Das Thema der Wettbewerbsverzerrung durch "Amateurmannschaften" von Profi-Vereinen wird ja zur Zeit allseits heiß diskutiert. Die Möglichkeit, dass vielleicht irgendwann 50% einer Regionalligastaffel aus nichtaufstiegsberechtigten Amateurmannschaften besteht, ist ja nicht ganz unbegründet.
Die Regelungen in der DDR-Oberliga, eine eigene Nachwuchs- bzw. früher Juniorenoberliga spielen zu lassen, war ja nicht schlecht. Sicher hatte das auch Nachteile, weil ja die Zugehörigkeit zur Klasse vom Abschneiden der 1. Männermannschaft abhing. Ich kann mich aber auch noch gut erinnern, dass z.B. Dynamo Dresdens 2. Mannschaft in der Liga mal klarer Spitzenreiter war (Stahl Riesa ist damals als Zweiter hinter den Dynamos trotzdem aufgestiegen bzw. hat an der Aufstiegsrunde teilgenommen). Also gab es auch damals das Problem, dass die spielstärksten Klubs ja irgendwie ihre Reserve unter Dampf halten mussten.
Ist die derzeitige deutsche Regelung eigentlich in den anderen europäischen "Fußball-Großmächten" ähnlich verbreitet? Oder gibt es dort andere Lösungen?
Gibt es das "Problem" mit Amateurmannschaften auch woanders?
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original vom Dahlner: Ich kann mich aber auch noch gut erinnern, dass z.B. Dynamo Dresdens 2. Mannschaft in der Liga mal klarer Spitzenreiter war (Stahl Riesa ist damals als Zweiter hinter den Dynamos trotzdem aufgestiegen bzw. hat an der Aufstiegsrunde teilgenommen).
Gehe ab 1978 regelmäßig zu Stahl
Kann mich aber an eine solche Situation nicht erinnern :neutral:
Wann soll denn das gewesen sein
Vielleicht kannst Du dazu mal was schreiben,
auch wie die anschließende Aufstiegsrunde gelaufen ist -
Zitat
Original von elkurzo
Gehe ab 1978 regelmäßig zu Stahl
Kann mich aber an eine solche Situation nicht erinnern :neutral:
Wann soll denn das gewesen sein
Vielleicht kannst Du dazu mal was schreiben,
auch wie die anschließende Aufstiegsrunde gelaufen istDahlner hat vollkommen recht, das war in der Saison 1972/73.
Aber das wissen nur die echten Stahl-Riesa-Fans. :biggrin:
Allerdings so klar war der Vorsprung nun auch wieder nicht (2 Punkte). -
Ch1207 hat Recht. Ein Blick in die alten Programmhefte bestätigt, dass zum Saisonende 1972/73 Stahl in der Liga-Staffel D mit 32:12 Pkt. und 40:14 Toren Zweiter hinter Dynamo Dresden II (34:10 Pkt. und 60:24 Tore) war. Ich hatte jedenfalls in Erinnerung, dass Dyn. II sehr überlegen war und meine Recherche zeigt, dass die mind. seit dem 3. Spieltag ununterbrochen Erster waren. Stahl hat sich dann in der Aufstiegsrunde gegen Energie Cottbus, Chemie Zeitz, Vorwärts Stralsund und Vorwärts Leipzig durchgesetzt und ist zusammen mit Energie Cottbus aufgestiegen. Ich glaube im entscheidenden Spiel am 1. Juli 1973 wurde übrigens Cottbus mit 7:1 abgefertigt!
Um jedoch zum Thema zurück zu kommen, in der damaligen Liga Staffel D spielten neben Dynamo II auch noch die zweiten Mannschaften von FC Karl-Marx-Stadt, Sachsenring Zwickau und Wismut Aue. -
Auch Energie Cottbus war in diesem Jahr nur 2. der Staffel B hinter BFC II. 1975/76 nahm sogar der 3. der Staffel C (Vorwärts Dessau) an der Aufstiegsrunde teil (1. HFC II, 2. 1.FCM II).
In Spanien dürfen "B"-Teams sogar bis in die Segunda Divison (2. Liga) aufsteigen. Dort spielt aber meines Wissens dieses Jahr nur eine "B"-Mannschaft (Malaga oder sowas), keine der großen Vereine.
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Original von aka
Auch Energie Cottbus war in diesem Jahr nur 2. der Staffel B hinter BFC II. 1975/76 nahm sogar der 3. der Staffel C (Vorwärts Dessau) an der Aufstiegsrunde teil (1. HFC II, 2. 1.FCM II).und nach dieser saison mußten alle zweiten mannschaften zwangsabsteigen, wär mal ein gedanke für die jetzigen regi-ligen
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Guckt euch mal die Oberligen in den alten Bundesländern an, wer dort alles die Lizenz gestellt hat, da wird ja einem schlecht. :sad:
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Irgendwie kommt mir die Diskussion bekannt vor ...
