• Wie gehen die Vereine im Nordosten heute mit Ihren Traditionen um?
    Beziehen sich heutige Vereinsnamen auch auf die richtigen Vorgänger?


    Im Nordosten dieser Republik ist die Historie der Vereine recht verworren:


    Beispiele:
    1. Dresdner SC: 1898 gegründet - 1945 aufgelöst - heute wieder Dresdner SC ???? Legitim?
    2. Hansa Rostock: 1954 SC Empor Rostock - kein Vorgänger in Rostock?
    3. Sachsen Leipzig: Wer ist hier der Vorgänger: Tura? Chemie Böhlen? SG Leutsch?
    4. VfB Leipzig: Hat der heutige VfB Leipzig noch was dem VfB Leipzig (Deutscher Meister 1903, 1906 und 1913) zu tun?
    5. Cottus/Briske-Senftenberg?
    und und und....


    Dazu bitte mal Meinungen/Beiträge/Anregungen etc....

  • Zitat

    Original von Marc 04
    Beispiele:
    1. Dresdner SC: 1898 gegründet - 1945 aufgelöst - heute wieder Dresdner SC ???? Legitim?


    Dazu bitte mal Meinungen/Beiträge/Anregungen etc....


    So dazu von mir. Viele DSCer sind zwar anderer Meinung aber ich bin der Meinung der heutige DSCF98 hat nur bedingt mit dem alten DSC zu tun. Er versucht aber die Tradition dieses alten guten Vereins nicht ins Vergessen verschwinden zu lassen.


    Hier mal die Geschichte und Umbenennungen vom DSC:



    Quelle: DresdnerSC.de


    cu Mario

    Alles schwarz,ich kann nicht sehen,ich kann die Welt nicht mehr verstehen.Der Mond reißt mir die Augen aus,ich bin gefangen und ich komm' nicht raus.

  • 3. Sachsen Leipzig: Wer ist hier der Vorgänger: Tura? Chemie Böhlen? SG Leutsch?



    1989/1990 DDR-Liga Staffel B


    1. Chemie Böhlen (Aufsteiger in die Oberliga)
    2. Chemie Leipzig


    Chemie Böhlen und Chemie Leipzig fusionieren am Ende der Saison zum FC Sachsen Leipzig, 1990/1991 spiet der FC Sachsen Leipzig in der Oberliga Nordost und belegt nach 26 Spielen Platz 12 von insgesamt 14 Mannschaften

    • Unión Deportiva Las Palmas S.A.D - "!! Arriba D'ellos !! Pio-Pio !!" •

  • "Beziehen sich heutige Vereinsnamen auch auf die richtigen Vorgänger?"


    Zum größten Teil sollte das noch nachvollziehbar sein. Gerade nach dem Krieg war wohl jeder Verein gezwungen, sich umzubenennen oder neu zu gründen.


    Es enstanden solche :freude: Vereinsnamen wie:
    "Empor", Vorwärts", "Lok" "Aufbau", "Dynamo", "Stahl". "Chemie" oder auch "Traktor"
    - nach dem jeweiligen "Sponsor" z.B. Vorwärts=Armee oder Lok=Reichsbahn usw.


    z.B. wurde damals aus Fortuna Halberstadt - Germania 1900 Halberstadt (Gauliga Harz), nach dem Krieg dann wurde daraus Lok/Vorwärts Halberstadt, später dann nur noch Lok Halberstadt und jetzt gibt es wieder den VfB Germania Halberstadt.


    Kurios, mittlerweile gibt es auch Fortuna Halberstadt, die aber mit dem Verein, der sich vor 100 Jahren gegründet hat, nichts zu tun hat.

