Bezirksliga Ost 2011/2012

Weiss nicht, ob genau dieser Artikel schon gepostet wurde...

Dienstag, 26. Juni 2012
(Sächsische Zeitung)

Bestechungsskandal in der Bezirksliga

Der Oderwitzer Fußballtrainer hat vor dem letzten Spiel ein unmoralisches Angebot erhalten – und die Polizei informiert. Der FV Dresden06Laubegast sollte profitieren. Jetzt ermittelt der Staatsanwalt.

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Jens Grunewald, Trainer des FSV OderwitzFoto: Knorr

Es hört sich an wie eine Räuberpistole: „Knapp eine Woche vor dem letzten Spieltag erhielt ich einen Anruf von jemandem, der sich als Unterstützer des FV Dresden Laubegast ausgab“, erzählt Jens Grunewald, Trainer des Tabellenletzten FSV Oderwitz. Er sei doch der Trainer der Mannschaft, die praktisch schon abgestiegen sei – und ob man da für das direkte Duell gegen die noch abstiegsbedrohten Laubegaster nicht etwas „arrangieren“ könne, habe der Anrufer gefragt. Grunewald, geschockt aber auch hellhörig geworden, fragte nach, was gemeint sei. „Der Anrufer hat sofort und routiniert mit Zahlen gearbeitet. 800 Euro für die Mannschaftskasse und 400 für den Trainer, oder 800 Euro für den Trainer und ein Hunderter pro Tor Differenz für das Team hat er angeboten.“ Ihm sei das Ganze unangenehm, aber diesmal habe er das kürzeste Streichholz gezogen und sei dran, habe der Anrufer weiter gesagt. Und auf Nachfrage: Er wisse auch von Vereinen wie See oder Bad Muskau, dass da so was geplant gewesen und durchgezogen worden sei.

Der Oderwitzer Trainer Grunewald vertröstete den Anrufer auf den nächsten Tag und informierte seinen Vereinsvorsitzenden, einen Rechtsanwalt. Am nächsten Morgen folgte der Gang zur Polizei. Die nahm das als Betrugsversuch ernst, riet, weitere Telefongespräche möglichst unter Zeugen zu führen und so wenig Leute wie möglich einzuweihen. Gegen Mittag erfolgte ein zweiter Anruf des „Laubegasters“, der von einem Zeugen mitgehört wurde. Alle Angebote wurden erneuert. Grunewald vertröstete den Anrufer erneut, bis zum Abend, nach dem Training. Die Staatsanwaltschaft wollte eine Fangschaltung aufbauen.

Geldübergabe scheitert

Am Abend, inzwischen war der Oderwitzer Kapitän Swen Fehlauer eingeweiht, erfolgten ein kurzer dritter und dann ein vierter Anruf. Grunewald und Fehlauer nahmen das Gespräch diesmal auf, und der Trainer ging zum Schein – und in Absprache mit dem Staatsanwalt – auf das Angebot ein. Ihm gelang es dabei erneut, dem immer noch ahnungslosen Anrufer viele Details zu entlocken. „Er hat auch gesagt, dass man nicht der Letzte sein wolle, der so etwas macht. Neben See und Bad Muskau wisse er auch von Budissa Bautzen und früher Borea Dresden. Und dann haben wir die Details der Geldübergabe besprochen“, erklärt Grunewald. Am Freitag war die Polizei in Oderwitz. Der Übergabeort wurde festgelegt, Videokameras aufgebaut und Grunewald eingewiesen, wie er sich platzieren und verhalten soll. „Mir war alles andere als wohl dabei“, sagt Grunewald. Die Geldübergabe fand letztlich nicht statt. Grunewald ist sich sicher, dass die Sächsische Zeitung daran „schuld“ ist. In der Freitagausgabe stand, dass es wegen eines fehlenden Aufsteigers aus der Kreisoberliga Westlausitz definitiv nur einen Absteiger aus der Bezirksliga, Staffel Ost, gibt. Laubegast war damit gerettet. Eine Bestechung hätte keinen Sinn mehr gemacht.

„Wir haben schon vor dem letzten Spiel gesagt, dass wir diesen Skandal aufdecken wollen, auch wenn wir noch den letzten Platz vermieden hätten. Es sollte unter diesen Umständen keinen Absteiger geben“, sagt Grunewald. Der Sächsische Fußball-Verband wurde informiert. Der bat alle genannten Vereine und einige darüber hinaus um Stellungnahmen. „In den Antworten spiegelt sich Entrüstung über diesen Verdacht wider“, sagt der Spielausschussvorsitzende Uwe Dietrich, der die Stellungnahmen samt der Informationen von Staatsanwalt und Polizei ans Sportgericht des Fußballverbandes weiterleitet. Er ergänzt: „Wenn ich die Geschichte so höre, hat sich der Oderwitzer Trainer richtig verhalten. Nur, jetzt alles mit Namen und Adresse zu beweisen, das wird schwer. Und darauf kommt es an.“

Weitere Spiele unter Verdacht

Dieses Spiel ist nicht das einzige, auf das ein Schatten eines Verdachts fällt. In der Bezirksliga-Staffel Ost gibt es weitere „komische“ Ergebnisse. Und in der Staffel Mitte steht ein Spiel besonders im Fokus. Da hatte der SV Lichtenberg am letzten Spieltag in den letzten 15Spielminuten aus einem 2:2 gegen den BSV Sebnitz ein 8:2 gemacht. Genau diese sechs Tore Vorsprung waren nötig, um den SVBannewitz auf einen Abstiegsplatz zu verdrängen. Das wusste man so genau, weil wegen einer Regenunterbrechung in Lichtenberg das Bannewitzer Spiel zeitiger beendet war. Dieser Fall liegt nach einem Bannewitzer Einspruch jetzt ebenfalls beim Sportgericht des SFV. Mit dem gleichen Problem: Ein Nachweis wird schwierig.