Das Problem ist weniger, welche Mannschaften in welcher Liga spielen, sondern welche Spieler für welche Mannschaft spielberechtigt sind. Leider lassen die jetzigen Regelungen ein relativ freies Hin- und Herwechseln zwischen verschiedenen Mannschaften eines Vereins zu. Das könnte man durch strenger abgegrenzte Spielberechtigungen in den Griff bekommen.
Außerdem erinnere ich nochmal daran, daß auch in den Kreisligen 2. und 3. Mannschaften von Ober- oder Verbandsligisten unterwegs sind, und da sagt auch niemand was. Manchmal habe ich hier den Eindruck, sobald ein Verein eine Mannschaft in einer Lizenzliga hat, ist er aussätzig und muß aus allen anderen Ligen verbannt werden. :sad:
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Ist die derzeitige deutsche Regelung eigentlich in den anderen europäischen "Fußball-Großmächten" ähnlich verbreitet? Oder gibt es dort andere Lösungen?
Nun keine Fussball-Großmacht, aber hier kenne ich mich gut aus:
Egal wo (auch in unteren Ligen), ständig wird Schindluder mit den
zweiten Mannschaften getrieben. Nur dass es in den Niederungen der
Bezirksliga nicht die verheerenden Ausmasse annimmt, wie in der
(professionellen) Regionalliga.Aber wenn ich daran denke, dass in der Ukraine die Amateure sogar
bis 2.Liga spielen dürfen (Dinamo Kiew II tummelt sich da gerade auf
einem Aufstiegsplatz zur ersten Liga und hat so zwischen 100 und
200 Zuschauern pro Heimspiel) möchte man garnicht so laut schimpfen,
sonst kommen die DFB-KAlkis auch noch auf dumme Gedanken...Dort spielen übrigens in der 3.Liga(Regionalliga) insgesamt 11 (elf)
zweite Mannschaften und sogar 2 (zwei) dritte Mannschaften
(Dinamo Kiew/Schachtyor Donezk).
Davon allein 7 (sieben) Zweite und eine Dritte in der Staffel B
(von 16 Mannschaften)...zu Spielen von Obolon Kiew II oder
Vorksla Poltava II kommen selten mehr als 50 Zuschauer (wird auch
noch großzügig aufgerundet, Zuschauerzahlen unter 50 gibt es offiziell
nicht)Andere Mannschaften, welche nicht die wirtschaftlichen Möglichkeiten haben wie z.B. Dinamo Kiew (da fliesst genug Geld), gehen den Bach runter...im Vorjahr hat
sogar mit Poligraftech Aleksandrija ein Erstligist aus finanziellen
Gründen die Segel gestrichen.So wird Fussball unterhalb der höchsten Profiliga einfach unattraktiv,
zumal es ja immer eine Wundertüte ist, mit welchen Spieler die
Zweite oder Dritte auftaucht.
So hat z.B. Metallurg Donezk im Winter 7 (sieben) neue Profis (z.T.
aus dem Ausland) geholt,(der Sponsor hat die Schatulle aufgemacht,
weggegangen ist kein Spieler -
woraus folgt dass jetzt 7 ehemalige
Erstligaspieler bei den Spielen der zweiten Mannschaft in der Regionalliga
auftauchen... -
hallo
in spanien dürfen die 2 teams auch in der 2 liga spielen
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Es muß eine klare Trennung her. Entweder sind die Regionalligen Amateurligen, da haben Profi-Spieler nichts drin zu suchen (oder von mir aus maximal 2), oder es sind Profiligen, da haben wiederum die 2. Mannschaften in der Liga nichts verloren. Wenn ein Klub wirklich so eine starke Amatuerabteilung (bestehend aus reinen Amateuren) hat, sollen die auch in der höchstmöglichen Amateurklasse spielen. Aber bitte nicht solche brachiale Wettbewerbsverzerrung, wie sie bspw. Schalke praktiziert. Münster (um die Ecke, fährt man immer gerne hin) schenkt man die Punkte, gegen den FC Sachsen (die Ossitour möchte man nächstes Jahr wohl vermeiden) laufen Nationalspieler auf. Sowas ist eine grenzenlose Sauerei und muß auch so deutlich benannt werden.
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Zitat
Original von Fischkopp
Manchmal habe ich hier den Eindruck, sobald ein Verein eine Mannschaft in einer Lizenzliga hat, ist er aussätzig und muß aus allen anderen Ligen verbannt werden. :sad:
das ist natürlich unfug
allerdings habe ich den eindruck, dass die etablierten vereine ganz gern unter sich bleiben wollen und somit die regionalliga als grenzgebiet zwischen oben und unten betrachten.
..man erinnere sich auch an den gedanken eines herrn beckenbauer, der vor nicht allzu langer zeit eine bundesliga ohne auf-und abstieg herbeisehnte.. :naja: -
In Tschechien spielen die B - Teams auch bis in der zweiten Liga. Jedoch weis ich nicht wie das dort mit dem Einsatz von Spielern aus der ersten gehandhabt ist, weil die "nur" unteres Mittelfeld spielen. Müßt ich mich mal erkundigen.
