Ein Ossi in Franken (u.a. FCN II-Kassel 4:1, Fürth-Aue 2:0)

  • Andere Länder, andere Sitten. Nachdem ich mich nun auf absehbare Zeit in Oberfranken eingenistet habe, standen in der abgelaufenen Woche auch sportliche Termine auf dem Rahmenprogrammplan. Dabei sollte von 1. bis 6.Liga, von Basketball über Eishockey und natürlich Fußball nichts zu kurz kommen.

    Mittwoch, 12.10. Tatort Bayreuth: BBC Bayreuth – Phoenix Hagen 80:88 (32:30)

    Gleich vier Teams aus dem Freistaat tummeln sich in der Beko BBL und ich erwische natürlich ausgerechnet die Luschentruppe und in der Oberfrankenhalle den einzigen Platz wo ein Kabel quer durchs Sichtfeld verläuft. Der BBC trat als drittletzter zu Hause gegen den Vorletzten Hagen an. Eine Halbzeit tapferer Kampf mit dünner Pausenführung, um dann im dritten Viertel komplett einzubrechen. Allein die BBC-Turnovers in der eigenen Hälfte hätten eine Extra-Statistik verdient, am Ende fiel die Niederlage noch sehr glimpflich aus. Wenigstens konnte ich auf dem kurzen Weg vom Bahnhof die Eishalle (alt aber schick), die Schwimmhalle (von außen schwer einzuschätzen) und das Stadtbad (Prunkbau!) auf meinem fiktiven Bayreuth-Sightseeing-Zettel abhaken.


    Zuschauer: 2.460
    Bayreuth: Smith (20 Pkt., 11 Rebounds), Jeanty (19, 4), Ibekwe (11, 9)
    Hagen: Crowe (22 Pkt., 6 Rebounds), Brooks (17, 6 Assists), Hasquet (16, 8 Reb.) Carter (12, 7 Reb.),

    Freitag, 14.10. Tatort Nürnberg: Icetigers Nürnberg – Kölner Haie 0:1 (0:0, 0:1, 0:0)

    Nürnberg! Hauptstadt der Franken. Eine Stadt die ich bis zu diesem Wochenende quasi gar nicht einschätzen konnte, die aber doch einen ordentlichen Eindruck hinterließ. Für 15.60€ (TagesticketPlus) kann man kreuz und quer durchs Frankenland (Verkehrsverbund Großraum Nürnberg, der zweitgrößte in Deutschland nach Berlin-Brandenburg) fahren und theoretisch noch Personen mitnehmen. Für den Samstag&Sonntag braucht man insgesamt nur ein Tagesticket – von der Papierform top, bei den Verspätungen aber teilweise grausam. Bei sechs Fahrten zwischen der fränkischen Schweiz und Nürnberg waren insgesamt 2 pünktlich am Ziel. In Nürnberg sollte es noch besser kommen.
    Aber erst ging es in die „Arena Nürnberger Versicherung“, Heimstätte der „Thomas Sabo Icetigers“ und direkt neben dem „easyCredit-Stadion“, wenigstens die S-Bahn-Station heißt noch Frankenstadion. An der Eishalle gabs die gleiche Anstehprozedur wie in Bayreuth, anscheinend gibt’s einen flüssigen Ticketverkauf nur beim Fußball. Das Spiel war, wie das eishockeyuntypische Ergebnis schon sagt, eher zum vergessen. Nürnberg vor dem Tor einfach nur zu blöd die Scheibe ins Tor zu stochern. Köln machte seinem in Eishockey-Deutschland durchaus nicht schlechtem Namen keine große Ehre. Am Ende erlöste Philipp Gogulla die Gästefans nach 38 Minuten. Nürnberg verdaddelte zwei 5 vs. 3-Powerplays und konnte sich in den 48 Schlusssekunden bei sechs gegen drei Feldspielern nur eine einzige Chance erarbeiten. Wenigstens ein paar bekannte Namen bekam ich mit Nationalspielern wie John Tripp, Kevin Lavallee oder Torschütze Gogulla, sowie Ex-Eisbär-Goalie Youri Ziffzer und ehemalige DHB-Spieler wie Tino Boos (allesamt Köln) und Sven Butenschön (Nürnberg) zu sehen.
    Nachdem Spiel schlenderte ich gelassen der S-Bahn-Station entgegen, hatte ich doch über eine Stunde Zeit um bis zum 8-S-Bahn-Minuten entfernten Hauptbahnhof zu kommen. Doch es sollte erst nach einer halben Stunde eine Bahn kommen, laut Plan. Diese kam dann nochmals 25 Minuten zu spät und so bot sich ein mitternächtlicher Bummel durch Nürnbergs Altstadt für mich an. Bis auf einige Baustellen kann die sich wirklich sehen lassen. Am nächsten Tag folgte eine Besichtigung bei Tageslicht.


