Mit etwas Fantasie könnte man von einem spannenden Pokal-Fight im Stadtderby zwischen dem Schweriner SC und dem FC Eintracht Schwerin sprechen. Die meisten der gut 500 Zuschauer hatten jedoch nicht allzu viel von der nötigen Fantasie mit und sahen ein durchwachsenes Pokalspiel der 1. Runde. Am Ende ging der FCE standesgemäß mit 4:2 als Sieger vom Platz, auch wenn man dem Gegner noch eine Verlängerung schenkte.
Eine Woche nach dem ersten Saisonsieg in der Verbandsliga wollte und musste der FC Eintracht Schwerin im Landespokal gegen den Dauerrivalen Schweriner SC im Derby den Einzug in die nächste Runde feiern. Alles andere stand auch für die zahlreich "mitgereisten" Eintracht-Fans nicht auf dem Tagesprogramm.
Eintracht-Trainer Ronny Stamer ging ganz nach dem Motto "Never change a winning team" in die Partie, versetzte nur Hildebrandt in die Innenverteidigung und zog Mail Berndt dafür auf die Sechser-Position. Doch so heiß auf dieses Derby wie die Fans auf der Tribüne schienen beide Teams nicht gewesen zu sein. Beide Teams überboten sich in der Anfangsphase nur darin, wer mehr Fehlpässe im Spielaufbau zustande bekommt - hier stand es lange Zeit unentschieden.
Einzig nennenswerte Szene in der Anfangsviertelstunde war ein Freistoß von Thomas Bernstein von der Strafraumkante, welcher aber ungefährlich blieb (5.). Bernstein, welcher noch vor der Saison vom Schweriner SC zurück zu seiner Eintracht wechselte, hatte dann eine weitere Chance mit einem Distanzschuss - aber auch diese verpuffte aufgrund von Ungenauigkeit (15.). Der FCE brachte den SSC vor allem im ersten Durchgang immer wieder durch eigene Unkonzentriertheit im Aufbau ins Spiel. Eintracht-Keeper Losereit fasste kurz und trocken mit den Worten: "Männer, wir sind nicht auf dem Platz" zusammen.
Und aus dem ganzen Geplätscher im Mittelfeld heraus fiel plötzlich das 1:0 für die Gäste. Flemming schlug den Ball aus der eigenen Hälfte planlos die Linie herunter. Den eigentlich schon toten Ball erkämpfte sich Robert Dietrich energisch an der Eckfahne und behielt die Ruhe, Alexander Dahl zu bedienen, welcher den Ball mit rechts mit nahm und volley mit links aus vollem Lauf abzog. Ob die Führung verident war, schien egal, hauptsache sie war da (24.).
Den Lacher des Tages legte dafür der Stadionsprecher hin, welcher das Tor feierte, weil er dachte, der SSC hätte getroffen. So war es aber nicht, Eintracht führte und spielte weiter mit halber Kraft, wie es schien. Man passte sich dem Gegner an und machte nicht mehr als nötig. Der SSC hingegen brachte im ersten Durchgang noch weniger was zustande, sodass es zum Pausentee ging.
Wer sich für den zweiten Durchgang nun von beiden Seiten mehr erhoffte, wurde schwer enttäuscht. Das Spiel blieb ereignisarm und langweilig. Die Gastgeber versuchten sich mal aus der Distanz (49.) und mal mit Standards, doch Torgefahr blieb gänzlich aus. Aber Eintracht machte es ihnen gleich: Sie Jungs um Kapitän Hildebrandt gingen nun zwar aggressiver in die Zweikämpfe und fanden besser ins Spiel, doch eine Vielzahl von Angriffen wurde einfach nicht zuende gespielt. Und wenn man sich dann mal irgendwie durchwürgte, ging der FCE mehr als fahrlässig mit den Chancen um. Ob Flemming (63.), Zerrenner (66.) oder Bernstein (87.) - Eintracht hätte den Sack lange zumachen müssen. Der SSC kam im zweiten Durchgang noch genau zwei Mal vor das FCE-Gehäuse, höchstwahrscheinlich auch der nun mangelnden Kondition geschuldet.
