"Für wen bist Du?" – "Ääh ääh…für Babelsberg" - oder SV 1916 Sandhausen vs. Babelsberg 03 4:0 (0:0)

  • Fisch oder Fleisch, Gemüse oder Obst –
    ich esse (wie man augenscheinlich sieht) alles. Tee oder Kaffee, Bier
    oder Wasser – ich trinke alles. Regensburg oder Saarbrücken, Heidenheim
    oder Sandhausen – ich fahre alles. Dies kann mitunter viel Spaß machen,
    mitunter grenzt es aber auch nur an Masochismus, sich an einem
    Samstagmorgen - fast noch in der Nacht - in einen engen Kleinbus zu
    quetschen, der weniger Beinfreiheit als ein Schuhkarton bietet.
    Eingezwängt zwischen dem Fahrer-Capo und dem berlinernden
    Stadionsprecher ging es, nachdem auch die Schlafmützen von Nulldrei.TV
    und Nulldrei.FM eingesackt wurden, auf die mehr als 600 Kilometer lange
    Tour in den Südwesten der Republik. Wie schon bei den letzten
    Auswärtsfahrten hatten wir unsere Freunde aus Charlottenburg mit auf der
    Autobahn. Erste nette Konversationen ergaben sich an der Raststätte
    Limes. Mit einem herzlichen „Ey Schwulette, Du bist doch der
    Lindenstraßen-Bob“ wurde unser Trommler vom Dienst liebevoll von den
    Hauptstädtern begrüßt. Es folgte ein sympathisches Herumgeschubbse, bis
    es endlich wieder um Fußball ging: „Ey, St. Pauli ist doch für Euch das
    Größte, wa?. Für wen bist Du, für wen bist Du?“. Da ein neutrales „Mainz
    05“ zu diesem Zeitpunkt fehl am Platz gewesen wäre, entschied man sich
    für die Wahrheit, die in den Ohren des Erna-Schranks auch nicht besser
    klang: „Für Babelsberg“. Wir überließen den BSC-Deppen dann in der
    traurigen Gesellschaft seiner „Wannsee-Front“ und fuhren kopfschüttelnd
    weiter Richtung Kurpfalz. Ich notierte mir die vorangegangene Situation
    verwackelt in meinem Auswärtsschreibblock, während mir der
    Vizeherbstmeister nützliche Tipps für solche Situation mit auf den Weg
    gab: „Also Oese, ich ruf mich ja manchmal selber im Büro an und spreche
    mir Wichtiges auf den Anrufbeantworter. Das ist immer lustig am Montag,
    wenn ich mich selber mit ‚Hallo, ich bins mal wieder..‘ höre.“ Schade,
    ich besitze kein Büro, keinen Anrufbeantworter und leider auch kein
    Navigationsgerät. Dieses hätten wir durchaus gebrauchen können, denn der
    Ort Sandhausen scheint in Baden-Württemberg nicht ausschilderungswürdig
    zu sein. Nach etlichen Telefonaten und Umwegen erreichten wir dann
    letztendlich doch noch die kleine Gemeinde und wurden sogleich von einem
    Motorradpolizisten in Empfang genommen. Nach einer kompletten
    Stadionrunde ließ er uns im Kiefernwald hinter dem Gästeeingang stehen –
    alles erinnerte an den Beelitzer Sander. An das Beelitzer Stadion der
    Freundschaft erinnert auch das Hardtwaldstadion, „wie Landespokal mit
    Zaun“ war eine treffende Bezeichnung, die ich neben mir aufschnappte.
    Schwer vorstellbar, wie dort Zweite Liga mit 500 Gästefans und mehr
    realisiert werden sollte. Nach einem kurzen Plausch mit der netten
    Gastronomin (Bier: Leichtbier, recht süffig. Bockwurst: neutral im
    Geschmack, Brötchen frisch) betrat ich die Traversen und betrachtete die
    Aufstellung der beiden Teams. Dietmar Demuth vertraute auf die Elf, die
    gegen Jena 0:0 spielte, Gerd Dais hatte sein Team auf zwei Positionen
    verändert, Ischdonat (Knöchelverletzung) und Sievers wichen für Kühn und
    Pinto.




    Beide Mannschaften legten flott und ansehnlich los, der
    Tabellenunterschied spiegelte sich zunächst nicht auf dem Rasen wieder.
    Nach einer Viertelstunde die erste Gelegenheit für die Gastgeber, den
    Kopfball von Löning konnte Unger aber ohne Probleme parieren. Auch der
    Fernschuss von Klotz war keine wirkliche Prüfung für unsere Nummer Eins.
    So langsam merkten unsere Nulldreier, dass hier was gehen könnte.
    Makarenkos Solo konnte knapp geklärt werden (38.), auch Hebisch und ein
    Stroh-Engel Kopfball kurz vor der Pause fanden nicht den Weg ins Tor. Es
    ist zum Mäuse melken, Haare raufen, *hier eine Phrase Eurer Wahl
    eintragen*.




