Da ich ein paar Probleme mit dem Zugang zum www hatte, konnte ich leider erst jetzt meinen Bericht vom Quaslispiel reinstellen..
Früh morgens um 5Uhr machten wir uns von Stendal aus zu viert auf in Richtung Bratislava. Erstmal ging es bis zu irgendeiner Tanke bei Leipzig (Schkeuditz?) wo noch 2 weitere Mitfahrer aufgelesen wurden. Nun mit 2 Autos nach Dresden.
In Dresden fühlten wir uns gleich "herzlich willkommen" da an jeder Ecke Polizei stand. Waren nur leider nicht zu unseren Ehren vor Ort, sondern versuchten W.Putin vor Fr.Merkel zu schützen.
Am Bahnhof hatten wir dann noch etwas Zeit bis zur Abfahrt und kamen mit 2 Leipzigern (gehörten zu einer etwa 12 oder 13 köpfigen Gruppe) ins Gespräch die uns sagten, das die Bundespolizei niemanden mit dem Reiseziel "Deutschlandspiel" ausreisen ließen. Sie selber hatten es wohl schon in der Nacht mit 2 Kleinbussen versucht und wurden zurückgeschickt und auch ab Dresden verwährte man ihnen die Abfahrt mit dem Zug.
Kurz nach dem Gespräch wurden sie dann auch per Zug zurück nach Leipzig befördert. Daraufhin kam die Polente dann auf uns zu und kontrollierte Personalien usw und hatte nach längerem hin und her und reichlich dämlichen Fragen ("Was machen sie den eigentlich in der Zeit bis zum Spiel?" usw) nix gegen unsere Reisepläne einzuwenden..puuuhhh
Erleichterung als wir dann endlich im Zug saßen der uns direkt nach Bratislava bringen sollte. Die Zugfahrt verlief dann relativ ereignislos und man vertrieb sich die Zeit mit essen, Bier trinken und mit anderen Deutschlandfans quatschen (waren ca 25 im Zug).
Einem Schaffner, der von Statur und Aussehen sehr an Bud Spencer errinnerte waren wir dann wohl doch etwas zu laut und er belehrte uns sehr bestimmend in seiner Landessprache. Alles was ich verstanden habe war allerdings nur "Policia". Die stieg dann im kompletten Kampfanzug ab der slovakischen Grenzen zu. Hatte aber wohl andere Gründe als die Standpauke des Schaffners.
In Bratislava wurden wir direkt vor dem Bahnhof von dt Zivis angesprochen die uns an slowakische Polizisten weiterleiteten und nun zum 5-ten Mal an diesem Tag unsere Personalien aufgenommen und überprüft wurden.
Nun ging es per pedes zum Stadion. Brauchten knapp 50min für die 3km. Bratislava war vom Anblick her genau so wie ich es mir vorgestellt habe. Alles irgendwie grau in grau und jede Menge Skoda am Start.
Am Stadion trafen wir dann noch einen Bekannten aus Stendal mit 2 Begleitern. Die bestätigten gleich das es 2 völlig verschiedene Blocks für die dt Anhänger geben würde. Einmal der für die Mitglieder der Fanclubs der Nationalmannschaft und der andere auf der gegenüberliegenden Seite des Stadions welcher schon im Vorfeld als "Spaßblock" bezeichnet wurde.
Keine 200m Luftlinie entfernt schauten wir uns noch das Stadion von Inter Bratislava an. Schönes Teil mit sehr markantem Flutlicht.
Viele dt Anhänger sammelten sich nun bereits vor dem Stadion vor einer Kneipe. Als bei Anbruch der Dunkelheit ein Sonnenschirm in Flammen aufging trat die Polizei auf den Plan und räumte den Vorplatz. Kurz darauf begaben wir uns ins Stadion.
Kontrollen am Eingang waren, im Gegensatz zu dt Verhältnissen, eher lasch.
Nach meiner eigenen Einschätzung sage ich mal, das der Block zu knapp 2/3 aus B und C Leuten bestand.
Stimmung im Block war dann, auch bedingt durch den Spielstand, ganz gut.
Nach dem 3:0 rannte ein Deutscher durch ein offenes Fluchttor in den Innenraum, war dann aber nach wenigen Sekunden wieder zurück im Block.
Zum Ende der 1.HZ saß einer auf dem Zaun und provozierte und bespuckte den Sicherheitsdienst die ihm daraufhin immer wieder mit ihren Teleskopschlagstöcken (umgangssprachlich auch Todschläger genannt) drohten.