    Tor: 0:1 Gogulla (37:37)
    Zuschauer: 3.802
    Strafzeiten: 12 - 20

    Samstag, 15.10. Tatort Nürnberg: 1.FC Nürnberg II – Hessen Kassel 4:1 (2:0)

    Die Löwen, nach eigener Aussage „Das beste aus Nordhessen“, kommen! Eigentlich wollte ich mal ins Auestadion im Hessischen, aber das easyCredit-Stadion lag an diesem Wochenende einfach näher. Doch im Stadion bot sich mir ein erbärmlicher Anblick bei 295 Zuschauern in einer 48.553-Mann-WM-Arena. Kassel brachte auch lediglich 100 Mann mit. Zwar gabs kein Programmheft, aber meine spontane Eingebung den Gästeblock zu wählen, wurde mit 4€ Eintritt (Regionalliga!) belohnt. Nachdem Einlass konnte ich froh sein, dass ich mich nicht ausziehen musste. Mein Rucksack wurde bis auf die Kontaktlinse genau untersucht.


    Kassel mit relativ geschlossenem Support, zu dem der Capo auch permanent mahnte. Der Vorletzte Nürnberg spielerisch besser gegen die kriselnden Kasseler. Nicolas Görtler klinkte zum 1:0 ein, der bärenstarke Sebastian Mützel erarbeitete einen Foulstrafstoß und vollstreckte selber zur 2:0-Pausenführung. Kassel offensiv zu harmlos mit wenig Durchschlagskraft und seltenen Chancen, Nürnberg hatte sogar die Möglichkeit mit einem höheren Polster in die Pause zu gehen. Dementsprechend folgte nach dem zweiten Treffer nur noch Anti-Support: Scheiß Vorstand, Trainer raus, „Wir sind Kasseler und ihr nicht“, usw.
    Kurz vor der Pause noch ein lustiges „Wünsch-dir-was“ beim Trommler deren Vertrauens, der verschiedenste Rhythmen aus seinem Repertoire zum Besten gab, das Spiel wurde unbemerkt zur Pause gepfiffen. Ich probierte den Franken-Klassiker „Drei im Weggla“, die stolze 67% des Eintrittspreises kosteten. Kuriosum am Rande: Ein Hesse probierte ernsthaft einen Kakao zu bestellen, wurde aber enttäuscht.
    Ein KSV-Anhänger klärte mich über die Missstände bei den Löwen auf: ein Trainer der zum Saisonende kam und kräftig umstrukturierte, ein Vorstand, dessen Entscheidung keine Rückendeckung von der Basis bekommt und zuletzt enttäuschende sportliche Leistungen. Dazu kommen Geldsorgen, VW ließ sich mühevoll für ein weiteres Jahr überreden, Ausgang ungewiss. Dazu musste mit Thorsten Bauer ein Urgestein gehen. Wären das noch nicht genug schlechte Nachrichten, trafen die kleinen Clubberer weiter nach belieben. Die Löwen bäumten sich kurz auf, aber Nürnberg traf: Julian Wießmeier vollstreckte im Nachsetzen und Mützel krönte seine Leistung und gefühlte 15 runtergespulte Kilometer mit einem Flachschuss an den Innenpfosten zum 4:0. Das Jens Grembowietz noch den Ehrentreffer erzielte, tat dem Frust der Gäste keinen Abbruch. Pöbeln, Fluchen und pure Verzweiflung an der Tagesordnung. Kein halbes Jahr ist vergangen zwischen den großen Aufstiegshoffnungen des KSV und der aktuellen Tristesse. Dazu kommt eine extrem eintönige Liga: bis auf Waldhof Mannheim und die Stuttgarter Kickers warten ausschließlich leere Arenen mit Reserve-Mannschaften oder belanglose Dorfclubs.


