Punkte sammeln nach Copitzer Art, besser bekannt als "Die Eichhörnchenmethode"
Abends vorm TV, Zweite Liga und snooker laufen in Konferenz. So nebenbei schreibe ich meinen Wochenrückblick.
Mittwoch gelb gegen lila, VfB Fortuna Chemnitz gg. VfL Pirna-Copitz 1 : 1 (0:1).
0:1/37. Gerstenberg Eigentor
1:1/91. Megueni
Sonnabend rot gegen lila, SG Motor Wilsdruff gg. VfL Pirna-Copitz 1 : 1 (0:0).
1:0/49. Philipp HE
1:1/89. Unger.
Zwei völlig gegensätzliche Spiele, aber ich war trotzdem zweimal recht zufrieden. Am Mittwoch vor allem mit der Leistung meiner Mannschaft, heute ob des späten Punktgewinns.
Diese Woche kann man nicht über Fußball schreiben ohne Wetterbericht. Der Mittwoch war kalt, aber trocken und annähernd windstill. Ordentlich angezogen kein Problem für den Zuschauer.
Nach genau einer Stunde Autofahrt erreichten sammy und ich die Beyerstraße. Da ich beim Vorjahresspiel nicht dabei war, mein erster Besuch hier seit 2005. Seitdem hat sich nahezu alles verändert. Aus der Holperwiese wurde ein Kunstrasenplatz - eine kleine, aber schmucke Anlage. Wir beiden waren als Einzelkämpfer vor Ort. Insgesamt waren es etwa 60 bis 70 Leute, 54 Eintrittskarten wurden verkauft. Angenehme Gespräche u.a. mit dem Stadionsprecher vorm Spiel, der dann auch gleich noch mal Werbung für die Sächsische Schweiz und den Pirnaer Weihnachtsmarkt machte. Freundliche Begrüßung also, ähnlich wie ich das zB auch aus Rabenstein kenne. Naja, Chemnitz übt sich als Kulturhauptstadt 2025...
Sorgenfalten bei der Aufstellung: Johnny Henschel gelbgesperrt (und zusätzlich angeschlagen), Jakob Funken erkrankt. Beide sollten auch am Sonnabend nicht zum Einsatz kommen. Damit musste Trainer Jens Wagner wieder umstellen. Erfreulicherweise ist Florian Glöß wieder an Bord. Er bildete mit Elias Krause die Innenverteidigung - und am Mittwoch konnte man sehen, dass er vor allem als Käptn und leader unverzichtbar ist.
Erstmals dabei Moritz Hahn aus der A-Jugend, der sich nahtlos einfügte.
Es entwickelte sich von Anfang an ein ansehenswertes Landesligaspiel. Der bis dahin schönste Angriff über Kaiser, Türpe und Müller landete im Tor der Gastgeber. Leider hatte die Sache einen Haken in Form der Abseitsfahne, was ich von meiner Position aus nicht beurteilen konnte. Geleitet wurde die faire Partie von Lea Kretschmar, die insgesamt einen guten Eindruck hinterließ.
Nun kam auch Fortuna zu zwei, drei Gelegenheiten. Aber es fiel auf, dass sich der VfL - im Gegensatz zu anderen Auswärtsspielen - nicht nur hinten rein stellte, sondern jederzeit gleichwertig mitspielte. Der Unterschied in der Tabelle war jedenfalls nicht auszumachen.
Nach einer kleinen Eckenserie lag der Ball zum zweiten Mal im Chemnitzer Tor - und diesmal zählte es! Moritz Hahn war als letzter Copitzer am Ball, aber am Ende legte ihn sich der Keeper selbst über die Linie. Der Treffer mag glücklich gewesen sein, die Führung als solche keineswegs.
Nach dem Wechsel war Fortuna optisch präsenter, aber die Chancen zum 0:2 waren vorhanden. Gleich nach drei Minuten zog Eisoldt von der Strafraumgrenze ab, aber ein Abwehrspieler rettete auf der Linie.
Die Minuten verrannen, die Hoffnung auf den Auswärtssieg wuchs. Die Chemnitzer tauschten fleißig aus, während beim VfL bis etwa zur 80. Minute die Startformation auf dem Feld stand. Die Wechselspieler bildeten dann schon mal so eine Art "Fanblock". Ein Zeichen, dass es innerhalb der Truppe "stimmt".
Müller köpfte einen Freistoß von Haustein an den Außenpfosten, auf der anderen Seite relativ planloses Anrennen der Gastgeber. Florian Glöß und seine Nebenleute behielten die Übersicht, Pierre Schiller in seinem x-ten Torwartfrühling hatte nicht übermäßig viel zu tun.
Leider reichte es doch nicht zum erhofften "Dreier", weil beim Gegner einige individuell starke Spieler agierten. Einer davon wurde Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselt, bekam in der 90. Minute den Ball, lief ein Stück und hämmerte ihn aus 16 Metern halbrechts in den linken Winkel - ein Traumtor von Omar Said Megueni, über das ich mich natürlich überhaupt nicht freuen konnte.
