Leipzig. Stadion-Investor Michael Kölmel (51) weist eine Zweckentfremdung von Fördermitteln von sich, spricht von gezielt gestreuten Gerüchten im Hinblick auf die Finanzierung des Zentralstadions, will rechtliche Schritte gegen Falschbehauptungen einleiten, unterstützt die Prüfung der Vorwürfe durch eine renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Und er wird beim FC Sachsen aussteigen - zunächst für ein Jahr. Damit müssten die Leutzscher wieder im Kunze-Sportpark spielen. In einer persönlichen Erklärung Kölmels hieß es gestern: "Ich bedaure sehr, dass wir, bis alle offenen Fragen beantwortet sind, sämtliche laufende Gespräche über die geplanten Sportfördermaßnahmen (aktuell mit dem FC Sachsen) sowie zur Zukunft des Stadions einfrieren." Daraufhin fragte diese Zeitung nach.
Frage: Muss Leipzig um Confederations Cup und Weltmeisterschaft fürchten?
Michael Kölmel: Nein, da läuft alles wie geplant. Der Confederations Cup ist eine Veranstaltung der Stadt, sie hat die Ausgaben dafür zu bestreiten, aber auch die entsprechenden Einnahmen. Vor allen Dingen bedeutet es einen großen Prestigegewinn, wenn die Spiele im Zentralstadion stattfinden. Auch wir hatten Zusatzkosten, haben beispielsweise viele zusätzliche Geräte wie Stromaggregate bereitgestellt, um alle Anforderungen zu erfüllen.
Wie fühlen Sie sich von der Stadt behandelt?
Ich denke, bei der Stadt besteht Orientierungsbedarf. Es ist offensichtlich nicht geklärt, mit welchem Investor die Stadt zusammenarbeiten möchte. Ich bin für alles offen, fordere aber klare und transparente Verhältnisse. Wer spricht mit wem? Wer will welchen Investor? Alle diese Fragen verlangen verlässliche Antworten, so dass wir diesen Schritt gehen mussten. Leider hemmt das die Entwicklung des Leipziger Sports. Da hatte ich einiges vor, vor allem was den FC Sachsen angeht.
Wird denn der Verein weiter im Zentralstadion spielen können?
Wenn er es mietet, ja. Wir haben heute Herrn Flascha von der KPMG (Flascha ist auch Schatzmeister des FC Sachsen - d. R.) informiert, er teilt unsere Meinung zur aktuellen Situation. Der FC Sachsen wird also vermutlich im Kunze-Sportpark spielen.
Im DFB-Pokal auch?
Da muss man über die Konditionen reden. Es kann durchaus sein, dass nach dem Confederations Cup und der WM im Zentralstadion kein Fußball stattfindet.
Ihr Schritt bedeutet das Ende der Leutzscher Aufstiegsträume.
Meine eingestellte Unterstützung gilt zunächst für ein Jahr. Das hat Leipzig sicher verloren, was die Entwicklung des Fußballs und des gesamten Sports angeht.
Was wird aus dem geplanten Finale im Liga-Pokal?
Wenn die Stadt oder die Deutsche Fußball Liga das Endspiel in Leipzig austragen möchten, können sie das Stadion gerne mieten. Es macht jedoch ökonomisch keinen Sinn, dass wir die DFL subventionieren sollen, in dem wir für geplante Zuschauereinnahmen Garantiesummen hinlegen. Immer wieder wurden neue Forderungen an uns herangetragen, wir haben alle erfüllt. Als Investor fühlt man sich nicht gut behandelt.
Wie hoch würde der Mietpreis sein?
Ähnlich wie bei anderen Veranstaltungen zwischen 50 000 und 100 000 Euro.
Welche Rolle spielte Kaufinteressent Gerald Wagener bei ihrem Entschluss, die Gespräche einzustellen? Wagener sprach von fehlenden Bauunterlagen.
Selbstverständlich haben Herr Wagener und die Experten alles zu sehen bekommen, was sie brauchten. Er hat auch keine offenen Fragen uns gegenüber moniert. Ich weiß nicht, ob Herr Wagener vor allem auf Zeit spielen wollte, um bei der Stadt noch bessere Bedingungen für die Betreibung des Stadions herauszuschlagen. Natürlich bin ich auch darüber enttäuscht, wie in der Öffentlichkeit über uns diskutiert wird. Ich bin beim Filmfestival in Cannes, werde von vielen Leuten angesprochen, was dran sei, dass der Bundesrechnungshof bei uns prüft. Dabei wird schon vergessen, dass diese Behörde nur Kommunen prüft.
Interview: Winfried Wächter
Das stand auch noch drin im Rathaus- Boten LVZ