Arbeitsniederlegungen nach Schiebereien im DDR-Fußball

  • Peinlich für Leske, denn diese Pillepalle-Fehler dürfen in einer Dissertation nicht passieren.


    Peinlich für Willmann, sein beschränktes publizistisches Schaffen in Foren wie diesem zu recherchieren.


    Peinlich für alle, die diese Pillepalle-Fehler von Leske als Anlass nehmen, an der Grundaussage des Buches zu zweifeln.
    Bloß weil Chemie Böhlen nicht in Liga Staffel E gespielt hat, soll jetzt A. Prokop nicht für den Bfc Spiele verpfiffen haben oder was?! Nachher war Mielke gar nicht Stasichef, bloß weil Leske geschrieben hat, dass 1972 "die BSG Chemie Wolfen wegen Abwerbung und illegaler Zahlungen vom Ligabetrieb suspendiert und in die Bezirksklasse runtergestuft wurde.« (S. 219) Nun war es aber 1971 und es war auch nicht bis in die Bezirksklasse, sondern »nur« in die Bezirksliga. Ach Gottchen, was für ein Riesenfehler! Natürlich ist jetzt bewiesen, dass nie für den Bfc geschummelt wurde. Wer sollte da jetzt noch zweifeln? :lach:


    Und zu guter letzt: Peinlich für die Junge Welt, dass da knallharter Enthüllungsjournalismus a la Willmansch überhaupt stattfinden darf.


    Wurstblatt!


    Eisern


    S-S-B

  • Wer selbst bei solchen einfach nachprüfbaren Fakten zu blöd ist, abzuschreiben (oder ignorant genug, sich nicht allzu tiefgründig damit zu beschäftigen? - oder dreist genug, zu fälschen?), dem schlägt beim Rest der wesentlich schwierigeren Recherche eben nicht unbedingt Vertrauen in die Fehlerfreiheit seiner Ergebnisse entgegen (zumindest bei kritischen Geistern).


    Ich habe schon viele Leute getroffen, die ganz genau wissen, daß es eine staatlich (bzw. stasimäßig) angeordnete Bevorzugung des BFC bei der Herstellung sportlicher Ergebnisse (ich rede hier nicht über finanzielle oder organisatorische Vorteile) gegeben hat. Leider noch nicht einen einzigen, der einen Beweis dafür hat (oder einen Beweis kennt oder wenigstens jemanden kennt, der einen Beweis kennt usw.). Zu gerne würde ich einen oder zwei der erschummelten BFC-Titel für den FCC reklamieren, aber mit was bitteschön?

  • Ich war bei der Veranstaltung der BStU in der LV Thüringen mit Heynemann und Dr. Leske dabei.


    Zwei Kernaussagen hat Leske dabei gemacht:


    1. Es gibt keinerlei beweisbare (schriftliche) Anweisungen/Dokumente.


    2. Man kann nur jeweils selbständig aus gewissen Unterlagen subjektive Schlüsse ziehen, etwas herauslesen. Keine Fakten, sondern Deutung.


    Damit ist jeder Meinung Tür und Tor geöffnet und jeder möge nach seiner Fasson glücklich werden. Und sich auch noch in hundert Jahren damit beschäftigen.

    Es gibt keinen besseren Grund, höflich zu sein, als die Überlegenheit.
    (M. von Ebner-Eschenbach)
    Höflichkeit ist der Versuch, Menschenkenntnis durch gute Manieren zu mildern.
    (Jean Gabin)

  • Zitat

    Original von marcel/brb


    ach komm, das hatten wir doch schon 1000 mal. erstens wird mittlerweile ja wohl so ziemlich jedes spiel um 3-4 minuten vom schieri verlängert, zweitens fing die 2. halbzeit in hamburg mit verspätung an, weil hsv-fans den strafraum von olli kahn mit bananen bombardierten. das spiel dauerte damals also nicht länger, sonden es fing die 2. halbzeit etwas nur später an als bei schalke-haching und endete demnach auch etwas später. alles nicht die schuld des schieris, ....