    Torlos ging es in die Kabinen, torlos kamen beide Mannschaften wieder
    auf das saftige Grün. Wie schon in den letzten Spielen scheint die
    fünfzehnminütige Unterbrechung dem Spielfluss unserer Elf nicht gut zu
    tun. Nur drei Minuten waren absolviert, als Löning Danneberg schön in
    Szene setzte, Unger parierte grandios. Aber die dunklen Wolken am
    Babelsberger Drittligahimmel zogen unaufhörlich auf, nur zwei Minuten
    später stand es 1:0 für den Favoriten. Ein Pinto-Freistoß aus dem
    Halbfeld fand die Stirn von Pischorn, und der Innenverteidiger nickte
    ein (50.). Fünfzehn Minuten Hoffnung gönnten uns die Sandhäuser noch,
    dann war es vorbei mit der Gastfreundschaft. Ein Konter über Danneberg
    und Klotz selbiger vollendete in Minute 65. Die gruselige Torhymne war
    noch nicht einmal verstummt, das *Ironiemodus an* frenetische
    peitschende *Ironiemodus aus* Publikum hatte sich noch nicht beruhigt,
    als der Ball erneut im Gehäuse von Marian Unger zappelte. Wieder war es
    ein Konter der Schwarz-Weißen - diesmal über Pinto, der David Ulm
    perfekt in Szene setzte…ja und der machte es mit einem butterweichen
    Heber perfekt (66.). Der Drops war gelutscht, die Messen gesungen, *hier
    eine Phrase Eurer Wahl eintragen*. Von Nulldrei war nun nichts mehr zu
    sehen, es sah alles nach einem erneuten Schützenfest für einen
    Heimverein (vergl. Heidenheim) aus. Die 76. Minute: Löning flankte auf
    Pischorn, der bediente Fießer und es stand 4:0. Bedient war ich auch,
    mehr als das…und ich war froh, dass die eingewechselten Blum und Blacha
    das Ergebnis nicht noch in die Höhe schraubten.




    Mit hängenden Köpfen trotteten die Babelsberger zu den knapp 100
    Unterstützern im Gästeblock, welche ebenso ihre Schädel nicht mehr
    hochhalten konnten oder wollten. Eine gute erste Halbzeit reicht leider
    nicht aus, um in dieser Liga zu bestehen, Babelsberg befindet sich nun
    auf einem Abstiegsplatz und muss ernsthaft um die Ligazugehörigkeit
    bangen.




    Die Rückfahrt verlief ruhig, Herthinos Schmusegruppe verweilte noch in
    der Coface Arena Mainz und konnte so leider nicht zum aufmunternden
    Gruppenkuscheln beitragen, was Lindenstraßen-Bob, Nulldrei.TV und
    Nulldrei.FM, Capo, VHM, ich und alle anderen Nulldreier so bitter nötig
    gehabt hätten.




    Zum Trost habe ich heute mit meiner Freundin beschlossen, dass wir uns
    nicht nur einen Hund, sondern gleich zwei holen. Nur „Null“ und „Drei“
    darf ich sie nicht nennen. Vielleicht auch besser so, ich will ja Freude
    an ihnen haben. Das will ich auch mit meiner Fußballmannschaft, also
    macht mich endlich wieder glücklich. Dienstag gegen Offenbach und
    Sonntag in Bremen wären mir da sehr willkommen.




    Sandhausen: Kühn - Pinto (71. Blum),
    Pischorn, Schulz, Schauerte, Klotz, Fießer, Danneberg, Ulm (79. Blacha),
    Kandziora; Löning (78. Dorn)




    Babelsberg 03: Unger - Kühne, Hebib,
    Morack, Rudolph, Prochnow, Evljuskin (61. Müller), Makarenko,
    Stroh-Engel, Groß (61. Hartmann), Hebisch (75. Kauffmann)




    Gelbe Karten: Sandhausen keine; Babelsberg: Evljuskin, Kühne




    Tore: 1:0 Pischorn (50.), 2:0 Klotz (65.), 3:0 Ulm (66.), 4:0 Fießer (76.)




    Schiedsrichter: Thomas Stein (Homburg/Main)




    Nulldreier: ca. 100




    Besucher: 2.100

    "Man sollte immer eine kleine Flasche Whisky dabei haben,für den Fall eines Schlangenbisses - und außerdem sollte man immer eine Schlange dabei haben." W.C. Fields
    RP03


  • Die Rückfahrt verlief ruhig, Herthinos Schmusegruppe verweilte noch in
    der Coface Arena Mainz und konnte so leider nicht zum aufmunternden
    Gruppenkuscheln beitragen, was Lindenstraßen-Bob, Nulldrei.TV und
    Nulldrei.FM, Capo, VHM, ich und alle anderen Nulldreier so bitter nötig
    gehabt hätten.


    Eure NullDrei-Radio-Kollegen hatte ich mal in Offenbach auf eure lesenswerte Spielberichte angesprochen. Nettes Häuflein, schönen Gruß!


    Auch der Bericht führt die Reihe der lesenswerten Babelsberger Auswärtsgeschichten nahtlos weiter. :thumbup:

    R.I.P. Fußball: TeBe Berlin, SSV Reutlingen, Eintr. Bamberg, RW Essen, Bonner SC, Waldhof Mannheim, SpVgg Weiden, SSV Ulm, 1.FC Kleve, LR Ahlen, Sa. Leipzig, Germania Windeck, TuS Koblenz, VfL Kirchheim, Borea Dresden, GW Wolfen, Türkiyemspor, Kickers Emden, 1.FC Gera, Eintr. Nordhorn, RW Kemberg, Germania Schöneiche, VfB Lübeck, OFC Kickers, Wuppertaler SV, FC Oberneuland, MSV Duisburg... [to be continued]