Sonntag, 25. Juli 2004
Prominente Veilchen
Oberligist Tennis Borussia verstärkt sich nach überstandener Insolvenz mit Peschel, Raickovic und Petrowsky - Trainer Gries: "Ziel ist mindestens Platz drei"
Von Jörg Rößner
Das hat es schon lange nicht mehr gegeben: Innerhalb weniger Wochen sorgt Tennis Borussia mit positiven Nachrichten für Gesprächsstoff bei den Berliner Fußball-Fans. Nachdem Anfang Juni vor dem Amtsgericht Charlottenburg das Insolvenzverfahren beendet wurde, überraschten die Veilchen in den vergangenen Tagen mit prominenten Verstärkungen für die in zwei Wochen mit einem Heimspiel gegen Lichtenberg 47 beginnende Saison der NOFV-Oberliga Nord.
Denn nach den Zugängen von Rückkehrer Dejan Raickovic (36, Rot-Weiß Oberhausen), Ex-Unioner Daniel Petrowsky (27, Carl Zeiss Jena), Kostas Pantios (28, SV Babelsberg 03) und Mustafa Turgut (32, Berliner AK; vorher VfB Lübeck und Jahn Regensburg) meldeten die Tennis Borussen vor kurzem die Verpflichtung von Peter Peschel (32), der zuletzt bei Zweitligist MSV Duisburg unter Vertrag stand.
Damit steigt die Erwartungshaltung rund ums Mommsenstadion natürlich. Tennis Borussia, das die vergangene Saison auf Rang fünf abschloss, zählt nun zum Kandidatenkreis auf die Meisterschaft. Dem ist sich auch Trainer Theo Gries (43), der die Veilchen seit einem Jahr betreut, bewusst: "Nach dem Aufstieg der Hertha-Amateure in die Regionalliga waren sicher nicht nur wir erleichtert. Mit Yesilyurt, Babelsberg, Neuruppin und Rostocks Amateuren werden wir um den Titel kämpfen, wobei unser Ziel mindestens Platz drei ist." Der Aufstieg ist keine Pflicht, wichtig sei die weitere Stabilisierung, eine Verbesserung in kleinen Schritten.
Allerdings stellt sich die Frage, wie TeBe die neuen Spieler, die mit ihrer großen Erfahrung gut in die relativ junge Mannschaft passen, in die vierte Liga locken konnte. Gries nutzte seine alten Kontakte und bot ihnen einen Deal an, der allen Beteiligten weiterhilft. "Raickovic, mit dem ich in Hannover zusammengespielt habe, wollte, nachdem sein Vertrag in Oberhausen nicht verlängert wurde, wieder nach Berlin, weil seine Familie noch hier lebt. Auch Petrowsky zog es zurück in die alte Heimat." Und Peschel, mit 154 Bundesliga- und 120 Zweiliga-Spielen das prominenteste neue Veilchen, wurde im Urlaub von seinem ehemaligen Regensburger Mitspieler Turgut angeworben.
Die Ex-Profis, die sich bisher durch Fußballspielen finanzierten, sind ohne Job gemeldet und leben, sagt Gries, vom Arbeitslosengeld, das sich an ihren früheren Verdiensten orientiert. Von TeBe erhalten sie nur die gesetzlich zusätzlich gestatteten 165 Euro pro Monat und bekommen keinen Cent mehr als jeder andere Spieler im Kader. So profitieren beide Seiten: TeBe verstärkt sich zum Schnäppchenpreis, Peschel und Co. erhalten Spielpraxis, um sich für mögliche neue Klubs ins Gespräch zu bringen.
Gries erklärt: "Die Arbeitsplätze im Profifußball sind in den vergangen Jahren immer knapper geworden. Sie sind bei uns quasi im Wartestand für höhere Aufgaben." Wenn ein besseres Angebot kommt, können sie in der Winterpause oder im nächsten Sommer wieder gehen. Doch Gries träumt: "Ihr persönliches Ziel ist es, mindestens noch mal in der Regionalliga zu spielen. Vielleicht klappt das auch bei uns."
Besonders der Abschnitt mit dem Arbeitslosengeld ist zu beachten!!