  • Also Hansa Roschtock hat definitiv nichts mit Rostock zu tun! Wie jeder weiß wurde die Obrligamannschaft der BSG Emor Lauter (wegen zu vieler OL-Mannschaften auf engem Raum: Aue, Zwickau.. und zu wenig richtigem Fußball an der Ostseeküste) auf Parteigeheiß an die Ostsee ins neuerschaffene Ostseestadion, daß bis dato nur Länderspiele und Feldhandball sah, delegiert.


    IN ROSTOCK GIBTS NUR EIN VEREIN - R F C ! (Rostocker FC von 1895)

  • @ gregor: Klar kennt wahrscheinlich jeder die eigenartig Parteimarotten, Vorwärts Frankfurt hat ja ein ähnliches Schicksal wie z.B. die Rostocker. Nur identifizieren sich mittlerweile viele Menschen von der Küste mit dem FC Hansa, und von daher gehört er definitiv nach Rostock. Mittlerweile ist er dort etabliert. Was will man auch machen... Jeder Verein, der in seiner Stadt Fanpotential hat, hat meiner Meinung nach auch seine Berechtigung und auch Tradition.

  • Zum Thema Sachsen Leipzig:
    30.08.1899 - Gründung von Britannia 1899 Leipzig
    19.12.1919 - Fusion von Britannia 1899 und Hertha 05 zum Leipziger Sportverein 1899
    1938 - unter dem Druck der Nationalsozialisten findet eine Zwangsfusion mit dem 1932 gegründeten (und ab 1933 in Leutzsch spielenden) SV Tura 1932 statt. Der Verein hieß nun Tura 1899 Leipzig.
    1945 - Der Nachfolger von Tura 1899 Leipzig wird die SG Leutzsch.
    21.03.1949 - Fusionieren die SG Leutzsch, Böhlitz-Ehrenberg, Lindenau-Aue, Leipzig-Mitte und Lindenau-Hafen zur ZSG Industrie Leipzig.
    16.08.1950 - Umbenennung in BSG Chemie Leipzig.
    Es folgten 1990 die Umbennung in FC Grün-Weiß Leipzig und die Fusion mit Chemie Böhlen zum FC Sachsen. Diese Fusion hatte aber nur den Zweck, das Aufstiegsrecht der Böhlener in dioe Oberliga in Anspruch zu nehmen.


    Die Tradition ist eindeutig die, dass der Verein (unter welchem Namen auch immer) stets im Leipziger Westen beheimatet war und seit 1933 im heutigen Alfred-Kunze-Sportpark spielt (wenn man nicht gerade aus Kapazitätsgründen oder wegen Plartzsperren umziehen mußte).


    Ähnlich verhält es sich im Leipziger Osten, wo der VfB (oder auch SC Leipzig oder 1.FC Lok) sein zuhause hat und schon seit ewigen Zeiten im Bruno-Plache-Stadion spielt.

  • Zitat

    Original von BRB-Jörg
    mk2001dresden : Grad zwischen 1950 und 1990 wäre es interessant. Du weißt sicherlich daß es Diskussionen gibt ob der DSC von heute mit dem von damals noch was zu tun hat. Habe mir das mal von einem Dynamo erklären lassen - der meinte eindeutig nein. Wüßte gerne mal Deine Sichtweise. Das Thema interessiert mich...


    von meiner Sichtweise gibt es in der ehemaligen DDR kein Verein der sich auf seinen alten Verein berufen kann. Ist zwar eine extreme Sichtweise aber dies ist nunmal so. Wenn man aber sagt das Tura der Vorgänger von Sachsen Leipzig ist oder VfB Leipzig mit dem alten VfB Leipzig zu tun hat dann ist auch der neue DSC der Nachfolgeverein und hat dementsprechend diese Tradition verdient.
    cu Mario

    Alles schwarz,ich kann nicht sehen,ich kann die Welt nicht mehr verstehen.Der Mond reißt mir die Augen aus,ich bin gefangen und ich komm' nicht raus.

