AUCH AUF DIE GEFAHR VON VORWÜRFEN (POLITIK IM STADION o. ä.) HIER DER BERICHT VON UNSEREM SPIEL IN FRANKFURT/ODER
FFC VIKTORIA 91 - TÜRKIYEMSPOR BERLIN 2:4
oder
HIER VERLIERT DER NATIONALE WIDERSTAND!
Unsere Mannschaft fuhr mit dem Zug nach Frankfurt/Oder, und wir fuhren eine halbe Stunde später nach. Alper Yilmaz, der die Mannschaft verpaßte, mußte mit uns fahren. Es wurde eine kurzweilige Hintour. Der Weg vom Bahnhof zum Stadion war länger als nötig, aber egal. So kamen wir an einem schönen revolutionärem Denkmal vorbei, vor dem sich u. a. Alper abbilden ließ (siehe Türkiyem-Website).
Im Stadion angekommen war es ziemlich öde. Wir dachten zuerst, das liege daran, weil wir eine Stunde zu früh waren, hatten uns allerdings darüber, daß im Stadion keine Tore standen, bis wir mitbekamen, daß das Spiel auf dem Nebenplatz stattfinden sollte. Dieser Nebenplatz füllte sich allmählich mit Zuschauern, darunter nicht wenige, die der rechten Szene nahestehen. Die während des Spiels aufgehangenen Fahnen (u. a. eine schwarz-weiß-rote mit dem Schriftzug "Nationaler Widerstand") sprachen eine eindeutige Sprache. Die Beschimpfungen, die vor allem Mba, aber auch alle anderen Spieler während des gesamten Spiels ertragen mußten, waren ein weiterer Beleg dafür, was für ein Volk sich im Stadion versammelt hatte.
Aber erst einmal zum Spiel: Schon nach einer Minute verpaßte der Keeper der Gastgeber eine flache Eingabe von Onur Güzer, und Michael Fuß stand wieder einmal goldrichtig und schob den Ball zum 1:0 ein. Nach ca. 20 Minuten - Türkiyemspor hatte das Spiel klar im Griff - hatte sich Michael Fuß im Mittelfeld frei gelaufen, wurde auch angespielt und konnte frei auf den Torwart zulaufen. Daß er diese Gelegenheit zu seinem 16. Saisontor nutzte, muß hier nicht noch groß betont werden. Nach dieser schnellen 2:0-Führung schlich sich bei Türkiyemspor der Schlendrian ein. Christian Katt holte sich bei einem "Luftkampf" eine Platzwunde am Kopf, aber er konnte nach kurzer Behandlung weitermachen. Die Frankfurter wurden zum Stürmen eingeladen und taten dieses nicht ungefährlich. Nach mehreren guten Möglichkeiten der Gastgeber konnten sie per Kopf den Anschlußtreffer erzielen. Noch vor der Pause mußten wir Angst um unsere Führung haben, denn es folgten noch ein paar gute Frankfurter Möglichkeiten (darunter ein Lattentreffer). Der Pausenpfiff kam gerade rechtzeitig.
Die 2. Hälfte begann mit einer energischeren Türkiyempor-Mannschaft. Nach einer weit geschlagenen Ecke von Fatih Aslan, die Adeck Akah Mba am zweiten Pfosten zurück in den Strafraum köpfte, war der lange Cemal Can Kopfballsieger und erzielte das 3:1. Und wer jetzt noch Angst um den Sieg für Türkiyemspor hatte, den befreite der von den Frankfurter Nazis wüst beschimpfte Adeck Akah Mba von seinen Befürchtungen. Adeck tauchte auf einmal frei vor dem Torwart der Frankfurter auf und konnte den Ball sicher an ihm vorbei zur 4:1-Führung ins Tor schieben. Die Frankfurter wurden in dieser Situation klassisch ausgekontert, denn sie kämpften vorbildlich bis zum Schlußpfiff. Daß sie noch das 2:4 erzielten, war der Lohn dafür, daß sie nie aufsteckten. Aber den Sieg von Türkiyemspor konnten sie trotzdem nicht mehr verhindern.
Daß ein Fascho aus dem Frankfurter Anhang während einer Spielunterbrechung quer über den Platz zu uns lief, um uns mitzuteilen, daß die anderen Nazis in seinem Block mit uns nach dem Spiel einen Trinken gehen wollen, machte wieder einmal deutlich, wie unsensibel manche Vereine mit der Gefahr, die Rechtsradikale im Stadion darstellen, umgehen. Kein Ordner hielt diesen volltätowierten Neanderthaler auf, als er von seinen Kameraden feiernd wieder quer über den Platz zurück in seinen Block lief. Die im Stadion verweilenden Polizisten erzählten uns danach, daß der Gastverein dieses Spiel nicht der örtlichen Polizeidirektion gemeldet hat. Sie seien mehr aus eigenem Anlaß gekommen , aber eigentlich hätten sie schon Feierabend. Sie wären auch nur zu dritt, und sie schätzen den Block der Rechtsradikalen auf ca. 45 Mann. Doch sie alarmierten danach unangenehm aussehende Polizisten, die mit Tonfas bewaffnet, aber in Zivil nach dem Spiel aufliefen. Diese durch Armbinden gekennzeichnete Truppe begleitete unsere Mannschaft und uns in die Straßenbahn und dann bis zum Bahnhof.
Probleme gab es allerdings keine mehr, so daß die Zugfahrt zurück genauso entspannend war wie die Hinfahrt. In Berlin angekommen, lieferten wir uns in den Katakomben des Ostbahnhofes einen kurzen lautstarken verbalen Support mit Anhänger des FC Union. Als sie dann erzählten, daß ihr Team nur 2:2 spielte, ertappte ich mich dabei, etwas Mitleid mit diesen armen Säuen zu haben, die diesen Punkt in einem Heimspiel wie einen Sieg feierten.