18. März 2008, dieses Datum wird als ein Highlight in die Vereinsgeschichte des FCC eingehen, denn zum ersten mal lief unsere Mannschaft an diesem Tag zu einem DFB-Pokal-Halbfinale ins Stadion ein. Und zwar in kein geringeres, als den Dortmunder Signal-Iduna-Park, sprich ins Westfalenstadion.
Die meisten, jetzt hier Lesenden, werden es live im TV gesehen, von daher brauch ich auf das Spiel selbst nicht groß einzugehen und tue dies auch nicht. Einfach weil ich nur ca. 70 Minuten gesehen habe und davon auch nur 45 Minuten bei vernünftiger Sicht.
Die Abfahrt der SC-Busse (10 Stk.) war für 13:30 Uhr angesetzt. Gegen zwölf Uhr war ich bei meinem Jenenser Kumpel eingetroffen, wir tranken noch nen Kaffee, guckten paar lutzige Videos und fuhren gegen 12:40 Uhr los Richtung Stadion. Unterwegs klingelte mein Handy und einer meiner Arbeitskollegen, die ebenfalls mitfuhren, war dran:
„Wann kommt´n ihr?“
„Sind schon auf´m Weg.“
„Hier werden die Parkplätze nämlich langsam knapp.“
„Wir sind schon auf der Schnellstraße – gleich da.“
„Ich hab schon Plätze im Bus für uns reserviert.“
„In welchem Bus sitzen wir?“
„Bus 1.“
„Waaaas!?!?!? Na prima, da fährt doch das ZDF drin mit!“ (Das hatte ich auf der Offenbach-Tour von Andreas, dem Bus-Koordinator des SC, erfahren.)
„Waaas? Naja bis gleich.“
„Jo, bis gleich.“
Mist, ins Fernsehen wollten wir nun alle Fünfe nicht unbedingt.
Meine Kollegen hatten Plätze in der jeweils vierten Reihe von vorn reserviert und noch einen Fensterplatz in der dritten Reihe rechts. Zwei Reihen vor uns wurden die 3 Leute vom ZDF einquartiert. Ein Kameramann (mit Kamera), eine Tonfrau (ohne Ton), die einen grauen Angorahamster, an einem Stock befestigt, immer schön hoch hielt, und noch eine Lady mit einem orangefarbenen Mikroskop in der Hand, worauf ZDF geschrieben stand. (reimt sich sogar)
Besagte Dame mit dem Mikro war die Fragenstellerin des Mainzer Dreigestirns.
Also 13:30 Uhr war Abfahrt. Man sollte meinen, daß 7 Stunden Zeit bis nach Dortmund kein Problem sein sollten. Die Busse aber, die der FCC organisiert hatte, waren schon eher los gefahren und sie hatten gut daran getan, wie sich abends dann herausstellen sollte.
Wir kamen vorerst, trotz der widrigen Umstände (Schneetreiben vom Allerfeinsten), ganz gut voran. Die Medienleute versuchten während der Fahrt immer mal wieder ein paar Impressionen festzuhalten. Ich hoffte immer noch, dass Andreas, der ja seine üblichen Verdächtigen SC-Bus-Mitfahrer kennt, das Klientel für den Fernseh-Bus etwas ausgesiebt hatte – hatte er nicht !!! Es waren ein paar ordnungsgemäße Vollpfosten an Bord. Zumindest entpuppten sie sich als solche, nachdem sie auf dem entsprechenden Pegel waren und waren nun fortan das vorrangige Objekt der ZDF-Begierde.
Der fünfminütige Bericht über diese Busfahrt kam heute kurz vor 13:00 Uhr in „Drehscheibe Deutschland“ und man hatte tatsächlich darauf verzichtet, irgendwelche peinlichen Sachen zu senden. Ich bin mir aber sicher, dass das Hardcore-Bildmaterial bei irgendeiner anderen Gelegenheit verwendet werden wird, wenn es grad mal wieder um assoziale Fußballfans oder Ossi-Jugendliche oder ähnliches geht. Vielleicht denke ich aber auch zu schlecht über das öffentlich rechtliche Fernsehen.
Als wir kurz vor Dortmund die letzte Pinkelpause einlegten, waren noch rustikale anderthalb Stunden Zeit bis zum Anpfiff – kein Problem.
Pustekuchen!!! Je näher man der B1 kam umso langsamer ging es voran und auf der B1 ging dann gar nichts mehr. Die Uhr tickte herunter, in ner halben Stunde war Anpfiff und wir hatten gerade 3 Minuten lang ein Schild passiert, auf dem stand, dass es noch 3400 Meter bis zum Stadion waren. Als wir endlich, auf einem Parkplatz angekommen, den Bus verlassen und losstürmen durften, waren bereits zehn Minuten gespielt. Über ein Gewirr von Fußgängerbrücken und Unterführungen, erreichten wir das Stadion. Gerade an der Ticketkontrolle angekommen, wurde es drinnen laut, aber sooo laut nun auch wieder nicht (fand ich jedenfalls). Einige riefen: „Sch…, Tor für Dortmund!“ Konnte ich mir nicht vorstellen, für 70.000 BVB-Fans war mir das einfach zu leise, um ein Torjubel zu sein – vielleicht ne gute Chance, aber kein Tor.
