Beiträge von Silesiosaurus


    Statistisch gesehen sind zumindest die Meisterschaftsendrunen im SOFV und im Baltenverband sowie auch für die kurze Zeit Böhmen im DFB und natürliche sämtliche Gauligen Pommern, Ostpreußen, Schlesien, Sudetengau mit Kastentabellen in dem bereits erwähnten Schinken "Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga" berücksichtigt. Das Buch gehört zu der Reihe "Enzyklopädie des deutschen Fußballs" des Agon-Sportverlags, innerhalb der auch das Vereinslexikon mit Steckbriefen, Wappen etc. die betreffenden Vereine würdigt. Das schwierigste wird es jedoch sein, die Charakteristik der Vereine noch herauszuarbeiten. In polnischen Bibliotheken finden sich kaum Vereinschroniken, während Vorkriegsakten in Archiven in so einem "unwichtigen Sektor" wie dem Sport eher selten registriert sind. Das Sportarchiv am Breslauer Stadion Olimpeskij (Schlesierkampfbahn) wollte ich besuchen, doch nach dem Hochwasser 1997 war vieles für immer untergegangen.
    Die ebenfalls von mir erwähnte Sammelchronikenreihe, die mit dem Band "Norddeutschland" gestartet ist und in Kürze mit Hessen fortgesetzt wird, nennt sich "Legendäre Fußballvereine". Der Band über die Ostgebiete wird wohl noch einige Jahre auf sicxh warten lassen.

    Klasse INC,


    mal ganz abgesehen vom Fußball ein sehr interessantes Luftbild, das zeigt, dass trotz Abriss der gesamten Stadthälfte die Straßenstruktur noch zu erkennen ist.
    Ich habe einmal aus dem Rautenberg-Verlag den "Städteatlas Ostbrandenburg" eingesehen und meine mich zu erinnern, das die Lage gut passen könnte. Beide Plätze (Viktoria und Askania) lagen - meine ich - nebeneinander.
    Viktoria hatte seine starke Phase bereits in der Weimarer Republik und dürfte daher in der Zeit allgemein wachsender Kulissen mehr Zuschauer angezogen haben. Der Viktoriaplatz lag an der Kronenstraße. Die Viktoria fusionierte 1933 mit Fortuna zu Viktoria-Fortuna und hieß ab 1934 FC 01 Forst.
    Der Askania-Platz lag an der Heidestraße.

    Mittelfristig geht es mir genau darum, Vereine des Südostdeutschen Fußballverbandes, des Baltenverbandes (Ost- und Westpreußen, Hinterpommern), Sudetenland etc. in einem Band gemeinsam vorzustellen. Der Agon-Verlag hat ja mit dem Buch "Norddeutschland" eine solche Sammelchronikedition eröffnet, zu der wohl auch zwei Nordostbände kommen werden. Mit dem Autor stehe ich in Kontakt und habe lange Jahre in Polen lebend bereits vieles recherchiert.


    Am umfassendsten schildert bislang das Buch "Vom Kronprinzen zur Bundesliga" diese Geschichte, wobei darin alle Regionen Deutschlands von 1890 bis zur Bundesligaeinführung (auch DDR-Fußball) mit den höchsten Spielklassen ststistisch und vielen Fotos erfasst sind. Jetzt geht es darum, die Vereine von ihrem gesllschaftlichen Hintergrund zu charakterisieren und natürlich auch Fotos zu sammeln.
    Auf das besagte Buch wird man wohl noch einige Jahre warten müssen, da erst alle heutigen Regionen Deutschlands dran sind.

    Auch vor dem Krieg gab es Fußballregionalverbände für West, Nord oder auch Süd. Heute ist kaum bekannt, dass vom heutigen NOFV-Gebiet die Niederschlesische Oberlausitz (also Görlitz, Weißwasser, Hoyerswerda etc.) und die gesamte brandenburgische Niederlausitz zum Südostdeutschen Fußballverband gehörten. 1933 wurden durch die Gleichschaltung der Nazis die Regionalverbände und somit auch der SOFV aufgelöst.
    Während einstige Hochburgen wie Cottbus und Görlitz westlich von Oder und Neiße noch ordentliche Entwicklungen nahmen, ist die einstige Fußballpionierstadt Forst (Lausitz) heute gerade mal in der Landesklasse mit dem TV 1861 vertreten, der 1927 sogar Deutscher Meister der "Deutschen Turnerschaft" war.
    Daneben sind Askania und Viktoria Forst, die es sogar zu Meisterschaftsehren von Südostdeutschland gebracht hatten und damit sogar in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft einzogen, heute völlig vergessen. Askania Forst verlor 1911 im Viertelfinale gegen den VfB Leipzig mit 2:3, 1913 gegen den selben Gegner im Viertelfinale 0:5 und 1914 gegen den Berliner BC 03 4:0 im Viertelfinale. Im Achtelfinale der Deutschen Meisterschaft 1925 schied Viktoria Forst kanpp mit 1:2 gegen Schwarz-Weiss Essen in Forst vor 7.000 Zuschauern aus.
    Mich würde interessieren, ob jemand Bilder aus diesen alten Forster Fußballtagen hat?
    Durch die Grenzziehung in der Neißemitte 1945 fiel der Ostteil der Stadt an Polen, die diesen Teil aus Grenzsicherungsgründen abriss! Damit sind auch die alten Plätze von Viktoria und Askania untergegangen. Hat jemand mal das verwilderte Areal besucht und dort womöglich noch Spuren gefunden???



