Das Örtchen Irgendwo im Freistaat Weitfortistan liegt beschaulich zwischen den Gemeinden Hastenichgesehn und Weestdudochnich. Komisch, dass da nicht jeder hinmöchte. Ich und weitere 90 Leute aus den CoolK-Reisen wollten jedenfalls sehr gern dieses sächsische Kleinod mit dem schönen Stadion an der Gellertstraße besuchen, aber das Busunternehmen machte diesem Vorhaben fast einen Strich durch die Rechnung. Wenige Stunden vor der anvisierten Abfahrt um 14 Uhr erreichte mich der Anruf eines Freundes: „Das eine Busunternehmen hat abgesagt, zwei Busse fallen aus“. Begründet wurde dies mit fadenscheinigen Erklärungen alá „Bei der letzten Fahrt von Euch nach Cottbus musste unser Unternehmen 1000 Euro Strafe bezahlen.“ Dabei weiß doch jeder, dass es sich dabei nur um die skandalöse Fahrt zum Ligaspiel in Mönchengladbach im August handeln konnte. Was ich vorerst noch als schlechten Scherz zur Morgenstund hielt, entpuppte sich mit dem nächsten Anruf des Vereinspräsidenten als Gewissheit, denn der hatte auch kein Gold im Mund, als er scheinheilig fragte: „Na Oese, wie kommst Du nach Karl Marx Stadt? Mein Auto ist jedenfalls voll“. Panik machte sich breit, CoolK-Reisen führte Dutzende Gespräche und zu guter Letzt waren genügend Kleinbusse und PKW organisiert, so dass alle Reisewilligen doch noch einen Platz nach Süden ergattern konnten. An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an den SC Potsdam, die Autovermietung Sixt in Babelsberg sowie die Personen, die ihre Autos zur Verfügung stellten. Eine Glanzleistung in kürzester Zeit. Frohen Mutes ging es auf die Autobahn, als Treffpunkt wurde Hainichen auserwählt, von dort sollte uns eine Schutzmanneinheit auf Rädern sicher durch Chemnitz an der Chemnitz geleiten. Dieser Geleitschutz hielt auch ca. 5 Kilometer an, ab Chemnitz Ost war jeder Wagen mehr oder weniger auf sich gestellt. Mein Gefährt hängte sich an die Stoßstange eines Stehplatz Ermäßigt Mitglieds, welcher uns erstmal die Sehenswürdigkeiten der Erzgebirgsbeckenstadt näher brachte, uns gleichzeitig aber auch weiter weg vom Stadion führte. Nach etlichen Wendemanövern erreichten wir gerade noch rechtzeitig den für uns reservierten Parkplatz. Fünf Euro und eine freundliche Leibesvisitation später betrat ich das für meinen Geschmack zweitschönste Stadion der Liga. Schade, dass der DFB hier aufgrund von Auflagen keinen Profifußball mehr gestatten will, ein Neubau ist in Planung.
Trainer Demuth brachte zur Überraschung einiger Daniel Zacher für Kapitän Marian Unger, dessen Kapitänsbinde erhielt Dominik Stroh-Engel. Auch der alte Sachse Ronny Surma durfte für Matthias Kühne aufs Feld. Nulldrei begann forsch, machte das Spiel und beherrschte Ball und Gegner…für genau fünf Minuten: nach Pass von Makarenko kann Kauffmann bereits zum vierten Mal in dieser Saison einnetzen. Daraufhin egalisierten sich beide Mannschaften, Chemnitz erhöhte allerdings stetig langsam den Druck. Nach Ecke von Garbuschewsky kommt dieser erneut an den Ball, verzieht aber glücklicherweise (12.); kurz darauf verfehlen Tüting und Dobry eine scharf hereingebrachte Flanke nur knapp. Nulldrei nur noch mit gelegentlichen Vorstößen, Chemnitz spielte ein recht ansehnliches Pressing und kam folgerichtig zu Möglichkeiten - Dobrys Schuß geht knapp über die Torlatte, Zacher pariert Tütings Versuch sehenswert (34.). Nur noch eine wirkliche Gelegenheit für Babelsberg in der ersten Hälfte oder ich kann es vorweg nehmen, des Spiels, verzeichnet der Berichtschreiber nach etwas mehr als vierzig Minuten: ein Konter über drei Viertel des Feldes kann Müller aber nicht konzentriert genug zu Ende spielen, Chemnitz klärt in Bedrängnis.