    Tore: 1:0 Görtler (22.), 2:0, 4:0 Mützel (34./FE, 58.), 3:0 Wiesmeier (54.), 4:1 Grembowietz (62.)
    Zuschauer: 295
    FCN II: Kracun, Heinloth, Kara, Ballas, Gärtner (77. Mönius), Zeitz, Fall, Görtler, Wiesmeier, Diroll, Mützel (83. Scheffer)
    KSV: Domaschke, Riske, Knipping, Grembowietz, Gerdes, Wehrendt, Murawski (68. Pforr), Metin, Nguyen (46. Wolf), Hajdarovic, Damm (67. Herpe)

    2.Halbzeit: Dergahspor Nürnberg – 1.FC Bad Kötzting 1:2 (0:1)

    Auf der Suche nach neuen Grounds hatte ich die Landesliga Mitte ins Auge gefasst. Zwei Straßen weiter, unweit der Nürnberger Messe und dem Norisring, befindet sich die „Bertolt-Brecht-Sportanlage“. Dank spätem Wieder-Anpfiff kam ich exakt pünktlich zur zweiten Hälfte beim Spielstand 0:1 aus Heimsicht, übrigens schon am 17.Spieltag(!). Nettes Stadion mit schicker Leichtathletik-Anlage und zahlreichen Sitzbänken – sicher locker 1.000 Sitzplätze. Allerdings stellten sich die meisten lieber auf die Tartanbahn direkt an den Spielfeldrand, statt sich zu setzen. Aus Bad Kötzting waren auch ein paar Zuschauer angereist, u.a. fünf Supporter, die mehr Fahnen als Leute mitgebracht hatten und deren Art mich doch etwas an Inferno Harsewinkel erinnerte. Dergahspor, feiert aktuell 30jähriges Vereinsjubiläum, ist – wen wunderts – mit türkischstämmigen Spielern gespickt. Doch der türkischangehauchte Dialekt, der über den Platz fliegt, ist in meinen Ohren teilweise besser zu verstehen als das Oberpfälzer Krakele auf der anderen Seite. Das herrenlose und von mir eroberte Programmheft hatte teilweise türkische bzw. zweisprachige Werbung, ansonsten alles ohne großen Halbmond-Einfluss nach meiner Beobachtung.
    Eine offene Partie, in der Dergah den Ausgleich durch Berkan Caglar nach einer Unaufmerksamkeit der Gästeabwehr erzielte. Das Spiel plätscherte lange vor sich hin bis zur spannenden Schlussphase. Beide Teams spielten voll auf Sieg und Kötzting hatte es auf dem Fuß: ein schnell ausgeführter Freistoß landet bei Martin Psohlavec, der sich die Ecke aussuchen kann und sich für den Torwart Türgay Karali entscheidet. In der zweiten und letzten Minute der Nachspielzeit erhält Kötzting nochmal Ecke: keiner fühlt sich für Johannes Aschenbrenner verantwortlich, der am umherfliegenden Torwart und Trainer in Personalunion vorbei ins Tor trifft. Anschließend ließen sich die Gäste von ihren fünf lautstarken Anhängern gebührend feiern.


    Tore: 0:1, 0:2 Psohlavec (19./90.+2), 1:2 Caglar (54.)
    Zuschauer: ca. 120
    Dergah: Karali, Turan, Ali (13. A. Bilici), Özalp, Drescher, Zander, Calisir, Jasarevic (80. Köseoglu), Bölük, Achmet, Caglar (82. Aboagye)
    FCK: Mulac, Frisch, Velkoborsky, Süß, Aschenbrenner, Noe, Stoilov (58. Lex), Psohlavec, Herzog, Prancl, Faschingbauer (83. Liebl)


    Mich zog es wieder in Nürnbergs City zum Bier mit zwei weiteren Exil-Ossis, beide aus dem Raum Halle. Und so erlebte der irische Pub am Rande des pulsierenden Nachtlebens seinen ersten kleinen Ossi-Stammtisch.