    Für Nostalgiker hier auch die Meisterschaftsehrentafel des Südostdeutschen Fußballverband (SOFV):


    1906, 07: SC Schlesien 01 Breslau; 1908: VfR 1897 Breslau; 1909: Alemannia Cottbus (Vorläufer des FSV Cottbus); 1910: VfR 1897 Breslau; 1911: FC Askania 01 Forst, 1912; ATV 1896 Liegnitz; 1913, 14: FC Askania 01 Forst; 1920, 21, 22, 23, 24: Vereinigte Breslauer Sportfreunde; 1925: FC Viktoria 01 Forst; 1926: Breslauer SC 08; 1927: Vereinigte Breslauer Sportfreunde; 1928: Breslauer SC 08; 1929 SC Preußen 1910 Zaborze (Stadtteil von Zabrze/Hindenburg); 1930, 31, 32, 33 Beuthener SuSV 09

    Mir fallen aus anderen Bundesländern auch noch Beispiele ein. In die Oberliga Hessen dürfte vermutlich der FC Bayern Alzenau aufsteigen, der wie Aschaffenburg bereits in Bayern liegt.
    Zum Hamburger Landesverband gehört im Grunde das gesamte Kreisgebiet Pinneberg aus Schleswig-Holstein. Bocholt liegt in Westfalen, die örtlichen Vereine sind jedoch im Fußballverband Niederrhein und damit der 1.FC Bocholt auch in der Oberliga Nordrhein.
    Auch am Stadtrand von Bremen und Bremerhaven tummeln sich einige niedersächssiche Klubs in den Bremer Ligen. Weil der Bremer Verband nur 73 Mitgliedsvereine hat, kann man natürlich viel einfacher als über niedersächsische Ligen nach oben. Der SC Weyhe z.B. hatte das entdeckt, und auch 2005 steigt dessen unmittelbarer niedersächsische Nachbar, der Brinkumer SV in die Oberliga Nord auf.

    Schön, dass Du schon im Vorfeld alle "Ungerechtigkeiten" gegen die Anderen, von denen ich eben nur Teilhabe an den sportlichen "Lasten" der Deutschen Einheit verlange, vorbeugend abbügelst, während die Ungerechtigkeiten gegen den Nordosten bestehen bleiben bzw. als solche gar nicht erkannt werden.


    Ich räume den Gedankenspielen - ebenso wie Du - wenig Umsetzungschancen ein, das heißt aber nicht, dass man nicht mehr in alle Richtungen überlegen darf. Wieso Denkverbote?
    Und wenn Du so auf "sportliche Absteiger" stehst, darf ich Dir entgegenhalten, dass seit Jahren aus der Nordstaffel dauernd neue Vereine nach unten gedrückt werden (in die übrigens im Hinblick auf die Anzahl der Mannschaften wie auch die Einwohnerzahl nun wirklich zu große Regionalliga Nord), während im Süden der Drittletzte Pfullendorf drin bleibt. In der 1. BL spielen 2005/06 6 Vereine, die bei zwei Abstiegen in der Süd-RL landen würden (12 in den Norden), in der 2. Bundesliga 8, die in der Südgruppe landen würden (10 in den Norden). Diese Proportionen sind nach jahrelanger spielklassentechnischer Bevorzugung schon erheblich zu Gunsten des Süden/Südwestens angestiegen. Da von oben nach wie vor also der Wahrscheinlichkeit nach weitere Mehrabstiege eher dem Norden als dem Süden drohen, halte ich z.B. auch diie Regionalverbände Nord und West von der Spielklassenstruktur betroffen. Ich glaube, die einzigen die wirklich strategisch für sich logisch über viele Jahre gedacht haben, waren die Vertreter im Süden. Wenn der NOFV solche Zusammenhänge kapieren würde, könnte man abstimmungstechnisch auch mal mit West und Nord neue Mehrheiten suchen. Aber solche Gedankenspiele im eigenen Interesse, würden von aka dann sicherlich durch Petzen bei den Regionalverbänden Süd und Südwest vereitelt werden!


    Ach so - dann kam noch der Einwand, dass eine Lösung bei der Rückkehr zu mehr als 2 Regionalligen liegen könnte, also wohl wie frührer die drei Bereiche West-Südwest, Süd sowie Nord-Nordost (diesmal wohl in einer Staffel). Fände ich fabelhaft, das wäre spielklassentechnisch ohne großen Aufwand umsetzbar. Aber auch da wird wohl der Süden ungern mitspielen. Der hat nämlich 1998 kapiert, dass bei einer Neugliederung mit den wenigen Gurken aus dem Südwesten der Regionalbereich Süd zumeist statt 1 1/3 Aufsteiger (der 2. ging ja damals in die Reglegation mit 2 anderen Teams) zumeist 2 Aufsteiger stellen wird. Wieso sollte er sich von diesem Besitzstand verabschieden?


    Mal sehen, ob sich auch ein Paar andere User mal wieder zur Meinungsabgabe trauen. Vielleicht sollte man die ganze Diskussion hier dann mal dem NOFV schicken. Zudem: aka und ich sollten vielleicht mal kürzer treten und den anderen auch Gelegenheit zum Mitdiskutieren geben. Nicht jeder versteht hier noch alle Fallstricke der Spielordnung.

    Wir wissen ja nun mittlerweile, dass aka nichts für möglich hält und alles zementieren will, was derzeit nun einmal ungerecht ist. In einem Punkt will ich aka trotzdem Recht geben: Schwierig ist wegen der Abstimmungsmehrheiten sicher alles. Aber das macht es ja gerade zur Aufgabe, Argumente zu sammeln und andere Alternativen zu suchen statt unisono mit größter Leidenschaft die Gegenseite mit Argumenten zu füttern!