  • @ mk2001 : Das versteh ich schon. Mich würde nur interessieren worauf sich begründet, daß der heutige DSC der Nachfolgeverein der 1950 aufgelösten SG Friedrichstadt ist. Also warum nun eher Mickten als Empor Tabak. Soll gar keine Pöbelei sein, frage einfach nur aus Interesse.

  • Zitat

    Original von BRB-Jörg
    @ mk2001 : Das versteh ich schon. Mich würde nur interessieren worauf sich begründet, daß der heutige DSC der Nachfolgeverein der 1950 aufgelösten SG Friedrichstadt ist. Also warum nun eher Mickten als Empor Tabak. Soll gar keine Pöbelei sein, frage einfach nur aus Interesse.


    Das hier als Antwort:

    Zitat

    1950
    der Rest der ehemaligen SGF schließt sich nicht wie von der DDR gefordert Tabak Dresden sondern der SG Dresden-Mickten an

    die Spieler haben damals aus Protest zu Mickten gewechselt.
    und dies dann noch:

    Zitat

    bis 1990
    Geschichtlich folgen Jahrzehnte ohne die Namen Dresdner SC und SG Friedrichstadt -lediglich einige Vereine führen über die ehemaligen Spieler des legendären DSC eine traditionelle Linie zum heutigen DSC Fußball 98

    Quelle steht oben
    Ich hoffe dir geholfen zu haben.
    cu Mario

    Alles schwarz,ich kann nicht sehen,ich kann die Welt nicht mehr verstehen.Der Mond reißt mir die Augen aus,ich bin gefangen und ich komm' nicht raus.

  • @marc04 ... da meint wohl einer er gehört zu den großen Traditionsreichen im Lande?!??


    Das mit den Vereinen haben wir ja in irgend einem andere Forum schon mal durchgekaut.... "Alliiertes Kontrollgesetz"
    Ich persöhnlich komm ursprünglich vom Dorf, da is eben die Fußballtradition an sich ausschlaggebend nich der Name, der hat sich auch öffters geändert (TV, Fortschritt, TSV). Sicher in´ner Stadt gibts mehrere Vereine, da ist das was anderes, wegen Stadtteile u.s.w.. Aber grad bei uns ist das quasi auch drunter und drüber gegangen: Die erste offizielle erwähnung eines Zittauer Fußballclubs war am 5.08.1909. Vorm Krieg gabs teilweise 7 Clubs gleichzeitig in Zittau, aber der Ursprung war in der Weinau, der heutigen Heimstätte des VfB. Alle anderen Sportplätze wurden danach aufgrund der vielen Vereine geschaffen. Währen der DDR-Zeit wurde wie überall hin- & herdeligiert, erst Fortschritt, dann Lok und später übernahm Motor RoBuR den Bezirksligastartplatz. 1990 nannte sich RoBuR in VfB Zittau um. Den Namen VfB gab es auch schon bis 1925, welcher aber nicht Fußball sondern Faustball spielte. Des weitern gibt es heute noch den Zittauer SV, welcher aus Kraftverkehr hervorging und im Westpark bzw. auf der Kantstraße (ehm. Kaserne) spielt und der ESV Lok Zittau auf dem Kummersberg.

  • also die geschichte von einigen vereinen der DDR zu folgen ist echt nich einfach. es gab ja ständig neue namen und auch zwangsumzüge in andere städte. ich denke sobald ein verein in eine andere stadt umzieht verliert er eigentlich seine ganze tradition (wie z.b. schon erwähnt rostock und frankfurt/oder). nach so nem umzug kann ein verein einfach nich mehr der selbe sein.

