Heute durfte ich an der letzten Fahrt des mindestens 70 Jahre alten roten Toyotas von Marc04 teilnehmen. Dieses Fahrzeug hätte mal so legendär wie das Schlagermobil werden können, aber dessen Besitzer entschied sich wegen eines angeblichen Getriebeschadens für den Schrottplatz. So ging es also vom S-Bahnhof Charlottenburg mit Marc, ALLESFAHRER und einem Hopper aus Wuppertal leicht verspätet Richtung Eilenburg. Auf den ersten Metern fiel gleich einer der wichtigsten Unterschiede von Marc seinem Toyota zu normalen Fahrzeugen auf. Das Ding hat keine Klimaanlage und so musste ich neben dem Geschwafel der Mitfahrer, auch noch die Hitze ertragen. Kurz vor Dessau fiel dem Mann am Steuer zudem noch auf, dass die Karre keinen Sprit mehr hat und dieses uns ohne eine Ladung Benzin Bleifrei nicht weiterbringen würde. Schuld an diesem Missstand sollte ich gewesen sein, nur den Zusammenhang verstand ich nicht. Änderte aber eh nichts daran, dass wir an der Abfahrt Dessau-Ost die Autobahn verlassen mussten, um unserem Gefährt edelstes Benzin der Marke Shell zu gönnen. Oder war es doch Minol oder Aral? Egal, knapp 35 Euro später ging es weiter und so erreichten wir die Stadtgrenze von Leipzig. Kurz vor Eilenburg erwartete uns bereits Frank Müller von der Leipziger Volkszeitung, um uns mit dem Sonderheft „Fußball in Sachsen“ zu versorgen. Wenig später schlugen wir in Eilenburg auf, das nur unser Fahrer nicht mitbekam, der mitten in der Stadt nach der Ausschilderungen Richtung Eilenburg suchte. Ich hoffe für ihn, dass sein neues Gefährt über ein Navigationssystem verfügt.
Das Stadion selbst liegt sehr tief im Ort und war auch der Grund dafür, dass es bei dem Jahrhunderthochwasser 2002 komplett überflutet war. Doch wie bei so vielen anderen Vereinen der Region wurde alles wieder mit Spenden aufgebaut und so befindet sich die Anlage heute in einem besseren Zustand als vor der Flut. Am Stadiontor angekommen, mussten sechs Euro für den Eintritt und ein weiterer Euro für das durchschnittliche Programmheft niedergelegt werden. Vorbei an einem der Nebenplätze ging es die Haupttribüne hinauf und bereits beim ersten Blick wurden alle Hoffnungen enttäuscht. Das halbe Stadion war für die Zuschauer gesperrt, für unsere Fahne gab es keinen Zaun und die Gäste aus Zwickau wurden auf einem kleinen Wall hinter einem Bauzaun eingesperrt. Nachdem wir uns mit Fleisch vom Grill und einem Bier versorgt hatten, betraten bereits die Mannschaften den Platz und Schiedsrichter Mario Wehnert aus Reichenbach eröffnete den Kick mit einem kräftigen Pfiff aus seinem Arbeitsgerät.
Schnell aber stellte sich das Geschehen auf der gesamten Anlage als trostlos heraus. In der ersten Hälfte ging nichts. Zwickau war zwar etwas stärker, aber ohne Ideen vor dem Tor und die Gastgeber warteten auf einen Fehler des FSV. Den es aber in der ersten Hälfte nicht geben sollte. Die Zuschauer passten sich diesem Niveau ohne Probleme an. Angeblich sollen 1.050 (darunter etwa 100 Fans aus Zwickau) auf der Anlage gewesen sein, doch gelang es ihnen sich nicht bemerkbar zu machen. Dadurch dass man zudem die ganze Zeit auf die gesperrte und somit leere Gegenseite blickte, wirkte das Ganze noch etwas trauriger und erreichte Stellenweise Kreisliga-Niveau. Einziger Lichtblick waren die Fans des FSV, die mit ihrem Support wenigstens das Gefühl aufkommen ließen, dass hier Fußball gespielt wurde. Pause, 0:0.
In der zweiten Hälfte wurden die Gastgeber mutiger, doch erstmal der FSV im Vorwärtsgang. Müller ging nach einem Fehler von Köckeritz auf Kischko zu, hatte sich den Ball aber zu weit vorgelegt. Dafür schlug es auf der Gegenseite ein. Nach einer zu kurzen Abwehr von FSV-Keeper Rothe steht Polten in der 57. Minute genau richtig und schob den Ball zu der bis dahin etwas glücklichen Führung ein. Nur drei Minuten später das nächste Tor und diesmal war es Delitzsch der nach einem starken Pass von Künast freistehend ins Tor traf. Damit waren auch endlich mal die Heimfans zu hören und eine Gruppe von etwa zehn Mann feierte in der Folgezeit ihr Team. Das Spiel selbst war mit diesen beiden Treffern gelaufen und Fischer hätte kurz vor Schluss beinah noch das 3:0 erzielt, jedoch knallte sein harter Schuss von der Latte zurück ins Spiel. Der unauffällige Schieri beendete wenig später das Trauerspiel und das siegreiche Team ließ sich vom eigenen kleinen Fanblock feiern.
Insgesamt sehr trostlos das Ganze und wer nicht unbedingt nach Eilenburg muss, sollte sich diese Reise sparen. Für uns ging es jedoch erstmal zurück Richtung Berlin. Auf der Fahrt lief zwischen der Bundesliga-Reportage immer wieder Schlagermusik, so dass unser ALLESSCHLAGERFREAK voll auf seine Kosten kam. In Berlin angekommen zeigten wir Vier am S-Bahnhof Westend noch mal unsere hohen Kenntnisse im Umgang mit Geld und einigten uns am Ende darauf, dass Marc alles bekommt. So verabschiedete ich mich von der Gruppe und fuhr das letzte Stück mit der S-Bahn. Natürlich hatte ich das große Glück genau auf die Hertha-Fans zu treffen und musste nun auch ein paar Anti-Union-Lieder und Kiddies mit ihren Hertha-Tröten ertragen. Doch auch diese Zeit ging vorbei und so erreichte ich glücklich und zufrieden meine Heimat.
FC Eilenburg: Kischko - Knaubel - Köckeritz, Kühnast - Schaaf, Moritz, Polten (89. Heyde), Petzold, Hund (81. Auerswald) - Fischer, Delitzsch
FSV Zwickau: Rothe - Mees, Fahrenholz, Köcher, Dobiasch - Werner, Schönberg, Hartung, Müller - Nemec, Böckel (72. Glatte)
Schiedsrichter: Mario Wehnert (Reichenbach)
Assistenten: Daniel Böhm (Oelsa), Daniel Hartig (Freital)
Tore: 1:0 Polten (57.), 2:0 Delitzsch (60.)
z. Zuschauer: 1.050
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