    Wobei dieser Typ - Dr.M.M. aus KL - heute selbst Schlacke 05ern gegenüber einräumt, heute diese Aktion niemals mehr als "absichtliches Zuspiel zum Torwart" zu werten. 8o


    Diese Type pfeift dennoch weiter ünschön durch die Fußballweltgeschichte und wundert sich dann eben manchmal, so wie letzte Woche im Giuseppe de Meazza / San Siro....


    *kotz*




    FNEX 8)

    Optimismus ist Mangel an Information


    »Sometimes in football you have to score goals.« Thierry Henry
    alltime topgoalscorer ARSENAL FC


  • Nur sagt er das leider nicht in seiner Schwarte. Da steht auf Seite 12:
    "Die aus den achziger Jahren stammenden, in der Stiftung der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv erhaltenen Dokumente des Politbüros und des DFV sind erste Schlüsseldokumente für den Nachweis der Sonderrolle des Fußballsportes und für die offensichtlichen Manipulationen im Spitzenfußball zugunsten des Mielke-Klubs Dynamo. Sie beweisen zugleich, daß Egon Krenz und das Politbüro davon Kenntnis hatten."


    Dann hätte er also öffentlich mit Punkt 1 seinem Buch widersprochen.


    "Hinsichtlich des DDR-Fußballs weist die wissenschaftliche Arbeit also erhebliche Lücken auf (Anm.: bezugnehmend auf vorher genannte Publikationen der Autoren Stegemann, Blees und Pleil), die mit dieser Untersuchung geschlossen werden."


    Wer in der wissenschaftlichen Arbeit Lücken schließen will, sollte sich halt doch besser an Fakten halten und sich eben nicht auf seine subjektiven Schlüsse oder Deutungen verlassen.

  • Dass Leskes Pillepalle-Fehler ein schlechtes Licht auf seine (Doktor- !) Arbeit werfen, darüber sind wir uns einig. Aber genauso fahrlässig wäre es, damit die Arbeit in ihrer Gesamtheit als wissenschaftlich gescheitert zu betrachten. Ich will jetzt hier nicht in eine akademische Diskussion abschweifen, aber wenn die Kritik vorrangig auf vernachlässigbaren (weil von Nebenplätzen herrührenden) Detailfehlern basiert, wird dadurch die Kritik an der Hauptaussage nicht automatisch fundiert.


    Dass die Quellenlage bei der Bewertung von DDR-Unrecht kompliziert ist, wissen wir spätestens seit den Mauerschützenprozessen. Erst gab es keinen Schießbefehl, dann wollte ihn keiner gegeben haben und trotzdem wurden Leute beim Fluchtversuch erschossen. Bitte jetzt nich aufschreien von wegen der Vergleich sei geschmacklos und so. Aber genauso wenig wird man je eine Dienstanweisung Mielkes finden wo drin steht, der Bfc sei durch tschekistische Maßnahmen zum Titelgewinn zu führen. Ist jetzt damit bewiesen, dass der Bfc nicht begünstigt wurde? Nein! Denn es gab ja andere Quellen, z.B. interne DFV-Statistiken, namentlich die 2 Analysen von 84/85, und es gab aktenmäßig bekundete OibEs und IMs als Oberliga-Schiedsrichter.


    Gerade von einem Geheimdienstchef zu verlangen, er solle seine Manipulationen aktenkundig machen, ist doch arg naiv, oder? Aber was einige hier mit Spekulationen, Deutungen oder subjektive Schlussfolgerungen umschreiben, ist in der Geschichtswissenaschaft durchaus legitim, in vielen Bereichen die einzig möglich Methode sogar. Da muss man eben aus 2-3 Statistiken und indirekten Querverweisen eine historiologische Aussage konstatieren, auch wenn sie nicht durch eine Primärquelle expressis verbis bekundet wird.


