Der FC Sachsen im April des Jahres 2008
Eine Mannschaft ohne Kopf – Ein Verein im Chaos - Eine Szene mit Kopfzerbrechen
Es ist vorbei! Ganz offen und ohne Umschweife bleibt nach den letzten Spielen und dem damit
verbundenen, ständigem Auf und Ab zwischen genialen Spielzügen, dem Einzug ins Pokalfinale,
vor allem aber mit zahlreichen peinlichen Niederlagen und Blamagen nur ein Resultat, nur ein Fakt
stehen: Der FC Sachsen steht auf Platz 11 von 16 Mannschaften, wird in der nächsten Spielzeit
bestensfalls 5. Liga spielen und somit auf Jahre hinaus den Anschluß an die Sphären verlieren, die
gemeinhin als erfolgreich gelten.
Sicher, als Fan und als Ultra steht man hinter dem eigenen Verein... egal was kommt, egal was
passiert. Doch was in den letzten Jahren, vor allem nach der Verlegung des Spielbetriebes in das
Zentralstadion passiert ist, ist für Personen, die wie wir soviel Energie und Herz in den Verein
investieren, kaum mehr in Worte zu fassen. Wäre sportlicher Misserfolg, der nur wieder beweist,
dass Erfolg eben nicht planbar ist, das Einzige uns bedrückende Element in der derzeitigen
Situation, könnten wir sicher, wie in der Vergangenheit auch, darüber hinwegsehen oder
zumindest versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Doch die Begleitumstände auf dem
Platz, auf den Rängen und in der Führrungsetage, können mittlerweile einfach nicht mehr so
nebenbei weggewischt werden. Es ist einfach zu viel.
Eine Mannschaft lebt durch ein Konzept und durch Konstanz, aber auch durch eine Verbindung mit
ihren Fans und mit der Kurve. Sicher, es gibt in dem Team, das unsere Trikots tragen darf, einige
Spieler, die verstanden haben, worum es für den Verein geht und auch worum es uns geht. Spieler
die sich zerreisen und kämpfen, gleichzeitig aber nicht vergessen wo sie herkommen. Doch im
Gegenzug gibt es auch Spieler, wie Racanel die nun (in Halberstadt) zum wiederholten mal Fans,
welche sie bei jedem Spiel unermüdlich anfeuern, beschimpfen oder wie Richard Baum, der
niemals verstehen wird, worum es uns geht und stattdessen peinliche Interviews gibt und für noch
peinlichere Kampagnen posiert. Es ist offensichtlich, dass der eigene Anspruch und die gezeigten
Leistungen in keinerlei Relation zueinander stehen. Warum sollte man diese Mannschaft in dieser
(!) Situation noch besingen?!
Eine Kurve lebt durch Fans, durch Stimmung und vor allem durch Leidenschaft. Leidenschaft
Eine das Gemüt völlig ergreifende Emotion. Liebe, Hass, Enthusiasmus. In ursprünglicher
Bedeutung verband Mensch mit diesem Wort auch etwas Zerstörerisches, das so genannte Leiden
schaffende. Mittlerweile scheint dieses Element allerdings der einzige Bestandteil unseres Alltags
in den Stadien, besonders in dem Stadion was uns von der sogenannten „Vereinsführung" als
sogenannte „Heimstätte" verkauft werden soll, zu sein.
Das Zentralstadion. Seit unserem Umzug in das neue Stadion gibt es endlose Diskussionen um
dieses. Zunächst hieß es, dass wir nur in der Dritten Liga und auswärts dort spielen sollen.
