Endlich mal wieder ein Derby! Das aus sportlicher und erlebnisorientierter Sicht brisante Duell um die Krone in der Kreisstadt Brandenburg zwischen dem BSC Süd 05 und dem altehrwürdigen FC Stahl stand heute an diesem vorletzten Spieltag auf dem Programm. Gemeinsam mit Matze ging es per RegionalExpress in die Industrie-Stadt, in der vor 15 Jahren immerhin noch erste Liga gespielt wurde.
Den Fußmarsch vom Hauptbahnhof zum Werner-Seelenbinder-Sportplatz hatte man nach knapp 30 Minuten hinter sich gebracht, wobei erst unmittelbar vor dem Stadion die ersten Fans auftauchten.
Für hinterhergeworfene 2,50 Euro betrat man den Ground, Matze war zudem im Besitz eines schönen, alten Pins für gerade mal einen Euro.
Etwa 1300 Leute hatten sich zum Lokalderby versammelt, eine ordentliche Kulisse für ein Spiel der 5. Liga.
Schnell hatte man auch BFC-Banner entdeckt, die in Nähe des Gästeblocks auf die Unterstützung von "einigen" Dynamos für Blau-Weiß hinwiesen.
Zum Intro präsentierten die Fans von Süd 05 einige kleine Fähnchen und irgendeinen Fussel, den sie selbst wohl als Blockfahne betrachteten. Die Gäste-Supporter hatten sich per Spruchband und einem blauen, kitschigem Stoffherz zu ihrer Liebe bekannt.
Man selbst setzte sich nach den ersten Spielminuten auf die schöne, kleine und überdachte Haupttribüne, wobei man immer das Geschehen im 150-Mann starkem Gästeblock im Auge hatte. Ca 30 BFCer waren dort mit von der Partie und sollten auch bereits in Halbzeit 1 Stress mit den völlig planlosen Cops bekommen: Nachdem eine Werbebande niedergetreten wurde, waren Sekunden später einige Sturmhauben im Away-Sektor anzutreffen.
Nach diversen Provokationen knallte es, die Staatsmacht machte Gebrauch von ihrem widerlichen Pfefferspray (auch gegen Unbeteiligte!) und holte zwei Leute mit aller Gewalt aus dem Block. Verstärkung wurde angefordert. Nur weniger Minuten später sollten vier zusätzliche grüne Busse anrollen. Die laschen Einlasskontrollen vom BSC Süd hatten sicherlich auch dazu beigetragen, dass die Situation eskalierte, jedoch gilt die Hauptschuld den Hools im Stahl-Block.
Mittlerweile war das 1:0 für den BSC Süd gefallen. Da auch Luckenwalde mit 1:0 in Neustadt/Dosse führte, stand Stahl nun auf einem Abstiegsplatz.
Nachdem sich der ein oder andere einen Spaß daraus machte, Böller auf die hinter dem Gästeblock lauernde Polizei zu werfen, nahmen diese die Einladung "dankend" an und legten sich erneut mit Hools an. Anders als zuvor, wurden allerdings diesmal die "Grünen" aus dem Block vertrieben.
Auf dem Feld rollte ein guter Ball: Innerhalb von kürzester Zeit hatte Stahl das Spiel gedreht und führte verdient mit 2:1. Das "STAHL - FEUER" war wieder laut und deutlich zu hören!
Der Sprecherturm in diesem Stadion befindet sich kurioserweise mitten im FC-Stahl-Block: Polizisten filmten von dort oben (unter Beeinträchtigung von Wurfgeschossen und Bierduschen) das Geschehen abseits des Platzes.
Gegen Spielende zündeten noch einige Südler, nach der Aktion hatten sie nicht mehr ausreichend Zeit, um ihre Zaunfahnen abzuhängen.
Die Polizei war noch ein weiteres mal im Gästeblock aktiv, auch Kinder und Frauen (!) wurden mit Schlagstöcken traktiert, das Spiel musste für acht Minuten unterbrochen werden, Stahl-Spieler kamen um zu schlichten. Unglaubliche Szenen!
Am Ende stand aber der Derbysieger fest: Grenzenlose Freude bei Stahl, Tristesse und weiteres Zittern bei den Fans des BSC Süd. Nich unbedingt wegen der Niederlage, denn der blau-weiße Platzsturm nach Spielende hatte das Klauen und Abbrennen von BSC-Bannern vorgesehen. Die sogenannten "Krawall-Touristen" trugen ihr übriges bei.
Zudem wurde auch der ein oder andere Südler noch festgenommen. Matze und ich hatten ein aufregendes Derby gesehen. Mit allem, was dazu gehört.
Ein Skandal war die ganze Polizeiaktion, die der Verein FC Stahl Brandenburg einen Tag später in einer Presseerklärung scharf verurteilte.
Bericht und Fotos: www.los-estadios.de
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