ich hätte mal so ein paar fragen, um einige wissenslücken zu füllen
1. welche mannschaft war denn das nochmal, die zum FC hansa rostock wurde (empor lauter ???)
2. wie war das denn so mit spielerwechseln in der DDR??? ich weiß ja das spieler zu anderen vereine delegiert wurde, aber es gab doch auch normale wechsel.
wurde damasl so häufig gewechselt wie heute, wurde auch überregional gewechselt,...???
würde mich einfach mal interessieren...
DDR Fußballgeschichte
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1. ist so völlig richtig und zwar ab der Saison 54/55 wurde in Rostock unter Empor Rostock gespielt.
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wenn denn bitte ausführlicher das thema behandeln wie der FC Hnasa Rohrstock entstand...!!!
hier mal die info von www.eintracht-schwerin.de mit dem hinweis das es auch anderen so gegangen ist.Auf Behördenbeschluss wurde die gesamte Mannschaft vom SV Volkspolizei Schwerin nach Rostock versetzt, wo sie als Dynamo Rostock am Spielbetrieb teilnehmen musste. Nach fehlender Unterstützung und Problemen bei der Wohnungsfrage kehrte die Mannschaft nach Schwerin zurück, wo dann die SG Dynamo Schwerin gegründet wurde. Selbiges Schicksal ereilte die Mannschaft von Empor Lauter. Die Sachsen wurden nach Rostock geschickt (delegiert) und spielten als Empor Rostock und später als Hansa Rostock in der DDR- Oberliga!!
also wenn ich diese story bringen kann, dann geht mir immer einer ab, ehrlich
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Wie es in der "Planwirtschaft" so üblich war, sollte sich der Fußball gefälligst der allgemeinen Verwaltung fügen. Die Oberliga sollte möglichst aus den 15 Bezirksstädten bestehn , der Meister aus der "Hauptstadt" kommen. (Lediglich bei Großkombinaten konnte mal eine Kreisstadt Gnade finden).
Da sich der Ball aber immer recht abweichlerich verhielt und nicht so einfach von Klassenstandpunkt die Parteilinie herunterzuspielen war, wurde ziemlich frech eingegriffen:
1954 Empor Lauter -> Empor (später Hansa) Rostock
1963 Brieske Senftenberg -> Energie Cottbus
1972 Vorwärts Berlin (Jahn Sportpark) -> Vorwärts Frankfurt/O
....Die größeren Transfers fanden zumeist bei den Junioren statt, dabei blieben die Spieler aber zumeist innerhalb ihrer "Sportvereinigung". Die wichtigsten waren Dynamo , Vorwärts , Motor , Stahl , Chemie und Lok.
Das heißt, ein Talent wird bei Dynamo Kleinkleckersdorf entdeckt, kommt es mit 12 Jahren zu Dynamo Dingsbums (Kreisstadt) und geht dann mit 15-16 ins Internat zum BFC oder DyDü. Genauso ging es bei Vorwärts am Ende nach Slubice/West. Die anderen SVs hatten auch ihr Aushängeschild wo am Ende die Elite landete ("Motor" z.B. bei FC Carl Zeiss Jena, "Lok" in Leptzsch , "Turbine" in Putzi Erfutz ...). Ab 1966 wurde die größten BSGen dann in FCs umgewandelt, was hieß, das sie begrenzt auch im Gebiet anderer SVen wildern durften. Ab den 70er Jahren kamen so sogar Tranfers im Erwachsenenbereich auf, die zuvor eigentlich nur vorkamen, wenn ein Club abgestiegen war und der jeweilige Spieler keinen Bock hatte über die Dörfer zu ziehen.
Der "Sensationstransfer" der 80er war glaub ich der von Frank Pastor vom HFC Chemie zum BFC (... nachdem die Biffzen kurz zuvor in Halle 1:3 vergeigt hatten und es zeitweise sogar mal wieder spannend wurde).
Aber schief gehen konnte letzendlich ja doch nix, im Zweifel gab es ja noch Leute wie Prokop , Streicher , Kirschen , ...