Mittlerweile sollen in den nächsten Jahren sogar die Spiele in der Fünften Liga in der Schüssel
stattfinden. Natürlich kommen wir und unser Verein nicht um den „Sachzwang Zentralstadion"
herum, doch wie lange soll sich der FC Sachsen vor einer minimalen Zuschauerkulisse, im für uns
völlig überdimensionierten Stadion noch lächerlich machen?! Doch nicht nur auf den Rängen hilft
uns das Stadion in keinster Weise weiter und so ist es kein Zufall, dass seit dem Eröffnungsspiel
gegen die Amateure von Borussia Dortmund im Jahre 2004, der Heimvorteil einfach nicht mehr
existent ist. Klar, wird jetzt als Gegenargument der Punkt Sicherheit ins Spiel gebracht, doch auch
hier genügt ein Blick auf die letzten Spiele gegen Halle und vor allem auf das Derby, wo auch das
vollständig überwachte Areal in Verbindung mit einem riesigen Polizeiaufgebot
Auseinandersetzungen nicht verhindern konnte.
Hatte Mensch vor einiger Zeit zumindest noch den Eindruck, an der Alltagssituation im
Zentralstadion etwas ändern zu können (Fanordner, Konzept Freie Kurve, offene Gespräche etc.)
und wurde von unserer Seite dem Verein sogar ein Konzept für die Zuschauergewinnung im ZS
übergeben, verschlechterte sich die Lage im letzten Jahr zusehends für Alles, was sich Grün-Weiß
nennt und nun sind wir mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem wir sagen müssen: es kann
so definitiv nicht weitergehen!
Während es Anhängern anderer Clubs erlaubt zu sein scheint, alles mit in den Gästeblock zu
nehmen, was der eigenen Lust bedarf und das ohne Kontrolle auf Inhalte oder Sinn, werden uns in
der Regel sämtliche kritischen oder den Gegner verhöhnende Spruchbänder, Fahnen und
Ähnliches im Vorfeld verboten oder am Einlaß abgenommen. So sollen Spruchbänder zum
Beispiel bereits mehrere Tage vorher mit dem genauen Inhalt angemeldet werden, was oft schon
logistisch gar nicht möglich ist, da vieles erst in den Tagen vor dem Spiel ausgedacht und gemalt
wird, bzw. so das Reagieren auf aktuelle Anlässe vollkommen unmöglich ist. Zaunfahnen
unterliegen vollkommen den willkürlich ausgeübten Machtverhältnissen der Security. Motto hier:
Was ich nicht lesen kann oder nicht verstehe, darf auch nicht mit rein. Es gibt Beispiele, da wurden
kleinen Kindern ihre Fahnen abgenommen, weil sie nicht ins Bild passten. Personen mussten ihre
Schals abgeben, weil diese sich gegen Lok richteten. Beim letzten Spiel gegen Halle wurden sogar
Jacken und Mützen abgenommen, da diese von der Firma „Mob Action" waren. Mal dürfen
Aufkleber mit ins Stadion, mal nicht. Sogar Inventar unseres Shops wurde schon verboten oder
abgenommen.
Das auch dies noch zu toppen ist und eben nicht nur uns Fans betrifft, zeigt erneut das Spiel
gegen Halle, als sogar alle Spieler der Ersten Mannschaft sich und ihr Auto filzen lassen mussten.
Dabei kam es auch zu aggressiven Ausbrüchen der Security-Mitarbeiter gegenüber mindestens
einem Spieler. Auch Spielern und BegleiterInnen der Meistermannschaft von 1964, die wie sich
sicher jeder denken kann, nicht mehr die Jüngsten sind, mußten ihr Auto verlassen und daneben
stehen, während es kontrolliert wurde. Dies eine Frechheit zu nennen, wäre eine Untertreibung.
Kommt es zu Vorfällen, wie den hier beschriebenen und werden diese z.B. von Seiten des
Fanprojektes in den Spieltagsnachbearbeitungen angeprochen, kommen nur abwertende
Kommentare, Abwiegelungen und Ausflüchte. Ändern tut sich wie immer nichts. Das Derby und
das von einem Security für die Lok-Hools geöffnete Tor, sollte hier als Beispiel schon ausreichen.