Es war aber ein Torjubel, die hohen Tribünen schirmen die Lautstärke wohl ganz schön ab und lassen sie nur nach ganz hoch oben entweichen.
Die Einlasskontrollen waren pillepalle – auch gut, so gab´s wenigstens ordentlich Rauch und das „Böse-Ossi-Image“ konnte spielend leicht in den Köpfen der hiesigen Bevölkerungsteilnehmer manifestiert werden. Also ich persönlich habe wirklich nichts gegen ein Bissel Rauch! Obwohl ich aus eigener Erfahrung (Köln) weiß, wenn man da direkt drin steht, ist das mehr als nur unangenehm!
So, das Spiel war schon knappe 20 Minuten alt und wir mussten jetzt dringendst in Block 61 (Stehplatz), allerdings war da nicht wirklich weit rein zu kommen. Genaugenommen bis zu dem Absatz hinter der Treppe, dann war Ritze. Man hätte weiter runter gemusst oder links rum und weiter hoch, aber es ging nichts. Nach rechts hin war ein Zaun zum angrenzenden Sitzplatzblock, der weiter oben in eine Plexiglaswand über ging. Das war die ganze Fangruppen-Trennung, kein Sicherheitskorridor, geschweige denn Ordner oder Buzzelei. Für die wäre ja auch gar kein Platz gewesen. In der Hz-Pause entschlossen wir uns, dem Vorbild einiger Jenaer Aktivisten zu folgen und kletterten über den rechtsseitigen Zaun in den benachbarten Dortmund-Sitzblock, zwischen den ganzen Kartoffelkäfern durch nach oben über den Stehplätzeeingang. Dort konnte man auf der Treppe des Sitzplatzblockes stehen und hatte spitzenmäßige Sicht. Das alles hat übrigens keinen Ordner oder Polizisten interessiert!
Die sitzenden Wessis neben uns waren zwar nicht begeistert, aber sollten wir die danach fragen? Einig war man sich mit denen dann aber schon bald, dass der Schiri nicht ganz rund laufen könne. Wer die Pfeife war, konnten mir die schlauen Westfalen aber auch nicht sagen.
Nach dem 2:0 kam ein Bierbecher aus dem Jena-Block geflogen strich über mein Haupthaar und traf einen der Sitzenden anne Backe. Der guckte mich an, ich deutete nach links, von wo das Geschoß kam. Er laberte mich jetzt voll.
Ich rief: „Hallo, ich war´s nicht!“
Er zurück: „Ich komm auch aus Thüringen, diese Assis sind alle so!“ (vermutlich RWE-Symphatisant – anders ergibt das keinen Sinn)
Was soll man weiter dazu sagen? Wenn die alle so wären, hätte er nicht nur einen Becher abgekriegt, oder? Hätte genauso mich treffen können aber so hatte es ja den richtigen erwischt. Is natürlich trotzdem Sch…!!!
Aber soviel nur mal zur Abtrennung der Fanlager in Dortmund. Andernorts hängen da Netze über den Zäunen, so schlimm kann es ja zwischen S04 und BVB gar nicht sein. Die Schalker stehen ja sonst sicher auch dort, wo wir standen – also natürlich jenseits des Plexiglases.
So, dann mal paar Worte zum Stadion. Das ist natürlich gigantisch, endlos hohe, steile Ränge. Schade, dass sie die Ecken zubetoniert haben. Ich find offene Ecken immer viel geiler.
Nach dem Abpfiff kam ein Schwarz/gelber zu mir, klopfte mir auf die Schulter und sagte:
„Nehmt´s nicht zu schwer ihr wart hier stark vertreten und eure Mannschaft hat sich gut verkauft.“
Ich fragte: „Weißte, dass das langsam nervt?“
Er wieder: „Glaub ich Dir, ich komm aus Paderborn.“
Da wurde dann noch ne ganz nette Unterhaltung draus mit „gegenseitig-3.Liga-schönreden“ und so.
Die Überraschung war also ausgeblieben, bzw. hatte Hans Meyer ja gesagt: „Jena hat bisher überrascht, ein Sieg heute wäre eine Sensation!“ (sinngemäß wiedergegeben)
Die Sensation war also ausgeblieben, aber so was passiert ja schließlich andauernd. Fänden Sensationen ständig statt, wären sie ja gar keine mehr.
Auf der Heimfahrt hat das ZDF dann nicht mehr groß genervt, die haben dann genauso gepennt wie wir – sind halt auch bloß Menschen, die Wessis.
P.S.: Den Simak würde ich intern für die nächsten 5 Spiele auf die Tribüne verbannen, aber sich hat der ne Auflaufgarantie im Vertrag.
P.P.S.: Stimmung wurde (m.M.n.) vom BVB erst nach dem 2:0 richtig laut. Kam das im TV auch so rüber?
Bis denne und Forza FCC !!!