum man nachts die Diskothek durchsuchen möchte. Ein geringeres Mittel als die Durchsuchung wird nicht gesehen.
Bemerkung:
Bereits der Beschluss ist an vielen Stellen fragwürdig und der Unterzeicher wurde offensichtlich mit Falschmeldungen und Fehleinschätzungen gezielt zu einer Unterschrift bewegt. Dass schon damit der Grund für die Erstürmung zweifelhaft ist, wird deutlich. Über die Art und das Vorgehen, also die in der späteren Umsetzung besonders brutale Vorgehensweise der Einsatzkräfte, wird in dem Beschluss nichts geschrieben. Da dies im Ermessen der Polizei liegt, müssen dort Konsequenzen folgen.
Rainer Luedtke
Fanbeauftragter BFC Dynamo