Bestes Fahrradwetter lockte mich nach Markranstädt vor die Tore Leipzigs. Samstagabend konnten beim Laternenfest noch zwei Mitstreiter gefunden werden und so gings Sonntag - dummerweise mit zu viel Restalkohol - los Richtung Markrans. Gegen 13 Uhr angekommen, wurden erst einmal die Neuerungen am Stadion am Bad begutachtet, nicht sonderlich viel passiert.
Als erstes dem Ober-Würstchen Maximus alles gute für seine Truppe gewünscht. Das Programmheft, es gibt eigentlich keins, ist für die gesamte Saison und kostenlos. Die ersten 11 von 12 Seiten sind Werbung, der Informationsgehalt ist eher mittelprächtig. Nach dem man komplett war, machte man erstmal eine kleine Stadionrunde vorbei am ersten Fanclub der Rasenballsportler und ließ sich dann auf der Gegengerade direkt neben dem Gästeblock nieder.
Rasenballsport war zwar spielbestimmend, aber nicht drückend überlegen. Germania Halberstadt spielte munter und frech mit, ließ nur wenige Chancen zu. Selbst den wieselflinken Michael Lerchl hatte man ganz gut im Griff und Christian Reimann hatte wohl nicht mit Widerstand gerechnet. Dementsprechend lag er regelmäßig im eher holprigen Grün im Stadion am Bad. Grandioser Kommentar von einem Nebenmann in unserem buntgemischten Block: "Der war schon in Magdeburg schei..!" Insgesamt waren die Kommentare eher dem sinnlosen Stammtischgebrabbel zu zuordnen (O-Ton: "Der hat schon rot!"). Kaum ein Stadion dürfte weniger aktive Fußballer beherbergen. Für viele scheint das Element Fußball noch fremd zu sein. Dabei sein ist alles.
Nach ein paar vergebenen Chancen schafft es Jochen Höfler pünktlich zur Halbzeit die Führung zu erzielen, bitter für tapfer kämpfende Halberstädter. Doch die Germanen wissen seit der ersten Minute ganz genau: Rasenballsport ist schlagbar. So treten die Markranstädter auch in der zweiten Hälfte auf. Patrick Bick legt mit seiner Bogenlampe die Grundlage zum Ausgleich, der unermüdlich rackernde Roy Blankenburg belohnt sich mit dem 1:1. Der 22-jährige lässt sogar noch den bundesligaerfahrenen Neuhaus im Tor aussteigen. Da jubelte nicht nur der Gästeblock.
Und die Randleipziger sind jetzt völlig von der Rolle, kriegen kaum einen geordneten Spielaufbau auf die Reihe. Lerchl macht seine physischen Defizite durch skrupellosigkeit wett, wird aber nicht einmal verwarnt. Sebastian Wille, noch vom SSV Markranstädt übrig, wird als Schwachpunkt ausgemacht. Doch genug Chancen fürs 2:1 erarbeitet sich Halberstadt nicht, das macht dafür der Gastgeber. Ein Standard muss für die ostdeutsche "Fußballhoffnung" herhalten, 2:1 durch Bick. Nun vergeben die Millionärssöhne beste Konterchancen und müssen in der letzten Minute zittern. Halberstadt wirft gezwungenermaßen alles nach vorne inklusive Keeper Sebastian Kischel. Der rangelt mit Stefan Schumann und Schumann plumpst zu Boden. "TÄTLICHKEIT" brüllt es neben mir, ich kann nur müde lächeln. Der Rohrspatz faselt was von, es müsse doch wenigstens fair zu gehen. Fragt sich was unfairer ist, ein Schubser im Strafraum oder 100 Millionen inklusive erkauften Startrecht für Liga 5.
Halberstadt hat leider nicht die Klasse ein zweites mal zurückzuschlagen, Schlusspfiff.
Stimmungsmäßig wars größtenteils ruhig. Der (Anti-)Support bestand meist aus Zwischenrufen und paar 0815-Liedern der Rasenballsport-Fans. Etwas ironisch natürlich, dass man inzwischen keine Plastikflaschen mehr ins Stadion mitnehmen darf, während man vor wenigen Jahren noch im Stadion Bierflaschen rausgegeben hat.
Sowas wie ein Bericht
Bilder bei Leipziger-Fußball.de
Rasenballsport Leipzig - VfB Germania Halberstadt 2:1 (1:0)
Tore: 1:0 Höfler (45.), 1:1 Blankenburg (47.), 2:1 Bick (71.)
Zuschauer: 2.516
Rasenball: Neuhaus - Wille, Hertzsch (59.Streit), Kläsener, Schumann - Lerchl (64. Juraschek), Rosin, Bick, Müller - Höfler, Reimann (83. Klauß)
HBS: Kischel - Götz (72. Pölzing), Saalbach, Kopp, Mutschler - Neumann, Rode, Weichert, Binsker (78.Heit) - Blankenburg, Eggert (75. Grimm)