    Als Realist will ich mich aber auch mal der Annahme stellen, das keiner der übrigen 7 Oberligabereiche etwas weggenommen werden muss und dennoch auch in diesem Falle etwas anbieten zu können - und zwar nicht 8, sondern 9 Regionalligaaufsteiger (also zwei aus dem Nordosten).
    Seit Einführung der zweigleisigen Regionalliga hat es fast jährlich 19-er Ligen gegeben, da zwei 18-er Staffeln voraussetzen, dass aus der 2. Liga 2 Vereine aus den Bereichen West, Nord und Nordost einerseits (Nordstaffel) und Süd und Südwest andererseits (Südstaffel) absteigen. Wie der DFB mittlerweile gemerkt hat, ist diese Wahrscheinlichkeit nicht so hoch, und ständig muss irgendwo im Folgejahr durch vermehrten Abstieg von 5 Aufsteigern die Sache wieder auf 18 Klubs gebracht werden. Gleichzeitig gibt es beim DFB zunehmend die Einsicht, dass man eigentlich keine feste Grenze (wie nun nach dem Aufstieg von Siegen als letztem ursprünglich in die "falsche Liga" eingeordneten Verein / im Falle eines Siegener Abstiegs kämen die genau wie Erfurt nun in die Nordgruppe) mehr bräuchte, da ja nicht mehr die Regionalverbände die Träger der Regionalliga sind, sondern der DFB.
    Man kann also wie bislang die 15.-18. (wie bisher) als Regelabsteiger belassen und am Saisonende daneben zwischen den beiden 14. ein Relegationsspiel gegen den Abstieg ansetzen. Ob man nun den Nordosten in die jährliche, knüppelharte Relegation zwingt oder zwei im Saisonverlauf versagende Tabellenvierzehnten ist wohl ebenso egal, wie die Tatsache dass ohne eine solche Regelung sonst auch oft 5 Klubs absteigen müssen! Während bei bisheriger Regelung der fünftletzte sogar definitiv weg ist, wäre es bei vorgeschlagener Regelung noch interessant um den fünftletzten Platz zu kämpfen.
    Übrigens: Wäre statt Trier dieses Jahr Cottbus abgestiegen, hätten wir ja 2005/06 sogar eine 20-er Staffel mit 6 Absteigern bekommen. So ein EXtrem wäre bei meinem neuen Vorschlag nun gänzlich ausgeschlossen! Allerdings müsste man akzeptieren, dass es ähnlich wie in der NOFV-Oberliga zu Umgliederungen von Vereinen kommen könnte. Also würde beispielweise Erfurt sowie jetzt wohl die Cottbus-Amateure mal in der Nord, mal in der Südgruppe spielen.

    Zitat

    Original von meerschwein
    Dem könnte ich sogar zustimmen, wenn es da nicht Argument 3 gäbe. (So ganz stimmen kann das mit der Vergabe an die Regionalverbände aber auch nicht, sonst hätte es keine Gedanken über eine Oberliga Hessen/Thüringen geben dürfen.


    "Wie konkret waren diese Gedanken? Wer hat sie geäußert?", wollte dazu aka wissen?


    aka - ich dachte Du kennst Dich "ansatzweise" aus? Diese Gedanken waren dummerweise an Thürigen selber gescheitert. Gerade weil die Funktionäre im gesamten Deutschland ja so immense Bauchschmerzen haben mussten, den übergroßen Nordosten mit einer Liga bzw. einem Aufsteiger abzuspeisen und das kleinste Gebiet Hessen ungeschoren davon kommen zu lassen, hatte im Vorfeld des DFB -Bundestages 1998 der Ausschuss zur Regional- und Oberligareform immerhin die Oberliga Hessen-Thüringen eingebracht (welch unvorstellbares Wunder für aka). Der Landesverband Thüringen fürchtete wohl um die alten Derbys, die es ja dank der übermäßigen Abstiege sowieso kaum gab, und bat darum, in der Nordostoberliga zu spielen.
    Dümmer geht´s nimmer. Das ging zu Lasten des übrigen Nordostens, und zudem wäre Jena natürlich schon längst im Kräftemessen gegen "Spitzenklubs" einer Oberliga Hessen-Thüringen wie Eschborn, Klein-Karben oder Waldgirmes in die Regionalliga aufgestiegen. Aber in Thüringen galt wohl das Motto: Wenns schon schwierig wird, reiten wir den Rest des Nordostens auch noch ganz tief mit rein!


    Das ganze hätte zudem noch den positiven Begleiteffekt gehabt, dass die Regionalliga Süd durch die Thüringer Vereine eine Aufwertung erfahren hätte und nicht auch die Regionalliga Nord um (wie in der kommenden Saison wohl) um 2 Klubs weiter aufgebläht wäre. Thüringens Entscheidung war also nicht nur Gift für den übrigen Nordosten, sondern für die ganze Regionalliga Nord und mithin wieder eine Instrument für die noch extremere "Versüdung" des deutschen Profifußballs!
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    Hinsichtlich der langsam leidigen Diskussion, wieso die Anzahl der Mannschaften wenn schon nicht übergangen, so doch aber dezdierter betrachtet werden sollte, empfehle ich den leieder etwas untergegangen Beitrag vom Stellwerker vom 08.06!

    Wenn DU (aka) Dich nur ansatzweise auskennen würdest, würdest Du den Unterschied zwischen einem Staatsvertrag und einer "von oben erzwungenen Änderung" kennen.
    Fakt ist, dass die Gliederungshoheit der Oberligen beim DFB-Bundestag liegt. Oberligagrenzen müssen sich nicht mit Regionalverbandsgrenzen decken! Sonst hätte hätte ja z.B. der NOFV-Antrag 1998 als unzulässig zurückgewiesen werden müssen, der Regionalverbandsgrenzen überschritt, dabei aber die eigentlichen Träger des DFB-Föderalismus die Landesverbände in ihrer Gestalt unangetastet ließ! Ich kann mich nur wiederholen, dass auch hier wieder lediglich "Argumente" für die Süd-Besitzstandswahrung zitiert werden.


    Zu Deiner Information: Die Tausenden Vereine gehören nur den Landesverbänden an. Der NOFV hat hingegen ganze 6 Mitglieder und das sind lediglich die 6 Landdesverbände, er ist also ein klassischer "Verbändeverband"!

