SANGERHAUSEN/MZ. Der VfB Sangerhausen gewann am Sonnabend das Spitzenspiel der Fußball-Verbandsliga gegen den Tabellenführer VfL Halle mit 2:0 Toren. Der Sieg, die Klasse-Leistung und die Tatsache, dass sich die Sangerhäuser damit auf den zweiten Tabellenplatz verbesserten, geriet aber völlig in den Hintergrund.
Spieler und Fans hatten nur ein Thema, und zwar den wohl bevorstehenden Abschied von Trainer Bernd Nemetschek. "Das VfB-Präsidium hat mir am Freitagmittag mitgeteilt, dass mein bis zum 30. Juni kommenden Jahres laufender Vertrag nicht verlängert wird. Wenn ich eine Alternative habe, kann ich den Verein schon am 1. Januar verlassen, die Freigabe wird erteilt", so Bernd Nemetschek in einem Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung. Die Entscheidung darüber, ob er sofort geht, oder erst im Sommer, hat er für sich noch nicht getroffen. "Ich wollte Gewissheit haben, weil das für mich natürlich wichtig ist. Nun habe ich sie. Am Montag informiere ich das Präsidium", so Nemetschek.
Rolf Taubert (64), Präsident des VfB Sangerhausen, sieht das Ende von Bernd Nemetschek in der Rosenstadt dagegen noch nicht gekommen. "Derzeit kursieren hier Dinge, die so einfach nicht stimmen. Der Trainer macht gute Arbeit, das steht für uns fest. Fakt ist aber auch, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt seinen Vertrag einfach nicht um zwei Jahre verlängern können. Wir werden Gespräche führen und im Februar noch einmal neu beraten. Das Präsidium sucht jedenfalls nach Möglichkeiten, ihn zu behalten", so Taubert gegenüber der MZ. Er betonte zudem, dass die Entscheidung, den Vertrag vorerst nicht zu verlängern, eigentlich vor dem VfL-Spiel nicht der Mannschaft mitgeteilt werden sollte.
Apropos Mannschaft. Sie bekam die Neuigkeit unmittelbar vor der Partie vom Trainer selbst zu hören. Was sie davon hält, wenn der Meister-Trainer geht, zeigte die Elf in den 90 Minuten gegen den VfL Halle. Demonstrativ liefen alle Spieler nach jedem Tor sofort zum Trainer und feierten gemeinsam mit ihm. Kapitän Frank Schneider zur Situation: "Die Entscheidung ist niveaulos und nicht nachvollziehbar. Ich wüsste nicht, wer auch nur ansatzweise die Lücke schließen könnte, die der Trainer bei einem Abschied hinterlässt."
Ach ja, Fußball wurde auch gespielt. Und zwar, zumindest vom VfB, sehr guter. Angetrieben von einem Christian Fährmann, der wohl sein bisher bestes Spiel im VfB-Trikot machte, kämpften und spielten die Sangerhäuser hervorragend. Gekrönt wurde die Leistung von zwei Treffern, die Fährmann (37.) und Daniel Trautmann (59.) erzielten. Doch das interessierte am Sonnabend gegen 15 Uhr im Sangerhäuser Friesenstadion kaum noch jemanden.
Das Nachspiel nach dem Spiel folgte am Abend. Die Spieler der Verbandsliga-Mannschaft verweigerten komplett ihre Teilnahme an der Weihnachtsfeier des Vereins. Spätestens damit war klar, dass beim VfB Sangerhausen kurz vor dem Weihnachtsfest der Baum brennt. Ein friedliches Weihnachtsfest dürfte beim VfB dagegen im Jahr 2008 ein frommer Wunsch bleiben.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung