Punkt 7 Uhr klingelte heute mein Wecker und es war das Startzeichen für den heutigen Tag. Doch irgendwie hatte ich Probleme mich zu erheben. Das lag zum einen an der frühen Stunde, aber vor allem an den Kopfschmerzen von der Siegesfeier des Vortags und daran das ich jeden Einzelnen meiner Knochen spürte. Und damit wurde wieder mal bestätigt, dass Fußball ein toller Sport ist, solang man am Spielfeldrand steht. Um diese Erfahrung reicher, quälte ich mich ins Bad und nach einer erfrischenden Dusche war ich sogar wieder zu gebrauchen. Schlechten Kaffee rein gezogen, Sachen gepackt und kurz nach 9 Uhr verließ ich das Haus um zu Marc ins Auto zu steigen. Dieses tolle Gefährt aus der Vorkriegszeit verfügt über alles was ein Auto brauch. Einen Motor, vier Räder und ein Lenkrad. Das war´s aber auch schon und so wurde es eine echt heiße Tour.
Bevor es jedoch richtig losging, wurde noch Michael85 am S-Bahnhof Baumschulenweg eingeladen. Wir entschieden uns für die Strecke über Dresden und diese wurde teilweise zu einer Zeitreise. So überholten uns Auto mit wehenden DDR-Fahnen. Doch gerade als ich ein schönes Pionierlied anstimmen wollte, erinnerte mich Marc daran dass der Schutzwall Geschichte sei und heute Dynamo Dresden spielt. Den Zusammenhang was die Flagge der DDR mit Fußball zu tun hat, verstand ich zwar nicht, aber kurz nach Dresden hatte sich dieses Problem von selbst erledigt. So erreichten wir das wunderschöne Plauen. Berg auf, berg ab, an der Straßenbahnschiene entlang, bis zur Stelle an der es rechts runter Richtung Stadion geht. Dort widersetzte sich Marc meiner Anweisung „Rechts“ abzubiegen und mit dem Hinweis, dass das mit seinen politischen Visionen nicht vereinbar sei, drehte er an der nächsten Ampel um die Kreuzung aus der Gegenrichtung mit einer Links-Kurve zu nehmen. So erreichten wir das Stadion und fanden schnell einen geeigneten Parkplatz. Kurz nach uns traf auch einer der Hertha-Busse ein und hinter der Hassfigur Wusterhausen verließ Iduts das wohlklimatisierte Gefährt. Nach ein paar klärenden Worten, brachten wir nun noch ein paar Magazine unter das Volk und kehrten wenig später ins Stadion ein.
Für 8,- Euro gab es das Ticket mit Programmheft. Im Block angekommen machte sich der Stadionsprecher unangenehm bemerkbar. Der Typ ist eine Mischung aus Animateur und Nervensäge und hat eigentlich nichts in einem Fußballstadion zu suchen. Die Krönung des Rahmenprogramms war erreicht als die Randfichten mit „Holzmichel“ aus der Lautsprecheranlage ertönten. Das hätten eigentlich nur noch DJ Ötzi und Jürgen Drews im Duett Toppen können. Dies blieb uns zum Glück aber erspart und nachdem die Mannschaften den Platz betreten hatten, ging es wieder um die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Der Ball ist Rund und muss ins Eckige. Diesen Grundsatz nahm sich der Plauener Alexander Gleis zu Herzen und hämmerte bereits in der 3. Minute das Leder per Freistoss aus 22 Metern in die Maschen. Natürlich stand das Heimpublikum nun Kopf, denn es schien alles nach Plan zu laufen. Doch mit dem Wideranpfiff begann die Demontage der VFC-Kicker. Hertha, heute ohne die zahlreichen Stars die in der Saison in der Oberliga zum Einsatz kamen, zog ein fast perfektes Kurzpassspiel auf. In der 9. Minute ließ Thorben Marx auf engsten Raum drei Gegenspieler stehen, drang in den Strafraum ein und zog ab. Jens Golle parierte den Schuss zwar, jedoch war er gegen den Nachschuss von Nando Rafael machtlos. In der Folgezeit kontrollierte Hertha das Geschehen auf dem Platz, ohne dies in Tore umzusetzen. Die Stimmung war unter den Heimfans nach dem Gegentor etwas gedrückt und so konnte man einige Male den taktischen Anweisungen der Trainer zu hören. Mit dem 1:1 ging es dann in die Pause. In dieser erklang eine vierminütige Hymne des Hauptsponsors und wenig später wurden die Zuschauer noch einmal mit den Randfichten gequält.
Kurz nach dem Wideranpfiff gab es einen Eckball für Plauen und bei diesem machte sich das Fehlen der bei der U21-EM weilenden Malik Fatih und Alexander Madlung bemerkbar. Die Zuordnung stimmte nicht und so konnte Thomas Risch fast unbedrängt einköpfen. Nun war das Heimpublikum wieder voll da, doch wieder dauerte es nur sechs Minuten bis zum Ausgleich. Diesen erzielte Alexander Ludwig mit einem wunderschönen Schuss aus vierzehn Metern. Danach ging es fast nur noch in Richtung VFC-Tor. Besonders die schnellen Alexander Ludwig und Nando Rafael spielten ihre Gegenspieler schwindlig. Nando Rafael erwies sich zudem als Hassfigur des Heimpublikums. So konnte man immer wieder die Urwald-Rufe vernehmen und ein Zeitgenosse brüllte „Scheiß Negger-Sau“. Damit war ich nun vollends auf Seiten der Hertha und wünschte mir, dass Rafael diesen Typen ein paar Buden einschenkt. Leider ging er wie die meisten seiner Kollegen viel zu fahrlässig mit den Chancen um und erst in den letzten Minuten sorgte der eingewechselte Ashkan Dejagah für die Entscheidung. Erst konnte er einen Konter abschließen, um wenig später mit einem Flachschuss aus 14 Metern für den 2:4-Endstand zu sorgen. Plauen hatte zwar kurz vor dem Schlusspfiff noch zwei große Chancen, aber insgesamt war es viel zu wenig was die Spieler von Tino Vogel zeigten.
Das Stadion leerte sich schnell und nachdem ich mir ein Bier gönnte, wies die Polizei freundlich daraufhin das wir das Stadion nun auch verlassen sollten. So ging es zum Auto und wenig später traten wir die Rückreise an. Diesmal ging es über Leipzig und während Marc die leuchtende Lichtmaschinen-Kontrollleuchte beobachte, hoffte ich auf eine sichere Heimfahrt. So erreichten wir kurz nach 19 Uhr wieder Berlin und da meine Knochen noch immer schmerzen, werde ich nun den verdienten Erholungsschlaf antreten.
VFC Plauen: Golle – Berger - Pietsch, Dashi - Schulze, Hölzel, M. Pannach (77. T. Pannach), Paulick (75. Popa), Kellig (46. Risch) - Gleis, Zapyshnyi
Hertha BSC Amat.: Semghoun – Tretschok - Müller (79. Schmitt), Krecidlo, Kapagiannidis - Marx, Hampel, Bieler (85. Kretschmer), Salihovic (55. Ludwig) - Dejagah, Rafael
Tore: 1:0 Gleis (3.), 1:1 Rafael (9.), 2:1 Risch (54.), 2:2 Ludwig (61.), 2:3 Dejagah (86.), 2:4 Dejagah (89.)
Zuschauer: 6.048 (davon etwa 150 im Gästeblock)
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