[Blockierte Grafik: http://www.stadionbesuch.de/images/2003_2004_broendby.jpg]
UEFA-Cup 2. Runde - Rückspiel:
Brøndby IF - FC Schalke 04 3:1 n. E. (2:1 n. V.)
Brøndby, Brøndby Stadion (25.817 Zuschauer, davon ca. 2.000 Gäste)
4.00 Uhr Berlin - 8.00 Rostock - 14.00 Uhr Kopenhagen - Die Haare liegen kreuz und quer.
Aber der Reihe nach! Elf Anhänger der Königsblauen wollten sich das UEFA-Cup-Rückspiel in Dänemark ansehen. Man entschied sich kurzfristig gegen Privat-PKW's und kam der Bitte "Königsblauer Domspatzen Magdeburg" nach, ihren Bus zu füllen. Dass das jetzt nicht die beste Entscheidung war, wird der interessierte Leser in diesem Bericht erfahren.
Die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag war kurz, denn sie endete bereits um 3 Uhr. Um 4 Uhr waren dann auch alle am vereinbarten Treffpunkt (Bahnhof Zoo), um den Bus nach Dänemark zu besteigen. Mein Vorsatz, den Tag langsam angehen zu lassen, gelang mir auch ganz gut. Gönnerhaft verzichtete ich auf das erste kühle Bier mit dem Hinweis auf die Uhrzeit. So schlürfte ich mit mäßigen Genuss meinen Kaffee um bei der zweiten Runde (die Stadtgrenze war noch nicht erreicht) voll in das Trinkgelage einzusteigen. Das förderte natürlich die gute Laune an Bord und wir Berliner Jungs stimmten fröhlich das ein und andere Loblied auf den FC Schalke 04 ein. Die restlichen 37 Mitfahrer verzichteten allerdings. Nach gut einer Stunde (genau um 5:04 !!!) erreichten wir Neuruppin, um zwei Mitstreiter in unser Gefährt einsteigen zu lassen. Dumm nur, dass die ausgemachte Uhrzeit erst bei 6.00 Uhr lag. Aber nun gut, genug Bier, frische Landluft und die Prognosen für das abendliche Spiel ließ uns die Laune nicht verderben. Pünktlich verließen wir dann Neuruppin und erreichten nach kurzweiliger und sangesvoller Fahrt Rostock um 7:45 Uhr. Die Fähre, die um 8.00 Uhr Warnemünde verließ, wurde von unserer "Reiseleitung" erst gar nicht erst versucht zu erreichen. Der Unmut innerhalb der Berlin Fraktion stieg, schließlich wollte man noch einige Gleichgesinnte auf dem Kopenhagener Weihnachtsmarkt treffen. Der Kummer konnte unter Zuhilfenahme einer Kiste Rostocker Pils einigermaßen ertränkt werden. Um 10 Uhr war es dann endlich soweit: rauf auf den Kahn und rein in die Ostsee. Die fröhlichen Elf versammelte sich an Deck (ob Back- oder Steuerbord weiß ich nicht mehr) um jedem Hafenarbeiter, Angler, Loste und sogar unbemannten Bojen zuzubrüllen, wo die Fußball-Glocken hängen. Später versammelte man sich noch Unterdeck und siehe da: Auf einmal stimmte der ganze Chor in die Gesänge ein!
Um 12 Uhr verließen wir dann die Fähre und so zog die Karawane Richtung Kopenhagen. Kurz vor der Stadt, sah man dann die Spielstätte des heutigen Abends. Diese wurde aber links liegen gelassen, da man ja noch auf den Weihnachtsmarkt wollte. Nach einigen Schwierigkeiten fand man auch den Weg in die Innenstadt. Die Freude an Bord wurde jedoch jäh gebremst, da man ohne Halt wieder stadtauswärts fuhr. Jegliche Informationen wurden uns vorenthalten. Das Drama nahm langsam seinen Lauf. Ohne Plan und Aussicht auf Erfolg irrten wir nun durch die Vororte der dänischen Hauptstadt. Autobahn rauf, Autobahn runter, Leute hier fragen, Leute dort fragen - und das gleiche noch mal von vorne... Die Nerven lagen nun ziemlich blank. Ich weiß nicht wie, aber um 15:45 sahen wir dann doch noch die gelobte Spielstätte. Für einen kleinen innerstädtischen Ausflug war die Zeit zu knapp und um sich die Beine in den Bauch zu stehen die Zeit zu lang. Rund um das Stadion rum gibt es außer Wohnhäuser rein gar nichts. So betrat man das Stadion schon recht früh.
Bereits 90 Minuten vor dem Spiel, als noch mindestens die Hälfte der ca. 2.000 Knappen vor den Toren auf Einlass warteten, wurde gesungen und geklatscht. Den ersten optisch Akzent setzten aber die Dänen: Eine wirklich schöne Choreographie anlässlich Ihres 100. Europapokalspiels beeindruckte schon schwer.
[Blockierte Grafik: http://www.stadionbesuch.de/images/broendby_choreo.jpg]
Zuvor stimmte der Gästeblock geschlossen in "Agali - Agali" Rufe ein, was unseren Stürmerstar nach den Ereignissen der letzten Wochen, schon schwer irritierte.
Spiel:
Nach dem Anpfiff vertrödelten die Schalker keine Zeit und übernahmen sofort die Initiative. Echte Torgefahr bestand zwar nicht, aber das sah zumindest schon mal recht gut aus. Erste Schock fuhr dem königsblau-weißen Anhang nach einer Viertelstunde durch die Glieder (!). Ein Däne trat in den Schalker Strafraum ein, Waldoch holte die Sense raus und der Schiedsrichter pfiff Elfmeter. Diesen verwandelte Jakobsson (ehemals Hansa Rostock) sicher zum 1:0. Das war es dann auch erst mal mit der Schalker Herrlichkeit. Nach der Führung Bröndby besser und diese erspielten auch ein paar Möglichkeiten.
