Die angekündigte Busabfahrt um 6 Uhr zug sofort das Genöle meiner Bekannten und Freunde nach sich. Einem Frühaufsteher wie mir ist diese Zeit ja schnuppe, aber anderen Menschen kennen einstellige Aufstehzeiten anscheinend nicht. Zum Glück kenne ich ja lepetits Angetraute, die mir ihren PKW der „Ente voll – Hauskrankenpflege Ewald“ zur Verfügung stellte. Vollbepackt mit tollen Sachen, die das Leben schöner machen, ging es hinein ins Weekendfeeling auf die Autobahn. Es wurde des Öfteren der Satellit befragt und dann stand es da: 570 km bis zum Grünwalder Stadion. Selbstverständlich durfte der Stop an der Raststätte Rodaborn nicht fehlen, wo man die leckere Wurst noch über den Zaun serviert bekommt. Nach einem Fahrerwechsel ging es wieder auf die A9 und es wurden eifrig die Flugzeugkarten gewetzt: „Flughöhe 15.500 STICHT“ wird mir wohl noch lange im Kopf bleiben. Ich wollte noch an der ein oder anderen Autobahnkirche ein paar Rosenkränze für den Punktgewinn in München beten, aber meine heidnischen Mitfahrer hatten dafür kein Verständnis. Plötzlich tauchte er dann vor uns auf…der rote Lieferwagen mit der Aufschrift „Mobile Fussballschule Uwe Bein“. Na der wird doch nicht……doch, natürlich wird er…der geniale Mittelfeldspieler und Weltmeister von 1990 saß am Steuer und grüßte fröhlich zu uns rüber. Meine reizende Karlichartsassistentin war völlig aus dem Häuschen: „Uwe Beiiiiin….wow…..Uwe Beiiiiin…unglaublich...Uwe Beiiiiin...was macht eigentlich Uwe Bein? “…so ging es minutenlang bis sie dann vor uns lag: die bajuwarische Landeshauptstadt. Durch München Bogenhausen („Hier siehts aus wie in Leipzig“ – „Ja, das liegt am Wetter“) erreichte man nahezu pünktlich das Grünwalder Stadion, welches eine ähnlich katastrophale Parkplatzsituation wie das noch hübschere Karl-Liebknecht-Stadion hat. Nachdem auch noch eine Ordnerin zum Abtasten des Uwe Beiiiiin – Groupies gefunden wurde, konnte man in den Block, wo sich ca. 80 unverdrossene Nulldreier eingefunden hatten.
[Blockierte Grafik: http://www.babelsberg03.de/cms/cms_img/cms_spielbericht_1011/1011_muenchen_aw1.jpg]
Nach einer kurzen Begrüßung richtete ich meinen Blick aufs Spielfeld und sah, dass Trainer Demuth unsere Truppe nach der Haching-Klatsche ordentlich umgestellt hatte. Bei den Bayern-Bubis stand der Championsleagueerfahrene Diego Contento in der Startelf. Die Münchner begannen ballsicher und hielten den Ball lange in ihren Reihen, die Babelsberger konnte oftmals nur hinterherschauen, wie sicher das Leder zwischen den Füßen hin und her geschoben wurde. Torchancen waren allerdings Mangelware bzw. waren nicht vorhanden. Die Heimfans machten mittels Trompete ordentlich Dampf, aber auch das brachte ihr Team nicht entscheidend vor das Tor von Marian Unger. So plätscherte die Halbzeit vor sich hin, ohne das eine Szene sonderlich erwähnenswert war.