    Zitat

    Dresdner SC: 1898 gegründet - 1945 aufgelöst - heute wieder Dresdner SC ???? Legitim?


    also das finde ich auf jeden fall legitim. damals lief es für den DSC ziemlich bescheiden mit der zwangsauflösung und so. aber nachfolgevereine gab es doch immer. warum soll sich der heutige DSC denn nich auf seine (damals verbotene) tradition berufen und sich nich so nennen.
    sicherlich hat der verein nich so viel mit dem DSC von damals zu tun, aber es is schleßlich noch dieser verein...!!!!
    mein verein heißt jetzt auch wieder wie er vor dem 2. weltkrieg hieß (SV99). warum aber auch nich. der verein spielte immer in merseburg und ist immer derselbe verein geblieben. in der DDR hießen dann eben alle anders (wie ebenfalls schon erwähnt motor,...nach ihren trägern)
    warum sollen sich die verein aber dann nich auf ihre alten namen und ihre damit verbundene tradition berufen...???

  • Zitat

    @marc04 ... da meint wohl einer er gehört zu den großen Traditionsreichen im Lande?!??


    Bruno: Ich habe die Frage bewußt auf die Vereine der ehemaligen DDR bezogen! Die Westclubs möchte ich hier nicht debattieren, da kenne ich mich einigermaßen aus...im "Osten" weniger.
    Aber natürlich würde ich auch in diese Diskussion eintreten - an anderer Stelle!

  • Die "Tradition" (hust-hust) des heutigen FC Hansa Rostock begann im November 1954 mit der Gründung des SC Empor Rostock. (Maßgebliches Element hierbei wr die Umsetzung der 1. Mannschaft von Empor Lauter an die Ostseeküste.) Für die Zeit davor ist keine Tradition vorhanden, die Hansa für sich beanspruchen könnte. Der SC Empor wurde in Rostock neu gegründet - zumindest fußballerisch gab es damals in der Stadt keine Fusions- oder Umbenennungsarien. Und da die BSG Empor Lauter ja weiter bestehen blieb, blieb ihre Tradition im Erzgebirge und zog nicht mit um. Was in Lauter allerdings verlorenging, waren der Startplatz in der Oberliga, 11 Spieler der 1. Mannschaft, der Cheftrainer und 8 Spielwertungen in der Ewigen Tabelle der Oberliga.


    Trotzdem gibt es nun mal diese denkwürdige Verbindung, auch wenn sich der Hansa-Vorstand wohl leider nicht damit anfreunden will. Mit Tradition hat man es nicht so, man beachte die zwar politisch-korrekten, aber geradezu provokanten "since 1965"-Audrucke auf diversen Fanartikeln oder die dilettantische Aktion "10 Jahre 1. Liga" vor Beginn der diesjährigen Spielzeit.


    Was den ehemaligen FC Vorwärts Frankfurt betrifft, so sieht die Sache IMHO etwas anders aus, da hier ja der komplette Klub aus Berlin verlegt wurde, nicht bloß "ein paar" Spieler. Vorwärts Berlin gab's anschließend nicht mehr. Somit sehe ich die FCV-Tradition durchaus auch in Berlin bzw. sogar schon bei Vorwärts KVP Leipzig.


    Irgendwie habe ich allerdings den Eindruck, daß das Thema "Tradition" vor allem dann hervorgekramt (und teilweise wohl auch herbeikonstruiert) wird, wenn es sportlich mies läuft und "Tradition" als Rettungsanker ausgeworfen wird.


    Im übrigen kann sich von mir aus jeder Verein eine Tradition aneignen, auf die kein anderer Anspruch erhebt. Ich habe also kein Problem damit, daß der heutige DSC der Nachfolger des alten DSC oder der heutige VfB Leipzig der Nachfolger des alten VfB Leipzig sein sollen, auch wenn sie es, streng genommmen, nicht sind. Bei Sachsen Leipzig und ihrer (allerdings zurückhaltenden) Berufung auf Tura 99 gibt es wohl einen lokalen Konkurrenten (Nordwest Leipzig?) - da klingt die Sache natürlich weniger überzeugend.


