Nun war er also da, der langbefürchtete Tag der Beerdigung des Greifswalder Fußballs. Zur Einleitung das Vorwort aus dem fangestalteten Programm, das eigentlich alles aussagt:
Ein letztes Mal: Sport frei liebe Sportsfreunde !
Nun ist es also da, das allerletzte Spiel unter dem traditionsreichen Namen Greifswalder SC. Unsere Mannschaft läuft im nächsten Jahr unter dem Namen ESV/Empor auf. Ich wünsche ihnen dabei viel Erfolg! Und was kommt danach?
Das Kunstprodukt (Großverein wozu?) aus ESV/ Empor & SSV Grün Schwarz wird niemals den Platz in meinem Herzen einnehmen können, den der GSC bis jetzt besetzt hielt. Es bleibt eine Leere in mir zurück, Trauer (wohl dem, der gute Freunde (bzw. eine Freundin) in dieser Zeit an seiner Seite weiß, wie ich), aber auch Erinnerung an viele schöne Jahre, tolle Spiele, gute Freunde; viele Städte, Menschen, Vereine kennengelernt zu haben….
Ich gucke nun seit etwa 18 Jahren KKW/ GSC- Spiele, fahre seit 10 Jahren auswärts (meist etwa 15 im Jahr). Dieser Club ist ein wichtiger Teil meines Lebens, ich war für ihn und er war für mich da. Wir erlebten gemeinsam Fußballfeste, peinliche Pleiten, normale Niederlagen, leider nie einen Aufstieg der Ersten dafür sogar je 2 Aufstiege der ZWEITEN und der A- Jugend bis hin zur Insolvenz, trostloser Verbandsliga und Auflösung aktiv mit. Wir feierten Partys und Siege mit unseren dankbaren, zu Kumpels gewordenen Spielern, unsere kleine Fanszene hielt sich, zeitweise als einzige in der Liga, durch die grauen Jahre in der Oberliga überhaupt am Leben. Über Internet, viele Freunde deutschlandweit und unser kleines Fanzine „GREIF ZU!“ machten wir unseren Club über die Grenzen MV’s hinweg bekannt, obwohl der GSC doch wohl eher eine graue Maus unter den Fußballvereinen war.
Alles das endet heute, denn echte Fans wie wir können nicht einfach so den Schritt zu einem völlig anderen Verein – Stadtrivalität hin und her - mitgehen! Das ist nun mal so und unsere Entscheidung ist nicht rückgängig zu machen.
Aber es bleibt: UND NIEMALS VERGESSEN - WIR WAR’N DIE GUTEN!
Zum Intro zollten wir den Vorgängervereinen und allen ehemaligen Spielern unseren gebührenden Respekt, indem die Wappen und ein großes Spruchband „DANKE ALL IHR ROTHOSEN“ entfalteten. Eigentlich sollte es auch entsprechenden Support geben (auf Vorschlag von Fradi in der Vergangenheitsform dargeboten), aber bis auf wenige Sachen „Came on you Reds“, „Nie deutscher Meister……Wir waren Vizegauligameister…..Wir waren Pommernpokalsieger …..Wir waren Landesklassemecklenburggewinner“, „Ich träumte von Oberliga Nord, die Augen tränten, wir gingen fort…..“ wurde heute nichts Akustisches gebracht. Wir waren einfach nicht in der Stimmung, auch noch für Unterhaltung auf und um den Platz zu sorgen. Außerdem lief zuviel Volk (betrunkener Makamob, Pyrojunkies bzw. Möchtegernultras, ESVer) herum, die wenig bis gar nichts mit dem GSC am Hut haben.
Bei einem solchen traurigen Anlass geht man in sich oder steht mit Freunden da, genießt die letzten Augenblicke, überlegt, was ohne GSC sein wird, aber Singen, Anfeuern, Siege feiern, Tore bejubeln, Gegner vollpöbeln, Spaß haben - Das ist und war nicht drin!
Immerhin spielte die Mannschaft auf Sieg, führte, glaube ich jedenfalls (ich hatte kein Auge fürs Spiel übrig) zur Halbzeit 2:0. Die Polzer kamen auf 2:2 heran, wurden in den letzten Minuten aber noch mit 5:2 abgeschossen (laut Europapokalmodus sind wir weiter, aber wer spielt an unserer Stelle?). Dabei brachte es R. Krüger auf Treffer 49, 50 und sogar M. Töllner (Member der GSC- Elf des Jahrhunderts) schoss ein Tor- das Zehnte in seiner GSC- Karriere.
Aber wie gesagt, das Spiel verfolgten wir nicht, aber immerhin über 250! Zuschauer.
Unser Abschiedsinferno, bestehend aus 6 Kilo schwarzen Rauch und der Tapete „HEUT’ IST EIN GUTER TAG ZUM STERBEN!“ zum Anfang der 2. Halbzeit war weitaus wichtiger, danach war nur noch Totentanz angesagt, jeder für sich oder zusammen nahm Abschied von diesem Teil unseres Lebens. Einzelaktionen wie Nacktpogo mit Bengalo auf dem Platz, gelaufene Stadionrunden mit „ESV? NEIN DANKE!“- Fahne und Fanfahnenverbrennung weckten einen kurzzeitig aus der Lethargie und dann war irgendwann Schluss. Gesichter zur Faust geballt oder in Stein erstarrt, Tränen, Trauer, Fassungslosigkeit machte sich breit.
Die, die richtig GSC- Fans waren, mussten sich auf Rasen, Laufbahn oder Stufen setzen, die anderen gingen auf Trikotjagd oder ihres Weges. Erst über eine Stunde später machten sich die letzten Treuen (hoffentlich bleiben wir über das GSC- Aus hinweg Freunde) auf den Heimweg oder zum Bierzelt (jeder verarbeitet Trauer anders).
Macht’s gut Freunde, man sieht sich in den Stadien der Bundesrepublik oder bei Partys, um mit Photos und Stories über die schönen Jahre mit dem Greifswalder Sportclub zu schwelgen. Und alle anderen mögen uns bitte in guter Erinnerung behalten, Euer HGW-Gregor
Hast Du wirklich dran geglaubt, daß die Zeit nicht weiter geht?
Hast Du wirklich dran geglaubt, daß sich alles um Dich dreht?
Es war nicht alles Gold, was glänzte und doch – es war schön!
Es war nicht alles Gold, was glänzte – Du denkst an die Zeit, die nie vergeht.
Ich erinnere mich gern an diese Zeit! An die Zeit, die man nie vergisst.
Doch ich muß mein Leben leben, meinen Weg alleine gehn’
Machs gut, mein GSC – Auf Wiedersehn’ ! (Erinnerungen – Böse Onkelz)