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Iwan: Sehr guter Beitrag! :biggrin:
ZitatOriginal von Iwan
Ab den 70er Jahren kamen so sogar Tranfers im Erwachsenenbereich auf, die zuvor eigentlich nur vorkamen, wenn ein Club abgestiegen war und der jeweilige Spieler keinen Bock hatte über die Dörfer zu ziehen.Hier sei noch zu ergänzen, daß auch die Nationalmannschaftskarriere mit reinspielte. Ein (Zweit-)Ligaspieler konnte grundsätzlich nicht in der Nationalmannschaft spielen. Einzige Ausnahme war, soweit ich weiß, Gerd Kische. Der durfte trotz "A-Kader-Status" auch während der Fahrstuhlperiode Ende der 70er in Rostock bleiben.
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Die Spieler der grösseren Vereine waren ja damals quasi Staatseigentum und konnten sich den Verein nicht selbst aussuchen ( Ausnahmen gab es aber ). Oft wird es aber so gewesen sein wie bei den Spielern von Empor Lauter, dass sie mit entsprechender Mangelware ( Wohnung, Auto, Bananen :wink: ), überzeugt wurden, freiwillig zu wechseln.
Über das Thema habe ich bisher relativ wenig gelesen, vielleicht hat ja mal jemand einen Link oder eine Buchempfehlung.
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Da gibt es 4 Perioden, wo das relativ unterschiedlich lief. In keiner hat allerdings die oberste staatliche Leitung oder die Politik maßgebend eingegriffen. Das ist Legende.
bis Herbst 1954
waren eigentlich alles BSG's, wobei die Dynamo- und Vorwärts-Mannschaften ein bißchen als Elite gehandelt wurdenHerbst 1954- Jahreswechsel 1965/66
In Anlehnung an den Vizeweltmeistertitel der Ungarn beschloß der DTSB die Bildung von Sportclubs. Jede SV (Sportvereinigung) sollte ihren Sportclub als zentrales leistungszentrum bilden. Die Wahl des Standortes oblag der SV und so ist es nicht verwunderlich, daß manchmal eine große Stadt gewählt und eine andere gute Dorfmannschaft komplett dahindelegiert wurde. Das bekannteste Beispiel ist Rostock, aber auch Dresden hatte seine Dynamo-Mannschaft, die dann nach Berlin mußte, nur von den "Dörfern". Das waren hauptsächlich die ehemaligen Vereine VP Potsdam und VP Weimar.Die Sportclubs:
SC Chemie in Halle-Leuna
SC Aktivist in Brieske-Senftenberg
SC Motor in Jena (ursprünglich geplant in Zwickau oder Leipzig)
SC Aufbau in Magdeburg (ursprünglich geplant in Berlin)
ASK Vorwärts in Berlin
SC Dynamo in Berlin
SC Einheit in Dresden
SC Turbine in Erfurt
SC Lokomotive in Leipzig
SC Rotation in Leipzig
SC Empor in Rostock
SC Wismut in Karl-Marx-Stadt (Fußball weiter in Aue)
SC Fortschritt in Weißenfels
SC Traktor in Schwerin
SC Stahl in Riesaspäter kamen als regionale Sportclubs dazu:
TSC Berlin (SC Motor Berlin)
SC Potsdam (ehemals Rotation Babelsberg)
SC Frankfurt/Oder
SC Cottbus (ehemals SC Aktivist Brieske-Senftenberg)
SC Motor Karl-Marx-Stadt1963 wurden SC Motor und SC Wismut zum SC Karl-Marx-Stadt fusioniert, den 2. Oberligaplatz bekam die BSG Wismut Aue. Bekannter hier wieder die Leipziger Fusion SC Lok und SC Rotation zum SC Leipzig und der "Rest" zur BSG Chemie.
Die Spieler wechselten meist innerhalb ihrer SV.
