Karten- und Torfestival vor den Augen der "Saufgarage"
Ein jeder kennt das mancherlei kuriose Zustandekommen von Spitznamen. Teils sind sie angelehnt an die Namen der Eltern oder Großeltern, teils sind sie recht originell (wie Standuhr oder Tante Käthe). Manchmal sind sie persönlich und auf linguistisch wundersame Weise mit dem Inhaber verbunden (Sleepy Joe, Flintenuschi oder Pannen-Olli) und manchmal sind sie einfach nur kryptisch und/oder nicht eindeutig nachvollziehbar (Kilometerfräse, Rammelboje oder FiNCH ASOZIAL).
So auch bei der Großwaltersdorfer Saufgarage, einem Spezi des Schreiberlings. Die Auflösung des Spitznamens ist weniger spektakulär als zu vermuten ist, würde aber den Rahmen hier sprengen. Jedenfalls konnte der SVL mit der Anwesenheit der besagten "Saufgarage" zumindest einen Neuzuschauer am Trassenweg begrüßen. Und dieser sah mit den anderen 184 - wie so oft in den vergangenen Spielen beider Kontrahenten - ein emotionales und ereignisreiches Duell.
SV Lichtenberg - TSV Großwaltersdorf 3:3
Tore:
0:1 (3.) Lorenz, nach Ballverlust von Becker ins fast leere Tor
0:2 (34.) k.A., aber ich weiß, dass es der 19er David Krause war
1:2 (35.) Hegewald, Kopfball nach Miersch-Freistoß
1:3 (44.) Sarodnik, Foulelfmeter
2:3 (46.) Hegewald, Bogenlampe aus 25m dreht sich ins lange Eck
3:3 (87.) Lange, J., trifft zentral durch Freund und Feind
Zuschauer:
bei bestem Herbstfußballwetter 185 Zuschauer, darunter gut und gerne 20, 25 Gäste inkl. der "Saufgarage"
Schiri:
Roberto Martin aus Linda, in der Region kein Unbekannter, ich selbst kenne ihn persönlich noch von diversen Hallenturnieren aus der Vor-Corona-Zeit, ein angenehmer Zeitgenosse und wirklich engagierter Referee, scheint aber seit Corona den lukullischen Genüssen nicht gänzlich abgeneigt gewesen zu sein
Hatte das ganze Spiel ordentlich zu tun, wollte mit resoluter Gestik und maximalrespiratorischer Akustikerzeugung via Trillerpfeife Ruhe ins Spiel bringen. Dies gelang nur bedingt, da er insgesamt gesehen nicht immer eine einheitliche Linie durchgezogen hat (hier Theatralik pfeifen, dort Foulspiel laufen lassen)
Sein Assi auf der gegenüberliegenden Seite hatte in Halbzeit 2 gefühlt bei jedem SVL-Angriff die Fahne oben wg. Abseits, egal ob passiv, aktiv, objektiv, subjektiv, intuitiv oder was weiß ich was
Spiel:
Kalte Dusche für den SVL nach 3 Minuten: Becker vertändelt den Ball weit außerhalb seines Strafraums, Lorenz angelt sich die Kugel und trifft aus ca. 20m zum 0:1. Auch danach "Großwalle" besser. Nach 5 Minuten geht ein Freistoß der Gäste knapp drüber und 10min später köpft Petermann ebenfalls über den SVL-Kasten. Nun endlich versucht auch der SVL bissel mitzuspielen und sich Chancen zu erarbeiten. Bei einem Angriff Mitte der 1. Halbzeit geht TSV-Kapitän Fasske KO, muss behandelt und sichtlich benommen vom Platz begleitet werden. Gerade rechtzeitig zu ein paar Ecken für den SVL isser wieder zurück auf dem Platz.
In diese Druckphase der Gastgeber startet Lorenz einen Konter, der am rechte Außenpfosten endet. Wenig später dann doch das 0:2 als Nr. 19 k.A. aka David Krause nach einer flachen Eingabe von links am langen Pfosten mit dem Ball ins Tor trudelt. Quasi im Gegenzug köpft der junge Hegewald einen Miersch-Freistoß zum 1:2 in die Maschen. Doch noch vor der Pause stellt Sarodnik per Foulelfmeter der Sorte "Kann-man-geben-wenn-man-auf-der-Gegenseite-das-Hakeln/Halten-gegen-Gronwaldt-ebenfalls-gepfiffen-hätte" den alten Abstand wieder her. Halbzeit 1:3!
Auch die 2. Hälfte beginnt mit einem Paukenschlag. Hoch und weit bringt Sicherheit - normalerweise, aber diesmal den erneuten Anschluss. Nach wenigen Sekunden hält Hegewald einfach mal drauf. Der Ball dreht und senkt sich über Schreiber ins lange Eck.
Damit war der Boden bereitet für eine spannende Restspielzeit und es entwickelte sich das erwartete Szenario: Der SVL drückte auf den Ausgleich und Großwalle versuchte mit allen Mitteln das Spiel der Gastgeber zu zerstören. So war ein Abseitstor von Hegewald (es wäre sein 6. Treffer im 3. Spiel gewesen) die zunächst einzige Ausbeute. Stattdessen kam nun die Phase, in der Schiri Martin sein Gelbe-Karten-Konto von 2 auf 8 in die Höhe schraubte und man befürchten musste, dass das Spiel nicht 11 gegen 11 endete. Zwischenzeitlich hatten Oehme und der eingewechselte Spielhaus mit einer Doppelchance das 2:4 auf der Pfanne, aber Becker mit seiner besten Tat hielt den SVL im Spiel.
Mit der Einwechslung von Lange 6 Minuten vor Schluss kam dann nochmal ordentlich Bewegung in die SVL-Offensive. Zunächst verhindert Vogel auf der Linie den Ausgleich durch Schmidt. Der SVL aber rannte unermüdlich an und wird 3 Minuten vor Schluss belohnt. Nach mehreren Abschlussversuchen landet der Ball zentral bei dem grad eben eingewechselten Lange. Der zieht sofort ab und trifft trotz, dass sich ein Dutzend Spieler im TSV-Torraum tummeln, zum umjubelten 3:3. In der Nachspielzeit hat der Youngster sogar noch den Siegtreffer auf dem Kopf, aber das Leder aka "kugelförmiges Spielgerät aus geeignetem Material" landet am Aluminium aka "senkrechter Teil des Torgestänges".
Fazit:
Emotionsgeladenes Derby mit 6 Toren und 8 gelben Karten, aus meiner Sicht ein gerechtes Ergebnis, tolles Wetter, viele Zuschauer - SOOO geht Freizeitfußball. (Grüße an Sportfreunde Cordoba)