    Nach meinem Empfinden kann man Tradition nicht nur daran festmachen, unter welchem Namen man die größten Erfolge hatte. Die Delegierungsgeschichte Vorwärts Berlin/Frankfurt zeigt doch, wie wenig damals Tradition zählte.
    Ich fand es daher nur konsequent, nach der Wiedervereinigung an den Namen der Frankfurter Vorkriegs-Viktoria anzuknüpfen. Ich würde diesen schöner klingenden Namen und auch das schönere Wappen der Viktoria jedenfalls vermissen! Wieso sollte man über Umwege wieder der NVA für ihren Trägernamen Vorwärts danken?

    Theo hat völlig recht. Daneben will ich aber nochmal auf die Argumentation "Anzahl der Mannschaften" zurückkommen, der ich mich bei meinen Gedanken gegenüber den Verbänden auch nur gezwungenermaßen auseinandergesetzt habe, wie man ja die Verbände "mit ihren eigenen argumentativen Waffen schlagen muss".
    Zudem kam das hanebüchene Argument dazu, dass ein Verteilungsschlüssel zunächst nur über die Regionalverbände funktioniert. Der DFB hat das Recht genau diese Struktur zu ändern, so wie auch die Grenzen der Bundesländer änderbar sind. Genau so wie zwei Bundesländer einen "Staatsvertrag" abschließen können, könnten durch entsprechende Beschlusslagen zur Ligastruktur die Regionalverbände Südwest und Süd dazu quasi verpfcihtet werden, vertraglich eine Oberliga aus z.B. aus dem RV Südwest und Hessen aus dem RV Süd zu bilden. Wer aber nur Südargumente ständig "zitiert", merkt nicht, dass er längst ohne jeden Zwang nur "Argumente" für Beschlusslagen, nicht aber "Zwangsläufigkeiten" übernimmt.


    Nur mal am Rande zu der von einigen attestierten "ewigen Bemessungsgrundlage Anzahl der Mannschaften"


    Bei Einführung der 1. Bundesliga 1963 bekam der Norden 3 Plätze, (West-) Berlin einen Platz, der Westen 5 Plätze, der Südwesten 2 Plätze und der Süden 5 Plätze. Natürlich wollte man damals die attraktiven Westvereine in der 1. Liga haben, obwohl der Süden schon damals in seinem Verbandsgebit fast doppelt so viele Mannschaften spielen hatte! Hullo Poro hätte sich bestimmt auch zu Recht aufgeregt, wenn Dortmund z.B. gegenüber der SpVgg Fürth den kürzeren gezogen hätte!


    Edit: Der Beitrag vom "Armeefußballer" ist m.E. auch zu überdenken. Es gilt jedenfalls bei Vorschlägen mehrgleisig zu fahren und immer abstimmungstechnisch die Machbarkeit auszuloten.

    Hier mal meine Zahlen, Angaben zu den Mannschaften nach der Saison 2004/05, die Einwohnerzahlen sind leider etwas älter und nicht aktualisiert.



    Oberligen - Teams 2004 - in % - Einwohner - in % - Fläche


    Nordrhein - 17.286 - 10,16 - 9,57 Mio. - 11,61 - 12.616 qkm
    Westfalen - 19.586 - 11,51 - 8,47 Mio. - 10,27 - 21.463 qkm
    Nord - 29.367 - 17,26 - 13,15 Mio. - 15,95 - 64.541 qkm
    Nordost - 23.033 - 13,54 - 17,11 Mio. - 20,75 -108.571 qkm


    RL Nord - 89.272 - 52,48 - 48,30 Mio. - 58,58 - 207.191 qkm


    Südwest - 14.973 - 8,80 - 5,12 Mio. - 6,21 - 22.422 qkm
    Hessen - 12.382 - 7,28 - 6,08 Mio. - 7,38 - 21.114 qkm
    Baden-W. - 24.264 - 14,26 - 10,60 Mio. - 12,86 - 35.752 qkm
    Bayern - 29.215 - 17,17 - 12,33 Mio. - 14,96 - 70.552 qkm


    RL Süd - 80.834 - 47,52 - 34,13 Mio. - 41,41 - 149.840 qkm


    Gesamt - 170.106 - 100,00 - 82,44 Mio. - 100,00 - 357.031 qkm


    OL-Optimum - 21.263 - 12,50 - 10,31 Mio. - 12,50 - 44.629 qkm

    Es tauchte die Frage auf, was T. Zwanziger geantwortet hat:


    "für Ihr Schreiben vom ..... und die beigefügten Unterlagen (Anm. dies waren zahlreiche über Istzustand und Alternativen sowie tabellarische Übersichten) danke ich Ihnen.
    Ihr Interesse in dieser Sache finde ich sehr anerkennend und versichere Ihnen, dass wir im Zuge unserer Beratungen in den nächsen Wochen auch Ihre Überlegungen sehr ernsthaft einbeziehen werden".