[Blockierte Grafik: http://www.babelsberg03.de/cms/cms_img/cms_spielbericht_1011/1011_muenchen_aw2.jpg]
Halbzeit Zwei begann allerdings mit einem Paukenschlag; das bayrische Urgestein Hermann Gerland brachte mit Lewicki und dem bald Mainzer Yilmaz frische Kräfte und dies sollte sich auszahlen. Hatte Unger in der 47. Minute noch Dusel, als eine Yilmaz-Flanke den Kopf von Wohlfahrt fand, dieser aber knapp über die Torlatte köpfte, war es drei Minuten später geschehen. Wieder war es ein Standard, der Babelsberg in Rückstand brachte. Contento schlägt den ruhenden Ball in den Strafraum und wieder ist Wohlfahrt nicht gut genug von Oumari gedeckt und verlängert mit dem Hinterkopf unhaltbar ins Netz (50.). Was für eine Ernüchterung. Mit der Führung im Rücken spielten die Münchner befreiter auf, Babelsberg gelang wenig. Erst in der 62. Minute die erste Chance für 03: Geir Andre Herrem, fünf Minuten vorher für Hebisch eingewechselt ,gut in Szene gesetzt von Stroh-Engel, legt sich den Ball im Strafraum gut zurecht, lässt noch einen Gegenspieler aussteigen, aber Riedmüller ist zur Stelle und klärt mit Glanzparade. München konterte darauf mit guten Aktionen von Leist, Boy Deul und Yilmaz, 03 blieb mit Glück noch im Spiel. Demuth reagierte erneut und brachte Müller und Makarenko in der 78. Die sollte sich sofort auszahlen – ein langer Ball wird von Herrem mit dem Kopf verlängert und unser Ukrainer steht da, wo ein Knippser zu stehen hat und netzt von halblinks mit seinem ersten Ballkontakt ein (79.). Das erste Stimmband riss beim folgenden Jubel. Nulldrei spielte nun forsch auf, plötzlich war der Wille, diese Spiel zudrehen, nahezu greifbar. Müller probierte es mit einem Schuss, der allerdings am Außenetz landete. Auf der Gegenseite schoß Janjatovic Jovanovic Zentimter vor der Strafraumgrenze an die Hand, Schiri Dittrich entschied auf Weiterspielen…knifflig (91.). Und dann brach sie an, die dritte Minute der Nachspielzeit. Ein Münchner Spieler wurde grad am Spielfeldrand behandelt und der Thalia-Chef neben mir sprach mit einer Torkommtkippe die Worte „jetzt die Chance nutzen, jetz sindse zu zehnt“. Dominik Stroh-Engel und Guido Kocer müssen die besten Ohren der Welt haben, denn sie taten genau das….die konterten den Tabellenletzten gnadenlos aus. Den Traumpass von der rechten Seite in Uwe Beiiiin-Manier vollstreckte Guido mit allerletzer Kraft. Das zweite Stimmband riss. Danke Nulldrei!
[Blockierte Grafik: http://www.babelsberg03.de/cms/cms_img/cms_spielbericht_1011/1011_muenchen_aw3.jpg]
Zusammen wurde am und auf dem Zaun gefeiert, das ein oder andere Getränk noch im Supermark besorgt und mit bester Laune und endlich wieder überm Strich ging es auf die lange Heimfahrt in die schönste Stadt zwischen Werder und Kleinmachnow, natürlich mit schönen Melodien auf den Lippen..."wie Amateure, wie Amateure, ich mach die Säge, Bayern hat verloren."
FC Bayern II: Riedmüller - Dombrowka, Leist, Kurz, Contento - Erb (83. Janjatovic), Jüllich (46. Lewicki) - Deul, Alvarez (46. Yilmaz), Sansone - Wohlfarth
SV Babelsberg 03 Unger - Jovanovic, Schütz, Oumari, Rudolph - Civa (78. Mararenko), Prochnow - Kocer, Stroh-Engel, Koc (78. Müller) - Hebisch (57. Herrem)
Schiedsrichter: Dittrich (Bremen)
Nulldreier: ca. 80
Tore: 1:0 Wohlfarth (50.), 1:1 Makarenko (78.), 1:2 Kocer (90.+3)
Gelbe Karten: - / Makarenko, Müller
Besucher: 1.022