Jahreswechsel 1965/66-1970
1965 wurde beschlossen, die Fußballabteilungen aus den Sportclubs herauszulösen und Fußballklubs zu bilden. Diese Fußballklubs erhielten Planstellen, die über die Bezirke liefen. Jeder Fußballklub hatte Stammbezirke, aus denen er seine Spieler rekrutieren konnte. Auch hier gab es Sonderfälle:FC Vorwärts Berlin (1/3 Berlin, Frankfurt)
BFC Dynamo (1/3 Berlin, Neubrandenburg, Cottbus, alle Nord-Dynamos)
1.FC Union Berlin (1/3 Berlin, Potsdam)
FC Hansa Rostock (Rostock, Schwerin)
1.FC Magdeburg (Magdeburg)
HFC Chemie (Halle)
1.FC Lok Leipzig (Leipzig)
FC Rot Weiß Erfurt (Erfurt, 1/2 Suhl)
FC Carl Zeiss Jena (Jena, 1/2 Suhl)
FC Karl-Marx-Stadt (Karl-Marx-Stadt)
SG Dynamo Dresden (Dresden, alle Süd-Dynamos)ab 1970
Die Klubs wurden wieder unterteilt. Es gab dann 6 Sonder-Förder-Klubs:
BFC Dynamo
1.FC Magdeburg
FC Carl Zeiss Jena
FC Vorwärts (Berlin) Frankfurt/Oder
1.FC Lok Leipzig
SG Dynamo DresdenWenn Oberligagemeinschaften abstiegen, wurden Nationalkader zu diesen Klubs delegiert. Hier durften die Spieler aber nicht wählen, bspw. wollte Streich nach Jena, mußte aber nach Magdeburg.
Als der FC Vorwärts nach Frankfurt umzog, weil dort der ASK Vorwärts seine Zentrale hatte (und nicht delegiert oder aus der Hauptstadt verbannt wurde!), gab er Berlin ab und erhielt Potsdam dazu. Der BFC hatte dann 2/3 Berlin, Union erhielt, so glaube ich, Neubrandenburg.
Die einschneidenste Änderung betraf wohl die BSG's. Die Spieler durften nicht mehr frei nach dem bisher gehandhabten "Prämien-System" und der Finanzkraft der hinter den BSG's stehenden Kombinate bezahlt werden, sie mußten nach ihrem Beruf laut Tabelle entlohnt werden. So kam es schon mal vor, daß ein Torschützenkönig einer BSG weniger verdienta als ein Auswechselspieler. Das förderte natürlich die Wechselbereitschaft der Spieler zu den Klubs.
Ender der 80er Jahre gab es dann Überlegungen, die Zentralisierung fortschreiten zu lassen und alle Nationalkader bei einem Klub zu konzentrieren. Interessanterweise nicht beim BFC, sondern bei Dresden. Der Anfang mit der Personlaunion Trainer Nationalelf/Dynamo Dresden war mit Geyer schon gemacht. Vorbild war hier die UdSSR und Kiew. Allerdings wurde in den 80ern auch die Bezahlung der Spieler durch die BSG's wieder lockerer gehandhabt. Speziell über Brandenburg kursierten damals Gerüchte in Sachen gut verdienender Spieler. Es wollten ja auch zahlreiche Klubspieler zu Aue oder Brandenburg, bestimmt nicht der guten Luft wegen.
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Es wollten ja auch zahlreiche Klubspieler zu Aue oder Brandenburg, bestimmt nicht der guten Luft wegen.
@ aka : Welcher Klubspieler ging denn nach Brandenburg ? Bestimmt keine Stammspieler. Verdient wurde sicherlich sehr gut. Aber sicherlich nicht so gut wie beim BFC, Dresden oder Jena.
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Zitat
Original von KrassUnion
Über das Thema habe ich bisher relativ wenig gelesen, vielleicht hat ja mal jemand einen Link oder eine Buchempfehlung.
"Die Geschichte der DDR-Oberliga" Gibt es natürlich auch im Buchladen. :biggrin:
http://www.nordostfussball.de/…ex.php?action=vcat&cat=13 -
Zitat
Original von BRB-Jörg
Es wollten ja auch zahlreiche Klubspieler zu Aue oder Brandenburg, bestimmt nicht der guten Luft wegen.@ aka : Welcher Klubspieler ging denn nach Brandenburg ? Bestimmt keine Stammspieler. Verdient wurde sicherlich sehr gut. Aber sicherlich nicht so gut wie beim BFC, Dresden oder Jena.
Was mir jetzt so einfällt, ohne groß zu recherchieren:
Uwe Schulz vom FCV
Heiko Brestrich vom BFC
Bernd Kubowitz vom BFC
Jan Voß vom BFC
Uwe Ferl 1985 von Chemie Leipzig, sollte zum 1.FC Lok, wollte nicht und wurde sogar kurzzeitig für Oberliga und Liga gesperrt
Hans-Jörg Leitzke wollte 1988 zu Stahl, dann nach Aue, durfte aber nicht.
