Es muss nicht immer ein 3:2 sein!
Unter der Woche, Mittwoch Abend, ging es zu Union. Kein unbedingt schöner Termin, aber aufgrund der Nähe durchaus machbar. Da verstärkte Sicherheitsmaßnahmen auf dem Programm standen, machten wir uns frühzeitig auf den Weg. Schließlich wollten wir pünktlich sein, wenn es Babelsberg nach 34 Jahren erneut versuchen würde, als Underdog Punkte an der alten Försterei zu entführen. Das mit der Pünktlichkeit klappte nicht ganz – Staus auf der Strasse, sowie parallel zur Wuhle verhinderten unser Eintreffen vor dem Anpfiff. Mit 10 Minuten Verspätung betraten wir die Alte Försterei und wie ich hörte, hatten wir schon einiges verpasst. Der Stadionsprecher bedankte sich beim RBB für die „zahlreich“ erschienenen Kamerateams – zu sehen war nämlich keines. Da man sich noch vor der Saison groß hinstellte – „Wir werden über Babelsberg, Union und Cottbus berichten und auf den Regionalligazug aufspringen!“ – ganze 1,5 Minuten kamen heraus. Danke RBB!
Babelsberg begann wie gegen Erfurt und erspielte sich Berichten zufolge in den ersten Minuten einige Chancen. Gute Stimmung unter den handgeschätzt 1111 Mitgereisten. Mein Diktiergerät war ja schon zu Beginn im Stadion, leider wurde es nicht benutzt… Unter meinen Augen war dann in Hälfte eins hauptsächlich ein Team am Drücker. Das war Union Berlin. Ecke Mattuschka, Benyamina köpft, Roggentin klärt. So, oder so ähnlich hörte es sich oft an in diesen Minuten. Defensivleistung und Spielaufbau unserer Equipe zu diesem Zeitpunkt mangelhaft. Entweder war der Respekt zu groß, oder die Beine vom Erfurtspiel zu schwer. Dass es letzteres nicht war, bewies Hälfte 2 – doch dazu zu gegebener Zeit mehr. Babelsberg agierte sehr unsicher, ein Fehlpass jagte den nächsten und Union igelte sich in unserer Hälfte ein. Gab es mal eine Chance für die Blau-Weissen, wie in der 29. Minute, Flanke Felsenberg, Kopf Ben-Hatira, war dies meist nicht zwingend. Im Gegenzug die Unioner dann anders. Ein völlig ungedeckter Patschinski wird, von Nulldreiern unbeachtet, sauber angespielt. Der einzige Abwehrspieler, Björn Laars, der zu dem Zeitpunkt halbwegs auf dem Posten war und noch eingreifen konnte, wurde von Patschinski schwindelig gespielt. Der Ex-Nulldreier legte sich den Ball von einem Fuß auf den anderen, während „Lässig-Laars“ leider keine gute Figur machte. Patschinski vollendete sauber – Roggentin chancenlos. Der Fehler ist hier auch nicht bei Björn Laars zu suchen, sonder viel früher – keine funktionierende Zuordnung, zu wenig Aggressivität in den Zweikämpfen, nachdem man die Unioner sowieso meist zu spät angriff. Auch nach dem Treffer die Eisernen weiter am Drücker. Kurz vor der Pause hatte Mattuschka noch die Chance zum 2:0 – Roggentin war quasi schon geschlagen, doch anstatt zu vollenden, spielte er auf Benyamina, der das Ding noch vertendelte. Es folgte eine 15-minütige Spielunterbrechung, bei der die Spieler das Spielfeld verlassen durften, um im Anschluss in die andere Richtung zu weiter zu spielen.
Auf Babelsberger Seite durften dann 2 Spieler nicht mehr mitmachen – für Felsenberg kam Frahn und Stiefel blieb für Jimmy in der Kabine. Neue Richtung, neues Glück, denn so konnte es nicht weitergehen. Hatten wir in den Spielen zuvor doch schon ganz anders aufspielende Nulldreier gesehen. Und es wurde besser.