Da wir nach dem Spiel nur eine knappe Stunde Zeit hatten um unseren Zug zu erreichen und deshalb unbedingt eine Blocksperre umgehen wollten, begab ich mich in der HZ-Pause Richtung Ausgang um zuschauen, ob das Tor schon verschlossen war und mal die Lage im allgemeinen zu checken. Dabei bemerkte ich das an einem Trennzaun Deutsche und Slovaken ein paar Nettigkeiten austauschten. War etwa 20m entfernt als die Security dazwischen ging und alles niederknüppelte was da war. Die Beteiligten flüchteten nun Richtung Blockeingang und wurden dabei weiter auf´s heftigste bearbeitet. Es machte nun auch keinen Unterschied mehr ob man unschuldig war oder nicht. Es gab einfach nur noch auf die Fresse. Ich habe gesehen wie eine Gruppe von 3 oder 4 Leuten aus der Toilette kam und einfach niedergeschlagen und auch am Boden weiter bearbeitet wurde obwohl sie offensichtlich unbeteiligt waren. Das Geschehen verlagerte sich dann vor den Blockeingang wo auch Leute am Bratwurststand warteten und plötzlich mitten im Geschehen waren. Auch ich sah mich an den Zaun gepresst und vor mir lag ein bewußloser junger Mann und die Leute die sich helfend über ihn beugten und einen Arzt verlangten haben sich auch nochmal schön eine eingefangen.
Nun kamen einige Leute aus dem Block zur Hilfe die aber von der Polizei zurückgedrängt wurde und daraufhin wurde dann unmittelbar der Block gestürmt, was dann wohl auch im TV zu sehen war. Mit eigenen Augen habe ich es nicht gesehen, aber meine Mitfahrer berichteten das einfach auf alles eingeschlagen wurde was in unmittelbarer Nähe war. Teilweise wurden Leute die in der Mitte des Blocks saßen und die Auswechselspieler beim aufwärmen beobachteten von hinten von der Polizei attackiert. Einige Sitze waren völlig blutverschmiert.
In der 2.HZ kam die Polizei immer wieder in den Block um für "Ordnung" zu sorgen.
Die Slovaken präsentierten dann eine gezockte Kölnfahne und fielen dann immer wieder mit "Juden" Gesängen auf was die Situation nicht unbedingt beruhigte. Ich denke mal die UEFA braucht hier kein Verfahren einleiten, da die Rufe ja nicht aus dem dt Block kamen.
Die Äußerungen aus unserem Block waren allerdings auch nicht ohne.
In etwa der 80.min hatten 2 Leute ein Wortgefecht mit 2 Ordnern die daraufhin ihre Eisen weglegten, die Ordnerwesten auszogen und zum Match baten.
Wir haben dann das Stadion ca 5 min vor dem Abpfiff verlassen um der Blocksperre zu entgehen und kamen dank des löchrigen Polizeigürtels noch raus. Auf dem Weg zum Bahnhof passierte dann eigentlich nix mehr auch wenn mir aufgrund der vielen slowakischen Fans ganz schön mulmig war. Eine Taxifahrt zum Bahnhof lehnten wir dankend ab, da der Preis mehr als 4x so hoch war wie normal (20€ für 3km). Von den Ausschreitungen die dann wohl noch in der Stadt waren haben wir nix mehr mitbekommen.
Dann ging es im äußerst kleinen Schlafwagenabteil Richtung Prag. Man glaubt gar nicht was für Gerüche entstehen wenn 6 Leute gleichzeitig in so einem kleinen Raum ihre Schuhe ausziehen..echt hardcore
In Prag nutzten wir dann die Stunde Aufenthalt für ein Frühstück bei Mc Donalds (hmmm..Bic Mäc zum Frühstück gilt ja als Delikatesse).
Die restliche Zugfahrt nach Dresden und dann mit Auto verlief relativ ereignislos.
Kosten hielten sich mit ca 160€ (90Zug, 20Sprit/Parkhaus, 27 Eintrittskarte, Rest verpflegung) auch in Grenzen.
Insgesamt gesehen waren die Ereignisse ziemlich heftig. Angefangen hat es sicherlich durch das Verhalten der Deutschen, aber wie es dann ausgeartet ist und wie sich Polizei und Sicherheitsdienst verhalten haben ist wohl auch für Ostblockverhältnisse ungewöhnlich. Die Eskalation können die sich auf die Fahne schreiben.
Hört man die Stimmen des DFB im nachhinein, hat ja ihr Plan mit der Trennung in gute und böse Fans wunderbar funktioniert.