    Sonntag, 16.10. Tatort Fürth: SpVgg Greuther Fürth – FC Erzgebirge Aue 2:0 (1:0)
    Wieder einmal führte der Weg über Nürnberg, doch dieses mal ging es weiter mit der U-Bahn zum Spitzenreiter der 2.Bundesliga. Mit dem Bus ging es zur Trolli-Arena. Für die Partie stand der Entschluss zum Gästeblock längst fest, schließlich liegt mir das Sächsische eher als das Fränkische. Und als kleines Sahnehäubchen konnte ich mal wieder ex-HFCer Adli Lachheb, im Dienste des FCE, unter die Lupe nehmen. Das Stadion, Witze über den Namen sind selbst mir zu flach, sieht ein bisschen so aus als wäre jede Tribüne in einem anderen Jahrzehnt entstanden und irgendwie nebeneinander gestellt.
    Die Partie nahm aus Auer Sicht eine ganz bittere Entwicklung denn die Veilchen spielten frech mit und waren mindestens ebenbürtig. Beide Teams erarbeiteten sich zwar nicht gerade ein Chancenfestival, aber trotzdem war es bitter als die Kleeblätter mit einem satten Schuss von Milorad Pekovic in Führung gingen. Doppelt bitter für die Holzmichl, drei Minuten vorher hatte es Jan Hochscheidt nach üblen Foul entschärft – das Tor fiel während der Fürther Überzahl bevor Aue mit Mike Könneke ergänzen konnte.
    Die Fanunterstützung war auf beiden Seiten solide, wenn auch nicht besonders herausragend. Aus Aue waren mindestens 2.000 Fans angereist (im Block schwer zu schätzen), davon einige wieder mit skurilen Kopfbedeckungen vom Helm über einen Spitzhut zur Stoff-Kuh war alles dabei. In der zweiten Hälfte gab es keine großen Veränderungen auf und neben dem Spielfeld, Aues Unterstützung ungebrochen, auch das 2:0 durch Sercan Sararer schien für die Gästefans kein Beinbruch zu sein – immerhin war man sich sicher: „Ihr steigt niemals auf!“
    Wismut versiebte auch in der zweiten Hälfte die sich bietenden Möglichkeiten, schoss teilweise aus Nahdistanz Max Grün im Kleeblatt-Tor ab. Im Endeffekt präsentierte sich Fürth abgebrüht wie man es von einem Spitzenreiter erwartet, auch wenn wenig spielerischer Glanz beim Heimsieg dabei war. Für mich ging es im bereitgestellten Bus mit den Lila-Weißen zurück zum Nürnberger Hauptbahnhof und abschließend heimwärts in die verschlafenen Wälder der fränkischen Schweiz.


    Tore: 1:0 Pekovic (41.), 2:0 Sararer (58.)
    Zuschauer: 10.560
    SpVgg: Grün - Nehrig, Kleine, Mavraj, Schmidtgal - Sararer, Pekovic (85. Rahn), Prib, Schröck (87. Pektürk) - Occean, Nöthe (80. Schahin)
    FCE: Männel - Fabian Müller, Lachheb, Paulus, Klingbeil - Hensel, Schröder - Hochscheidt (42. Könnecke), Tobias Kempe (73. Enrico Kern), Kocer (64. Cappek) - König


    Fazit: Nürnberg als Stadt machte einen sehr guten Eindruck und versprüht mehr als den üblichen fränkischen provinziellen Charme. Basketball&Eishockey sind außerhalb Bambergs aber zum Vergessen und beim Fußball siegten ausgerechnet Falschen. Die schönste Beschreibung von Fürth und deren Einwohner gab ein Sachse: „Das sind doch die ganzen Nürnberger, die keiner haben wollte.“

    R.I.P. Fußball: TeBe Berlin, SSV Reutlingen, Eintr. Bamberg, RW Essen, Bonner SC, Waldhof Mannheim, SpVgg Weiden, SSV Ulm, 1.FC Kleve, LR Ahlen, Sa. Leipzig, Germania Windeck, TuS Koblenz, VfL Kirchheim, Borea Dresden, GW Wolfen, Türkiyemspor, Kickers Emden, 1.FC Gera, Eintr. Nordhorn, RW Kemberg, Germania Schöneiche, VfB Lübeck, OFC Kickers, Wuppertaler SV, FC Oberneuland, MSV Duisburg... [to be continued]

  • .... wie heisst der Eishockeyverein aus Bamberg und in welcher Liga spielen die :gruebel:


    Och Klugscheißer. ;)
    Was man aber so von den Brose Baskets hört und liest, beeindruckt schon. 4.500 Dauerkarten weg, jedes mal ein volles Haus mit bestem deutschen Basketball. Vielleicht schaff ich es im Winter mal ein paar Karten zu ergattern.


    Anbei mein "Arbeitsnachweis" vom Wochenende.


    R.I.P. Fußball: TeBe Berlin, SSV Reutlingen, Eintr. Bamberg, RW Essen, Bonner SC, Waldhof Mannheim, SpVgg Weiden, SSV Ulm, 1.FC Kleve, LR Ahlen, Sa. Leipzig, Germania Windeck, TuS Koblenz, VfL Kirchheim, Borea Dresden, GW Wolfen, Türkiyemspor, Kickers Emden, 1.FC Gera, Eintr. Nordhorn, RW Kemberg, Germania Schöneiche, VfB Lübeck, OFC Kickers, Wuppertaler SV, FC Oberneuland, MSV Duisburg... [to be continued]