Demonstrationsankündigung
Zum Auswärtsspiel des SV Babelsberg 03 beim FC Schönberg 95 am 07.11.04 wurde von einigen Fußballfans eine Demonstration unter folgendem Motto angemeldet:
Fußball unter Einhaltung des Grundgesetzes, Art. I:
Keine Polizeiwillkür in Schönberg, Genua und überall!
Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer des Schönberger Kessels!
Die Demonstration beginnt pünktlich um 12:45 Uhr vor dem Bahnhofsvorplatz und wird über eine Route durch den Ort bis zum Jahnstadion gehen.
Grund der Demonstration sind die Ereignisse rund um das Fußballspiel vom 22.02.2004, d.h. die zahlreichen Übergriffe der Einsatzkräfte der Polizei, die auch überregional thematisiert wurden. Schon vor dem Fußballspiel provozierten die Einsatzkräfte der Polizei mit Aufforderungen, wie unter anderem, den Bürgersteig in einem fast menschenleeren Ort zu benutzen, sonst drohe den Fans der Schlagstockeinsatz. Die Fußballfans wurden die ganze Zeit abgefilmt und am Stadion wartete ein Gefangenenbus. Eine Deeskalationsstrategie war an diesem Tag nicht zu erkennen. Nach dem im Gästeblock Pyro abgebrannt wurde kesselte die Polizei wahllos über 60 Personen ein. Diese Personen mussten sich im Anschluss einer rechtswidrigen erkennungsdienstlichen Behandlung unterziehen und stehen nun wahrscheinlich in der Datei „Gewalttäter Sport“. Wer letztendlich in dieser Datei steht, der ist in seinen Grundrechten, wie zum Beispiel der Reisefreiheit, eingeschränkt. Von dem „Schönberger Kessel“ waren zumeist jugendliche Babelsberger und Hamburger Fußballfans betroffen. Wir halten aus diesem Grund eine differenzierte Betrachtung zwischen gewalttätigen Auseinandersetzungen und dem Abbrennen von pyrotechnischen Erzeugnissen für notwendig. Uns sind viele Fälle bekannt, in denen Personen bei Festnahmen und polizeilichen Übergriffen verletzt wurden, jedoch selten Fälle, in denen Menschen durch Pyrotechnik im Stadion verletzt wurden. Dieser Polizeieinsatz hatte überhaupt keine Verhältnismäßigkeit und war völlig überzogen. Bis heute liegt keine Entschuldigung der Polizei vor. Im Gegenteil, nun, nach einem dreiviertel Jahr beginnen auf Babelsberger Seite die Prozesse gegen die betroffene Personen.
Leider sind solche Einsätze der Polizei keine Seltenheit. Immer wieder kommt es zu massiver Präsenz von Einsatzkräften oder unüberlegten Handlungen seitens der Sicherheitskräfte. In Neustrelitz warnte der Rundfunk vor 300 gewaltbereiten Babelsberger Fußballfans und die Polizei war mit einem Großaufgebot zur Stelle. In Berlin beim Spiel der Nulldreier im Jahnsportpark zeigt sich die Polizei äußerst aggressiv und zettelt Randale an, obwohl der 1. Mai nun ein Tag her ist. Und beim letzten Heimspiel der Nulldreier gegen die freundschaftlich gesinnten Tennis-Borussen wird das Abklatschen für die Fans, aufgrund des Pfefferspraygebrauchs der Polizei, zu einem tränenreichen Moment.
Dieser Demonstrationszug soll die Probleme bei der Bekämpfung von Polizeiwillkür aufzeigen und Solidarität mit den Opfern von Polizeigewalt üben, ob im Fußball oder im Klassenkampf. Jede/r Teilnehmer/in, ob Bürger, Fußballfan oder sonstiges Opfer einer polizeilichen Maßnahme, ist herzlich Willkommen.
Rassisten und Faschisten sind unerwünscht!
Am Montag, dem 01.11.04, erfolgte in Grevesmühlen eine Pressekonferenz, in der einige lokale Tageszeitungen, ein Rundfunk- und ein Fernsehteam des NDR über den Hintergrund der Demonstration aufgeklärt wurden.
In einem Koordinierungsgespräch am Montag wurde mit den zuständigen Behörden über den Ablauf der Demonstration verhandelt.
Treffpunkt für Potsdamer Fußballfans ist um 8:30 Uhr am Hauptbahnhof Potsdam. Von dort geht es um 8:50 Uhr mit dem Zug zum Bahnhof Zoo und weiter über Bad Kleinen nach Schönberg/Mecklenburg. Die Ankunft in Schönberg ist um 12:37 Uhr.
Die Demonstration beginnt dann pünktlich um 12:45 Uhr und wird sich durch den Ort zum Jahnstadion begeben. Damit alle Teilnehmer/innen den Anpfiff um 14:00 Uhr im Jahnstadion miterleben können, wird um ein zügigen Ablauf gebeten.
Außerdem machen wir die Teilnehmer/innen darauf aufmerksam, dass Gegenstände wie Waffen oder pyrotechnische Erzeugnisse, aber auch der übermäßige Genuss von Alkohol zu einer Gefährdung aller Beteiligten führen können.