    Wissenschaftlich gesehen wäre es jetzt nötig, anhand Leskes Buch die Richtigkeit bzw. Fehlerhaftigkeit seiner These von den Manipulationen Erich Mielkes zu eruieren. Dazu reicht es aber nicht, nur an den ärgerlichen Detailfehlern rumzukritteln. Wenn man denkt, die These sei falsch, müsste sie wissenschaftlich widerlegt werden. Dazu müssten jetzt also Gegenbeweise erbracht werden, z.B. durch andere DFV-Statistiken, die den Bfc als Schiedsrichterbenachteiligten darstellen, oder durch CIA-Akten, diedie Schiedsrichter als geheime Union-Spiogenten demaskieren :lach:


    Eisern


    S-S-B

  • Zuerst hätrte der Statistiken bringen müssen, der Behauptungen aufstellt. Das hätte ich mir von Leske gewünscht, stattdessen haut der bloß eine Behauptung in die Runde. Mit einem "Prokop war ein BFC-Mann", "wenn Prokop pfeift, hatte es Union schwer" oder "vor wichtigen BFC-Spielen gab's 3. Gelbe Karten für die Gegner" macht er es sich verdammt einfach. Stattdessen verlegt er sich in einer wissenschaftlichen (!) Arbeit auf das Beschimpfen von Autoren mit anderer Meinung oder glorifiziert andere, die seine teilen. Statistiken untermauern möglicherweise seine Untersuchungen nicht oder sie warem ihm einfach zu öde, jedenfalls läßt er sie weg.


    Hier mal zum Thema Prokop die BFC und Union-Spiele zwischen 1968/69 und 1988/89, die von Prokop gepfiffen wurden:


    Der BFC war lag also im Ergebnis mit Prokop schlechter zum Durchschnitt, Union besser. Jetzt würde ich nicht soweit gehen, Prokop als Union-Mann und BFC-Gegner zu bezeichnen, aber statistisch läßt sich hier erst mal kein Nachweis führen. Selbst, wenn einer da wäre, bliebe immer noch der Nachweis schuldig, die Querverbindung zur staatlichen Macht herzustellen. Das war Leske alles viel zu mühsam (oder die Ergebnisse passten nicht), also polemisiert er. Deshalb schätze ich den wissenschaftlichen Wert als eher gering ein.

  • Zitat

    Original von aka
    Nur sagt er das leider nicht in seiner Schwarte.


    Mir wird es ewig ein Rätsel bleiben, wie du deine Funktion als Gralshüter der Objektivität mit einer derart subjektiv eingefärbten Wortwahl vereinen kannst. Inhaltliche Fehler in einem Buch bzw. einer Dissertation nachzuweisen ist die eine Kunst, mit den entdeckten Unzulänglichkeiten umzugehen offensichtlich die andere.

  • Zunächst einmal möchte ich feststellen, dass es in einer solchen Diskussion wirklich gut ist, detailliert Fehler zu analysieren. Die Herangehensweise von aka verdient dementsprechend meinen absoluten Zuspruch. Außerdem finde ich den polemischen Grundton von aka nicht problematisch. Ist ja hier immer noch ein Fußballforum und kein Sitzungsausschuss des Akademischen Rates. Was mich mehr an aka stört, ist diese Konzentration auf die Nebensächlichkeiten. Ich bin kein Statistiker, aber sind solche Quoten von 0,01 "Prozentpunkten" wirklich aussagekräftig? Was ist denn, wenn die verpfiffenen Spiele von Prokop die entscheidenen waren, die nicht verpfiffenen aber unwichtig in Fragen Abstieg und Meisterschaftt? Da finde ich die bereits zitierte DFV-Statistik von 84/85 schon besser (zitiere hier J. Weinreich und die Berliner Zeitung):


    "Unter den vielen Dokumenten ragen zwei geheime Analysen des DFV der DDR heraus. In einer Auswertung der Oberligasaison 1984/85 listete DFV-Generalsekretär Karl Zimmermann Bevorteilungen des BFC in acht von 26 Punktspielen auf. Mindestens acht Punkte hatte der BFC dem "gezielten Einfluss anderer Instanzen" zu verdanken. Die Chiffre "andere Instanzen" lässt sich mit "Stasi" übersetzen; doch so deutlich konnte Zimmermann nicht werden, es hätte ihn den Job kosten können.


