Im st.pauli forum http://www.stpauli-forum.de/viewtopic.php?t=17104&start=0 hab ich folgenden beitrag gefunden, den ich euch nicht vorenthalten wollte. zumindest hat sich der schreiber mühe gegeben.
Wenn ich auf einem meiner seltenen Besuche in eurem Forum lesen muß, welche Sorgen ihr euch vor Spielen in Ostdeutschland teilweise immer noch macht, kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die vielen Spiele der letzten Jahre sollten euch doch gelehrt haben, daß man auch hier ein Spiel in Ruhe verfolgen kann, wenn man mit der entsprechend friedfertigen Einstellung anreist. Oft erkennt man in den Beiträgen die pure Unkenntnis über die ostdeutsche Fanszene, eine Szene, die ihre Auseinandersetzungen - bis auf wenige bedauerliche Ausnahmen, wie neulich in Leipzig – auf die jeweiligen Ultra- und Hooligangruppierungen beschränkt hat.
Wie mir ein kurzer Blick gezeigt hat, läßt euch diese Unkenntnis aber gleichzeitig das Spiel in Dresden völlig unterschätzen. Dort sind alle Bedenken und Ängste mehr als angebracht, dies treibt mich auch zu diesem Beitrag. Mit einigen Beispielen will ich euch veranschaulichen, was euch dort erwartet.
Am 01.09.2002 fand in Dresden das erste Derby zwischen Dynamo und dem Dresdner Sportclub nach Dynamos Aufstieg statt. Dazu muß man wissen, daß der DSC ein Club mit nur wenigen hundert Fans ist. Diese sind an Harmlosigkeit nicht zu überbieten und noch durch keine einzige Gewaltaktion aufgefallen. Wegen dieser mangelnden Brisanz schickte die Polizei nur etwa 150 Ordnungshüter – was sich beinahe als tödlicher Fehler erwiesen hätte. Nach dem Spiel sammelten sich 2000 der 17000 Zuschauer, um Jagd auf alles zu machen, was einen anderen Schal hatte. Die wenigen DSC-Fans gerieten ins Visier der Chaoten, selbst ein Rollstuhlfahrer wurde attackiert. Die hoffnungslos unterlegenen Polizisten wurden schnell das Hauptziel des rasenden Mobs, Polizisten wurden von den Pferden gerissen, Steine flogen. Ihr Leben konnten sie nur retten, weil sie sich ins Stadion flüchteten und dort verbarrikadierten. Selbst die Polizisten und Sanitäter, die einen Fan nach einem Anfall medizinisch versorgen wollten, wurden gejagt. Nur den Hooligans Elbflorenz ist es zu verdanken, daß die Gästefans durch den entfesselten Mob gebracht werden konnten. Unvorstellbar: Hooligans des eigenen Vereins müssen die Gäste vor einem Lynchmob schützen!
Am 14.12. fand dann das Duell gegen uns, den Chemnitzer FC, statt, das vorher schon einmal verlegt werden mußte, weil die Polizei nicht genug Leute bereitstellen konnte. Trotzdem reichten die Beamten nur aus, um die Zugfahrer zu begleiten. Die vielen Fans, die individuell mit dem Auto angereist waren und sich darauf verließen, daß eigentlich nirgendwo in Deutschland normalen Fans und Familien etwas passiert, waren Freiwild und wurden unter massiver Gewaltanwendung beraubt und geschlagen. Auf die Zugfahrer warteten unterdessen weitere 1500 Dresdner, die aus Bauzäunen u. ä. Barrikaden auf dem Weg vom Stadion zum Bahnhof errichtet hatten. Wir waren an diesem Tag nur 400 Zugfahrer, schlecht organisiert und unvorbereitet. Nur der Polizei hatten wir es zu verdanken, daß wir den Hbf. erreichten. Die räumte nämlich mit vier Wasserwerfern die Kreuzung, was wegen der Kälte äußerst effektiv war. Dem in Dresden üblichen Steinhagel entkamen wir so natürlich nicht, aber wir kamen ohne Verluste wieder nach Chemnitz.