    Ich halte Theo zwar nicht für einen "Falschen Zwanziger", aber im Zweifel ist jedem das Hemd ja näher als die Hose.
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    Die Argumentationsgrundlage "Anzahl der Mannschaften" tauchte tatsächlich erstmals an der Schnittstelle Profi- / Amateurfußball beim besagten Bundestag 1998 auf, wurde also im Vorfeld von den geschickten Verbandsvertretern im Süden "erfunden". Meines Erachtens hilft auch in dieser Frage nur die Findung eines Mittelweges, der die Stärke des Verbandes (Mannschaften) honoriert und gleichzeitig die "Nachfrage nach Fußball" aufgrund der Bevölkerungsstärke berücksichtigt. Daran muss ein weitsichtiger Verband ohnehin denken, wenn er nicht will, dass in einzelnen Gebieten ohne Spitzenfußball bald mehr Kinder Basketball oder sonstige "Trendsportarten" spielen als Fußball.
    Mein Brief hat eine Vorgeschichte, die hier wegen der Kritik am NOFV doch noch erwähnt werden sollte. Ich hatte mich in der Eröffnung des Threads auf den Vorschlag des NOFV beim Wiesbadener Bundestag 1998 bezogen. Mit dem damaligen NOFV-Geschäftsführer Petersdorf hatte ich einige Briefwechsel, die zur Übernahme meines Vorschlages seitens des NOFV führten, die Zusammenlegung von Nordhrein und Rheinland einerseits und Hessen mit dem Landesverband Südwest (also Rheinhessen-Pfalz) und Saarland als Antrag 1998 einzubringen. Damals hatte ich jedoch gleichzeitig angeführt, dass man taktisch mit schlechten Karten in die Sache geht, wenn man selber kategorisch auf 2 Aufsteiger für den NOFV pocht (die Argumente des Südens lagen schon vor). Daher hatte ich dem NOFV vorgeschlagen, mit dem mitgliederstärksten und benachbarten Norddeutschen Fußballverband einen Ausgleich zu finden. Meine Idee damals war, dass man spielklassentechnisch doch Schleswig-Holstein und Hamburg mit seinen zusammen 8116 Mannschaften mit ins Boot nimmt. Der Nordosten und diese beiden Landesverbände zusammen hätten nach heutigem Stand 31.149 Mannschaften. Für dieses Gebiet zwei Staffeln zu bilden hieße also, mit einer Staffel 4 Landesverbände und 15.574,5 Mannschaften zu vertreten. Vier Landesverbandsmeister wären - so meine Argumentation damals - vertretbar. Auch dann hätte man zwar vergleichsweise wenig Mannschaften im Spielgebiet, aber immer noch mehr als Südwest oder Hessen heute. Mit dem Kopf durch die Wand funktioniert aber nie - ohnehin muss man selber einen Kompromiss in Petto haben, wenn Delegiertenstimmen einfach nicht für den eigenen Willen ausreichen.

    An das traurigste Kapitel des Stadions sollte man noch erinnern:


    Mit dem Ende der NS-Besatzung trieb man einen Großteil der ja zumeist alteingesessenen Prager Deutschen (ca. 25.000) im Stadion zusammen und überließ sie für die Vertreibung vorgesehen unter freiem Himmel ohne Wasser, Lebesnmittel oder sonstige Versorgung. Ich glaube, bis heute erinnert keine Gedenktafel an das damalige Massensterben.


    In diesem Kontext nicht ganz uninteressant: Der erste deutsche "Vizemeister" von 1903, der Deutsche FC Prag, wurde beim Einmarsch der Nazis 1939 von diesen verboten, weil dieser Verein nicht nur deutsch, sondern auch jüdisch war.

    Eine lange Vorstellung könnte ich mir eigentlich sparen, da ich mit dem Thread "Ostgipfel und Ligareform (RL + OL)" in der Rubrik Nordostfußball eigentlich meine Visitenkarte abgegeben und meine Motive dargelegt habe, wieso mir trotz meiner NOFV-fremden Herkunft so viel am Nordostfußball liegt. Ich werde Euch auch nie wieder mit einem so langen Beitrag wie dort quälen - versprochen.


    Aus Schlesien stammend gilt in Polen meine Unterstützung Slask Breslau, die dieses Jahr zumindest in die 2. Liga aufsteigen. Ich lebe in Hannover und nehme hier fast alles mit. Bei 96 bin ich mit Dauerkarte in N 3 dabei, aber auch der SV Arminia oder die 96 Amateure sehen mich von Zeit zu Zeit.
    Im Nordosten liegt mir der 1.FC Magdeburg sowie der Aufschwung des Leipziger Fußballs und des Berliner Fußball im Allgemeinen am Herzen, wobei ich TeBe besonders mag. Als Schlesier gilt meine Sympathie natürlich auch dem "Niederschlesischen FV 09 Gelb-Weiß Görlitz".
    Sportgeschichtlich sehr aktiv betätige ich mich auch als "Korrekturleser" und Zulieferer von/für Hardy Grüne (Vereinslexikon, Vom Kronprinzen zur Bundesliga etc.).

    Das Thema ist ja nicht neu. Aber man muss endlich mal die Bemessungsgrundlagen für die Ligastruktur mit ihren eignen argumentativen Waffen schlagen. Hier mein aktueller Versuch in Form eines Briefes an den DFB. (Eine knappe, zumindest freundliche Antwort von T. Zwanziger habe ich erhalten)
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    Überschrift: „Ostgipfel“ bzw. Oberliga- und Regionalligazuschnitt