    Der BFC wurde damals mit sechs Zählern vor den punktgleichen Teams aus Dresden und Leipzig Meister. Verschärfend kommt hinzu, dass auch direkte Duelle mit Dynamo und dem 1. FC Lok zu Gunsten des BFC gepfiffen wurden. Laut DFV-Studie war der BFC von den Schiedsrichtern Klaus-Dieter Stenzel und Reinhard Purz fünfmal, von Adolf Prokop, Manfred Roßner und Günther Habermann dreimal bevorteilt worden. Prokop, später als OibE (Offizier im besonderen Einsatz) der Stasi enttarnt, und Stenzel wurden international gesperrt. Beide durften fortan keine Spiele des BFC mehr pfeifen. Wie sollte der frühere Dresdener Trainer Klaus Sammer viele Jahre später sagen? "Zweiter zu werden und ab und zu Pokalsieger - mehr war in der DDR nicht zu erreichen." Jedenfalls nicht in den achtziger Jahren."


    Ein weiteres Papier aus dem DFV-Präsidium belegt, wie unverfroren die Referees agierten. So wertete eine achtköpfige Funktionärsgruppe unter Leitung des Präsidenten Günter Erbach am 21. Juni 1985 per Videostudium das zwei Wochen zurück liegende FDGB-Pokalendspiel zwischen Dresden und dem BFC aus, das Dresden trotz haarsträubender Benachteiligungen glücklich mit 3:2 gewinnen konnte. 17 grobe Fehler wurden den Schiedsrichtern nachgewiesen, 14 zu Gunsten des BFC. Die Analysen waren auch wertend: "Die Fehlentscheidungen gegen Dynamo Dresden sind insgesamt schwerwiegender (qualitativ hochwertiger im negativen Sinne), da sie zum Teil im torgefährlichen Raum gefällt wurden und spielentscheidenden Charakter tragen können (Nichtanerkennung eines regulären Tores von Minge)." Aufgelistet werden ungeahndete rüde Fouls der dafür bekannten BFC-Spieler Trieloff, Terletzki, Rohde, Schulz und Maek.


    Immerhin: Die Verbandsfunktionäre sperrten den BFC-Referee Roßner. Seine Linienrichter kamen glimpflicher davon: Widukind Hermann beendete ohnehin die Laufbahn, Klaus Scheurell musste nur auf ein Europacupspiel verzichten."



    Sorry, aber diese Ausführungen klingen für mich viel plausibler als 2 Stellen hinter dem Komma, so respektabel ich die Fleißarbeit von aka auch finde.
    Warum wird denn nicht diese Quelle von aka quellenkritisch betrachtet, anstatt Staffelzugehörigkeiten von Chemie Böhlen zu diskutieren?


    Eisern


    S-S-B

  • Niemand der klar denken kann bezweifelt das es mitte der 80`er Jahren zubevorteilung,
    zugunsten des BFC DYNAMO gab.Das obig erwähnte Pokalspiel und andere.
    Nur die andauernde Unterstellung das der BFC von anfang an (1979) zur Meisterschaft gepfiffen wurden ist
    nervt einfach.
    Irgendwo habe ich mal gelesen,das wenn ordentlich und Fair vom Schiedsrichter gespann
    alles ausgegangen wäre,dann hätte der BFC,die Meisterschaft 1984/85 trotzdem gewonnen.
    Aber eine Wissenschaftlichkeit an sich ist das Buch nicht.
    Kommt mir teilweise wie abgeschrieben vor.
    wrwg
    S-S-B eventuell Sonntag im Oscar W.??

  • Zitat

    Original von Ilmkreisdödel


    Mir wird es ewig ein Rätsel bleiben, wie du deine Funktion als Gralshüter der Objektivität mit einer derart subjektiv eingefärbten Wortwahl vereinen kannst. Inhaltliche Fehler in einem Buch bzw. einer Dissertation nachzuweisen ist die eine Kunst, mit den entdeckten Unzulänglichkeiten umzugehen offensichtlich die andere.



    Zur Ehrenrettung von aka sei hier gesagt, das umgangssprachlich mit Schwarte einfach ein dickes Buch bezeichnet wird. Leske hat über 600 Seiten geschrieben (und vermarktet die auch ganz geschickt als das "Standardwerk" schlechthin) - laut eigener Aussage hätten für seine Doktorarbeit auch 200 Seiten gereicht ...