Mit Ach und Krach rettete sich unsere Equipe in die Halbzeitpause, außer Evluskin, für ihn kam Morack. Auch Gerd Schädlich brachte frische Kräfte für seinen Fußballclub, der sofort die Zügel anzog. Keine drei Minuten waren absolviert, da schellte es in Zachers Kasten, Rudi hatte es sich mit einem Klingelstreich bei seinem eigenen Mann verscherzt (48.). Wo ist denn dieser „LEO“, wenn man ihn mal braucht? Babelsberg komplett von der Rolle, kein Angriff wollte mehr gelingen. Den Schuss von Lemke kurz nach seiner Einwechslung muss ich erwähnen (ging fünf Meter rechts vorbei), sonst wäre der Bericht in der zweiten Hälfte ohne Babelsberger Beteiligung. Anders die Heimelf, die beherzt nach vorne spielte. In Minute 61 war es dann soweit – eine kurze Ecke von Aydemir flankt Schlosser auf Wilke, Zacher fliegt am Ball vorbei und drin ist das Leder. Und schon wieder tränten mir die Ohren und schmerzten die Augen, erneut knarzte die Torhymne aus den Lauttröten. Nur kurze Zeit später wäre es endgültig um mein Trommelfell geschehen, aber Schiri Kunzmann hatte ein Einsehen und entschied auf Abseits beim Tor von Hörnig. Die letzten dreißig Minuten sind schnell erzählt, ich stand in der Schlange am Getränke- und Imbisskiosk und kam pünktlich zum Abpfiff dran. Chemnitz agierte in dieser Zeit überlegen und druckvoll, Babelsberg nicht. So war ich dann auch mehr als erleichtert, als dann endlich abgepfiffen wurde. Nochmal zehn Minuten an dem liebevoll drapierten Dixikloquartett verweilt, bis es dann im grellen Licht des grünen Polizeiflutlichtwagens in den Kleinbus ging (Überlegung meinerseits: vier dieser LKW’s könnte sich der SV Babelsberg doch für das Karli anmieten).
Die Rückfahrt gestaltete sich zäh über Dresden und Freienhufener Eck Ost, wo mir von meinem Mitfahrer Hubi (welcher zwar ein superniegelnagelneues Smartphone besitzt, bei jedem Anruf aber Hilfe braucht, um diesen entgegenzunehmen), erklärt wurde, das alle Trucker in Holzpantinen fahren. Nachdem Chrischan ohne Hilfe trotz seines „Wo ist Macgyver?“ – Hilferufs die Verpackung eines Ferkelmatschkonglomerats geöffnet hatte , erreichten wir Babelsberg noch kurz vor der Sperrstunde.
Was bleibt ist Ernüchterung und die Hoffnung auf sofortige Besserung. Samstag gegen Oberhausen wäre ein guter Zeitpunkt.
CFC: Pentke – Stenzel, Wachsmuth, Wilke, Schaschko (46. Birk) – Sträßer, Hörnig – Garbuschewski, Tüting (46. Schlosser), Aydemir (90. Peßolat) - Dobry
Nulldrei: Zacher – Rudolph, Grossert, Surma, Igwe – Prochnow, Evluskin (46. Morack) – Kauffmann (71. Hollwitz), Makarenko – Müller (56. Lemke)
Tore: 0:1 Kauffmann (5.), 1:1 Rudolph (48. ET), 2:1 Wilke (65.)
Gelbe Karten: Aydemir/Igwe (5., gesperrt)
Nulldreier_innen: ca. 375
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