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Zitat
Original von aka
Aber bitte nicht solche brachiale Wettbewerbsverzerrung, wie sie bspw. Schalke praktiziert. Münster (um die Ecke, fährt man immer gerne hin) schenkt man die Punkte, gegen den FC Sachsen (die Ossitour möchte man nächstes Jahr wohl vermeiden) laufen Nationalspieler auf. Sowas ist eine grenzenlose Sauerei und muß auch so deutlich benannt werden.Sauerei hin, Sauerei her, das ist aber gängige Praxis bis in die unteren Ligen und hat mit den Amateurmannschaften der Regionalliga nichts zu tun. Völlig klar dass man lieber im Nachbarort spielt als endlose Reisen auf sich zu nehmen. Wenn also eine Mannschaft im gesicherten Mittelfeld der Tabelle steht schenkt man schon mal den Verein aus dem Nachbarort die Punkte.
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In der Frage sollte man sich am Besten am Mutterland des Fußballs orientieren. Dort spielen die zweiten Mannschaften in einer Liga für zweite Mannschaften und stören somit nicht den regulären Spielbetrieb.
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Im vergangenen Jahr beschäftigte folgender Fall in der B-Juniorenlandesliga Sachsen sogar die Gerichte. Da setzte die 2. Mannschaft des VfB Leipzig im Abstiegskampf sieben Stammspieler des Regionalligateams ein. Nach einem Protest wurde das betreffende Spiel gegen SG Dresden Striesen (4:1) zunächst mit 0:2 als verloren gewertet. Der VfB legte Einspruch ein und die Entscheidung wurde wieder revidiert. Am Ende entschied der SFV die Staffel auf 14 Mannschaften aufzustocken um keine Mannschaft durch dieses Hickhack zu benachteiligen.
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Es stellt sich doch nicht nur die Frage der Wettbewerbsverzerrung, sondern insbesondere die der Attraktivität. Schauen wir uns doch einmal die Regionalliga Nord an: Auf den Abstiegsplätzen stehen mit der SG Wattenscheid, Preußen Münster und dem FC Sachsen Leipzig drei Traditionsvereine, von denen vermutlich am Ende mindestens zwei den bitteren Gang in die Oberliga antreten müssen. Auf den gesichteren Plätzen tummeln sich statt dessen solche hochinteressanten Mannschaften wie die zweiten Garnituren von Dortmund, Bremen, Schalke, Köln und Hamburg. Bei Blick auf die Oberligen müssen wir feststellen, daß uns bald eine Regionalliga droht, die zur Hälfte aus Amateurmannschaften besteht:
Oberliga Nord: VfL Wolfsburg (A) auf Platz 1 mit sehr guten Chancen (morgen 18:00 direktes Aufeinandertreffen mit dem Zweitplazierten Nordhorn)
Oberliga Nordost: Hertha BSC Berlin (A) als möglicher Aufsteiger
Oberliga Nordrhein: Da deutet zum Glück alles auf Fortuna Düsseldorf hin. Sollten sie ihren 10-Punkte-Vorsprung jedoch noch verspielen, drohen uns die Amateure von Mönchengladbach oder Leverkusen.
Oberliga Westfalen: VfL Bochum (A), Arminia Bielefeld (A), LR Ahlen (A) allesamt mit hervorragenden Aufstiegschancen.Wen interessiert in drei Jahren noch die Regionalliga, wenn dort hauptsächlich die zweiten Mannschaften der Bundesligisten spielen?
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Ich würde es befürworten, wenn die 2. Mannschaften u.s.w. wie schon früher (als Reserve) in einer separaten Liga spielen würden. Die Amateurmannschaften der Profivereine steigern weder das Niveau, noch heben sie die Zuschauerzahlen an. In Deutschland ist genug Platz, da gibt es hunderte Traditionsvereine die darauf warten, ein größeres Stück vom Kuchen abzubekommen. Und sein wir alle ehrlich, lieber ein stimmungsvolles Spiel gegen Traditionsclub ... sowieso, als ein müder Kick gegen Mannschaft II von .....
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Zitat
Original von Manuel
Wen interessiert in drei Jahren noch die Regionalliga, wenn dort hauptsächlich die zweiten Mannschaften der Bundesligisten spielen?
tya, dann steigen immer die einzigen verbliebenen nicht-zweitmannschaften automatisch in die 2.liga auf :wink: -
Nicht mal das, schließlich dürfen nur Vereine bis zu einem bestimmten Platz - in der Regionalliga war es meines Wissens der 4. oder 5. - aufsteigen. Steht am Ende kein aufstiegsberechtigter Verein auf einem dieser Tabellenplätze, freuen sich die schwächeren Mannschaften der zweiten Liga.