Aus der Pause kamen die Schalker dann wesentlich aggressiver. Man spürte, dass sie den Ausgleich wollten. Dieser ließ auch nicht lange auf sich warten: Agali erzielten den Treffer in der 53. Minute per Kopf. Das Spiel nahm Tempo und Spannung auf. Schalke weiterhin mit Oberwasser und nach gut einer Stunde hätte Mike Hanke alles klar machen müssen, aber ein Däne blockte ab. Kurze Zeit später war es wieder Hanke, der sich toll durchsetzte und erst am Keeper scheiterte. Dann wachten aber wieder die Dänen auf. In der 70. Min. zog einer von Ihnen aus ca. 25 Metern ab. Frank Rost flog in die Ecke, lenke den Ball an Latte und Pfosten - der Ball sprang zurück in Feld, um nach zwei kurzen Pässen dann letztlich doch mit Netz zu landen (2:1 Jonson). Jetzt wollten beide Teams die Entscheidung. Im Gegenzug hätte Mike Hanke fast das 2:2 erzielte, doch Torwart Zaza, klärte mit dem Fuß. Kurze Zeit später wurde ein Schuss von Oude Kamphuis abgeblockt. Die letzten Minuten gingen dann wieder an Bröndby. Erst ging ein Distanzschuss nur knapp über die Latte und in der 90. Min. hätte Agali fast Rost bezwungen, doch diese verunglückte Abwehr ging knapp am Tor vorbei.
Die ersten 15 Minuten der Verlängerung nutzen beide Mannschaften zum Durchatmen, wobei hier der Gast aus Gelsenkirchen die Partie eindeutig kontrollierte. Die letzte Viertelstunde gehörte dann eindeutig den Knappen, denen man anmerkte einem Elfmeterschießen aus dem Wege gehen zu wollen. Aber selbst die dicksten Möglichkeiten wurden nicht genutzt (Asamoah, Altintop).
Elfmeterschießen: 0:1 Vermant, 1:1 Johansen, Rost hält gegen Jakobsson, Altintop (der auch schon ziemlich platt aussah) in die Wolken, 2:1 Kahlenberg, Mattelans Schuss wird gehalten, 3:1 Foldgast, Hajto verschießt.
Ein extrem unterhaltsames Spiel, nicht hochklassig aber packend und spannend fast zu jeder Zeit. Ergebnis natürlich unglücklich, weil man in der Verlängerung den Sack hätte zumachen können.
Nach dem Anpfiff und über die volle Spielzeit, inklusiver aller Pausen ein nahezu durchgängiger Support. Anstandslos nahm man auf, was die Ultras vorgaben und allen war egal (im krassen Gegensatz zu den Heimspielen), wer hier den Hut aufhatte. Entweder wurde die Mannschaft nach vorne gepeitscht oder es wurde minutenlang gesungen und dazu rhythmisch geklatscht. Davon sehr oft ein Lied: "Wir stehen zu Dir, jetzt und alle Zeit. Was auch immer passiert, wir lieben Dich sowieso, bis in die Ewigkeit." Selbst nach dem unglücklich Ausgang des Elfmeterschiessens, versuchte man noch mal alle Kräfte zu bündeln und der Mannschaft Ihre Wertschätzung zu zeigen. Auch hier wurde der Torschütze des Abends noch mal lautstark gefeiert. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass man auch dem siegreichen Team bei seiner Stadionrunde Tribut zollte.
Aber auch die Dänen wussten akustisch zu gefallen, was man aufgrund des eigenen Support aber nicht immer ganz wahrnehmen konnte. Die Stimmung beim Bröndby-Anhang war natürlich ausgesprochen gut. Feiern will gelernt sein. Hut ab!
Hammer! Auswärts ist immer noch geilsten!
Nach dem Spiel schlich man langsam aus seinem Block und traf dort sofort auf nette und fröhliche Anhänger von Bröndby IF. So zischte man noch schnell ein - zwei Bierchen, gratulierte Ihnen zum Sieg und vernahm dankbar, dass diese von unserer Stimmung total begeistert waren. Ohne Ausnahme sind uns in Dänemark nur positive Dinge aufgefallen. Absolut faire Fans, anständiges und zuvorkommendes Verhalten der Ordnungs- und Sicherheitskräfte.
Gegen 22 Uhr verließ der Bus Bröndby wieder und steuerte ohne Umwege Gedser (Fährhafen) an. Diesen erreichten wir kurz vor Mitternacht und so blieben uns lumpige zweieinhalb Stunden Wartezeit bis zur Überfahrt. Die Frage, warum wir dann nicht wenigstens unterwegs an einer offenen Raststätte Stündchen Pause gemacht haben, stellten wir letztlich doch nicht und standen lieber wie doof am Bus rum. Die zwei Stunden auf der Fähre und der die letzte Etappe wurde mehrheitlich zum Schlafen genutzt. Die etwas wuchtigeren Kerle tranken da aber lieber frisches Veltnis. Um acht Uhr war man dann wieder zu Hause: Glücklich, müde, dreckig und mit der Erkenntnis das letzte Europapokalspiele für die nächsten drei Jahren gesehen zu haben, ging mein zweiter Auslandseinsatz mit dem S04 und meinem ersten live miterlebten Elfmeterschiessen zu Ende.
Beim nächsten Mal fahren wir (Berliner) dann aber lieber alleine und organisieren uns selbst. Zum Beispiel beim Auswärtsspiel bei Hertha BSE.
Quelle und weitere Informationen: www.stadionbesuch.de (Ende der Woche auch mit Bildern)