    Es gibt keinen besseren Grund, höflich zu sein, als die Überlegenheit.
    (M. von Ebner-Eschenbach)
    Höflichkeit ist der Versuch, Menschenkenntnis durch gute Manieren zu mildern.
    (Jean Gabin)

  • Zitat

    Original von S-S-B
    Der BFC wurde damals mit sechs Zählern vor den punktgleichen Teams aus Dresden und Leipzig Meister.


    6 Punkte waren es nur, weil der BFC am 22. Spieltag bereits 6 Punkte Vorsprung vor Dresden hatte und diese am 23. Spieltag in Berlin gewinnen konnten. Allerdings gegen einen BFC, der de facto bei wesentlich besserer Tordifferenz und u.a. noch einem Spiel gegen Motor Suhl bereits als Meister feststand.


    Zitat

    Original von S-S-B
    Laut DFV-Studie war der BFC von den Schiedsrichtern Klaus-Dieter Stenzel und Reinhard Purz fünfmal, von Adolf Prokop, Manfred Roßner und Günther Habermann dreimal bevorteilt worden.


    Das müssen dann mehrere Bevorteilungen pro Spiel gewesen sein, denn so oft pfiffen die den BFC (mit einer Ausnahme) gar nicht in dieser Saison:


    Zitat

    Original von S-S-B
    Prokop, später als OibE (Offizier im besonderen Einsatz) der Stasi enttarnt, und Stenzel wurden international gesperrt.


    So?
    Prokop:
    06.11.1985 Sporting Lissabon - Dinamo Tirana
    27.11.1985 Inter Mailand - Legia Warschau
    02.04.1986 RSC Anderlecht - Steaua Bukarest
    22.10.1986 FC Barcelona - Sporting Lissabon
    26.11.1986 AC Turin - SK Beveren-Waas
    18.03.1987 Inter Mailand - IFK Göteborg
    04.11.1987 FC Porto - Real Madrid
    16.03.1988 FC Brügge - Panathinaikos Athen
    05.10.1988 Ajax Amsterdam - Sporting Lissabon
    07.12.1988 Juventus Turin - FC Lüttich



    Zitat

    Original von S-S-B
    Beide durften fortan keine Spiele des BFC mehr pfeifen.


    Prokop pfiff den BFC bis 1988, Stenzel bis 1990, beide mehrmals.


    Zitat

    Original von S-S-B
    Immerhin: Die Verbandsfunktionäre sperrten den BFC-Referee Roßner.


    Gesperrt ist etwas übertrieben. Er wurde für die Saison 1985/86 nicht in der OL als Schiedsrichter eingesetzt (Linienrichter müßte ich noch prüfen), ab August 1986 war er aber wieder dabei, sogar wieder international.


    Du siehst, so wenige Zeilen, so viele Ungereimtheiten. Und da soll ich dem Rest kritiklos vertrauen? Wer sagt mir, daß "Wissenschaftler" wie Leske beim Rest nicht genau so geschlampt haben?

  • Nach meinen persönlichen Erinnerungen würde ich inhaltlich den letzten Beitrag von S-S-B am zutreffendsten finden.


    Grundsätzlich muß man wohl fast jedem Fußballfan ein gewisses Maß an Subjektivität unterstellen, damit schließe ich mich keinesfalls aus.
    Beispielhaft möchte ich hier den Staffelsieg des FC Sachsen von vor 2 Jahren nennen. Speziell die Aberkennung des vermeintlichen Ausgleichstreffers des VfC Plauen in Leutzsch wurde ja gerade von Jenensern, Plauenern und Lokisten gern als irregulär und gezielte Manipulation hingestellt. Klar, dass man als Benachteiligter und vor dem Hintergrund der Olympiabewerbung und dem neuen Leipziger Stadion hier sehr schöne Phantasien spinnen konnte. Fakt ist aber auch, dass gerade diese Schiedsrichterentscheidung nach Ansicht der Fernsehbilder eine klassische Abseitsstellung und somit korrekt war. Ich war damals selbst im Stadion und hätte fast ´nen Herzstillstand bekommen, hätte mich aber auch nicht gewundert, wenn das Tor gegeben worden wäre. Im Nachhinein hätte ich in diesem Falle dann wahrscheinlich von Betrug und Schiebung gesprochen. Soviel zum Thema Subjektivität.


