Es war mal wieder Derby-Zeit in
Nordhausen, meiner alten Heimat: Das Rückspiel der Thüringen-Liga gegen die
Eintracht aus Sondershausen stand an, was sich erneut mit einem Ausflug aus der
Hauptstadt incl. Familien-Besuch verbinden ließ. Diesmal gab es auch Begleitung
von Forums-Usern Rolex und INC, die sich von mir anstecken ließen und ihren
Besuch hoffentlich nicht bereut haben.
Nach einem kurzen Abstecher in die
Stadt ging es dann eine Dreiviertelstunde vor Anpfiff zum
Albert-Kuntz-Sportpark. In den Schlangen an den Kassen ging es zwar halbwegs
zügig voran, trotzdem wurde der Antsoß wegen des großen Andrangs um knapp zehn
Minuten verschoben. Die schließlich offiziell gemeldeten 1.537 Zuschauer
bedeuteten dann auch einen neuen Thüringenliga-Saisonrekord.
Beim Einlaufen gab es eine für
Nordhäuser Verhältnisse aufwendige Choreografie, der dabei zu beobachtende
Nebel gehörte jedoch nicht dazu, sondern wurden vom Stadion-DJ mit der
Einlaufmusik ausgestoßen.
Die Sondershäuser Fans waren zwar
mit einigen Transparenten und Zaunfahnen am Start, aber zahlenmäßig doch arg
dezimiert, was vielleicht auf den gesunkenen sportlichen Wert der Partie
zurückzuführen war. Schließlich fuhr man als Sechster zum ungeschlagenen Tabellenführer,
der bereits vor dem Spiel 15 (in Worten: fünfzehn!) Punkte Vorsprung hatte. So
richtig glaubte da wohl niemand mehr an die vielbeschworenen eigenen Gesetze
eines Derbys.
Sofern man Nordhäuser Anhänger war,
kam man dabei trotzdem voll auf seine Kosten. Bereits der erste Angriff konnte
nur durch ein Foulspiel unterbrochen werden, der Freistoß segelte gemütlich von
rechts herein und wurde dankbar per Kopf versenkt: 1:0, 2. Min. Als alle
glaubten, jetzt gehe das Schützenfest los, fiel tatsächlich auch schon das
nächste Tor. Diesmal jedoch auf der falschen Seite: (Zu) Langer Ball auf die
einsame Sondershäuser Spitze, Wacker-TW und letzter Verteidiger rennen sich
gegenseitig um, und der lachende Dritte schiebt ins leere Tor: 1:1, 7. Min.
Das sorgte jedoch nur kurz für
Verunsicherung beim Favoriten, weiter ging es im Vorwärtsgang Richtung
Eintracht-Tor. Es ergaben sich noch einige gute Gelegenheiten bis zur Pause,
jedoch ohne zählbaren Erfolg. Die Eintracht schaffte es dabei nicht, für
Entlastung zu sorgen oder Torchancen herauszuspielen. Man hatte den Eindruck,
die Mannschaft glaubte selbst nicht recht an eine mögliche Siegchance.
Ein ähnliches Bild bot sich anfangs
der 2. Halbzeit: Wacker im Vorwärtsgang, Eintracht halbherzig, aber erfolglos
um Entlastung bemüht. So war das Spiel auch bereits nach einer Stunde
entschieden: In der 52. Minute wurde die schönste Kombination des Spiels von
Wackers Steven Ebert zum 2:1 abgeschlossen, nur sieben Minuten später war dann
der Deckel drauf, als Langer einen Freistoß von der rechten Strafraumecke
strichförmig in den linken Winkel platzierte.
Den Rest der Spielzeit sangen sich
die Fans gegenseitig ihre zwei schönsten Gesänge aller Zeiten vor. Bei Wacker
ging es um den kaum noch zu vermeidenden Aufstieg in die Oberliga, bei
Eintracht um das mögliche Wiedersehen in frühestens zwei Jahren.
Zum Rahmen auch noch ein paar
Fakten: Eintritt kostete 4,50 Euro, das Bier (Veltins in der
„Köstritzer-Thüringen-Liga“) 0,3l gab es für 2,-. Polizei war auch da, aber in
geringer Zahl und abgerüstet und halbwegs entspannt.
Zu den bei einem Derby scheinbar
notwendigen unschönen Begleiterscheinungen hier noch ein paar Beispiele: Am 28.
3., also vier Tage vor dem „großen“ Derby, stellte der TFV in gemeinsamer
Überlegung mit der zuständigen Polizeidirektion fest, dass auch beide
Reserve-Mannschaften am selben Wochenende ihr „kleines“ Derby in der
Regionalklasse auszutragen haben. Aus Sicherheitsgründen wurde deshalb das
kleine Derby als Vorspiel auf den Sonntag, 13.00 Uhr verlegt, der Anstoß für
das Spiel danach auf 15.30 Uhr verschoben. Daraufhin machte die Eintracht
darauf aufmerksam, dass ihrer Reserve mehrere Spieler berufsbedingt fehlen
würden und kündigte an, nicht antreten zu können. Der TFV schickte trotzdem das
SR-Trio nach Nordhausen, was schließlich nach Ende der Wartezeit wieder
abreisen durfte. Im Hauptspiel schließlich stand nicht der zu erwartende
Stammkeeper Greschke im Eintracht-Tor, sondern Hilpert aus der 2. Mannschaft.
Greschke konnte angeblich aus beruflichen Gründen nicht spielen, was ja
durchaus auch mal vorkommen kann. Ein „Geschmäckle“ bekommt die Sache
allerdings, wenn von Eintracht-Seite behauptet wird, dass der Torwart in der
Firma des Wacker-Präsidenten und Sponsors arbeiten musste, während seine
Mannschaft spielte.
Ich habe bisher keine Zeit (und
keine Lust) gehabt, mir die einschlägigen Foren durchzulesen und zu prüfen, was
an der Story mit dem Keeper dran ist. Mich interessiert am Ende mehr, ob Wacker
eine ungeschlagene Saison spielt und sich mit dem fast sicheren Aufstieg in die
OL nicht übernimmt. Dann gibt es auch sicher wieder die eine oder andere
Auswärtsfahrt von Berlin.