Der Fußballgott ist Schönberger*
Und er war es bezüglich des Landespokals zum sechsten Mal in Folge. Dabei standen die Vorzeichen alles andere als günstig. Mit Sven Wittfot und Hendrik Völzke fehlten dem Pokalverteidiger zwei ganz wichtige Spieler und der Landesverband hatte sich bei der Ansetzung der Partie für die schönbergfeindlichste Variante entschieden. Mit Schiedsrichter Krampikowski waren die Erfahrungen bisher auch nicht wirklich gut und dann gab's für mich auch noch die lustige Begegnung mit dem Referenten für Breitensport des Verbandes, der meine freundliche Bitte nach 2 Aufstellungen (man will ja schließlich auch die Spieler des Gegners im Spielbericht korrekt nennen können) barsch abwies - ich konnte dummerweise keine Akkreditierung vorweisen. Vielen Dank Herr L. für die nette Unterstützung. Ich hoffe, Sie mussten am Ende nicht allzu viele überzählige Aufstellungen im Papierkorb versenken.
Was war ich dann froh, als es endlich losging und ich mich und meinen aufgeregten Organismus am Kamerastativ abstützen konnte. Die erste gute Gelegenheit hatte der Herausforderer. Radeslav Koziel zog einen Freistoß von der linken Seite direkt aufs Tor und Sven Schmidtke faustete zur Ecke. Dann kamen die Westmecklenburger mit Macht. Zunächst konnte Toralf Dreyer vor Stefan Purtz retten und Christian Kollmorgen traf im Nachschuss das leere Tor nicht. Wenig später war Marcel Salomo wohl ein wenig überrascht, dass ihn eine Urgast-Flanke durch Freund und Feind doch noch erreichte und er köpfte in aussichtsreicher Position vorbei. Die engagierten Torgelower schickten in der 16. Spielminute den Ex-Schönberger Volker Bernstein in die Spur und dieser zog rechts unwiderstehlich auf und davon. Sven Schmidtke war aber glücklicherweise an Bernsteins platzierten Schuss dran und so ging in der 21. Minute die Post in der anderen Richtung ab. Michael Koch spielte einen Superpass zu Söhren Grudzinski. Dieser verlud Steffen Passow und Michal Kotula und traf zum 1:0. Wenig beeindruckt spielte der Torgelower SV Greif weiter nach vorn und lag zumindestens nach Spielanteilen vorn. Jedoch scheiterten Alexander Allert (31.), zweimal Mathias Martens und erneut Alexander Allert noch vor dem Pausenpfiff an Sven Schmidtke, dem Außennetz bzw. den eigenen Nerven.
Gleich nach der Pause klatschte ein Koch-Freistoß gegen den Pfosten des Torgelower Tores. Doch auch im weiteren Spielverlauf war deutlich zu spüren, dass die Gelb-Schwarzen den Pokal schon ganz gern mit nach Hause nehmen würden. Sie hatten mehr vom Spiel, liefen aber zu oft in die heute gut funktionierende Abseitsfalle der Maurine-Kicker bzw. brachten das Leder aus besten Schusspositionen nicht im Gehäuse unter. Auch die zahlenmäßige Überlegenheit nach der (berechtigten) gelb-roten Karte für Stefan Purtz, der gegen Alexander Glandt zu spät kam, half den Torgelowern nicht weiter. Heiko Tegge verstärkte die Abwehr, in dem er den offensiven Christian Kollmorgen gegen den defensiven Slavomir Pocisk tauschte und setzte auf schnelles Konterspiel. Schlüssel dazu war der schlitzohrige Berkan Algan, der nach seiner Einwechselung für deutlich mehr Gefahr im Angriffsspiel der Grün-Weißen sorgte. Und in der 82. Minute bereitete eben dieser Algan das vorentscheidende 2:0 für Schönberg glänzend vor. Er war von 3 Torgelowern nicht zu stoppen und hatte dann auch noch den Blick für Marko Riegel, der wie der Blitz über den ganzen Platz gestürmt war und Algans prima Vorlage eiskalt verwertete. Effektivität und Cleverness sagt man wohl dazu und wahrscheinlich wäre es bis zum Ende so geblieben, denn Torgelow hätte wohl noch Stunden so weiter spielen können, ohne ein Tor zu erzielen. Aber Krampikowski wäre nicht Krampikowski, wenn er nicht den Gegner wieder ins Spiel gebracht hätte: er gab einen "Foulelfmeter" in der 88. Minute. Ein Nachfragen bei den Schönbergern in der Nähe des Balles brachte nur Achselzucken und auch die Fernsehbilder sprechen eine klare Sprache. Doch Marcin Flejter ließ sich das Geschenk verständlicherweise trotzdem nicht entgehen und läutete mit dem Anschlusstreffer die dramatische Schlussphase ein. Radeslav Koziel und Marcin Flejter vergeigten den möglichen Ausgleich kläglich und als sich dann Krampikowski mit sich selbst einig geworden war, welche seiner angezeigten Zahl an Nachspielminuten denn nun die richtige sein sollte, brachen im Lager des FC Schönberg 95 alle Dämme - der 6. Landespokalerfolg in Folge war in Papier und Tüten.
Versteinerte Mienen bei den Herren mit den Krawatten - es war für mich so eine Art innerer Vorbeimarsch vor der Pokalübergabe. Das Objekt der Begierde durfte Sven Wittfot in Empfang nehmen - eine schöne Geste wie ich finde - und dann gab's die bei solchen Anlässen üblichen Szenen.
Vor der Abfahrt zu den Feierlichkeiten am Mannschaftshotel gab's gemeinsam mit den anwesenden Forumsmitgliedern von nordostfussball.de das erste Freudenbier des Tages, dem dann später noch das ein oder andere Getränk folgen sollte. Das fahrbare Sportlerheim war vor Ort und sorgte dafür, dass keiner an Hunger oder Durst zu leiden hatte und so wurde gefeiert bis man am späten Abend aus Rücksicht auf andere Hotelgäste die Zelte abbrach und glücklich und zufrieden die Heimreise antrat.
* Präsident Uwe Blaumann nach dem Spiel
Statistik
FC Schönberg 95: Sven Schmidtke, Michael Koch (56. Berkan Algan), Stefan Purtz, Marko Riegel, Dinalo Adigo, Marcel Salomo (89. Dino Iserhot), Christian Kollmorgen (69. Slavomir Pocisk), Söhren Grudzinski, Christian Radom, Stefan Malchow, Christian Urgast
Torgelower SV Greif: Toralf Dreyer, Michael Schwertfeger, Alexander Glandt (71. Karsten Eggert), Volker Bernstein, Mathias Martens, Steffen Passow, Michal Kotula, Marcel Vorphal (60. René Thiel), Alexander Allert, Radeslav Koziel, Marcin Flejter
Tore: 1:0 Söhren Grudzinski (21.), 2:0 Marko Riegel (82.), 2:1 Marcin Flejter (88., FE)
Zuschauer: 749
Schiedsrichter: Krampikowski (Rostock)
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