Erlebnisse aus der Südsee (Westsamoa)

  • Folgender Bericht ist NICHT von mir, sondern vom Chemnitzer Kollegen CatenaCCio. Zeitpunkt ist irgendwann im letzten Jahr:



    Nach gut vier Stunden Flug über den Südpazifik setzte die Maschine pünktlich 5.30 Uhr auf der Landebahn auf. Beim Aussteigen drückte die schwüle Luft auf die Lungen, es roch verwunderlich und sofort setzte sich Schweiß auf der Stirn fest. Im Flughafengebäude erhielt ich den außergewöhnlichen Stempel im Reisepass und konnte alsbald in den Minibus zum Hotel steigen. Es war noch dunkel.
    Der Tag erwachte erst ganz langsam, doch die Menschen waren schon hellwach. Sie warteten am Straßenrand auf den Bus zur Arbeit. Schulkinder in Uniform standen einer Menschentraube gleich an der Bushaltestelle, welche wohl nur von den Einheimischen als solche ausgemacht werden konnte. Für mich war es der fünfte Strauch links von der gelben Fale. Durch die weit geöffneten Fenster des Busses strömte die auch zu dieser Uhrzeit schon heiße, schwüle und wohl durch den überall verbrannten Müll rauchgeschwängerte Luft in meine Lungen.
    Am ersten Tag erkundete ich die Hauptstadt Apia. Nur der versprochene Strand war nirgends zu sehen. Anstelle dessen der Hafen mit der Fähre, die zweimal wöchentlich nach Pago Pago übersetzt. Und ein Containerschiff. Streunende Hunde, staubige Straßen und die erbarmungslose Sonne ließen mich nach Abkühlung sehnen. Doch es wurde bald klar, diese wird es hier kaum geben.


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    Am nächsten Tag stieg ich nach dem Frühstück in ein Taxi, welches mich mit wummernden Bässen Richtung Tuanaimoto brachte. Dort setzte sich ein hochmodernes Gebäude eindrucksvoll aus der sonst nur von Palmen und Bergen gesäumten Umgebung ab. Mit finanzieller Hilfe der Chinesen wurde hier ein riesiger Sportkomplex aus dem Boden gestampft, der Westsamoa zu einem der führenden Sportnationen des Südpazifiks machen soll.