Trotzdem ging es erhobenen Hauptes auf den Heimweg - Copitz zeigte die spielerisch beste Saisonleistung und holte einen vorher nicht eingeplanten Punkt. Aber es hätten drei sein können!
Das Kreisderby am Sonnabend begann der VfL mit der gleichen Startaufstellung, ansonsten war eigentlich alles anders als am Mittwoch.
Da sammy Frühschicht hatte, erfolgte meine Anreise mit dem ÖPNV. Die Wetter-app hatte nicht gelogen, gegen 12:30 Uhr begann es zu schneien. So ähnlich wie an jenem unseligen 15. Dezember 1745 auf dem Schlachtfeld von Kesselsdorf, über das mein Weg führte.
Kurz nach 13 Uhr kam ich im Parkstadion an, der Platz war schneebedeckt, die Gaststätte aber geöffnet. Gespielt wurde auf dem Hauptplatz, auf dem kurz vor Beginn noch mal die Linien freigeschippt werden mussten. Also ein Untergrund für Kämpfer, passend zur Tabellensituation beider Teams.
Die Gastgeber kamen mit dem Untergrund bedeutend besser zurecht - klare Vorteile in der B-Note! Nach dem gutklassigen Fußball vom Mittwoch hatte ich den Eindruck, heute bei einer völlig anderen Sportart zuzuschauen. Man schonte sich nicht, es wurde nach dem Ball gegrätscht - und dabei oft der Gegner getroffen. Schiri Julian Schiebe (der beide Mannschaften gegen Vertreter anderer Kreise sonst nicht pfeifen darf) hatte seine liebe Mühe, immer die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ständiges Reinreden von allen Seiten machte es ihm nicht leichter. Letztlich brachte er alles mit (zu) vielen Karten sicher über die Bühne.
Die Bälle wurden grundsätzlich geschlagen, Kurzpassspiel wie am Mittwoch natürlich unmöglich. In Hälfte eins wirkte Wilsdruff dabei deutlich standsicherer, holte immer wieder die "zweiten Bälle" und hatte deutliche Feld- und Eckenvorteile. Mehr als zwei Torchancen sprangen dabei aber auch nicht heraus. So ging es mit einem 0:0 in die Kabinen, mit dem der VfL gut leben konnte.
Kurz nach dem Anpfiff habe ich durchgezählt, etwa 40 Leute waren da, unter ihnen 12 Copitzer. Abgerechnet wurden 30 zahlende Zuschauer. Prominentester Gast war Ralf Minge, dessen Sohn ja Trainer von Motor Wilsdruff ist. Die beiden anderen Ex-Copitzer bei den "Roten" hatten nur Kurzauftritte. Eric Prentki musste früh vom Platz, Tim Baumann wurde spät eingewechselt. Da wir nach Spielschluss nicht gerade schwitzten und gleich zum Auto sind, fehlte auch die übliche "Nachfragerunde".
Zurück zum Spiel. In der zweiten Hälfte schneite es nicht durchgängig, Copitz nun mit dem Wind. Aber gleich zu Beginn sprang Maximilian Unger der Ball an die Hand - Elfmeter, Tor. Wieder so ein blödes Ding - berechtigt, aber unglücklich gelaufen. Neugersdorf ließ grüßen.
Aber jetzt entdeckten auch die letzten Copitzer ihr Kämpferherz. Hatte der VfL bis dahin meist nur reagiert, lief das Spiel ab sofort in die andere Richtung. Nicht unbedingt planvoll, aber zumindest mit stetigem Nachsetzen. Wir näherten uns dem Strafraum an und beschäftigten die Gastgeber meist in deren Hälfte. Auch war die Zweikampfquote im Mittelfeld jetzt ausgeglichener als vor dem Wechsel. Trotzdem wäre es zu viel behauptet, der Ausgleich hätte in der Luft gelegen. Intensiver wurden dagegen die Zweikämpfe (und manchmal die Wortgefechte). Zumindest kampflos sollten die Punkte nicht in Wilsdruff bleiben!
Du hoffst dann auf die eine Chance, die ergab sich mit einem Freistoß aus etwa 30 Metern. Oscar Haustein hämmerte den Ball an den Innenpfosten, Maximilian Unger drückte ihn endgültig über die Linie.
Im Nachgang des Tores sah Viktor Löwe glatt rot. Nach Rücksprache mit Julian Schiebe nur soviel: die Karte war ebenso berechtigt wie unnötig.
Die fünfminütige Nachspielzeit war von allgemeiner Hektik geprägt. Pierre Schiller lag noch einmal im Dreiangel und entschärfte einen 25-Meter-Knaller. Die folgende Ecke brachte nichts ein und kurz darauf war Schluss.
Fazit: zwei Remis, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Jetzt muss natürlich zuhause gegen Schlusslicht Rapid ein Sieg her! Vielleicht gelingt im 16. Pflichtspiel der Saison endlich mal mehr als ein Tor in 90 Minuten.
Morgen zuerst ein Kreuz in der Wahlkabine, dann gehts zu Dynamo.