Dabei sollte doch eigentlich der Weg für den Austausch von vereinsrelevanten Dingen vom
Stadion und seiner Betreibergesellschaft zu den bestimmenden, geschäftsführenden Gremien des
Vereins ein kurzer sein. Schließlich ist doch der Vorsitzende der ZSL und der Präsident des FCS
eine Person. Doch genau hier liegt eins der Probleme der aktuelle Schieflage, denn der
Interessenkonflikt ist weder wegzuwischen, noch zu übersehen. Wenn dem Vereinspräsidenten
wiederholt egal ist, wie das Spiel seines Vereins ausgeht und ihm es wichtiger ist, „das es ruhig
bleibt", ist das nicht mehr als Ausrutscher zu verstehen. Und spätestens wenn in einer
Kurzmitteilung auf der offiziellen Homepage des FC Sachsen ein Spiel des 1.FC Lok gegen Aue
wichtiger scheint, als das eigene Spiel zur gleichen Zeit in Halberstadt, ist ein Level erreicht,
welches nicht mehr tragbar ist. Ein Bezug zu unseren Farbe und etwas Liebe zu unserem Verein
sucht Mensch vergebens. Würde die Vereinsführung zumindest sportliche Kompetenz beweisen,
wären diese Dinge mit Sicherheit leichter zu verdauen. Aber Fakt ist weder Lonzen, Ellinger, noch
ihr Geldgeber Kölmel haben auch nur die geringste Ahnung von Fußball und seinen positiven, wie
negativen Begleiterscheinungen. Nicht zuletzt wurde das am Desaster rund um die Saison mit
Eduard Geyer deutlich, deren Verantwortung einzig und allein bei den eben aufgezählten
Personen liegt. Auch Aussagen wie „Das Experiment AKS ist beendet!" und das nach einem (!)
gespielten Spiel nach der „Rückkehr" nach Leutzsch, oder der Wunsch, dem nie überzeugenden
Oswald auch in der 5.Liga zu behalten, zeugen vom fehlenden sportlichen Sachverstand. Das
dieser Sachverstand auch im Punkt Vereinsmarketing und Aussendarstellung einfach nicht
vorhanden ist, zeigt der Umgang mit Kleinsponsoren und Förderern des Vereins, sowie den zum
Teil peinlichen Werbeversuchen. Selbst das von vielen als Plus für die Vereinsspitze gewertete
finanzielle Know-How und die angeblich endlich eingekehrte Seriösität, sind ins Land der Märchen
zu verweisen, denn zum Einen geht es dem Verein finanziell faktisch nicht besser, weswegen auf
der letzten MV sogar versucht wurde Zahlen besser darzustellen, als sie in Wirklichkeit sind und
zum Anderen bediente sich das Präsidium schon an Strafbarkeit grenzende Methoden, wie z.B.
dem Zurückhalten einer sachgebundenen Spende eines Leipziger Unternehmens für das
Fanprojekt.
Alles Beispiele und Fakten (ohne den Anspruch auf Vollständigkeit), die Jeder und Jedem klar
machen sollten, dass es so einfach nicht weiter gehen kann. Das der beschrittene Weg nicht der
ist, den wir gehen müssen, um das beste aus unserem Verein herauszuholen und wieder mit
erhobenem Haupt zu singen: „Wir sind Leutzscher..."
Nach einer emotionalen aber sachlichen Diskussion in dieser Woche, haben wir als Ultragruppen
der BSG CHEMIE (FC Sachsen) beschlossen, die verbliebenen Spiele Zeichen zu setzen und uns
in einer Form zu positionieren, die für einige Personen vielleicht hätte eher kommen müssen, für
Andere vielleicht nicht zu verstehen ist, aber für uns den einzigen Weg in der derzeitigen Situation
darstellt. Folglich werden wir die noch ausstehenden Heimspiele im Zentralstadion als Gruppen
nicht mehr besuchen und somit nicht mehr im Block B anzutreffen sein. Stattdessen werden wir die
Zeit nutzen, um an anderen Stellen und durch verschiedene Aktionen gemeinsam etwas für uns,
für die Kurve, für die Fanszene und für Chemie auf die Beine zu stellen. Beim ersten Spiel gegen
den VfB Pößneck werden wir uns daher vor dem Eingang zum Sektor B treffen und dort
gemeinsam auf unseren Protest/Boykott aufmerksam machen. Details dazu wird es vor Ort geben.