Ich glaube, im BFC-Buch stand auch was von einem bekannteren BFC-Spieler, der Ende der 80er nicht durfte.
Als 1988 oder 1989 Union und FCV in der Liga spielten, sollten auch einige wechseln. Es lief sogar das Gerücht, daß Brandenburg den Status eines FC erhalten sollte. Genaueres weiß ich da aber nicht. -
Richtig, es war im Gespräch. Nun haben wir ja, einige Jahre später, dennoch unseren FC.
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auch noch was ganz interessantes zu diesem thema: es war ja nicht gerade selten, daß spieler aus politischen gründen gesperrt wurden, so. z.b. detlef zimmer (früher u.a. jena) und christoph ringk (früher frankfurt/o.). beide hatten westverwandschaft, zu der die familien auch weiterhin kontakt hielten (bei den ringks gab es glaube ich sogar einen ddr-flüchtling).
detlef zimmer z.b. wurde gar zuerst auf lebenszeit (!) gesperrt, durfte dann später jedoch wieder spielen - allerdings wurde er in die damalige "fußballprovinz" nach brandenburg gesteckt, als strafe sozusagen. im nachhinein war es vielleicht für zimmer sportlich gesehen das beste, was ihm passieren konnte: in brb war er unumstrittener stammtorwart (in jena hätte er grapenthin und später bräutigam als direkte konkurrenten gehabt), machte einen kometenhaften aufstieg mit dem verein mit, belegte in einem jahr sogar den 1. platz der punkte-wertung der fuwo für die gesamte oberliga (war also laut fuwo in dieser saison der beste fußballer des ganzen landes) - ohne seine in ddr-zeiten hinderliche vergangenheit wäre er auch sicherlich in der nationalmannschaft gelandet.
bei ringk war es ähnlich: erst eine gefälschte diagnose bei einer routineuntersuchung, daraufhin fußballverbot, irgendwann wieder spielberechtigt (aber nur noch für halbleiterwerke frankfurt...) und später die unerwartete neue chance in brandenburg mit dem 2. frühling.
übrigens: etwas überraschend durften beide spieler bei den uefa-cup-auftritten im kapitalistischen ausland (coleraine/nordirland) und göteborg mit der mannschaft reisen und spielen. -
Zum Thema fallen mir 2 Bücher ein, die lesenswert sind:
Mielke, Macht und Meisterschaft : die "Bearbeitung" der Sportgemeinschaft Dynamo Dresden durch das MfS 1978 - 1989 / Ingolf Pleil
Fussball in der DDR : 1949 - 1989 / Klaus Querengässer
In dem Buch über Dynamo Dresden steht zum Beispiel, dass Mathias Sammer nach Jena wechseln wollte aber nicht durfte.
Zu Union: So viel wie ich weiss, hat Union keinen Ausgleich für den an Vorwärts Frankfurt gegangenen Bezirk Potsdam bekommen. Danach konnte sie nur noch auf auf das eine Drittel der Berliner Leistungszentren zugreifen, das waren 6. Der BFC erhielt die Berliner Leistungszentren von Vorwärts dazu und hatte somit Zugriff auf 38 Leistungszentren.
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ok, nochmal ne frage zu empor lauter.
die hatten also ihren oberligaplatz 1954 gahabt.
1.: wie ging es denn dann mit denen weiter ?? wenn rostock nun den oberligaplatz bekam, musste doch eine mannschaft weg. musste lauter zwangsabsteigen um rostock platz zu machen ???(wo hat empor lauter dann gespielt?
2.: was war denn in rostock bevor die spieler von lauter delegiert wurden (wo haben die gespielt, wie hießen die vorher) ?? -
Zu den Stahl-Spielern nochmal : Der einzige von den genannten, der Stammspieler war, war Uwe Schulz. Voß, Brestrich, Kubowitz - alles Spieler aus dem 2. Glied. Zur Leitzke-Story kann ich nix sagen. Das Gerücht daß Brandenburg den FC-Status erhalten sollte, lief öfter. War aber in Cottbus und Aue genauso.
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voß war jahrelang stammspieler.
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Hallo Geschichtsexperten!
Hat jemand Infos über die Vereinsgeschichte von ESV/Empor Greifswald? :???: