Red Bull im Anmarsch auf Markranstädt und Leipzig
Leipzig. Zig Radiostationen, TV-Sender und Zeitungen wollten gestern von Holger Nussbaum nur das Eine: Auskunft über die sensationelle Eheanbahnung mit Red Bull, Hintergründe zum Stoff, aus dem die Träume von einer glorreichen Fußball-Zukunft sind. Nussbaum, Manager, Hauptsponsor und Vereinsmeier des SSV Markranstädt, sagte dieser Zeitung: „Wir verscherbeln hier nicht das Tafelsilber – im Gegenteil!“
Von GUIDO SCHÄFER
Die Nachricht vom wieder entflammten Interesse des Energy-Drink-Giganten am Standort Leipzig ist im fuß- ballerischen Elendsviertel d a s Thema! „Das ist die Chance für den Leipziger Fußball“, sagt Nussbaum. „Wir sind uns grundsätzlich mit Red Bull einig.“ Die Einigung sieht so aus: Der Oberligist löst die Abteilung Herren-Fußball (1., 2., 3. Mannschaft plus AH) aus dem Gesamtverein aus, der neue Klub firmiert fortan unter RB Leipzig (Rasenball e.V. Leipzig, bereits gegründet). Bis zum 31. Mai müssen die Unterlagen bezüglich der Ausgliederung und des Spielrechts beim Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) sein, die Zeit drängt also. Die Red-Bull-Nummer zur Wiederbelebung des todsterbenskranken Leipziger Fußballs genießt auch in Funktionärs-Kreisen oberste Priorität. Bei den diversen Vorgesprächen saßen Vertreter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), des NOFV und des sächsischen Verbandes mit am Tisch. Dabei wurden verbandsrechtliche Klippen genommen, Türen geöffnet. Beim ersten Flirt zwischen L.E. und RB anno 2006 hatte es nicht gefunkt. Damals machten die Fans des FC Sachsen gegen die Übernahme mobil, trübten Krawalle in Probstheida das Bild. Aktuell bekommt der legendäre Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz („Ein WM-Stadion ohne Bundesliga-Verein ist kein Zustand“) was er verdient: Eine bettfeine Partnerin.
Der renommierte Leipziger Jurist Andreas Stammkötter arbeitet in diesen Stunden das Vertragswerk zwischen dem SSV Markranstädt und den Österreichern aus, darf als professioneller Geheimnisträger nicht über Inhalte sprechen. SSV-Macher Nussbaum spricht von einer „win-win-situation“ für alle. „Wir verscherbeln hier nicht das Tafelsilber – im Gegenteil. Es geht hier um eine langfristige Kooperation, die dem Leipziger Fußball und dem SSV Markranstädt hilft.“
Klar ist: In der neuen Oberliga-Saison kickt RB Leipzig im schmucken Markranstädter Stadion am Bad, danach folgt der Umzug ins Zentralstadion, das dann Red-Bull-Stadion heißen wird. Stadion-Chef Michael Kölmel soll schon seit Wochen nur noch die Produkte der Österreicher trinken, handelseinig über den Verkauf der Namensrechte sein.
Klar ist auch, dass der neue Klub auf regionale Fußballer und Zugereiste bauen wird. Die Spieleragentur Stars & Friends arbeitet seit Jahren eng mit Red Bull Salzburg zusammen, ist federführend bei der Akquise guter Kicker. Agentur-Mitarbeiter Andreas Sadlo war bei den Gesprächen in Leipzig mit vor Ort, begleitete Red-Bull-Fußballchef Markus Egger. Die Ösis hatten auch die Fühler nach Eilenburg und Meuselwitz ausgestreckt. Der FC Eilenburg schoss sich mit dem nahezu perfekten Abstieg aus dem Rennen. Der ZFC Meuselwitz, als Regionalliga-Aspirant die reizvollste Variante, soll beim Thema Mitgift allerdings zu heftig zugelangt haben. Erst danach kam Nussbaums große Liebe, der SSV, ins Spiel.
Während ganz Leipzig selig träumt von Bundesliga, Bayern München, einem vollen Zentralstadion und tausenden von Arbeitsplätzen, sind OBM Burkhard Jung noch keine Flügel gewachsen. Nicht mal Flügelchen. „Eine dritte Kraft mit starker wirtschaftlicher Unterstützung ist eine neue interessante Chance für den Leipziger Fußball“, ließ Jung kurz angebunden mitteilen. Ein bisschen mehr Enthusiasmus bitte!
Übrigens: Die Cola des Brause-Giganten darf demnächst wohl wieder in alle deutschen Regale. Die Spurenelemente der Koka-Pflanze wurden zwar nachgewiesen, sind aber erst bei Konsum von 12 000 Litern am Tag gefährlich. So viel kriegt momentan nicht mal Herr Kölmel runter.
Quelle: LVZ vom 28.05.2009