    Kurzum, wenn sich eine Tradition über den Sportplatz oder über irgendwelche Spieler oder Funktionäre herleiten läßt, sollen die heutigen Vereine von mir aus die Nachfolger der gleichnamigen alten sein. Doch leider ist in der der DDR zuviel kaputtgemacht worden, als daß die Vorkriegstradition eines Vereins heute bei der Mehrzahl der Leute positive Emotionen hervorruft.

    Wie der Wind auch weht, wie die Dünung geht, unsre Kogge liegt gut in der See!

  • Ob die Neugründungen sich auf die Tradition des alten Vereins beziehen ist wohl Glaubenssache. Einen Verein, der 40 Jahre tot war, wieder zum Leben zu erwecken ist für mich eine Neugründung, es sei denn der Verein hat unter anderem Namen weitergelebt. War das beim DSC so?
    Mir ist das relativ egal, aber bei der Sponsorensuche kann es ganz hilfreich sein, einen klangvollen Namen zu haben oder sich auf irgendwelche früheren Erfolge berufen zu können.
    Ohne Erfog nützt der Name wenig...

  • wirklich beziehen tut man sich bei stahl auf die tradition seit 1950, z.t. noch auf die jahre zwischen 2. weltkrieg und 1950. im jahre 1950 ging aus der sg brandenburg-west die bsg stahl brandenburg hervor, danach gab es bis 1993 keine umbenennungen mehr.
    irgendwelche künstlichen tradtionslinien zu der zeit vor dem 2. weltkrieg hat man bei stahl nie versucht herzustellen, auch wenn bereits früher im westen der stadt gespielt wurde und sich sicherlich irgendwo überschneidungen aus ex-mitgliedern aufgelöster vereine und der vereins-neugründung hätten finden lassen.
    ich finde es bei den allermeisten vereinen einfach falsch, daß sie sich seit 12-13 jahren wieder auf die "alten" vereine beziehen. der bezug zum alten verein wurde jahrelang in keinster weise kenntlich gemacht, meistens war er nicht einmal bekannt - und oft genug sicherlich nicht einmal tatsächlich vorhanden. wenn man zu ddr-zeiten mit "alten" fußballanhängern redete, bezog sich doch niemand auf traditionen aus der zeit vor 1945, erst seit diversen rück(?)-umbenennungen reden viele wieder von "wir" im zusammenhang mit diesem zeitraum.
    es war bekanntlich so, daß in der wendezeit auch im fußball ein damals weit verbreitetet fieber grassierte, nachdem alles aus der ddr plötzlich schlecht war - demenstprechend wollte nun schnell jeder seinen "ddr-namen" loswerden und begann im zuge dessen, nach vergessenen wurzeln (ob es tatsächlich welche waren, wage ich in vielen fällen zu bezweifeln) zu suchen. plötzlich entstanden längst vergessene vereinsnamen neu, alte titel wurden in vereinshistorien aufgenommen, die gründungsjahre der vereine um 40-50 jahre nach vorn verlegt - klar, eine uralte pseudo-tradition ließ sich damals besser verkaufen als eine tradition, die sich nur auf die zeit des verhaßten ddr-regimes beschränken ließ. der rest ist bekannt...

  • Ich habe die Wiederbelebung alter Vereinsnamen nach der Wende auch als ein Stück Wiedergutmachung für die sportpolitischen Verirrungen der Nachkriegszeit verstanden. Immerhin waren es ja die Kommunisten, die den verhaßten bürgerlichen Sportbetrieb samt und sonders zerschlagen haben, um auf seinen Trümmern ihren Pseudo-Arbeiter- und Bauernsport zu errichten. Während in der CSSR, Ungarn und sonstwo im Ostblock nach 1945 die meisten Vereine wie selbstverständlich ihre "bürgerlichen" Namen und Titelsammlungen weiterführten, mußte in der DDR alles mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden, was es nur irgend an nichtsozialistischer Vergangenheit gab. Wenn die alten Ehrentafeln überhaupt irgendwo aufgeführt wurden, dann doch eher als Exoten, die mit der DDR ungefähr soviel zu tun hatten wie die Liste der Pokalsieger von Timbuktu oder den Fidschiinseln. Kein Wunder, daß sich mit den Jahren kaum noch jemand an die alten Traditionen erinnerte - wer wollte sich schon als Revanchist und Konterrevolutionär entlarven!