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    Ich wollte aber nur zum Fußball. Für vier Tala (etwa 1 Euro) gab es Eintritt zum "Toleafoa JS Blatter Complex Tuanaimoto". Dieser Ground ist in der Tat nach dem rundbauchigen FIFA-Präsidenten benannt, da er vor 4 Jahren das Geldsäckel öffnete und ein paar Penunzen für den Bau des Platzes locker machte. Zur Einweihung schaffte er es irgendwie sogar wirklich, persönlich sein Hinterteil nach Samoa zu karren, was ihm zwar den Stammesehrentitel "Toleafoa", nicht aber die Sympathien der denkenden Bevölkerung auf der Insel einbrachte. Aber zurück zum Wesentlichen: Die ersten Mannschaften spielten schon, denn, so versicherte mir Tilomai, Generalsekretärin des Samoanischen Fußballverbandes, es gibt im ganzen Land nur einen einzigen Fußballplatz (+Nebenplatz), auf dem halt alle Teams an jedem Samstag hintereinander spielen dürfen. Also geht es früh um 9 los und endet mit Sonnenuntergang gegen 17.30 Uhr. Sonntags ist im Übrigen jeglicher Sport untersagt - genauso wie das Baden im türkisfarbenen Meereswasser - da der Sonntag voll und ganz im Zeichen des Kirchgangs (99,8 % der Samoaner sind Christen) steht. Nun gut.
    Bei meinem Ankommen an der aus losen Holzbrettern liebevoll zusammengezimmerten Tribüne staunten die ca. 200 Zuschauer – wie sich herausstellen sollte alles Spieler der nachfolgenden Mannschaften – nicht schlecht: einen Europäer hatten sie hier als Zaungast beim Fußball scheinbar noch nie gesehen und ein junger freundlicher Spieler machte mir gleich das Angebot, ich könne heute für sein Team spielen, was ich aber freundlich ablehnte. Unverkennbar war jedoch, dass die jungen Leute schon mit dem ersten Anstoß ihren Spaß hatten. Jeder noch so kleine Fehler der Kollegen auf dem Rasen sorgte für unglaubliche Belustigung auf den Rängen. Vor allem die Torhüter hatten es nicht leicht und wurden nur allzu gern mit Häme und Spott bedacht. Sogar die zwei Polizisten und der Kameramann ließen sich von der Atmosphäre anstecken und konnten ihre Schadenfreude nur unschwer verbergen.
    Das Spiel nach der Begegnung der beiden Topteams, Kiwi gegen Konica, bleibt unvergesslich, da das eine Team aus Apia mit 11 Spielern nebst 5 Auswechslern angereist war, der Gegner in blau aber nur 6 Akteure aufs Feld brachte. Minutenlanges Warten bis, ja bis der 7. Spieler des blauen Teams den Rasen betrat. Just in diesem Moment wurde angepfiffen. Bis zur Halbzeit, die von einem "Offiziellen" auf der Tribüne mit einem Sirenengeräusch aus einem Megafon eingeläutet wurde, schaffte es das Team in blau, noch 9 Akteure zusammenzubekommen und nur 0:1 hinten zu liegen. In HZ 2 wurden sie aber gnadenlos überrollt.
    Das Prädikat "sportlich wertvoll" verdiente sich auch das Spiel zweier B-Mannschaften auf dem Nebenplatz, zu dem ich mich auch einmal rumgedreht hatte. Bei beiden Teams gab es doch einige Spieler, die barfuss dem runden Leder nachjagten. Bemerkenswert war dabei besonders, dass die barfüßigen Spieler keinem Zweikampf aus dem Weg gingen, selbst wenn der Gegenspieler mit Stollenschuhen bestückt angegrätscht kam. Mein Respekt gilt auch dem Torhüter, der barfuss mit einem Abschlag fast einen Treffer erzielen konnte.


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    Nach fünf Stunden grandiosen Sportes im Fußballkomplex bei leckerer Brause und Nüssen vom Stadionkiosk arrangierte mir der Verband ein Taxi für den Weg zurück zum Hotel.
    Die folgenden Tage im Südseestaat galten dem Baumeln lassen der Seele. Was an den teilweise traumhaften Stränden auch gut gelang.


    Und dank des einen Regentages, an dem es 24 Stunden ununterbrochen wie aus Kübeln gegossen hat, war zudem noch ein Besuch im samoanischen Nationalmuseum in Apia drin. Dieses besteht zwar nur aus 4 Räumen, ist aber dennoch äußerst empfehlenswert, bietet es sehr gute Eindrücke der Kultur der pazifischen Inseln und auch in die Geschichte des Landes (Samoa war einst auch deutsche Kolonie, was auch heute noch an vielen Nachnamen der Bevölkerung zu erkennen ist).
    Auch die Pizzeria neben der Bar an der Hauptstraße ist lohnenswert und bedeutend besser als das große M um die Ecke, gibt es doch wagenradgroße Pizzen äußerst leckeren Geschmacks. Jedoch ist es unmöglich, eine solche auf einmal zu verspeisen, weshalb auch in der fernen Südsee das Einpacken der Reste üblich ist. Der freundliche Kellner kam mit seiner Pappschachtel an, öffnete diese am Nebentisch und schaute, mir erging es ähnlich, dann doch ein wenig verwundert, als aus dem Karton der Stachel eines kleinen hellen Skorpions in Drohgebärde gen Kellner schaute. Aber gut. Der gute Mann verschwand in Seelenruhe und holte mir eine neue Pizzaschachtel und entließ mich guten Gewissens und freundlich in die verregnete Nacht.


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    - CatenaCCio -