Tach! Icke mal wieder! Und zwar diesmal aus dem am 11.11. dennoch sehr beschaulichen und verregneten Wuppertal. Bzw. ich möchte nicht lügen, zumindest nicht über Gebühr, ich bin inzwischen wieder in Köln angelangt, wo man kurz gedachte, angesichts der dramatisch-kehligen und live im TV übertragenen und mit relativ unappetitlichen klinischenb Einzelheiten unterlegten Absage des Heisbringers Christoph Daum an den EFFCEE den Karneval abzusagen, sich dann aber doch nicht dazu durchringen konnte. Wie dem auch sei, nach letzens vernichtender Kritik wird es heute auch noch ein paar Worte zum "Drumherum" geben. Das mich zwar nicht interessiert, aber als Kommerznutte muss man sich halt unter die hellste Laterne stellen, wa?
Das Spiel
Union pfeift auf dem letzten Loch. Das ist zum einen natürlich an den Resultaten zu sehen, in den Zonenwochen wurde doch die Messlatte eher vergraben denn hoch gelegt, so dass man mit nicht allzubreiter Brust nach 4 Niederlagen in Folge in Wuppertal ankam. Die Liste der relevanten Ausfälle liest sich inzwischen doch recht ansehnlich, zum Teil wegen Sperren (Patschinski, Streit), der Rest wegen Verletzungen (Teixeira, Mattuschka, Wunderlich), so dass eine regelrechte Notelf zusammengezimmert werden musste. Coach S. offenbarte endlich einmal Humor und besetzte die linke Seite mit den (zumindest für Wuppertaler Anhang...) Unterhaltung versprechenden Ruprecht und Kaiser, der neu mit der 10 auflaufende Linksfuss Biermann hingegen durfte rechts ran. Der Mainzer Lieblingstrainer der Nation nannte das heute von Union praktizierte System einmal "Weihnachtsbaum". Und, wo steht Mainz heute? Zur Zeit des Schreibens am Tabellenende.
Die ersten Minuten sahen eine ausgeglichen schlechte Partie, in der sowohl Wuppertal als auch der schönste FCU der Welt jeweils einmal halbwegs gefährlich vor das Tor kamen. Und wenn man so lange mitgehalten hat, wird es natürlich Zeit für einen sog. individuellen Fehler. Nach einer der insgesamt handgestoppten 12 Ecken des WSV liess Glinker den Ball auf den Fuss eines Wuppertaler Stürmers fallen, ist nicht originell, aber wirksam: 1:0. Wuppertal wurde im Anschluss daran stärker und kam nach einem wieder einmal unglaublichen Fehler von Steven R. mit dem Pausenpfiff zum 2:0. Nach dem 1:0 hätte man noch hadern können, aber zur HZ war dieser Zwischenstand verdient.
In der zweiten Hälfte wurde Union dann etwas stärker, wobei die nur durch die letzte "Erfolgsserie" zu erklärenden Anfängerfehler in Ballannahme -abgabe und überhaupt jedwedes konstruktives Spiel nach vorne eigentlich unmöglich machten. Im Gegensatz zur Abwehr, die heute mal wieder eine durchschnittliche Grösse von 1,95 hatte, stand vorne mit Karim Benyamina nur ein Stürmer, der eher Neuville denn Jancker gleicht. Und dennoch bestand der überwiegende Teil der Unioner Angriffsbemühungen darin, den Ball über 50 oder mehr Meter nach vorne zu dreschen. Klar, dass da nicht viel bei rumkam. Einen der wenigen Stellungsfehler der Wuppertaler nutzte Benyamina dann auch und entwischte seinem Bewacher, der reichlich beleidigt reagierte. Den fälligen Elfmeter verwandelte Bönig sicher. Auch wenn die durch den Anschlusstreffer etwas animierteren Gäste nun mit ihren überaus begrenzten Mitteln auf den Ausgleich drängten, blieb es beim für Wuppertal verdienten 2:1 nach einem grausig-schlechten Spiel. (Anders als zB am Mittwoch...)
Wenn ich richtig mitgerechnet habe, sind im nächsten Spiel Patschinski (schäm dich!) und Streit wieder einsatzbereit, auch wenn ich Patsche sportlich nicht überbewerten würde, ist ein zweiter gelernter Stürmer auf dem Platz vielleicht das, was uns im Moment fehlt, dafür haben wir Steven Ruprechts und Frank Kaisers im Überfluss. Im Moment können wir anscheinend nicht einmal mehr Spiele positiv gestalten, in denen kein falscher/lächerlicher/fragwürdiger Elfmeter gegen uns verhängt wird....es ist einfach nur zum Heulen.
Das Nichtspiel
Da ich selbstverständlich mit dem Hubschrauber reise, kann ich über bizarre Begegnungen mit Mitreisenden oder Bahnpolizisten nichts zum besten geben, tut mir leid. Kollege Rot-Weiss ist da der geeignete Ansprechpartner.
Und auch sonst (ich arbeite jetzt mal widerwillig die Liste ab ;)): kaum Polizei, keine Klatschparade, keine Schalparade, keine Bengalos, keine Mische (ich hatte mich mal im Griff!), schlechter Support (dafür wahlweise Alt oder Pils) und eine Stadionmusik und insbesondere ein paar Vereinshymnen, die mE den Straftatbestand der Körperverletzung vollends erfüllen. WSV olé, olé, SV-W. Da möchte man doch glatt in die Wupper springen und hoffen, dass die Schwebebahn gleich hinterher kommt.
So, nu aber zum wesentlichen. Das Stadion am Zoo könnte man nach den heutigen Erlebnissen gerne in Zoo im Stadion o.ä. umbenennen. Man ist ja Kummer gewohnt, kennt die Nörgelhaupttribüne des alten Wedaustadions, das von Ahnung unbelastete Publikum in Bremen, die gestern erlebten Werner-Hansch-Imitatoren von Preussen Münster, die P.C.-Kolonne von Hertha oder diverse Auswärtsblöcke mit Union. Aber das Tribünenpublikum in Wuppertal* kann sich durchaus Hoffnung auf den Titel ahnungsloseste Pöbelkrampen (Ausdruck vom Schreiberling selbst verharmlost) des Universums machen. Man möge mir nachsehen, dass ich hier so feingeistig und differenziert urteile :cool:, ich bin eigentlich ein ganz netter. Herrje, soviel Dummheit auf einen Haufen habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Nicht nur, dass im Spielgeschehen jede (!) Aktion falsch und/oder unangebracht kommentiert wurde, auch jede Fussballphrase wurde (und dazu grösstenteils völlig falsch) geblökt und ein Provokationsniveau offenbahrt, das seinesgleichen sucht. Wenn man an der Wupper so auf Hohenschönhausener Fussballspielgemeinschaften steht, wäre ein Aufbau der Mauer zudem hinderlich, aber egal. Der einzige brauchbare Spruch auf der Tribüne war zum Kollegen Kaiser: das einzige, was der kann, ist sich zu verletzen. Und der kam nicht mal von einem Wuppertaler. Ich werde jetzt tief betrübt eine Feldstudie des Eheanbahnungsinstituts Karneval in Kölle vornehmen und gebe zurück nach Berlin.
Eisern Union!
......................................Glinker 4
Göhlert 4............Stuff 3,5............Schulz 3,5............Ruprecht 5,5
.......Biermann 4...............Bönig 3,5...............Kaiser 5
..................Spork 4,5....................Zschiesche 4,5
...................................Benyamina 5
Tore : 1:0 Kohlhaas (19.), 2:0 Jerat (45.), 2:1 Bönig (58./FE)
Wechsel: Rogoli für Kaiser (70.), Bergner für Zschiesche (78.)
3.041 zZ (etwa 200 bedauernswerte Eiserne, denn der Gästeblock liegt kurz vor Düsseldorf)
* bzw. natürlich nur der Ausschnitt, den ich erleben durfte. Soviel Objektivität muss auch bei Arschlöchern sein. Vielleicht ist der Rest ja noch viel schlimmer. Nur Spass!