    Daß dann nach 40 Jahren "sozialistischem Aufbau", sprich Zerschlagen und Totschweigen, viele "Rückbenennungen" ziemlich weit hergeholt und wenig überzeugend wirkten, ist leicht nachzuvollziehen. Und doch finde ich es schön, daß dadurch viele frühere Vereine, die einst ohne eigenes Verschulden vernichtet wurden, wenigstens dem Namen nach wieder existieren, und sich heute wieder Leute an den einstigen Erfolgen dieser Vereine erfreuen dürfen.

    Wie der Wind auch weht, wie die Dünung geht, unsre Kogge liegt gut in der See!

  • also wie es mit der traditon vor 1945 bei den vereinen aussah (wie es marcel/brb beschrieb) weiß ich nich.
    nach der wende nannten sich eben alle vereine um, weil die trägerbetriebe ausstiegen (obwohl ich von meinem verein sagen kann, dass man den alten nahmen ruhig hätte behalten können).
    wieso soll man denn da nich den namen annehmen, den man schonmal hatte ???
    z.b.: mein SV99:
    warum hätte wir uns nach der wende denn anders nennen sollen (FC, VfB, oder so). wir hießen schonmal SV 99- diesen namen konnten wir nicht behalten nach 1945. warum sollte man sich jetzt aber anders nennen ?? ich hätte einen anderen namen sinnlos gefunden.
    mit dem vereinsnamen wird eben auch geschichte und tradition des vereins verbunden. dazu gehört eben auch die damalige zeit als SV99.
    also finde ich diese namensgebung des jetzigen vereins korrekt. somit bezieht man sich auf den verein mit einer über 100-jährigen geschichte- das ist nichts falsches...

  • Die Umbenennungen nach der wende Anfang der 90er Jahre waren genauso gestrickt, wie die nach dem Krieg. Während damals mit der "bürgerlichen" Tradition des DFB, der zweifellos sehr tief in Nazi-Machenschaften verstrickt war (wer das nicht glaubt, beschäftige sich bitte erstmal damit, ehe er einseitig auf die bösen Kommunisten schimpft), gebrochen werden sollte, sollte nach der Wende alles, was an DDR erinnerte, vernichtet werden. Einige Klubs wie Rostock, Union, Erfurt, Magdeburg und Jena hatten unverfängliche systemkompatible Namen und behielten die, obwohl die "Traditionsnamen" andere waren: Union Oberschöneweide, Erfurter SC, Viktoria-Cricket Magdeburg, 1.SV Jena. Andere wie Dynamo Dresden standen stolz zu ihrer Tradition, widerstanden dem Druck zur Umbennennung und behielten den Namen oder besannen sich darauf zurück (BFC Dynamo). Die Umbenannten haben heute noch Schwierigkeiten mit den eigenen Fans, hört man z. Bsp. doch nicht selten das "Lok" statt VfB oder "Schämie" statt Sachsen.


    Das im gesamten Ostblock alle Mannschaften unter alten Namen weiterspielten, ist ein Märchen. Auch da gab es Dynamo (oder Dinamo) Mannschaften, Armeemannschaften (ZSKA, CSKA, SKA usw.) sowie Betriebsmannschaften (Torpedo, Torpedo-ZIL, Skoda usw.). ZSKA Rote Septemberfahne Sofia war bestimmt kein "bürgerlicher" Vereinsname. In Ungarn wurden zwar viele alte Namen beibehalten, die Strukturen jedoch nicht. Ungarn war das Vorbild für die Bildung der Sportclubs in der DDR in den 50ern.