Das Derby in dieser Saison verlief völlig anders. Diesmal waren wir mehr und hatten vor allen Dingen alle Leute im Zugfahrermob, die in Chemnitz Rang und Namen haben. Diesmal war der Weg über den Lennéplatz ein Spaziergang, die Polizei war nur damit beschäftigt, die Dresdner vor der Hoonara zu schützen. Ich erwähne dieses Spiel trotzdem, um zu zeigen, daß selbst ein erstklassiger Mob keine Garantie für Unversehrtheit ist. Denn ein CFC-Fan wurde von einem Ziegelstein (!) am Kopf getroffen und so schwer verletzt, daß er im Koma lag.
Ich will auch klarstellen, daß es nicht die Dresdner Hooligans sind, die für diese Exzesse verantwortlich sind, sondern B-Fans, die jeder für sich nur müde zu belächeln wären. Aber die Masse macht sie stark. Denn bei 1500 Gewalttätern darf man sich keine Schwäche erlauben. Das können Fangruppen wie Chemnitz, Leipzig, etc. Welcher der Dynamo-Möchtegerns will schon mit der bundesweit gefürchteten Hoonara oder den Hooligans aus Magdeburg oder Berlin aneinandergeraten?
Aber ihr? Was könnt ihr entgegensetzen? Nein, euch fehlt die Geschlossenheit, die Entschlossenheit, vor allem aber die Masse an guten Erlebnisorientierten, um auf Dresdens Straßen bestehen zu können.
Deshalb werdet ihr dort die Gejagten sein, Freiwild. Und das weiß jeder Assi, der hofft, seine Dummheit ungestraft in Gewalt gegen wehrlose Opfer umsetzen zu können. Der Abschaum, der es meist nicht zu den Auswärtsspielen schafft, wird aus allen Löchern kriechen, um in der Masse der wahren Fans untertauchen und dann zuschlagen zu können. Die friedlichen Fans, mit denen ihr beim Hinspiel vielleicht noch ein Bier getrunken habt, stehen den Randalierern genauso hilflos gegenüber. Sie leiden am meisten darunter, daß bei solchen brisanten Heimspielen die Vollidioten immer wieder den Namen Dynamos in den Schmutz ziehen. Gleiches gilt für den Verein, der alles tut, um Ausschreitungen zu verhindern, aber die Sicherheit eben nur im Stadion und nicht in dessen Umfeld garantieren kann. Und die Polizei kann auch nicht überall gleichzeitig sein.
Wer trotzdem nicht auf das Spiel verzichten möchte, sollte einige Vorsichtsmaßnahmen treffen. Wer in Dresden unterwegs ist, sollte unter keinen Umständen als Gästefan erkennbar sein, auch nicht in einer „größeren Gruppe“. Keine Schals, keine auffällig linke Kleidung, keine Kommentare ohne sächsischen Dialekt! Unbedingt zu beachten ist auch, daß Fahrzeuge mit erkennbar auswärtigem Kennzeichen mindestens eine halbe Stunde Fußmarsch vom Stadion entfernt geparkt werden sollten. Die Busfahrer sollten sich aufs engste mit der Polizei abstimmen, um für eine Begleitung vor und nach dem Spiel zu sorgen. Auf eine Zugfahrt würde ich ganz verzichten, hier herrscht das größte Risiko.
Ich schreibe diese Zeilen nicht, um grundlos Panik zu verbreiten oder die vielen echten Dynamos in den Dreck zu zerren. Mir kann es egal sein, ob 200 oder 1000 Gästefans nach Dresden kommen, auch Dynamo wird das finanziell verschmerzen können. Ich bin auch nicht der große St.-Pauli-Symphatisant. Aber wenn ich an dieses Spiel denke, dann habe ich schlicht und ergreifend Angst, daß das passiert, was ich in Dresden nur für eine Frage der Zeit halte...
Chemnitzer
P.S.: Wer folgendem Link folgt, kann sich auf der Seite ein Video herunterladen, in dessen zweitem Teil man eine kleine Ahnung davon erhält, welche Massen an Gewaltbereiten auf dem Weg zum Bahnhof Spalier stehen.
http://www.cfc-fanpage.de/foru…39631&t=39631#reply_39631
ich lass den einfach mal so stehen.