    Sehr geehrter Herr Dr. Zwanziger,


    bei Ihrem Besuch der Sportschule Cottbus sprachen Sie die kritische Situation des Spitzenfußballs in den Neuen Bundesländern bzw. im NOFV an. Die Forderung nach einem Ostgipfel ist sicherlich gut, zeugt aber auch davon, dass in der Führungsetage bis heute die katastrophalen Fehlentscheidungen des DFB-Bundestages 1998 bis heute nicht wirklich verstanden worden sind.
    (....)
    Dem damals vorgebrachten Argument, dass die Anzahl der in einem Verbandsgebiet spielenden Mannschaften Hauptkriterium für den Zuschnitt der Spielklassen sein müsse, haben wir heute die Tatsache zu verdanken, dass an der Schnittstelle von Profi- und Amateurfußball die Durchlässigkeit nach Oben für die attraktiven, zuschauerträchtigen Vereine des Ostens kaum mehr gegeben ist. M.E. drohen angesichts der Fülle der Traditionsteams in der Oberliga Nordost (1.FC Magdeburg, Sachsen Leipzig, BFC Dynamo, Tennis Borussia, Hallescher FC etc.) bei nur einem Aufsteiger weitere Pleiten im Wettrüsten im Kampf um den Anschluss wie im Falle des VfB Leipzig.
    Ich prophezeie, dass nicht nur das Zentralstadion Leipzig eine spitzensportfreie Großarena bleiben wird, sondern auch der Neubau in Magdeburg. Machen wir uns nichts vor: Das Besitzstandsdenken der Verbände im Westen und die Unfähigkeit zur Reform, die man in Wiesbaden mit dem Satz „keine allzu großen Einschnitte in die Spielklassenstruktur“ tarnte, hat den Ostfußball vielerort bereits getötet.
    An dieser Stelle muss ich gerade Ihren Landesverband Rheinland kritisieren. Dieser großstadtarme Kleinverband hätte lediglich dem NOFV-Vorschlag vom DFB-Bundestag in Wiesbaden 1998 folgen brauchen, zusammen mit Nordrhein eine im Größenzuschnitt vergleichsweise gerecht große Oberliga zu bilden, so wie die Landesverbände Südwest und Saar zusammen mit Hessen eine Oberliga hätten bilden können. Der Weg, dem Nordosten die „Staffelung“ zu ersparen und somit dort zwei Aufsteiger zuzulassen wurde auch wegen dieser besitzstandswahrenden Kleinstaaterei verbaut.. Die Folge war zudem eine völlig unattraktive Regionalliga Süd, während der Nordosten im Zusammenspiel mit der Masse der großstadtintensiven Traditionshochburgen und ihren finanzkräftigen 2. Garnituren im Westen (mit 2 Aufsteigern aus Westfalen und Nordhrein) und dem sehr großen Norden auch noch in der Regionalliga Nord an den Rand gedrängt wurde. Der Umstand, dass der Nordosten beim Start der zweigleisen Regionalliga 7 statt 6 Startplätze bekam, kann das Problem fehlender Aufstiegsplätze natürlich nicht kompensieren!
    Beim DFB darf man nun nicht den Fehler begehen zu glauben, mit Geschenken des schlechten Gewissens (z.B. Zentralstadion Leipzig) den Schaden beheben zu können. Nur eine Durchlässigkeit nach oben mit gerechten Aufstiegsmöglichkeiten des Nordostens in die Regionalliga kann helfen! Diese setzt aber voraus, dass z.B. gerade der Südwesten oder das „mickerige“ Hessen seine Besitzstandswahrungspolitik aufgibt. Diese benachbarten und zudem beiden kleinsten Oberligen zusammen haben kaum mehr Vereine im Spielbetrieb wie der Nordosten (dies nur zum Argument Anzahl der Mannschaften). Gerechterweise stellt Südwest und Hessen zusammen in die A-Junioren-Bundesliga Süd auch nur einen Aufsteiger wie Baden-Württemberg oder Bayern.
    Es würde Größe zeigen einzugestehen, dass der Regionalverband Südwest ein Relikt der französischen Besatzungspolitik ist, das in den neuen Proportionen des wiedervereinten Deutschlands ein immenser Hemmschuh bei der Schaffung gerechter Proportionen ist! Ein Zusammenschluss der Oberligen Südwest und Hessen oder das Modell des NOFV-Antrages von 1998 (gemeinsame Oberliga Nordrhein + Landesverband Rheinland sowie gemeinsame Oberliga Hessen + Landesverbände Südwest - nicht zu verwechseln mit Regionalbereich Südwest - + Saarland) könnte auch heute noch Gerechtigkeit schaffen.
    Eine Oberliga „Mittelwest“ (möglicherweise Anschluss des LV Hessen an den RV Südwest und dessen Umbenennung) könnte ich mir vom Unterbau wie folgt vorstellen:


    - 1 Aufsteiger aus dem LV Rheinland
    - 1 Aufsteiger aus dem LV Südwest
    - Der erste aus Hessen steigt automatisch auf (eine eingleisige Verbandsliga Hessen ist übrigens immer noch kleiner als die künftig eingleisige viertklassige Verbandsliga Niedersachsen)
    - Der zweite aus Hessen spielt einen 4. Platz mit dem Saarlandmeister aus.


    Dieses Modell lehnt sich an das Modell der Oberliga Nord an, wo Niedersachsen im Hinblick auf die Mannschaften im Spielbetrieb noch stärker dominiert als dies Hessen in einer Oberliga Mittelwest täte. Im Norden steigt der Niedersachsen-1. auf, während das kleinste Verbandsgebiet (Bremen) wie das winzige Saarland in die Relegation gegen den 2. des größten Landesverbands (Niedersachsen bzw. Hessen) muss/müsste. Die beiden weiteren Verbände im Norden stellen auch hier jeweils einen Direktaufsteiger (Schleswig-Holstein und Hamburg).
    Ich bin kein „Ossi“, beurteile den Status Quo jedoch als klassischen Fall von „Seilschaftendenken“, der hier einmal den Westen trifft. Die Verzerrung der regionalen Proportionen drückt mein Gewissen als Sportfan mehr als die Affäre Hoyzer, unter der am Ende sehr wenige Vereine litten, nicht jedoch ein ganzer Regionalbereich! Ich mag es kaum eingestehen: Ich bete mittlerweile für Fehlentscheidungen zu Gunsten abstiegsbedrohter Nordostregionalligisten, damit die Oberliga Nordost nicht völlig überquillt! Was hat der DFB aus meinem Sportsgeist gemacht?