Fünf Minuten vor dem Ende fiel Felix Michalski fünf Meter vor dem Tor eine Flanke auf den Kopf, Losereit reagierte mit einer Weltklasse-Parade. Niemand vom FCE reagierte auf den Abpraller außer erneut Losereit, welcher sich aufrappelte und den Nachschuss aus 2 Metern bombastisch aus der Ecke fischte. Das Stadion fing nochmal Feuer, spätestens als der ehemalige Eintrachtler Steve Svenßon kurz vor dem Ende eine Freistoß lang in den Strafraum der Eintracht trat. Aus dem Gewühl heraus stocherte ein SSC-Spieler den Ball ins Tor zum vielumjubelten Ausgleich (89.). Eigentlich wollten sich die Zuschauer schon auf den Weg nach Hause machen, doch nun rückte eine Verlängerung näher. Erik Sabas wollte diese Verlängerung wohl auch unbedingt spielen: Eingewechselt in der 68, Minute bemühte sich der Flügelflitzer ein ums andere Mal, blieb jedoch glücklos. In der 90. Minute jedoch setzte er sich selbst ein "Krönchen" auf, als er nach dem Scheitern von Zerrenner am SSC-Schlussmann den Ball freistehend aus fünf Metern nicht ins leere Tor brachte und der Ball neben das Tor kullerte.
Die Verlängerung ging der FCE konzentriert an: Erste Großchance durch Zerrenner, welche auf der Linie zur Ecke geklärt wurde (94.). Doch nur eine Minute später dann die erneute Führung für die Eintracht - Flanke Bernstein aus dem linken Halbfeld, Kopfball Hildebrandt, 2:1 (95.), der SSC am Boden. Und genau diese Situation nutzten die Gäste nun aus: genialer Seitenwechsel von Berndt auf Flemming, welcher den Ball scharf in die Mitte brachte, wo Zerrenner der Ding unter die Latte nagelte - 3:1 (97.) die Vorentscheidung.
In der Folge fielen beide Teams wieder in ihren Trott zurück. Eintracht verließ sich nun auf das Kontern und vergab zahlreiche Aktionen und Chancen, um dem SSC nun noch drei, vier Tore einzunaschen, allen voran Zerrenner, Flemming und Bernstein. Drei Minuten vor dem Ende machten es beide Teams noch einmal spannend, als niemand beim FCE den Solo-Lauf eines SSC-Spielers stoppen wollte, dieser schloß aus 16 Metern ab, Losereit hielt erneut, doch der Abpraller landete Michalski vor den Füßen, welcher den Ball über die Linie würgte.
Mit dem Schlusspfiff erzielte der FC Eintarcht in Person von Thomas Bernstein dann noch das 4:2 aus einer 3 gg 1 Überzahlsituation. In der Summe geht das Resultat in Ordnung, da der FCE heute der Blinde unter den Einäugigen war. Der Einzug in die nächste Runde ist geschafft und das war die wichtigste Erkenntnis aus diesem Spiel.
In der kommenden Woche geht es dann in der Verbandsliga weiter. Am Samstag trifft der FC Eintracht in Wismar auf das Tabellenschlusslicht PSV. Anstoß ist um 14 Uhr.
Aufstellung FC Eintracht Schwerin
R. Losereit
T. Nachtigall - A. Hildebrandt - K. Looks – V. Mandlhate
K. Radloff – M. Berndt
A. Dahl – T. Bernstein – S. Flemming
R. Dietrich
Auswechslungen
60. C. Zerrenner für R. Dietrich
68. E. Sabas für A. Dahl
100. M. Gralki für K. Radloff
Tore/Assists Schweriner SC - Eintracht Schwerin 2:4 n. V. (0:1, 1:1, 1:3)
0:1 Alexander Dahl (24.) / Robert Dietrich
1:1 unbekannt (89.)
1:2 Andre Hildebrandt (95.) / Thomas Bernstein
1:3 Christoph Zerrenner (97.) / Steven Flemming
2:3 Felix Michalski (117.)
2:4 Thomas Bernstein (120.) / Steven Flemming
Gelbe Karten
S. Flemming, C. Zerrenner
Rote Karten
-
Besondere Vorkommnisse
-
Zuschauer
517