    Zurück zum BFC. Erschreckend ist für mich, wie viele sachliche Fehler so ein Werk enthalten kann und es trotzdem als Doktorarbeit anerkannt wurde (wenn es tatsächlich so sein sollte). Aber jeder von uns wird genauso schon den Kopf über fehlerhafte Aussagen von Sportreportern geschüttelt haben, die man so von "früher" nicht gewöhnt war. Also sind auch Journalisten irgendwo subjektiv, weil sie versuchen mit ihrem "Produkt" möglichst viel Anklang zu finden. Also muß man möglichst die potenzielle Zielgruppe ideal ansprechen.


    Als Zeitzeuge jener Zeit und da war ich als Anhänger von Stahl Riesa wieder subjektiv, würde ich grundsätzlich mit den meisten hier übereinstimmen, dass der BFC über Jahre klar bevorteilt worden ist. Das ist ein seit langem bekannter Fakt. Andererseits kann man aber auch die gesamte DDR-Fußballpolitik (Leistungszentren, Delegierungen etc.) als eine jahrelange zielgerichtete Beeinflussung betrachten. Das krasse am BFC war, dass hier derartig massiv und offenkundig Schiedsrichterentscheidungen in immer eine Richtung (zum Vorteil des BFC) tendierten.
    Trotzdem ist auch mir aus dieser Zeit nichts über Arbeitsniederlegungen bekannt.


    Interessant finde ich aber auch, dass dieses Thema gerade jetzt, als der BFC die 3 Meistersterne kriegen sollte, wieder hochkocht. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.

    "Hauds den Sachsen mal nieder, steht er uff immr und immr wieder."
    (Sächs. Volksweisheit)

  • Erstmal finde ich es wirklich schade, das auf Grund der absolut miesen Recherchenführung von Leske das ganze Thema unglaubwürdig gemacht wird. Wenn sich schon jemand die Arbeit macht und in -zig Archiven etc. alte Schriftstücke zu durchforsten, Zeitzeugen zum Thema zu befragen u.s.w., dürfen einem einfach solche lächerlichen Fehler nicht unterlaufen !


    Zum Thema "Schiedsrichter & der BFC": Ich behaupte mal ganz einfach - da war was ! Beweise ? Muss ich schuldig bleiben ... Dafür dürfte es mehrere Gründe geben.
    Zum einen das der Chef des Geheimdienstes sicherlich smart genug war solch einen Betrug geheim zu halten, sprich - keine direkten schriftlichen Anweisungen etc. zu archivieren - es wurden ja eher private Interessen von Erich Mielke vertreten und keine die der 'Nationalen Sicherheit' dienten ... Der Mann erreichte auf Grund seiner Position ganz gewiss auch mit einem grimmigen Blick oder einer 'verbalen Zielgebung' das was er wollte.
    Zum anderen - die Statistiken. Erst mal "Hut ab" vor aka. Wie er mit Zahlen & Statistiken jongliert ist schon beachtlich.
    Allerdings kann man die Bedeutung geschichtlicher Ereignisse nicht ausschliesslich an Zahlen und Tabellen festmachen.

    Nur mal als Beispiel: Es dürfte ja allgemein bekannt sein, das der 1.FC Magdeburg im Jahre 1974 den haushohen Favoriten AC Mailand mit Trainer Trappatoni im EC-Finale mit 2:0 bezwang. Das liest sich auf dem Papier schon ziemlich toll - wenn man jetzt aber noch ein wenig tiefer in diese Sache einsteigt und man z.B. erkennt, das die damalige Mannschaft des 1.FC Magdeburg eine blutjunge, rein regionale Bezirksauswahl war, die ohne den sonst gewohnten Rückhalt von tausenden Fans (mal von 500 parteitreuen Bonzen abgesehen) alleine gegen die international hochkarätige Elf vom AC Milan mit seinen Supportern im Rücken, antrat, erhält dieses Spiel, dieser Sieg für den FCM und diese Niederlage für den AC Milan, doch eine ganz andere geschichtliche Bedeutung.