    Dazu hatte ich folgenden Anhang beigefügt, den ich schon anderweitig "gestreut" hatte:




    Unbekannte Aspekte der Regional- und Oberligareform des DFB von 1998


    Mit der Saison 2000/01 hatte die in eine Nord- und eine Südgruppe zweigeteilte Regionalliga ihr Debüt gegeben. Die Reformer setzten sich das hehre Ziel, möglichst ausgeglichene Gruppen zu bilden und jede mit zwei Direktaufsteigern und vier Direktabsteigern auszustatten, um sich gleichfalls des Problems unbefriedigender Aufstiegsqualifikationen zu entledigen. Beschlossen wurde auf dem DFB-Bundestag 1998 in Wiesbaden eine geographische Aufgliederung, die an die alte zweigeteilte 2. Liga der Jahre 1974 bis 1981 erinnert..., wäre da nicht das „leidige“ Problem der neuen Bundesländer! Genau an dieser Stelle beginnt jedoch eine weitere Episode des schier endlosen Ringens der neuen Bundesrepublik um ein Austaxieren veränderter Proportionen, des erbitterten Kampfes um Besitzstände, des Unverständnisses für die veränderte Geographie und der Unfähigkeit zu wirklichen Reformen. Hintergründe der Regional- und Oberligareform sind so komplex, dass es zunächst einmal gilt, umfassend das Ergebnis zu beleuchten: Vergleicht man die neue Regionalliga Süd mit der alten 2. Liga Süd (1974-81), so fällt auf, dass beide vom geographischen Zuschnitt identisch sind, sieht man davon ab, dass zum Start die beiden thüringischen Vereine Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt sowie die Sportfreunde Siegen aus Westfalen das Feld vervollständigten - doch dazu später mehr. Auf dem DFB-Bundestag 1998 in Wiesbaden beschlossen die Delegierten nämlich, dass der Regionalliga Süd grundsätzlich nur die Regionalbereiche Süd und Südwest, also die Oberligen Südwest, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern unterstellt sind, bzw. deren Meister regelmäßig die vier Regionalligaaufsteiger in diese Staffel stellen werden. Die weiteren elf der insgesamt sechzehn Bundesländer bilden folglich das Gebiet der Regionalliga Nord, das damit exorbitant über den Raum der alten 2. Liga-Nord hinaus greift. Der Norden hat also in alleiniger Zuständigkeit die „Lasten“ der Deutschen Einheit zu tragen. Zum Vergleich: Im so bemessenen Norden leben 48 Millionen Menschen, im Süden hingegen nur 34 Millionen! Und Erfurt, Jena sowie Siegen, die wegen ihrer Regionalverbandszugehörigkeit eigentlich dem Norden (Regionalbereiche West, Nord und Nordost) hätten zugeteilt werden müssen? Lediglich Makulatur..., Erfurts Abstieg und Jenas Aufstieg in die Regionalliga Nord hat beide Thüringer Mannschaften in ihre „richtige Gruppe“ geführt, während Siegen nach einem künftigen Zweitligaabstieg ebenfalls in die Nordgruppe käme. Die Grenze zwischen den Regionalligen Nord und Süd ist damit nicht mehr fließend, sondern endgültig! Die „falsche“ Zuordnung der drei Vereine war lediglich Folge davon, dass die Qualifikanten der Saison 1999/2000 aus den Regionalverbänden Süd- und Südwest nicht das notwendige Starterfeld von 18 Mannschaften im Süden bestückt hatten. Zurück zur Nordgruppe, die weitere traurige Merkwürdigkeiten preisgibt. Auch ihr waren bei den vier avisierten Regionalligaaufsteigern vier Oberligen zu unterstellen. Selbst nach dem Zusammenschluss der beiden Nordstaffeln Schleswig-Holstein/Hamburg und Niedersachsen/Bremen zur eingleisigen Oberliga Nord ab der Saison 2004/05 gibt es weiterhin zwischen den Meistern der Oberliga Nordost-Nord und Nordost-Süd Entscheidungsspiele um den Regionalligaaufstieg, da diese Spielklassen nur halbe Oberligen sind. Die zugehörigen Vereine erhalten entsprechend auch nur halbe Fernsehgelder. In der Deutschen Einheit des DFB stellt ein Gebiet mit über 17 Millionen Einwohnern (von bundesweit 82 Millionen) bei fast einem Drittel der Fläche der Bundesrepublik also einen von acht Aufsteigern in die Regionalliga! Anders gesagt, Ostvereine haben die gleichen Aufstiegschancen wie Vereine der „Dorfligen“ Hessen (6 Millionen Einwohner) oder Südwest (5 Millionen Einwohner). Man bedenke zudem, dass sich aufgrund fehlender wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit in der „halben“ Oberliga Nordost-Süd ein erschreckend traditionsträchtiges Starterfeld z.B. mit dem 1. FC Magdeburg, dem Halleschen FC, dem FC Sachsen Leipzig, dem BFC Dynamo, Tennis Borussia und dem 1.FC Union Berlin findet. Übrigens erlaubte der DFB diese Staffeleinteilung nur „für eine Übergangszeit“. Faktisch wurden die Oberligen 1998 somit von 10 auf 8 reduziert. Verlierer der Besitzstandswahrungspolitik ist neben dem Nordosten der Regionalverband Nord (Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein, Hamburg). Zwar gab es in der alten Bundesrepublik neben den weiteren sechs sämtlich erhaltenen „westdeutschen“ Oberligen bereits eine großflächige Oberliga Nord, ihrer Größe entsprechend stieg jedoch meist nicht nur der Meister auf. Der Zweitplatzierte ermittelte nämlich in Aufstiegsspielen mit dem West-Berlin-Meister den letzten Aufsteiger. Hatten also der Norden und West-Berlin zusammen in etwa proportional gerecht zwei von acht Aufsteigern gestellt, so werden nun diese zwei von ebenfalls acht Aufsteigern nicht mehr von den damaligen 4„½“ Bundesländern gestellt, sondern von 10 der 16 Bundesländer, die über 48% des Bundesgebietes ausmachen! Abstimmungstechnisch begegnet uns so seit Jahren eine Allianz von Süd, Südwest und West gegen Nordost und Nord. In den Beschlüssen des DFB-Bundestages vom Oktober 1998 klingt die Besitzstandswahrung freilich gefälliger, da man allzu starke „Eingriffe in den bisherigen Spielklassenaufbau verhindern“ wollte. Aha,... Eingriffe waren also nur durch Massenabstiege im Nordosten und Norden aufzufangen!
