Zu Deinem Diskussionsbeitrag habe ich folgende Gedanken :
Im Chemieforum fand ich nachfolgenden Beitrag von "Zico"
(den ich schon oft als scharfsinnigen Analytiker lesen konnte):
Denkt mal weiter...
Für einen FC Erzgebirge Leipzig braucht Tschense weder den FC Sachsen noch den VfB/1. FC Lok. Ich denke nur, dass hinter den Kulissen den Vereinen die Pistole auf die Brust gesetzt wird: Entweder Fusion oder die Stadt lässt beide verhungern und schafft sich eine 3. Kraft!
An einen Neuanfang für den FC Sachsen in der Oberliga glaube ich so wenig wie an den guten Charakter von Jürgen Raab.
Er trifft meine Gedanken so ziemlich auf den Punkt.
Nun zu Deinen Fragen.
Was passiert in Leipzig, was den neutralen Sportfreund so erregt?
Nahezu jeder Fussballfan im Osten hat mit seinem Verein schon die
eine oder andere Talsohle nach der Wende erlebt.
Irgendwann sollten aber mal alle Fehler gemacht und der Weg zukunftsweisend sein...
In Leipzig haben es zwei Vereine im Kampf um die Nr.1 in der Stadt
und im Kampf um den Profifussball immer wieder geschafft von
einer Krise in die nächste zu stolpern. Wechselseitig. Nie aus den
Fehlern des anderen lernend.
Millionen an Mark und Euro von kleinen und großen Sponsoren wurden
ebenso wirkungslos in die Luft gepulvert, wie die Millionen von Kölmel
und letztlich die finanzielle und immaterielle Hilfe der Stadt...
Und da wird es schon interessant: es sind nämlich Steuergelder und
somit entsteht nicht nur ein gewisses öffentliches Interesse, nein,
es entstand auch eine unselige Verquickung zwischen Verein und
Stadtpolitik.
Beide Vereine haben sich darauf eingelassen und tragen jetzt die Folgen:
Pistole auf der Brust und nur noch mariginalen Handlungsspielraum...
Dieses ganze Konstrukt ist wohl ziemlich einmalig.
Wer mit dem Teufel tanzt braucht sich nicht wundern, wenn er nach
Schwefel stinkt...
Ein Sportbürgermeister, der seine Nase überall reinsteckt?
Und jetzt kommt noch die Zentralstadion-, Olympia2012- und
Politikerprofilierungskomponente dazu...Pech gehabt...
...keine 2 starken Vereine mehr. Chemie bietet alles was man dafür braucht.
Zu kurz gedacht. Es gibt nach dem Abstieg von Chemie KEINEN starken
Verein mehr in Leipzig. Nun kann man sich vom sportlichen Aspekt als
Viertligist gegenüber einen 5.Ligisten (damit meine ich nicht unbedingt
LOk) zwar Nr.1 in der Stadt nennen, aber das ist belanglos...
Niederungen des Amateursports...warum soll ich mein Kind zum
OL-Tabellenzehnten nach Leutzsch schicken wenn gleich um die Ecke
ein Landesligaspitzenverein ist ? (nur beispielsweise)
Außerdem bringt auch eine halbtote Lok noch einiges mit:
Tradition, erster deutscher Meister, Bekanntheitsgrad und gute
Nachwuchsarbeit.
Chemie Leipzig ist weitgehend ein "Stadtteilverein", ein Image welches
nahtlos auf den FC Sachsen Leipzig übergegangen ist.
Meine Erfahrungen sagen, daß im Westen Deutschlands der VfB bzw.
Lok Leipzig einfach den größeren Bekanntheitsgrad hat.
Chemie ist sportlich (so gut wie) abgestiegen. Ein Weltuntergang?
Ich glaube schon. Um ein regionales Aushängeschild und die Nr.1 in Leipzig zu sein, war mindestens RL Voraussetzung... Nun ist das für
Chemie nicht unbedingt so wichtig, da stimme ich Dir zu, aber:
Ich befürchte Chemie ist für die OL-Saison weder finanziell noch sportlich gerüstet.
Das würde bedeuten:
- Chemie ist durch die Sportpolitiker erpressbar
- Chemie steht vor der Insolvenz
- Chemie ist auf absehbare Zeit nicht in der Lage einen neuen
Anlauf Richtung RL zu unternehmen
Einen kompetenteren Vorstand wirst du auch in einem FCL, bei den Verquikungen in Leipzig nicht finden.
Ja. Damit ergibt sich zwangsläufig auch:
Man sollte sich von dem Gedanken befreien, das ein Fusionsverein urplötzlich sportlich erfolgreich ist, die Ligen nur so aufmischt.
Ja.
Ich würde (ehrlich) gern wissen, was einen z.Bsp.Dresdner zur Einschätzung bringt, "Leute aus Leipzig, ihr braucht einen FCL, sonst schafft ihr es nicht".
Weißt Du die Zeiten ändern sich. Ich brauche auch keinen FCL.
Aber schau Dich doch mal in der schönen neuen Fußballwelt um.
Leute wie Du und ich, die in ewiger Treue :)) zu ihrem Verein halten,
egal wie trostlos die Situation gerade wieder ist, werden immer mehr
eine Minderheit.
Laß Dich nicht von den Hardcorefans im Chemie-bzw. Lokforum blenden.
Die regelmäßig in derartigen Foren schreiben, sind zwangsläufig eingefleischte Fans der jeweiligen Vereine.
Und selbst da findest Du den einen oder anderen, der zweifelt oder
Fusionsgedanken hegt.
Die Masse der, welcher an einer Fusion bzw. Bildung eines FCL beteiligt
sind, wollen nur eins : sportlichen Erfolg um jeden Preis.
Der neue Verein wird mind. in der Oberliga beginnen, da bin ich recht sicher.
Varianten gibt es mehrere:
FC (Mitteldeutschland Erzgebirge) Leipzig-Aue spielt dann 2.Liga...
VfB Sachsen Leipzig (nach der Fusion)
FC Leipzig (übernimmt die Spielklasse von Sachsen Leipzig, egal wie sich
jetzt konkret der FCL zusammensetzt)
So oder so wird es kommen.
Würden sie einem starken FCS kein Geld geben,
Die Lage ist zu spät ernst geworden.
Die Insolvenz von Lok und der sportliche Verfall von Chemie haben
den Stadtpolitikern keinen zeitlichen Spielraum mehr gegeben.
Sonst hätte man vielleicht noch was machen können, um zumindestens
Chemie sportlich in der RL zu halten...
PS: Vielleicht noch etwas zur Leipziger Besonderheit:
Als Außenstehender verfällt man vielleicht leichter in den Kommentar
"sollen die sich doch zusammentun..."
weil man weder Lok noch Chemie bevorzugen will und weil wirklich
beide Vereine genug Chancen hatten, es allein zu schaffen...
Trotz allem, schöne Ostern !