    Vielleicht sollte man eventuell auch mal versuchen nicht immer nur den Blickwinkel auf die direkten Spielergebnisse/-ansetzungen des BFC gegen etwaige Kokurrenten um die Meisterschaft oder gegen Union z.B. zu richten, sondern auch mal einzelnen Spiele der Kokurrenten gegen andere Mannschaften analysieren. Ich bin mir sicher, da tauchen auch genug Begegnungen auf, wo die Schiedsrichter Di Carlo, Prokop (z.B.) hiessen und es später "Beanstandungen" an der Leistung des Schiedsrichters gab. Entscheidungen die für den Spielausgang (Punktverlust ...) entscheidend waren, oder eine Sperre für wichtige Spieler nach sich zogen, traten ja nicht nur bei Spielen des BFC auf, sondern auch bei anderen 'normalen' Begegnungen - bei eingehender Recherche, da bin ich mir ziemlich sicher, würden oft genug indirekte Vorteile für den BFC auftauchen. Das diese 'befohlen' waren, kann man damit natürlich nicht beweisen, aber man kann die Art und Weise einer Bevorteilung nachvollziehen - so man denn gewillt ist an eine solche zu glauben.


    BWG Kille

  • Ich habe gerade mal eine alte "Fuwo" zur Hand, da findet sich z.B. das Spiel FCM-BFC (16. Spieltag der Saison 1979-80 am 16.03.1980).
    Gesamtszenario: Der Titelkampf scheint auf das Duell Dresden vs. BFC (mit leichtem Abstand auch noch der HFC) hinauszulaufen. Dresden seit Wochen mit 2 Punkten Vorsprung an der Spitze. Am 16. Spieltag muss Dresden nun beim Abstiegskandidaten Zwickau (leichte 2 Punkte ...) antreten und der BFC muss zum heimstarkem 1.FC Magdeburg. Verliert der BFC, wächst sein Abstand zur Tabellenspitze (einen Sieg Dresdens in Zwickau vorausgesetzt) schon auf 4 Punkte ...


    Nun zum offiziellen Spielbericht der "Fuwo":


    Erste Heimniederlage des 1.FCM seit dem 13.August 1977 durch den BFC !


    BFC-Sieg durch einzigen Vorpausenschuß


    Es folgen die Mannschaftsaufstellungen etc. und die Spielstatistik:


    Schiedsrichterkollektiv: Herrmann (Leipzig), Roßner (Pößneck), Stumpf (Jena)
    Zuschauer: 18 000
    Torfolge: 0:1 Terletzki (29.).
    Verwarnungen: Streich (F), Steinbach (F), Stahmann (F) – Brillat (F)
    Feldverweis: Steinbach (F)
    Torschüsse: 18:9 (14:1)
    verschuldete Freistöße: 37:25 (17:13)
    Eckbälle: 4:5 (3:0)


    Auszüge aus dem Spielbericht:


    Stellte 0:1 wirklich alles auf den Kopf ?


    Als der BFC nach einer knappen halben Stunde in Führung ging, da schien dieses Resultat den Spielverlauf völlig auf den Kopf zu stellen, und auf der Tribüne hörte man jenes Wort vom unlogischen Fußball. Trifft das wirklich zu? Verbirgt sich dahinter nicht vielmehr eine zu billige Umschreibung der eigenen Schwächen? Untersuchen wir das ein wenig näher:
    Freilich, bis zum BFC-Treffer war der 1.FCM die eindeutig dominierende Mannschaft. Zwölf Torschüsse, die nur knapp ihr Ziel verfehlten oder die von Rudwaleit mit Auszeichnung gehalten wurden, belegen das hinlänglich ... Chancen für den FCM gabs im Vierteldutzend. Doch da stand eben ein Rudwaleit im BFC-Tor. Und: auch die Magdeburger bekamen Freistösse in Tornähe zugesprochen. (In dem ganzen Artikel wurde vorher nie die Rechtmässigkeit eines Freistosses für den BFC, oder die 'Nähe zum Tor' angeführt geschweige denn angezweifelt. Warum versucht der Autor sich jetzt zu rechtfertigen, indem er sagt der FCM habe ja auch Freistösse erhalten ? Wer nicht angeklagt ist, braucht sich doch normalerweise auch nicht zu rechtfertigen ...) ... Ganz so unlogisch kam das Resultat also nicht zustande.


