Oster-Kick: Kein Ding für schwache Nerven
(Nach Nordkurier vom 20.03.2008 - Von Detlef Granzow)
Neubrandenburg. TSG-Abwehrchef Ersan Parlatan ist sich vor dem „Spiel des Jahres“ seiner Gefühle nicht so ganz sicher: „Einerseits freut man sich auf dieses Halbfinale, andererseits: Man kann auch rausfliegen!“ Es ist das alte Pokal-Lied, dass am Sonnabend (Anstoß 14 Uhr) in der Gießerei-Arena zu Torgelow gespielt wird: Sekt oder Selters! Beim Pokal-Kracher zwischen den beiden Fußball-Oberligisten TSG Neustrelitz und Greif Torgelow steht nach 90 oder 120 Minuten oder nach Elfer-Krimi einer im Finale, hat sportlich und finanziell attracktive Perspektiven. Kein Spiel für schwache Nerven.
Beide Seiten beteuern wie wichtig dieses Spiel für sie ist. „Wir wollen ins Finale und ich glaube die Mannschaft hat in den vier ersten Spielen der Rückrunde eine gute Qualität gezeigt. Zudem sind wir bis auf zwei Langzeitverletzte endlich mal fast ohne personelle Sorgen. So gut waren wir selten aufgestellt“, gibt Greif-Chef Dietrich Lehmann ehrlich zu.
Und bei den Neustrelitzern, die mit drei Fan-Bussen und einem „Auto-Korso“ nach Vorpommern strömen, ist der Respekt denn auch groß. Ersan Parlatan sieht die Chancen bei 60:40 für Torgelow. „Aber keine Angst, wir schenken das Ding nicht ab“, so der Verteidiger kämpferisch.
Sein Gegenüber bei den Greifen Robert Jager verweist auch auf die gute Stimmung in der Truppe. „Bei uns stimmt es im Moment einfach. Wir haben einen Lauf und den wollen wir ausnutzen. Aber ich glaube, die beiden Teams sind sehr ausgeglichen – Nervenstärke und Tagesform werden entscheiden“, erwartet der Greif-Kapitän ein enges „Rennen“.
Vor so einem Spiel spielt Psychologie eine nicht geringe Nebenrolle. Greif-Chef Lehmann und der ganze Vorstand werden vor Anpfiff zu den Spielern gehen, Aufmunterung spenden. „Das soll auch zeigen, wie wichtig dieses Spiel für den Verein ist“, so Lehmann.
Die TSG-Führung hat als moralischen Ansporn kurz vor dem Pokal-Kracher noch zwei Personalien festgezurrt: Präsident Hauke Runge informierte gestern, dass entgegen allen Gerüchten Thomas Duggert und Kapitän Dirk Rochow über die Saison hinaus im Parkstadion die „Töppen“ schnüren. „In einem persönlichen Gespräch haben wir die Weichen für die weitere Zusammenarbeit mit beiden gestellt – ein deutliches Signal“, so Runge.
Mut für den Gang nach Torgelow brauchen die Residenzstädter schon, denn ihre Bilanz gegen die Greifen ist denkbar schlecht: Vier Spiele, drei Niederlagen und ein Remis. Und gerade die Erinnerung an dieses 4:4 vor vier Monaten tut besonders weh: 4:1 führten die TSG-Kicker bereits – dann kam Torgelow…
„Ich will das mal positiv sehen: Wenn wir wieder 4:1 führen, verlieren wir diesmal nicht“, verspricht lächelnd Ersan Parlatan, der mit seinem Neustrelitzer Mannschaftskameraden den Super-Sonnabend bei der traditionellen Pokal-Mannschaftsbesprechung im Hotel Bornmühle beginnt. Auf solcherart Ritual verzichten die Greifen: „Das ist nicht nötig, wir sind als Truppe gefestigt“, scherzt Robert Jager und er ergänzt: „Klar, wir stehen beide unter Druck.“
Ganz die innere Ruhe versuchen dagegen die beiden Trainer auszustrahlen: Greif-Coach Eckart Märzke: „Wir stehen immer unter Druck. Dies ist ein ganz normales Spiel, nur, dass es 120 Minuten dauern kann. Es gibt Schlimmeres.“
Dagegen meint der Neustrelitzer Trainer Lothar Hamann: „Für uns ist das kein normales Spiel. Torgelow ist zwar der Favorit, aber ich glaube, wir kommen weiter. So wie mein Team bisher im Pokal aufgetreten ist, werden wir uns auch in dieses Spiel beißen. Wir haben die Riesenchance, Sensationelles zu schaffen – zweimal in Folge ein Pokalendspiel zu erreichen, wäre einfach toll.“
Die Fans erwarten in der Gießerei-Arena ein Spektakel, wenn sich die zwei besten Mannschaften der Region gegenüberstehen. Mit über 1000 Zuschauern rechnet Greif-Geschäftsführer Joachim Schleise auf alle Fälle. Der Rahmen ist also schon einmal gegeben…
Quelle: www.nordkurier.de