    Wie begründen jedoch die Funktionäre die massiven regionalen Ungleichbehandlungen? Einziges Kriterium für die Aufteilung sollte die Anzahl der in den jeweiligen Bereichen spielenden Mannschaften sein, dies gemäß einer vor dem Bundestag 1998 einberufenen Sonderkommission unter dem Vorsitz Engelbert Nelles. Bei 170.106 Mannschaften im gesamten Bundesgebiet müssten im Idealfall jedem Oberligaeinzugsgebiet 21.263 Mannschaften zugeteilt sein. Von dieser Vorgabe sind die Funktionäre, wie wir noch sehen werden, jedoch Lichtjahre entfernt. Allein die zunächst einleuchtend klingende Vorgabe benachteiligt die mitgliederarme Ex-DDR gnadenlos. Deren soziologisch gewachsene Vergangenheit führte im Sport zu einer dichten Leistungsspitze bei wenig Basisarbeit - oder anders gesagt: Die fehlende Vereinsmeierei auf dem Dorf hat kaum den Spitzensport in den Städten behindert. Eine derartige Bemessungsgrundlage allein behindert zudem eine notwendige strukturpolitische Förderung. Übrigens: Der Nordosten liegt mit 23.033 Mannschaften ohnehin über der Optimalgröße. Die vom Thüringer Landesverband abgelehnte Zusammenlegung des Verbandsgebietes mit der Oberliga Hessen hätte statt der Zwergoberliga Hessen mit 12.382 Mannschaften im zusammengeschlossenen Gebiet immerhin eine Oberliga mit einem Einzugsbereich von derzeit 16.269 Mannschaften entstehen lassen. Mit falsch verstandener „Ostalgie“ dürften die Thüringer dem übrigen Nordosten jedoch keinen Dienst erwiesen haben, fallen ihre Vertreter doch weiterhin der übergroßen Oberliga Nordost und mithin potentiell der Regionalliga Nord zur Last. Der Aufstieg Jenas 2005 blockiert den übrigen Nordosten in diesem Jahr so auch.
    Angesichts der Tatsache, dass durch die bisherige Zuordnung von Zweitligaabsteigern auf die Regionalligen zum Ausgleich im Folgejahr durchaus fünf oder gar sechs Absteiger aus einer der beiden Regionalligen eintreten können, dürfte sich bei einer absehbaren eingleisigen Dritten Liga durch einen Unterbau mit fünf Klassen ein fester Absteigerstamm von fünf Mannschaften vertretbar sein. Dabei könnte man die fünf Regionalverbände zum Ausgangspunkt nehmen und zwischen den benachbarten Verbänden Süd (größter Verband) und Südwest (kleinster Verband) einen Ausgleich dadurch schaffen, dass aus dem Süden neben dem Erstplatzierten der Zweitplatzierte im Entscheidungsspiel gegen den Südwestersten spielen könnte, während die Verbände West, Nord und Nordost jeweils einen Direktaufsteiger stellen würden. Konsequent indes wäre es, bei dieser Gelegenheit die Bereiche Südwest und Hessen zu einem Regionalverband „Mittelwest“ zusammenzuschließen. Sollte an einer zweigleisigen Regionalliga festgehalten werden, könnte man den fußballerisch „überversorgten“ Westen (Nordrhein und Westfalen) zu einer Oberliga zusammenlegen. Damit würde innerhalb der Nordgruppe zumindest eine Entlastung des Nordostens eintreten. Beide Regionalligen würden zudem jährlich nur je drei Aufsteiger verdauen müssen – wenn auch in diesem Modell unterhalb der Regionalliga Süd eine Oberliga Mittelwest (Südwest + Hessen) bestehen würde - und könnten folglich ggf. einen vermehrten Abstieg aus der 2. Liga besser verdauen.
    Bei einem Modell mit zwei Regionalligen und einem Unterbau von sechs Oberligen könnten bei einer Zuteilung der Absteiger aus der 2. Bundesliga niemals mehr als fünf Absteiger aus einer Regionalliga eintreten. Wenn ein entstehender Überhang (also vier oder fünf Absteiger) eintreten würde und durch einen in dieser Höhe vertretbaren Mehrabstieg aus der Regionalliga sofort ausgeglichen werden würde, wäre die Regionalliga zudem davon befreit – wie letzte und auch kommende Saison Nord – in ungerader Anzahl spielen zu müssen. Im Modell mit sechs Oberligen wären die Oberligabereiche von ihrer Größe im Hinblick auf die Anzahl der Mannschaften in einer Weise ähnlich groß wie in keinem anderen Modell und erst recht nicht im Vergleich zu den derzeitigen Größenordnungen! Daneben würde eine gemeinsame Oberliga West auch keinen veränderten Unterbau erfordern. Die Meister aller ähnlich großen Verbandsligen (Niederrhein, Mittelrhein, Westfalen 1 und Westfalen 2) könnten direkt aufsteigen. Dieses fast ideale Modell hat einen kleinen Haken – es greift mittels der Oberliga Mittelwest über die Regionalgrenze Süd-Südwest hinaus. Da der Süden sehr viel größer als der Südwesten ist, könnte die Grenzziehung, die eine Hinterlassenschaft der Besatzungsgrenzen ist, ohnehin beseitigt werden. Beim Übertritt des Landesverbandes Hessen zum Südwesten könnte sich der entstehende Regionalverband ebenso Mittelwest nennen. Als Unterbau sind die 4 Verbandsbereiche weiterhin denkbar, wenn der Hessen-2. gegen den Saarland-1. neben den Meistern aus den Landesverbänden Hessen, Rheinland und Südwest in diese Oberliga Mittelwest aufsteigen würde.