    Zum Schiedsrichterkollektiv: 62 Spielunterbrechungen durch Foulfreistösse, dann noch Einwürfe, Abstösse, Eckbälle, Abseitsstellungen u.a. - das Trio in Schwarz hatte Schwerstarbeit zu verrichten, weil einige (FCM-) Spieler alles taten, ihm Schwierigkeiten zu bereiten ("ihm" - dem Schiedsrichter oder dem BFC ? =) ) Herrmann löste seine Aufgabe überzeugend, wobei ich nicht über zwei, drei Freistösse zu diskutieren bereit bin, die man so oder so hätte geben können. (eventuell auch der Freistoss, der zum 1:0-Siegtreffer für den BFC führte ?)
    Fazit: der BFC holte in einem umstrittenen Spiel 2 wichtige Punkte im Kampf um die Meisterschaft, die er später mit 1 Punkt Vorsprung vor Dresden gewann ... :ja:


    BWG Kille

  • Zitat

    Original von Kille
    Freilich, bis zum BFC-Treffer war der 1.FCM die eindeutig dominierende Mannschaft. Zwölf Torschüsse, die nur knapp ihr Ziel verfehlten oder die von Rudwaleit mit Auszeichnung gehalten wurden, belegen das hinlänglich ...


    mal ne gegenfrage, wie hattn der schieri diese 12 torschüsse zum "zielverfehlen" gebracht? oder hat er sie alle auf der linie abgewehrt?


    nicht immer war der bfc-bonus oder die schieris schuld. bis heute gibt es spiele, wo mannschaften 20:1 torchancen haben und trotzdem das spiel mit 0:1 endet....


    man sollte vielleicht auch mal die unfähigkeit der gegner mit in betracht ziehen.... :wink: was aber scheinbar zu viel verlangt isss, wenn das thema bfc dynamo und meisterschaften lautet...


    ps ansonsten sehe ich das wie bfc-mitte....

  • Ich glaube da ist was falsch angekommen ...
    Ich wollte jetzt nicht behaupten, das der BFC das oben angeführte Spiel ausschliesslich auf Grund von 'Beihilfe' gewonnen hat - dafür fehlen jegliche Beweise.
    Allerdings muss sich der BFC Dynamo auf Grund seiner ehem. 'Schiri-Connection' gefallen lassen, das man wichtige Spiele, die er dann auch noch knapp durch eine Freistossentscheidung gewinnt, mit einer gewissen Skepsis betrachtet. Zumal sogar der Autor des offiziellen Spielberichts zugibt, das es zweifelhafte Freistossentscheidungen während der Partie gab.


    BWG Kille

  • ...jetzt habe ich auch eine Erklärung, warum zu Ostzeiten die Stadien voller waren.....hatten ja alle den Fernseher, laut Sparwasser, 1974 zur WM aus dem Fenster geschmissen .


    ...und nur weil hier keiner etwas von Arbeitsniederlegungen weis muss es sie ja demzufolge nicht gleich "nie" gegeben haben. :lach:
    Der Beweis Gottes Existenz fehlt und wird wohl nie erbracht , dennoch glauben 80% der Deutschen an eine wie auch immer geartete Göttlichkeit...wer´s braucht und nichts weis...


    Ach ja, ich habe in der Spätschicht gegen 20-21.00Uhr die Arbeit niedergelegt, hatte aber schon 110% erfüllt...Mittwoch konnte man dann noch die Zusammenfassung des EC-Pokal schaffen 8)

    Wer andern eine Bratwurst brät, der hat ein Bratwurstbratgerät ! :irre:

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