Nie mehr dritte Liga, nie mehr… (?)
Das Spiel
Unter diesem Motto stand der Saisonabschluss für beide Teams. Nur der Hintergrund ist völlig verschieden. Während Essen sich mit einer Siegesserie die Spielberechtigung gegen den 1. FC Köln, 1860 und Frankfurt erspielte, holte sich der FC Sachsen den ZFC Meuselitz, FC Eilenburg usw. ins Haus. Die erste Halbzeit war eine der besseren der gesamten Rückrunde. Ohne unsere wechselanfälligen Legionäre und mit einigen Eigengewächsen (Seifert, Korb) waren sogar einige gelungene Spielzüge zu bewundern. Aber weder der Kopfball von Kittler (29.), noch der von Ferl (43.) konnten ihren Weg ins Essener Netz finden. Die Essener hatten nur zwei nennenswerte Chancen. Ein Lattenkopfball von Bilgin und einen Konter kurz vor der Pause. Rechner konnte einen Schuss von Bilgin gerade noch retten, gegen die Verwertung des Abprallers aus Nahdistanz hatte er und die Abwehrspieler auf der Linie aber keine Chance mehr. In der zweiten Halbzeit war der Wille zu einem versöhnlicheren Saisonende gebrochen. Außer einem, halbwegs nah am Tor vorbeihoppelndem, Schuss von Kanitz waren keine Angriffsbemühungen mehr zu erkennen. Dafür konnten die Essener noch durch einen erneuten Treffer von Bilgin einen standesgemäßen Auswärtssieg festmachen. Auch gegen eine verstärkte Reserve von RWE blieb der erste Heimerfolg des Jahres unerreicht. „Oh welch ein Glück für diese Stadt, dass sie Chemie Leipzig wieder in der Oberliga hat!“
Die Fans
Den souveränen Meister wollten gerade einmal 250 Getreue Essener aus der Regionalliga Nord verabschieden. Ganz schwache Leistung, auch wenn der Aufstieg schon fest gemacht wurde, das erste Auswärtsspiel nach dem rechnerisch perfekten Aufstieg hätte mehr Essener Fans verdient. Nur zum Vergleich: das nur geringfügig „spannendere“ Saisonfinale des zweiten Aufsteigers lockte 15.000 Dynamos auf einer größeren Entfernung heraus. Somit hat der RWE wieder einmal bewiesen, nur zu Hause und bei Auswärtsspielen in der Nahverkehrzone nennenswerte Fanmassen bewegen zu können. Akustisch konnten sich die Rot-Weißen mit einigen Standardgesängen zu Wort melden. Ansonsten war nur die übertriebene Angst um die Zaunfahnen zu erkennen, sobald ein Lokist in deren Nähe kam. Es ist nicht viel übrig geblieben vom „bösen Image“. Der zweite Teil des „Gästeanhangs“ bestand aus unseren Freunden aus dem Südosten Leipzigs, die endgütig ihre Liebe für das Zentralstadion entdeckt haben. Nachdem sie schon die Teams aus Dortmund, Bremen, Münster und Dresden bejubeln konnten, wurde diesmal die Welle mit den Spielern aus Essen zellibriert. Die bedeutungslosen Tore wurden bejubelt, als wenn gerade der Aufstieg in die zweite Kreisklasse geschafft wäre. Ob die Blau-Gelben überhaupt die Namen der Leute auf dem Rasen gekannt haben? Auf jeden Fall ist in dieser Saison ein fünfstelliger Betrag in die Kassen von Kölmel und Chemie geflossen und nicht in den Kreisligaetat von Lok. Danke für soviel Aufmerksamkeit! Akustisch war immer mal eine gepflegte Buchstabierung des neuen Vereinsnamens und der eine oder andere Hassgesang gegen den Hausherren zu vernehmen. Die verbliebenen Chemie-Fans mussten ihre Gesänge auf Herabwürdigungen einiger Spieler der aktuellen Mannschaft, die Lokisten und der Essener konzentrieren. Das ganze gemischt mit gelegentlichen Treuebekundungen. Bis auf ein paar Stimmungslücken eine ordentliche akustische Leistung. Ein Flitzer, der in der zweiten Halbzeit (Brustaufschrift: "BSG") eine komplette Stadionrunde absolvierte war allerdings der absolute Höhepunkt des Spiels. Er wurde von allen drei Fangruppen gefeiert, während die Security ihn unbeholfen mit Blutgrätschen zu stoppen versuchte. Aber jetzt warten vermutlich erst einmal Jahrzente bundesweites Stadionverbot auf den 2-Minuten-Helden.
Die Statistik
Tore:
0:1 Bilgin (44.)
0:2 Bilgin (65.)
Zuschauer: 3.148 (davon 250 aus Essen und 200 aus Probstheida)