Babelsberg war jetzt aufmerksamer, griff früher an. War Union zu Beginn der zweiten Hälfte immer noch gefälliger, so änderte sich das Bild langsam. Nulldrei kämpfte sich ran und Union schien sich aufs Kontern zu verlegen. Auch spielte man nun in Richtung des Babelsberger Fan-Blocks – vielleicht ein zusätzlicher Magnet. Jedenfalls war es mit der Unioner Überlegenheit ab der 60. Minute gänzlich vorbei. Babelsberg übernahm das Ruder und entwickelte zunehmend Druck aufs Tor der Weiß-Roten. Moritz mit einem Freistoßversuch, Frahn’s erster Torschuss, ein Zusammenspiel von Moritz, Ben-Hatira und Ahmetcik auf der linken Seite mit Volleyabschluss – die Luft der Eisernen wurde immer dünner. Ein Tor lag in der Luft, doch bisher wurde alles pariert. Spielerisch lief es nun auch besser. Ecken und Freistöße fast im Minutentakt, dennoch hieß das Ergebnis weiterhin 1:0 für Union. So auch, als der bis dato sehr stark kämpfende Ben-Hatira den Platz verließ. Für ihn kam der bisher in Punktspielen noch torlose Türkkan und orientierte sich auf die linke Angriffsseite. Türkkan fand zwar keine rechte Bindung zum Spiel, aber nachdem, was er in der 82. Minute dahinzauberte, war das egal. Freistehend angespielt, ähnlich wie Patschinski nicht angegriffen, kann er sich in 25 Metern Torentfernung die Ecke aussuchen, zieht mit seinem starken linken Fuß ab und? – TOOOOOOOOR!!! Der Herr Vizeherbstmeister sagte noch kurz vor dem Schuss: „Mach dich unsterblich!“ – er machte es!
Was ein geiles Ding – direkt in den Dreiangel – präziser ging es nicht. Auch Glinker war in dieser Situation chancenlos. Danach noch Chancen auf beiden Seiten . Mehr für die Guten, die beste aber für Union – Mattuschka hält in der 90. noch einmal wütend drauf, doch im Tor steht ja Roggentin – Klasse Parade! Dann war Schluss und Babelsbergs kämpferische Einstellung wurde belohnt. Ein Punkt an der Wuhle – auch wenn heute spielerisch, gerade in der ersten Hälfte, nicht all zu viel zusammen lief, war dies sicher eins der bisherigen Highlights der noch jungen Saison. Verdient war der Punkt aufgrund der 2. Hälfte allemal!
Feiernd ging’s nach Hause – endlich hatte der 34 Jahre andauernde „Keine-Punkte-an-der Alten-Försterei-Fluch“ ein Ende!
Babelsberg ist bei den bis gestern gezeigten Leistungen gut im Rennen, am Sonntag wartet mit Rot-Weiß-Essen der nächste schwere Traditionsklub, deren 16. Tabellenplatz auf eine Truppe hindeutet, die Wiedergutmachung zu betreiben hat.
Aber unseren Nulldreiern muss bei richtiger Einstellung vor keinem Gegner Bange werden – auf geht’s ihr Blauen!
1. FC Union Berlin: Glinker; Bemben, Schulz, Ruprecht, Gebhardt; Spork; Mattuschka, Younga Mouhani (71. Göhlert), Zschiesche (87. Streit); Benyamina, Patschinski (78. Martins)
SV Babelsberg 03: Roggentin; Lukac, Laars, Jonelat, Rudolph; Felsenberg (46. Frahn), Stiefel (46. Hartwig), Moritz, Ahmetcik; Ben-Hatira (70. Türkkan), Biran
Tore: 1:0 Patschinski (30.), 1:1 Türkkan (82.)
Gelbe Karten: Schulz, Benyamina - Moritz, Biran, Türkkan
Schiedsrichter: Thomas Frank (Hannover)
Zuschauer: 8.967 (ca. 1111)
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