Für die darauffolgenden Spiele gibt es mit Sicherheit eine breite Palette an Möglichkeiten einer
gemeinsamen Nachmittagsgestaltung. Denkbar wäre neben einem Fußballturnier, zum Beispielein
Subotnik in Leutzsch oder Ähnliches. Termine und Treffpunkte werden auf unserer Homepage
rechtzeitig bekannt gegeben, für Ideen sind wir natürlich offen.
Anders bei den Auswärtsspielen. Hier werden wir wie gehabt gemeinsam und hoffenlich auch
zahlreich anreisen, allerdings sowohl auf eine optische, als auch auf eine akustische Unterstützung
der Mannschaft verzichten, was im Klartext heißt, dass wir die Spiele schweigend verfolgen
werden. Aussagen wie „da wird doch die Mannschaft im Stich gelassen" wären angesichts der
sportlichen Situation natürlich Quatsch. Desweiteren werden wir auf unsere Gruppenfahnen
verzichten und nur noch das bereits aus den ersten Spielen der Hinrunde bekannte und nun als
Zaunfahne gemalte „Unabhängigkeit" aufhängen, da dieses unserer Meinung nach am Besten
ausdrückt, was wir zur Zeit fühlen und was uns bewegt.
Angesichts der ungewissen Aussichten, wie es nach der Sommerpause aussieht, werden wir die
Situation spätestens im Sommer (wenn neue und zuverlässige Fakten über die Zukunft des FC
Sachsens auf dem Tisch liegen) neu bewerten und uns dementsprechend neu positionieren. Der
Prostest ist also zunächst auf diese Saison begrenzt.
Natürlich soll dieser Streik nicht nur auf uns Ultras und Jugendliche Fans beschränkt sein. Im
Gegenteil! Wir hoffen, dass sich uns noch zahlreiche Fans allen Alters und aller Kategorien
anschließen, um unserer gemeinsamen Unzufriedheit Ausdruck zu verleihen. Wie ihr oben lesen
konntet, geht das Thema alle Fans etwas an und bedarf daher auch der Unterstützung Aller. Sei
es nun durch bloße Anwesenheit bei einem der Aktionstage, durch das Zuhauselassen der
Fanclubfahnen (worum wir euch bitten), oder durch Aufklärungsarbeit. Die Zukunft des Vereins
liegt in unseren-und damit auch in euren Händen! Unglaublich wichtig ist es also bei den
Aktionstagen und den Auswärtsspielen zahlreich Flagge FÜR CHEMIE zu zeigen, zu zeigen, dass
es so nicht weitergehen kann... Der Protest richtet sich nicht gegen einen Teil der traurigen
Realität (also Einzeln: Lonzen, die Mannschaft, das Stadion) sondern gegen das Ganze Desaster,
was uns zur Zeit begleitet und gegen einen Fußball, der nicht unserer ist.
Gemeinsam wollen wir die Stunden, die in dieser Saison noch bleiben, nutzen, um bei den
Auswärtsfahrten und an den Aktionstagen durch Gespräche und einfaches Beisammensein Kraft
zu schöpfen und gemeinsam innerhalb unserer Gruppen, unserer Kurve und unserer Fanszene
wieder ein wenig mehr zueinanderzurücken, Probleme aus der Welt zu schaffen und uns und
unsere Leidenschaft wieder selbst zu finden. Damit wir auch in der kommenden Spielzeit als das
durchstarten können, was wir sein wollen und was wir sind. Eine der besten und anerkanntesten
Kurven. BSG CHEMIE - NIEMAND WIE WIR!