Um ein Haar hätten wir den Tabellenführer geschlagen
Im letzten Punktspiel der zweiten Oberligasaison kassierte der FC Anker Wismar mit einem 0:9 gegen die Amateure des FC Hansa Rostock die höchste Niederlage in der noch jungen Vereinsgeschichte.
Die Hanseaten, die mit einem Sieg den Staffelsieg in der Oberliga Nordost/Nord perfekt machen konnten, ließen sich auf keine Experimente ein. „Wir wollten von Beginn an mit Tempofußball agieren, dass es aber so gut laufen wird, damit habe ich auch nicht gerechnet. Doch mein Team war an diesem Nachmittag einfach nicht zu bremsen“, freute sich Hansa-Trainer Timo Lange über diesen Sieg. „Auch wenn ich in der Oberliga und in der Bundesliga schon viel erlebt habe, über den Titelgewinn in meinem ersten Jahr als Trainer freue ich mich natürlich besonders“, so Lange, der früher auch in Wismar fußballerische Spuren hinterlassen hat.
Die Rostocker begannen wie die Feuerwehr und bereits nach 24 Sekunden lag die Kugel zum ersten Mal im Netz des Oberliganeulings, der sich auch in der Folgezeit der stürmischen Angriffe der Hanseaten kaum erwehren konnte. Vor allem läuferisch waren die Gastgeber im Abwehrbereich hoffnungslos unterlegen.
Der Treffer zum 2:0 war dafür der treffende Beweis, denn obwohl er einen deutlich weiteren Weg zum Ball hatte, gewann Ronny Krüger das Laufduell gegen Timo Goebel und schoss flach zum 2:0 ein (4.). Und die Angriffslust der Rostocker ging weiter, wobei vor allem Amir Shapourzadeh und Ronny Krüger von der Hintermannschaft der Platzherren nie zu stellen waren.
Shapourzadeh war dann auch an den folgenden fünf Treffern beteiligt. Während es sich beim 3:0 durch Jan Koch (12.) und beim 4:0 (14.) durch Stefan Schwandt als Vorbereiter auszeichnen konnte, markierte er die Tore zum 5:0 (24.), 6:0 (48.) und 7:0 (51.) dann selbst. Dazwischen lag die einzige gefährliche Möglichkeit der Platzherren, aber Sebastian Mahnke beförderte im Fallen den Ball um Zentimeter am Dreiangel des Rostocker Tores vorbei.
Nach dem Seitenwechsel ging das muntere „Scheibenschießen“ der Rostocker weiter und spätestens nach dem 0:8 durch Ronny Krüger in der 66. Minute musste man mit Klaus Schernikau zittern, dass seine Anzeigetafel nicht mehr ausreicht. Zum Glück hatte nur der fünfmalige Torschütze Amir Shapourzadeh kein Einsehen mit der Heimelf, als er in der 83. Minute zum 9:0 traf, dafür aber Sven Bopp, der völlig freistehend in der 86. Minute den Ball in die Arme von Norman Köhlmann im Ankertor beförderte und damit die Anzeigetafel ausreichte.
„Ich muss diese Partie schnell abhaken und das Spiel gegen Babelsberg als Schlusspunkt nehmen, denn über die gesamte Saison gesehen hat diese Mannschaft Hervorragendes geleistet. Im Vorfeld wurden wir als erster Absteiger gehandelt, was die Mannschaft dann aber trotz aller Widrigkeiten geleistet hat, ist nicht hoch genug anzurechnen. In der Winterpause und im Verlaufe der zweiten Halbserie verloren wir ein halbes Dutzend Spieler aus den unterschiedlichsten Gründen und haben trotzdem drei Spieltage vor Schluss den Klassenerhalt erreicht. Jetzt müssen die Planungen für die neue Saison beginnen, dass wir auch im nächsten Jahr eine schlagkräftige Mannschaft auflaufen lassen können“, sagte Rietentiet auf der Pressekonferenz.
Nach seinem Statement hatten sich die Mitglieder des Vorstandes und Aufsichtsrates sowie Förderer des FC Anker schnell wieder beruhigt und waren sich darin einig, dass zwar ihre Elf an diesem Tag keine oberligareife Leistung geboten hatte, dafür war aber das von Hans-Peter Siemons, Inhaber der Gaststätten „Alter Schwede“ und „Seestern“, gesponserte Büfett zum Abschluss der Saison mindestens regionalligareif.
Vor dem Spiel wurden René Ratke (Studium in Hamburg) und Marcel Gieseler (steigt im Unternehmen seiner Eltern ein) zwei weitere Spieler verabschiedet.
Für Hansas Zeugwart Alexander Kodera hatte der Sieg und die damit verbundene Staffelmeisterschaft ein ziemlich „haariges“ Nachspiel, denn er kostete ihn nicht nur eine Sektdusche, sondern auch seine komplette Haarpracht, die ihm noch auf dem Spielfeld von der Mannschaft mit einem Akkurasierer genommen wurde.